Unser Dorf

 

Meineringhausen

 

 

 

 

Das Dorf Meineringhausen

und seine Entwicklung ab dem Jahr 1940

aus der Sicht von Wilhelm Schäfer

 

 

 

September 2012

 

 

 

 

 

 

Unser Dorf

 

Wie stellte sich das Dorf ab dem Jahr 1940 dar?

 

Das soll in den folgenden Zeilen schriftlich festgehalten werden, soweit das im Jahr 2011 möglich ist.

 

Es gab noch keine Straßennamen, Hausnummern wurden fortlaufend vergeben.

 

Das Dorf bestand aus dem Oberdorf, dem Unterdorf, weiterhin gab es eine Bebauung an der Hauptstraße (Sachsenhäuser Straße) und in der Bahnhofstraße (Walmestraße) Im Bereich Ober-und Unterdorf hat sich wenig geändert, weil die Bebauung hier schon recht dicht war. Viele Häuser wurden im Lauf der Jahre modernisiert, einige wurden wegen Baufälligkeit abgerissen. Neubauten entstanden nur wenige in diesem Bereich.

 

Die durchs Dorf führende Bundesstraße wurde als Hauptstraße bezeichnet.

 

Diese Straße war von der Walmebrücke bei Schuhmacher Müller (Schosters) bis zum Haus von Georg Vagiener gepflastert. Im Winter war das Pflaster sehr glatt. Ab dem Haus von Chr. Graß und Georg Vagiener auf der anderen Seite waren in Richtung Korbach offene Gräben neben der Straße.

 

Die Walme floss offen durch das Dorf, die Anlieger der Walme waren oft von Hochwasser betroffen. Die Walmebrücke bei Seifarts fasste bei der Schneeschmelze oder bei Wolkenbrüchen das Wasser nicht.

 

Alle Dorfstraßen waren nicht asphaltiert, bei Regen standen riesige Pfützen auf den Wegen. Die Feldwege waren zum großen Teil Graswege, nur die Hauptausfallwege waren geschottert. Das genügte zu dieser Zeit auch vollkommen, denn zur Feldarbeit wurden fast nur Kühe und Pferde eingesetzt.

 

 

 

An der Hauptstraße aus Richtung Sachsenhausen war zunächst beidseitig der Straße der Gutshof, der in dieser Zeit von den Gebäuden her noch einigermaßen in Schuss war. Links in Richtung Korbach befinden sich zunächst das zum Gutshof gehörende Polenhaus, dann eine Scheune, das Guts-Wohnhaus und die ehemaligen Kuh- und Pferdeställe. Weiter folgten links die Gebäuden von Fritz Schäfer (Schmied), Karl Rüsel, Schuhmacher Chr. Müller, Schneider Heinrich Scherf, Julius Knoche, Heinrich Rohde (Engelmanns), Heinrich Degenhof, Walter Wilhelm, Georg Vagiener, Wilhelm Schäfer, Fritz Schären, Friedrich Bangert (Schnautzes), Scheune von Karl Rohde (Krummeln) und Karl Hamel. Zwischen den Häusern von Georg Vagiener und Wilhelm Schäfer wurde gegen Ende des 2. Weltkrieges ein Behelfsheim errichtet. Die Gemeinden waren aufgefordert, mit den wenigen verfügbaren Mitteln solche Häuser zu bauen, um Flüchtlingen eine Unterkunft zu bieten. Die Wände dieser Häuser bestanden beidseitig aus Heraklith, dazwischen wurde Glaswolle eingebracht. In Meineringhausen wurde ein solches Haus in Angriff genommen, als jedoch der letzte verfügbare Maurer im Ort, August Hochbein, zum Militärdienst gerufen wurde, endete die Bauausführung. Erst nach Kriegsende hat man den Bau fertig gestellt. Architekt Bangert erwarb das Haus und verkaufte es später an Fritz Kesting. Beim Bau des Möbelkreises wurde das Haus abgerissen. In Richtung Korbach endete die Bebauung mit Höfen von Karl Hamel links und Wilhelm Meyer rechts. Diese Häuser standen schon weit entfernt vom Dorfkern.

 

Auf der linken Seite in Richtung Korbach war zwischen den Häusern von Friedrich Bangert (Schnautzes) und Karl Hamel eine große Lücke, die dann mit den Aussiedlerhöfen von Karl Rohde und Wilhelm Freund ausgefüllt wurde. Später kam die Werkstatt von Steinmetz Winter, jetzt Autohaus Wehowski dazu.

 

Rechte Seite der Hauptstraße aus Richtung Sachsenhausen: Schweinestall des Gutshofes mit der Wohnung des Schweinemeisters, Garagen und die hofeigene Schmiede. Weiter Kaufmann Hermann Jäger, Heinrich Eisenberg, (Runten) Landwirt Friedrich Vallbracht, (Käkannes) Schmied Karl Schäfer (Schmeddes), Schule, Gasthaus Kalhöfer, Schreiner Heinrich Vallbracht, (Beckerschmedds), Chr. Graß, Walter Schwalenstöcker, Karl Becker, Heinrich Österling, Schreiner Fritz Höhne (früher Graß), Heinrich Bracht III, (Schüremmes) Heinrich Graß, Karl Schäfer, Heinrich Becker, Wilhelm Meyer.

 

Die rechts in Richtung Korbach stehenden Häuser von Fritz Elfeber, Friedrich Bangert (Brocken), Heinrich Bracht wurden erst viel später gebaut. Noch später kam die Tankstelle von Herrn Mörchen dazu. In der heutigen Walmestraße, früher landläufig Bahnhofstraße, standen von der Walmebrücke her rechts folgende Häuser: Stellmacher Hankel, Sägewerk Lückel, Ludwig Geldmacher, Karl Schwalenstöcker.

 

Linke Seite: Karl Lückel, Willi Bracht, Gärtnerei Krummel, Wilhelm Müller, (Strieker) Reinhard Wittmer, Wilhelm Jungermann, Heinrich Jungermann, August Hochbein, Bahnhaus bewohnt von Georg Sauerland.

 

Heutige Hainstraße: von der Bundesstraße links, Willi Sölzer (Bracht), Friedrich Göbel, August Reis. Rechts keine Häuser.

 

Heutige Jahnstraße: von Bahnhofstraße links, Pfarrer Krummel, Dachdecker Kesting, Ludwig Schäfer, rechts keine Häuser.

 

Heutige Forststraße, von der Hauptstraße her: Forsthaus, Christian Köhler,

 

rechts keine Häuser.

 

Die Ortsstraßen Lärchenweg, Feldgarten, Fliederweg gab es noch nicht.

 

Das Gelände zwischen Hauptstraße und der heutigen Jahnstraße war von Christian Köhler bis Wilhelm Müller überwiegend Grünland und wurde landwirtschaftlich genutzt.

 

Auch das Gelände von den heutigen Straßen „Am Reckerberg“, Baumgarten, Im Stöcker, Brunnenweg, Zur Appelallee, Obernburger Weg war nicht bebaut und wurde landwirtschaftlich genutzt.

 

 

 

Zu erwähnen ist noch die Lehmkuhle, die sich dort befand, wo jetzt die Gebäude des Möbelkreises stehen. Die gesamte Fläche des Möbelkreises war Ackerland, welches in sehr kleinen Parzellen verpachtet war. Zum Gebäude von Wilhelm Schäfer hin befand sich die Lehmkuhle, wo man bei Bedarf Lehm holen konnte. Lehm wurde in früheren Jahren beim Hausbau in den Decken und Wänden verarbeitet. Auf den Grundstücken von Wilhelm Schäfer und Fritz Schären soll sich nach mündlichen Überlieferungen früher eine Ziegelei befunden haben. Die Produktion wurde aber eingestellt, weil der hier vorhandene Lehm nicht besonders gut für die Ziegelherstellung (Backsteine) geeignet war.

 

Im Jahr 1953 wurde auf dem Gelände zwischen Wilhelm Schäfer und der Lehmkuhle vom Schützenverein ein Kleinkaliber-Schießstand errichtet, der aber 1960 aufgegeben wurde, weil die Sicherheitsbestimmungen zu hoch und nicht bezahlbar waren. Von 1962 bis 1999 war dann im Schützenhaus eine Gemeinschaftsgefrieranlage untergebracht.

 

 

 

Unser Dorf Meineringhausen war von der Landwirtschaft geprägt. Deshalb zunächst eine Zusammenfassung über das Leben in und mit der Landwirtschaft. Es gab einige wenige Betriebe mit einer Nutzfläche von 20 ha oder mehr. Zu dieser Zeit ging man davon aus, dass 10 ha eine Ackernahrung sei. Das heißt, durch der Ertrag von 10 ha konnte eine Landwirtsfamilie ihren Unterhalt bestreiten mir allem, was dazu gehört. In der Mehrzahl waren die landwirtschaftlichen Betriebe mit deutlich unter 10 ha Nutzfläche. Diese Leute waren auf einen Nebenverdienst angewiesen. Möglichkeiten gab es genug, allerdings weniger in Meineringhausen selbst. Viele Leute haben in Korbach Arbeit gefunden, vor allem bei der Conti, aber auch bei anderen Firmen innerhalb von Korbach. Die in der Landwirtschaft erforderlichen Arbeiten wurden von den Nebenerwerbs-Landwirten nach Feierabend und am Wochenende erledigt. Zur Arbeitsstelle fuhr man mit dem Fahrrad, einem Kleinkraftrad oder mit der Bahn. Die Fahrtakte der Bahn waren so ausgelegt, dass jeder zur rechten Zeit zur Arbeitsstelle kam, auch den Bedürfnissen der Schüler, die weiterführende Schulen in Korbach besuchten, wurde die Bahn gerecht.

 

Im Ort selbst wurden von der Gemeinde Arbeiten im Stundenlohn vergeben, wie zum Beispiel Gräben aufmachen oder ähnliches. Von allen Hausbesitzern mussten aber auch Hand- und Spanndienste geleistet werden. Nach gesetzlichen Vorgaben waren von Landwirte Spanndienste mit Pferde- oder Kuhgespannen und Wagen zu leisten, andere Personen wurden zu Handdiensten herangezogen, Einsatzgebiet war meistens die Instandhaltung von Feldwegen. Eine Bezahlung erfolgte nicht. In den 1960er Jahren hat man die Hand- und Spanndienste abgeschafft.

 

 

 

Hatte die damals selbstständige Gemeinde Meineringhausen wichtige Nachrichten zu verkünden, dann ging der von der Gemeinde angestellte Ortsdiener mit der Schelle durchs Dorf. An bestimmten Stellen machte er mit der Schelle auf sich aufmerksam und verlas dann lautstark die vom Bürgermeister verfassten Nachrichten.

 

 

 

Um die Milch und Butterversorgung sicherzustellen, gab es in fast jedem Haus mindestens eine Kuh oder mehrere Ziegen. Jede, auch die kleinste Fläche wurde landwirtschaftlich genutzt. Selbst das Gras an Wegrändern und Gräben wurde gemäht und verfüttert. Doch konnte man das Gras nicht einfach abmähen, es wurde von der Gemeinde meistbietend öffentlich verpachtet.

 

Nun einige Bemerkungen zu den Arbeitsabläufen in den landwirtschaftlichen Betrieben.

 

Man musste morgens früh aufstehen, das war abhängig davon, wann der Milchwagen kam. Die Milch wurde täglich abgeholt. Die Arbeit begann morgens mit dem Melken der Kühe. Natürlich erfolgte das Melken von Hand. Melkmaschinen kamen erst viel später zum Einsatz. Die Arbeit im Kuhstall, Schweinestall und Pferdestall ging weiter mit Füttern, Misten und neu Einstreuen. Anschließend wurde die erste Mahlzeit des Tages eingenommen, sie bestand aus Brot mit Marmelade, dazu trank man Kaffee. Der Kaffee war natürlich kein Bohnenkaffee, sondern Lindes Kaffee-Ersatz. Solchen Ersatz-Kaffee stellte man zum Teil auch selber her, und zwar aus Roggen, der auf dem Küchenherd gebrannt wurde, ein dazu erforderliches Gerät ist noch in meinem Besitz. Es wurden am Tag 5 Mahlzeiten eingenommen. Um 7 Uhr Kaffeetrinken, um 9 Uhr Frühstück, um 12 Uhr Mittagessen, um 15,30 Uhr Nachmittagskaffee und um ca. 19 Uhr Abendessen. Samstags wurde immer Blechkuchen gebacken, meistens mit Streuseln, aber auch je nach Saison mit Äpfeln oder Zwetschgen. Beim Kuchenbacken war ich immer in der Küche und versuchte heimlich von den Streuseln etwas zu ergattern, oft reichten sie dann nicht mehr für den Kuchen. Aber auch die gebackenen Kuchen waren nicht sicher vor mir. Ich kann mich dran erinnern, dass Graßes Werner und ich heimlich in unsere Speisekammer geschlichen waren, von einem Kuchen hatten wir fast alle Krümeln, so nannten wir die Streuseln, abgegessen. Das gab natürlich Ärger.

 

Bei der Feldarbeit wurden Pferde oder Kühe eingesetzt. Schlepper gab es nur vereinzelt im Dorf und zwar besaß der Gutshof einen Lanz, Friedrich Vallbracht (Käkannes) einen Miag, Christian Lamm (Schosterjaustes)

 

einen Stock, Julius Knoche einen Fahr und Friedrich Bracht (Schüremmes) einen Deutz mit 11 PS. Bei allen anderen Landwirten wurden Pferde- und Kuhgespanne zur Feldarbeit eingesetzt. Gepflügt wurde mit einem Einschar-Beetpflug, ein Mann führte den Pflug, er musste also immer hinter dem Pflug laufen. Genau so war es beim Walzen und Eggen. Durch mehrfaches Walzen und Eggen machte man den Acker saatfertig. Zum Säen von Getreide kam schon eine 2 Meter breite Sämaschine zum Einsatz. Beim Ausbringen der Dickwurzelkerne (Futterrüben) legte man einige der Säschare still, so dass ein Reihenabstand von 50 cm zustande kam. Der Anbau von Dickwurzeln war sehr arbeitsaufwändig. Nachdem die Dickwurzeln aufgegangen waren, wurden sie verhackt, das heißt mit einer Hacke wurde ein Abstand von ca. 20 bis 25 cm hergestellt. Später wurden die Pflanzen dann verzogen (vereinzelt). Auf den Knien rutschte man durch die Reihen und sorgte dafür, dass alle 25cm nur eine kräftige Pflanze stehen blieb. Mehrfach wurden die Reihen später mit dem Jätepflug durchzogen, um das immer wieder nachwachsende Unkraut zu entfernen. Der Jätepflug wurde von einem Pferd gezogen, Kinder mussten das Pferd führen, damit es keine Pflanzen zertrampelte. Bevor die Blattmasse der Dickwurzeln zu groß wurde, ging man noch mal mit der Handhacke durch die Reihen. Bei der Ernte der Dickwurzeln wurden diese mit der Hand ausgerupft.

 

Jeweils 2 Reihen wurden dann in einer Reihe abgelegt und anschließend geköpft, die Blätter wurden mit einem Hackmesser oder Stoßmesser von den Dickwurzeln getrennt. Anschließend erfolgte das Aufladen auf einen Kastenwagen. Zu Hause wurden die Rüben durch ein Kellerfenster in den Dickwurzelkeller befördert. War der Keller bis unter die Decke gefüllt, legte man im Feld eine Miete an (Dickwurzelhaufen). Nach dem Abdecken mit Stroh wurde eine 50 cm dicke Erdschicht aufgebracht, um die Dickwurzeln vor Frost zu schützen. Waren die Rüben im Keller aufgebraucht, wurde nach Bedarf aus der Miete Nachschub geholt.

 

Bei all diesen Arbeiten waren die älteren Kinder mit eingebunden. Auch wenn die Kinder nicht davon begeistert waren, sie hatten keine andere Wahl.

 

Ab etwa 1970 ging der Anbau von Futterrüben immer weiter zurück, dafür wurde Futtermais angebaut, der weniger arbeitsintensiv ist. Der Mais wird siliert und ist ein ausgezeichnetes Futter für das Rindvieh.

 

Jeder Landwirt baute Kartoffeln an. Kartoffeln waren wichtig für die eigene Ernährung, für die Schweinemast und auch für den Verkauf. Bei der Schweinemast setzte man große Mengen Kartoffeln ein, bis zur Schlachtreife waren 10 Zentner Kartoffeln pro Schwein erforderlich, dazu kam noch etwas Getreideschrot. In den späteren Jahren ging man zur reinen Getreidemast über. Ich kann mich daran erinnern, dass die Kartoffeln hinter dem Pflug gesetzt wurden. In jeder zweiten Pflugfurche wurden die Pflanzkartoffeln in möglichst gleichem Abstand in die Erde gedrückt und mit der nächsten Furche abgedeckt. Später wurden so genannte Vielfachgeräte eingesetzt. Das Gerät wurde von einem Pferd gezogen, durch angebrachte Lochsterne wurden zweireihig Vertiefungen im Acker hergestellt, darin wurden die Pflanzkartoffeln abgelegt, man trat noch mit dem Fuß auf jede Kartoffel, damit sie besseren Bodenkontakt hatte. Nach einem Umbau des Vielfachgeräts konnte man anschließend häufeln und später auch Unkraut jäten. Das Gerät brachte eine große Erleichterung im Kartoffelanbau. Das Ernten der Kartoffeln erfolgte lange Zeit mit dem Kartoffelpflug. Das war ein Pflug mit einem Streichblech aus Eisenstäben. Das Auflesen der Kartoffeln war sehr mühsam, man musste sehr im Erdreich wühlen, um alle Kartoffeln auflesen zu können. Im Laufe der 40er Jahre wurden immer mehr Kartoffelroder eingesetzt, die Kartoffeln und Erdreich schon besser trennten.

 

Es wurden mehrere Reihen gerodet, die Kinder mussten das Kraut abschlagen, dann wurden die Kartoffeln getrennt nach Größe sowie beschädigten Kartoffeln in Körbe verlesen. Die Körbe wurden in Jutesäcke entleert. Gegen Abend wurden die Säcke zugebunden und dann auf den Wagen geladen und nach Hause gefahren. Bei den Säcken mit kleinen und beschädigten Kartoffeln hatte man ein wenig Kartoffelkraut mit eingebunden, damit diese zu Hause beim Abladen als Futterkartoffeln erkannt wurden. Während der Kartoffelernte blieb man den ganzen Tag im Feld, die Mahlzeiten wurden draußen eingenommen.

 

Nachdem die Felder abgeerntet waren, wurde mit der Egge das Kartoffelkraut zusammengezogen und anschließend verbrannt. Durch das Eggen traten noch Kartoffeln zu Tage, die wurden als Eggekartoffeln gelesen, auch beim Ackern ging eine Person hinter dem Pflug her und las die Ackerkartoffeln auf. Man achtete schon sehr darauf, dass keine Kartoffel verloren ging. Egge-und Ackerkartoffeln waren meist beschädigt und für den Verzehr nicht geeignet, sie wurden gedämpft und dienten als Schweinefutter.

 

In den 60er Jahren schafften sich immer mehr Landwirte in Gemeinschaft einen Vollernter an.

 

Das hat die Kartoffelernte sehr erleichtert, in der Folge wurden immer mehr Kartoffeln angebaut, insbesondere Frühkartoffeln für den Verkauf.

 

 

 

Zur Fütterung der Pferde, Kühe und Rinder brauchte man große Mengen Heu. Zum Mähen von Gras wurden Grasmäher benutzt, die von 2 Pferden gezogen wurden. Wender und Schwader waren in den meisten landwirtschaftlichen Betrieben auch schon vorhanden. Trotzdem wurde mindestens einmal von Hand gewendet. War das Heu halbwegs trocken, wurden abends Schwaden gezogen, anschließend wurden von Hand Kegel aufgeschichtet, die am anderen Morgen bei gutem Wetter wieder auseinander gestreut wurden. War das Heu trocken, wurde es mit der Forke auf den Leiterwagen geladen und zu Hause auf dem Heuboden verstaut. Ab 1965 wurde das Heu mit dem Ladewagen nach Hause geholt. Ab 1970 wurden Hochdruckpressen für Heu und Stroh eingesetzt.

 

Für die Futterversorgung von Kühen und Pferden wurden auch größere Flächen Klee und Luzerne angebaut. Luzerne war mehrjährig, Klee war eine einjährige Pflanze. Auf den Kleeflächen musste man rechtzeitig Steine lesen, damit die Mähmesser beim späteren Mähen nicht beschädigt wurden. Den Klee ließ man nach dem Mähen leicht antrocknen, dann wurde er auf so genannten Kleeböcken aufgeschichtet. Nach einigen Wochen, wenn er gut durchgetrocknet war, wurde der Klee von den Kleeböcken auf einen Erntewagen geladen und auf dem Heuboden verstaut. Mit Luzerne wurde genau so verfahren. Heute spielen Luzerne und Klee in der Futterversorgung keine Rolle mehr.

 

 

 

An Getreide bauten die Landwirte Roggen, Weizen, Hafer und Gerste an. Zum Mähen des Getreides setzte man Selbstbinder ein. Er wurde von 3 Pferden gezogen, der Antrieb erfolgte über ein großes Eisenrad. Auf dem Binder saß eine Person zum Einstellen des Binders und zum Lenken der Pferde, ein Kind stand vorn auf der Deichsel, um mit der Peitsche die Pferde anzutreiben. Das Antriebsrad wurde später durch ein gummibereiftes Rad ersetzt und es wurden teilweise Sachs Benzinmotore zum Antrieb angebaut. Dadurch wurde der Selbstbinder leichtgängiger und konnte nunmehr von nur 2 Pferden gezogen werden.

 

Selbstbinder bedeutet, dass das Gerät das Getreide abmäht und handliche, mit Bindegarn zusammengeknotete Bunde (Garben) auswirft. Die Bunde stellte man zum Trocknen zu Haufen auf.

Dabei kam die ganze Familie zum Einsatz, auch die Kinder, wenn sie ein gewisses Alter erreicht hatten. Beim Aufstellen der Bunde musste eines der Kinder das erste aufgestellte Bund festhalten, dann wurden noch 5 bis 6 Bunde schräg daran gestellt.

 

 

Waren die Bunde durchgetrocknet, was natürlich wetterabhängig war, wurden die Getreidebunde auf den Leiterwagen geladen. Eine Person hat die Bunde mit der Forke auf den Wagen geworfen, eine weitere Person auf dem Wagen musste die Bunde in gleichmäßigen Lagen auf dem Wagen aufschichten. Der Wagen wurde so hoch geladen, dass er grade noch durchs Scheunentor passte. Waren die Schichten auf dem Wagen nicht fest genug geladen oder wenn man auf der Heimfahrt eine schlechte Wegstrecke befahren musste, kam es schon mal vor, dass ein Teil der Ladung vom Wagen rutschte. Auch ganze Wagenladungen fielen schon mal um. Das war ärgerlich, denn dann begann das Laden wieder von vorn. In der Scheune musste der Wagen wieder abgeladen werden, die Bunde wurden im Bansen aufgeschichtet.

Im Spätherbst, wenn die Aussaat des Wintergetreides beendet war, begann das „Maschinen“, das heißt, die im Bansen eingelagerten Getreidebunde wurden gedroschen.

Im Ort gab es 3 Dreschgemeinschaften.

Rechtzeitig wurde ein Termin vereinbart. Wenn es soweit war, holte man mit den Zugpferden die Dreschmaschine, die Presse und den Motorwagen. Der „Maschinist“ kam rechtzeitig, um die Dreschmaschine zu „setzen“, sie musste genau in Waage stehen. Auch Presse und Motorwagen mussten genau in Position stehen. Im Motorwagen war ein starker Elektromotor, über einen langen Flachriemen trieb er die Dreschmaschine an. An dem Hausgiebel befand sich eine riesige Kraftstrom-Steckdose für den Motorwagen, diese Steckdose war nur über eine lange Leiter zu erreichen.

Zum Dreschen waren 6 bis 8 Personen erforderlich. Das war kein Problem, man half sich innerhalb der Dreschgemeinschaft gegenseitig. Im Bansen waren 2 Personen tätig, welche die Getreidebunde auf die Dreschmaschine beförderten. Dort wurden die Bunde von einer Person entgegengenommen und dem Einleger gereicht, dieser entfernte die Hanfseile und legte die Bunde gleichmäßig ein. Der Einleger war immer eine erfahrene Person, denn wenn er zu schnell oder zuviel einlegte, gab es einen Trommelwickler und bedeutete Stillstand. Später wurde die Dreschmaschine mit einem Selbsteinleger nachgerüstet, man brauchte auf der Dreschmaschine eine Person weniger. Die Bunde wurden auf den Selbsteinleger gelegt, die Maschine durchtrennte den Bindfaden und zog das Getreide gleichmäßig ein. Die Presse der Dreschmaschine war in der Lage, das ausgedroschene Stroh, welches zweimal mit Hanfgarn gebunden war, bis in den oberen Teil der Scheune zu befördern, dort waren wieder 2 Personen erforderlich, um das Stroh fachgerecht zu bänsen. Wie man sagte „bei den Säcken“ waren 2 kräftige Männer erforderlich. Die ausgedroschenen Körner gelangten direkt von der Dreschmaschine in angehängte Jute-oder Leinensäcke.

Das zum Verkauf bestimmte Getreide wurde gleich auf einen bereitstehenden Wagen geladen. Der größte Teil des Getreides wurde selbst verwertet und musste auf den Getreideboden geschleppt werden, der sich bei den meisten Landwirten im oberen Teil des Wohnhauses befand. Also die Säcke wurden zu zweit auf die Schulter gewuchtet und auf den Getreideboden getragen. Auch bei uns (Wilhelm Schäfer) war das ein sehr langer Weg. Von der Scheune über den Hof, durch die Waschküche mit 6 Treppenstufen, durch die Küche, über den Hausflur, dann 2 Treppen hoch mit 32 Stufen auf den Hausboden. Und das den ganzen Tag, von morgens bis abends. Die Sackträger hatten eine harte Arbeit zu leisten.

Die Arbeit der Sackträger wurde später erleichtert durch einen vor der Dreschmaschine angetriebenen Sackheber. Die Säcke wurden angehoben bis in Schulterhöhe und konnten bequem übernommen werden. Das änderte wohl nichts an den langen Wegen, aber das kräftezehrende Hochwuchten der Säcke war nicht mehr nötig. Im Laufe der nächsten Jahre wurde unsere schon recht alte Lanz-Dreschmaschine noch mit einem Körnergebläse ausgerüstet, so dass die schwere Arbeit des Säcketragens nicht mehr erforderlich war. Alle Helfer wurden natürlich verköstigt, mittags gab es meistens Eintopf, nachmittags Zwetschgen- oder Apfelkuchen. Das ein oder andere Pinneken Schnaps durfte natürlich nicht fehlen.

In den 50-er und 60-er Jahren musste die Dreschmaschine mittags für 2 Stunden abgestellt werden, weil der elektrische Strom zur Mittagszeit zu schwach war. Gerade in der Mittagszeit wurde in vielen Haushalten mit Elektroherden gekocht, so kam es zu diesen Engpässen.

Wenn sich beim „Maschinen“ der Bansen langsam leerte, konnte man davon ausgehen, dass sich in den unteren Schichten viele Mäuse und Ratten aufhielten. Die Hunde aus der Nachbarschaft wurden zur Lösung dieses Problems herbeigeholt, was in den meisten Fällen auch klappte.

 

Die Arbeit in der Landwirtschaft war im Berichtszeitraum sehr hart und anstrengend, arbeitserleichternde Maschinen und Geräte kamen erst in späteren Jahren zum Einsatz. Hier einige Beispiele: Das Ausbringen des Mineraldüngers erfolgte von Hand. Mit einer umgehängten speziellen Streuwanne, die am Feldrand aus bereitgestellten Säcken gefüllt wurde, wurde der Dünger auf dem Feld in 3 Meter Abständen verteilt. Dabei kam es sehr darauf an, dass man den Dünger gleichmäßig ausstreute, sonst war die Pflanzenentwicklung ungleichmäßig. In der heutigen Zeit kann man mit dem am Schlepper angebautem Düngerstreuer große Flächenleistungen erzielen ohne großen körperlichen Einsatz. Beim Stallmist war das ähnlich. Der Stallmist musste von Hand auf den Ackerwagen geladen werden. Auf dem Feld wurde der Mist mit dem Misthaken in gewissen Abständen in kleinen Haufen vom Wagen gezogen, anschließend musste man den Mist mit der Gabel gleichmäßig verteilen und dann erfolgte das Unterpflügen mit dem einscharigen Pferdepflug. Ab etwa 1960 kamen die ersten vom Schlepper gezogenen Stalldungstreuer auf den Markt.

1956 kam der erste Mähdrescher ins Dorf. Er gehörte 3 Landwirten gemeinsam, es waren dies Karl Hamel, Wilhelm Schäfer und Ludwig Fahrenbach. Es war ein Selbstfahr-Mähdrescher der Firma Massay-Harris, die Schnittbreite betrug  1,60 m, angetrieben von einem VW Benzinmotor mit 27 PS


Einige Jahre später kamen weitere Mähdrescher hinzu, zum Teil Selbstfahrer, aber auch vom Schlepper gezogene Mähdrescher. Damit hatten die guten, alten Dreschmaschinen, die zum Teil schon 50 Jahre im Einsatz waren, ausgedient. Diese ersten Mähdrescher kann man mit den heute im Einsatz befindlichen Maschinen nicht vergleichen. Die Mähdrescher hatten einen Absackstand, das heißt, das Getreide wurde auf der Maschine in Säcke abgefüllt und diese mussten dann auf einen bereitstehenden Wagen abgeladen werden. Des Weiteren wurde das Stroh in Bunde gepresst, was beim Trocknen des Strohs zu Problemen führte. Die heutigen Mähdrescher haben Schnittbreiten von 5 bis 8 m, sie haben riesige Korntanks, das Stroh wird gleich gehäckselt oder in Schwaden abgelegt.

Schon bald nach der Anschaffung der ersten Mähdrescher wurde den Landwirten bewusst, dass man ohne eine Körnertrocknung nicht auskam. Die aus heutiger Sicht recht kleinen Mähdrescher hatten keine sehr hohen Flächenleistungen, sodass man auch manchmal dreschen musste, wenn der Feuchtigkeitsgehalt der Körner noch etwas höher war. Aber weder die Landwirte, noch die Lagerhäuser von Kornhaus oder Rhebaum waren auf das Lagern von feuchtem Getreide eingestellt. Die Lagerhäuser reagierten sehr schnell und installierten große Trocknungsanlagen, aber die Industrie bot recht bald auch Trocknungsanlagen in den verschiedensten Größenordnungen für Landwirte an.

An Getreide wurde in Meineringhausen angebaut Weizen, Roggen, Wintergerste, Sommergerste und Hafer. Zur Aussaat bestimmtes Getreide hat man mit der Windfege gereinigt. Solche Geräte besaßen mehrere Landwirte in Gemeinschaft. Nach Absprache holte man die Windfege auf den Hof. Sie wurde von Hand betrieben, durch den entstehenden Wind und bei manchen Geräten durch zusätzliche Siebböden wurden Spreu und Kümmerkörner vom Saatgut getrennt.

 

Ein Jahr von besonderer Bedeutung war 1948, das Jahr der Währungsreform. Die Reichsmark (RM) wurde am 18. Juni 1948 aus dem Verkehr gezogen, die Deutsche Mark (DM) wurde eingeführt. Jede Person bekam einen Betrag von 40 DM ausgezahlt und 4 Wochen später noch mal 20 DM. Nun hatten wir wieder eine stabile Währung. In den Läden konnte man wieder fast alle Waren bekommen, was vorher nicht möglich war. Scheinbar hatten die Geschäftsleute viele Waren gehortet, um sie jetzt für DM verkaufen zu können. Die Sparguthaben der Bevölkerung waren zum größten Teil verloren, für 100 RM bekam man gerade mal 6,50 DM vergütet. Schulden und Verbindlichkeiten wurden 10:1 umgestellt. Wirtschaftlich gab es durch die DM neue Impulse, das spürte man auch in der Landwirtschaft.

Viele größere landwirtschaftliche Betriebe kauften sich ab etwa 1950 Schlepper mit 25 bis 30 PS. Aber auch die zahlreichen Kleinlandwirte kauften nach und nach kleine Schlepper mit 10 bis 15 PS. Das Angebot auf dem Markt war riesengroß. Der Kauf eines Schleppers zog natürlich noch viele Ausgaben nach sich. Nun galt es, alle Wagen und Geräte für den Schlepperzug umzustellen. Vom Schmied ließen man Wagen, Grasmäher, Wender, Harken, Vielfachgerät, Selbstbinder, Kartoffelroder usw. so umrüsten, dass man sie mit dem Schlepper ziehen konnte. Recht bald merkte man, dass der eisenbereifte Ackerwagen für die höhere Fahrgeschwindigkeit des Schleppers nicht geeignet war, also kaufte man einen luftbereiften Hänger, alle anderen Geräte wurden von der Industrie schon bald als Anbaugeräte angeboten, es entstand also ein gut florierender Markt.

Ab etwa 1970 gaben immer mehr Kleinlandwirte die Landwirtschaft auf. Ihre Acker-und Grünlandflächen übernahmen die Vollerwerbsbetriebe, die ha-Fläche dieser Betriebe wurde immer größer.

Dazu ein Beispiel:

Betriebsgröße von Wilhelm Schäfer ca. 10 ha

Durch Übernahme der landwirtschaftlichen Flächen von Christian Graß, Fritz Schären, Heinrich Vagiener und teilweise von Karl Lückel erreichte der Betrieb eine Größe von etwa 35 ha. 1994 wurde auch dieser Betrieb aufgegeben, die frei werdenden Flächen übernahmen andere Landwirte innerhalb des Dorfes.

Man kann sagen, alle Landwirte, auch die Kleinlandwirte, hielten entsprechend ihrer Betriebsgröße, Kühe, entsprechend Jungvieh, Schweine und Hühner. Die Milch wurde in Milchkannen unterschiedlicher Größe auf der Kannenbank bereitgestellt. Die Abfuhr erfolgte mit einen Pferdefuhrwerk zur Molkerei Linde in Korbach, einen Teil der Milch bekam man als Magermilch zurück, diese wurde an Kälber und Schweine verfüttert. Anfang der 40er Jahre übernahm Wilhelm Schlömer aus Korbach die Milchabfuhr und setzte einen Traktor ein. Der Traktor musste in den Kriegsjahren auf Holzgas umgerüstet werden, weil nicht genügend Diesel zur Verfügung stand. Schon bald nach dem Ende des Krieges wurde die Milch mit einem LKW abgefahren.

Zweimal im Jahr wurde ein Schwein geschlachtet, meistens in der kalten Jahreszeit. Das war bei den Landwirten so, die Schlachtschweine fütterte man etwas länger, damit sie etwas schwerer wurden, aber auch alle anderen Haushalte kauften sich beim Bauern ein Schwein zum Schlachten, um genügend Vorräte zu haben. Im Dorf gab es einige Hausmetzger und zwar Hamels Karl, Timmermanns Karl (Müller), Meyers Wilhelm und Dorfelds Wilhelm. So ein Schlachtetag war sehr arbeitsreich. Wenn der Metzger morgens kam, musste das Wasser im Waschkessel schon kochen. Das Schwein wurde mit einem Axtschlag vor den Kopf betäubt und dann abgestochen. Das Betäuben mit einem Axtschlag war später nicht mehr zulässig, der Metzger musste ein Bolzenschussgerät verwenden. Das Blut wurde aufgefangen, weil man es für die Blutwurst brauchte. Dann kam das Schwein in den Brühtrog und wurde mit kochendem Wasser überschüttet, damit man mit den so genannten Schellen die Borsten abschrappen konnte. Anschließend wurde das Schwein an der Schlachteleiter aufgehängt, aufgebrochen und die Innereien herausgelöst. Die an der Leiter hängenden Schweinehälften mussten nun auskühlen. Zum Reinigen der Därme ließ man mehrmals Wasser durchlaufen. Dann wurde entschieden, welche Teilstücke zu Fleisch (Braten, Kotelett), Wurst, meist Mettwurst, Leberwurst, Blutwurst und Räucherware (Schinken, Speck) verarbeitet werden sollten. Die Mettwurst, Schinken und Speck wurden in der Räucherkammer geräuchert und dann in einem kühlen Raum aufgehängt. Die anderen Wurstsorten hat man durch Kochen im Waschkessel haltbar gemacht, dabei entstand dann auch die Wurstesuppe. Für die Kinder hat der Hausmetzger kleine Würstchen von allen Sorten hergestellt. Schon damals habe ich die frischen Wurstwaren nicht gerne gegessen und den Kesselspeck schon gar nicht. Zum Mittagessen gab es dann grundsätzlich frischen Kesselspeck, Meerrettich und Sauerkraut und natürlich einige Schnäpse dazu. Es war eine schöne Tradition, dass man den Nachbarn Wurstesuppe und von jeder Wurstsorte etwas brachte.

 

Geheizt wurde im Haushalt überwiegend mit Holz, aber auch im geringen Umfang mit Kohlen. Das galt auch für den Kartoffeldämpfer und den Waschkessel. Zentralheizung kannte man nur aus der Schule, dort wurde mit Koks geheizt. Gekocht wurde auf dem Küchenherd, Elektroherde waren eine Seltenheit. Man musste also vorsorgen und das Heizmaterial für das ganze Jahr rechtzeitig beschaffen. Das Beschaffen der Kohle war recht einfach, man bestellte sie beim Kaufmann Isenberg. Wenn dann ein Waggon mit Kohle am Bahnhof ankam, holte man die bestellte Menge dort ab. Das Beschaffen von Brennholz war mit mehr Arbeit verbunden. Die Gemeinde Meineringhausen besaß wenig Wald, hier konnte man mal einen Buschhaufen bekommen, das war dünnes, buschiges Abfallholz, es war eigentlich nur für den Futterdämpfer zu gebrauchen. Das meiste Brennholz musste in Freienhagen geholt werden.

Hatte man den Holzzettel, fuhr man erst mal nach Freienhagen in den Wald, um zu gucken, wo das Holz stand. Die Holzhaufen standen nicht, wie das heute üblich ist, an ausgebauten Wegen. Die Haufen standen zwischen den Bäumen, es war manchmal sehr schwierig, mit dem Pferdewagen dranzukommen. Oft bekamen wir das Holz im Distrikt „Jeppendiek“, das war ein sehr hängiges und feuchtes Gelände.

Zum Holzfahren fuhr man in Kolonnen, man sprach sich ab, meistens waren dann 4 bis 5 Pferdegespanne unterwegs. Morgens, wenn das Vieh versorgt war, machte man sich auf den Weg. Man brauchte bis zum Wald, der hinter Freienhagen in Richtung Bühle lag, ca. 2 ½ Stunden.

Hatte man Glück, konnte man den Wagen direkt beladen. Standen die Holzhaufen ungünstig, musste man mehrfach kleine Mengen aufladen und zum festen Weg bringen. Das Holz wurde sorgfältig auf dem Wagen aufgeschichtet, dann kam vorn und hinten eine Kette drum, die mit dem Freidel gespannt und gesichert wurde. Das Nummernstück musste immer sichtbar sein, sonst gabs Ärger mit dem Förster. Wenn alle fertig geladen hatten, ging’s wieder in Richtung Meineringhausen. Inzwischen war es Mittag, in der Gastwirtschaft und Metzgerei Rennert in Freienhagen wurde Rast gemacht. Zum mitgenommenen Brot bestellte man sich Gehacktes und trank einige Bier dazu. Die Pferde bekamen Heu, welches man mitgenommen hatte und sie wurden getränkt. Wieder zu Hause angekommen, wurde das Holz gestapelt. Das Holz spalten, sägen und mit der Axt in ofengerechte Stücke hacken waren die weiteren erforderlichen Arbeitsgänge, bevor es im Holzschuppen untergebracht wurde.

 

 


Erinnerungen an die Kriegsjahre 1939 – 1945

Als der zweite Weltkrieg im Jahre 1939 begann, war ich erst 3 ½ Jahre alt. Mein Vater musste gleich am Anfang des Krieges zum Militärdienst einrücken. Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern. Zusammen mit Georg Paar wurde mein Vater von Georg Paar sen. mit einem Einspänner nach Korbach zum einem Sammeltransport gebracht. Unsere Familie stand vor dem Haus und hat sich verabschiedet.

Noch im Jahre 1939 bekamen wir in Meineringhausen Einquartierung, und zwar aus dem Saarland. Das waren so genannte Rückgeführte, die das westliche Grenzgebiet nach Frankreich verlassen mussten. Zu uns kamen zwei junge Mädchen, die im Haushalt und in der Landwirtschaft tätig waren. Im September 1940 konnten sie wieder zurück in ihre Heimat.

Auch als Kind bekam man schon mit, wie der Krieg das Leben veränderte. Abends mussten alle Fenster verdunkelt werden. Es gab nicht mehr alles zu kaufen, für die meisten Waren musste man Lebensmittelkarten oder Bezugsscheine haben. Die Bauern waren Selbstversorger, weil sie viele Lebensmittel selber erzeugten. Knapp war vor allem Zucker, man half sich dadurch, dass man als Zuckerersatz Zuckerrübenhonig nahm, den man selber hergestellt hatte.

Zur Honiggewinnung wurden immer ein paar Reihen Zuckerrüben angebaut. Weil die Zuckerrüben sehr tief in der Erde steckten, mussten sie mit einer speziellen Gabel ausgehoben werden. Die Rüben wurden in einem Trog mit Wasser übergossen, mit einem abgenutzten Reiserbesen „gestumpet“, man versuchte so, die gröbsten Erdreste zu entfernen. Dann wurde jede einzelne Rübe mit dem Messer „geschrappt“, bis auch das letzte Krümelchen Erde entfernt war. Diese Arbeit war sehr aufwändig, meistens halfen die Nachbarn dabei. Man saß in einer gemütlichen Runde in der Küche und „schrappte“ die Rüben.

Danach wurden die Rüben mit einem Hackmesser oder wenn vorhanden, mit der Dickwurzelmühle zerkleinert und im Waschkessel gar gekocht. Dann füllte man die heißen Rüben in einen Sack, in einer speziellen Presse wurde der Saft ausgepresst. Der ausgepresste Saft kam wieder in den Waschkessel und wurde so lange gekocht, bis die Flüssigkeit so steif war, dass sie sich schmieren ließ. Das war dann der köstliche Honig, der als Brotaufstrich und zum Süßen verwandt wurde. Beim Honigkochen machte man sich oft den Spaß und schickte die Kinder nach Gärtners (Gärtnerei Krummel), um die „gläserne Leiter“ zu holen, mit der man in den Kessel steigen wollte, um den Honig auszufüllen. Weil Zucker Mangelware war, hat man auch den Kuchen mit Honig gesüßt, der Kuchen hatte dann immer eine leicht bräunliche Farbe.

Süßigkeiten für die Kinder waren selten zu bekommen, man bekam sie auch nur gegen eine Zuckermarke aus der Lebensmittelkarte. Aber irgendwann hatte ich entdeckt, wo die kleinen Mengen Zucker, die man auf Lebensmittelkarten bekam, in unserem Hause versteckt waren. Immer, wenn ich mich unbeobachtet fühlte, naschte ich davon. Am Ende fehlten 100 Gramm Zucker. Das Schimpfen meiner Großmutter klingt mir noch in den Ohren.

 

Auch Seife war in den Kriegsjahren knapp. Man versuchte aus Biestmilch, Fettresten und Seifenstein selbst Seife herzustellen. Dazu wurden die genannten Zutaten zum Kochen gebracht. Durch die ätzende Wirkung des Seifensteins waren alle festen Bestandteile vollkommen aufgelöst. Diese flüssige Masse gab man in eine Form und ließ sie abkühlen. Das gab dann eine etwas seltsam riechende Kernseife.

Obwohl in Meineringhausen 2 Kaufmannsläden vorhanden waren, konnte man längst nicht alles kaufen, wie es heute üblich ist. Jeder Haushalt hatte einen Garten, in dem für die Selbstversorgung Kartoffeln, Obst und Gemüse angebaut wurden. Nach Kriegsende 1945, als viele aus den Ostgebieten vertriebene Menschen in unserm Dorf angesiedelt wurden, hat die Gemeinde das Landstück, auf dem jetzt die Landmachinen-Firma Kalhöfer ihr Betriebsgelände hat, als Gartenland ausgewiesen und in Einzelparzellen verpachtet. Die geernteten Früchte mussten natürlich zum Teil haltbar gemacht werden, damit man das ganze Jahr darauf zurückgreifen konnte. Aus Stachelbeeren, Johannesbeeren, Erdbeeren und Kirschen stellte man selbst Marmelade her, aus Äpfeln entstand der Apfelgelee. Pflaumen hat man zu Pflaumenmus verarbeitet. Eine weitere Konservierungsart war das Dörren. Reife Früchte wurden je nach Größe in Scheiben geschnitten und bei geringer Wärmezufuhr langsam getrocknet, das geschah meistens auf dem Hausboden auf ganz natürliche Weise.

Aus Weißkraut stellte man Sauerkraut her. Im Ort gab es einen großen Krauthobel, nach Vorbestellung konnte man diesen benutzen. Dem gehobelten Kraut hat man reichlich Salz zugesetzt, das ganze hat man in einem großen Holz-oder Tongefäß gestampft und dann mit einem durch Ziegelsteine beschwerten Deckel luftdicht abgeschlossen. Der Topf blieb etwa 14 Tage in einem warmen Raum stehen, dann kam er in den Keller, nach weiteren 2 Wochen konnte man das Sauerkraut probieren, ob es schon genügend gesäuert hat.

Viele Gartenerzeugnisse hat man eingekocht. Einkochgläser wurden gefüllt, mit Gummiring und Deckel versehen, dann kamen die Gläser in den großen Einkochtopf, der auf dem Küchenherd erhitzt wurde. Im Deckel des Topfes war ein Loch für ein riesiges Thermometer, darauf konnte man die Temperatur ablesen, welche für die verschiedenen Früchte unterschiedlich war. Durch das Kochen waren die Gläser fest verschlossen.

All diese beschriebenen selbst hergestellten Lebensmittel konnte man im Dorfladen nicht kaufen, vielleicht einiges in Korbach im Feinkostgeschäft.

Im Dorf war man darauf angewiesen, dass man die im Garten erzeugten Lebensmittel haltbar machte, damit man das ganze Jahr darauf zurückgreifen konnte.

Man muss bedenken, dass Einfrieren von Lebensmitteln noch nicht möglich war, auch Kühlschränke gab es noch nicht. Alles, was heute im Kühlschrank aufbewahrt wird, stellte man in den Keller. Die erste Gefrieranlage wurde ca. 1955 gebaut, es war eine Karussellanlage der Firma Linde. Der Standort war an der Walme zwischen den Gebäuden von Georg Paar und Seifahrt (Jetzt Steinberg). Durch diese Anlagen war es möglich, größere Mengen Fleisch und Gemüse für längere Zeit haltbar zu machen. Dieses Gefrierhaus wurde später zu Garagen umgebaut. Weil noch weiterer Bedarf vorhanden war, wurde 1962 im ehemaligen Schützenhaus an der Sachsenhäuser Straße (früher Hauptstraße) eine weitere Gefrieranlage eingerichtet.

Im Gebäude waren 42 Gefrierfächer, 4 Vorfrostfächer und ein Kühlraum, der vielfältig genutzt werden konnte, untergebracht. Die Anlage von der Firma Linde lief über 35 Jahre zur vollsten Zufriedenheit aller Mitglieder. Nachdem ab 1990 immer mehr Mitglieder eine eigene Gefriertruhe im Haus hatten, lohnte sich der Betrieb der Anlage nicht mehr. Das Gebäude, welches auf dem inzwischen von Wilhelm Schäfer erworbenen Grundstück stand, wurde im Jahre 2000 abgerissen.

 

Alles, was in den Kriegsjahren in der Landwirtschaft geerntet wurde, unterlag der amtlichen Kontrolle. Beim „Maschinen“ (dreschen) war ein amtlicher Wieger dabei und stellte das Gewicht des gedroschenen Getreides fest. Dann wurde festgelegt, was man abliefern musste. Als Kraftfutter für das Vieh blieb dann nicht viel übrig. Die Folge davon war, dass die Zunahme bei den Schweinen und die Milchleistung bei den Kühen schlecht waren. Auch die Keller wurden kontrolliert und man bekam Bescheid, welche Mengen man von den eingelagerten Kartoffeln noch abgeben musste.

Fast alle Bauern hatten noch eine Zentrifuge und ein Butterfass, damit konnte man selber Butter herstellen. Um sicher zu stellen, dass die gesamte Milch abgeliefert wurde und man keine Butter für den Eigenbedarf herstellte, wurden wichtige Teile von der Zentrifuge eingesammelt, mit Namen versehen und auf dem Dachboden der Schule eingelagert.

Nach Kriegsende sind Werner Graß und ich (Willi Schäfer) heimlich auf den Schulboden geschlichen und haben unsere Teile wieder geholt. Nun konnten wir wieder selber Butter herstellen.

Weil die meisten Männer aus dem Dorf zum Militärdienst eingezogen waren, wurden den Bauern französische Kriegsgefangene zugeteilt. Die Gefangenen waren im Pastorenhause untergebracht. Sie wurden morgens von Wachpersonal zu den Familien gebracht und abends wieder abgeholt.

Die französischen Gefangenen bekamen Päckchen aus ihrer Heimat, die mitunter auch Schokolade enthielten. Davon bekamen wir Kinder manchmal etwas ab, das war für uns etwas ganz Besonderes, denn Schokolade gab es in Deutschland nicht zu kaufen.

Die Franzosen wurden später durch russische Kriegsgefangene abgelöst. Im Stöcker wurden zwei Baracken errichtet, eine große für die Gefangenen und eine kleinere für das Wachpersonal. Auch die russischen Gefangenen wurden jeden Morgen zu den Bauern gebracht und abends wieder abgeholt. Später durften die Gefangenen auch bei den Bauern wohnen. Die Baracken im Stöcker wurden nach Kriegsende noch jahrelang als Wohnraum vermietet.

Bei uns (Wilhelm Schäfer) war der Peter als Kriegsgefangener. Abends trafen sich die russischen Gefangenen oft bei uns in der Waschküche. Ich ging dann mit einer Milchkanne zu Kalhöfers und holte Bier. Unser Peter war ein sehr lieber Mensch. Ich kann mich erinnern, dass er aus Holz Häkelnadeln schnitzte und wunderschöne kleine Tischdecken und Topflappen häkelte.

Mein Vater war inzwischen in der Ukraine als Sonderführer eingesetzt, er hatte die Aufsicht über 72 000 Hektar landwirtschaftliche Fläche. Selten kam er auf Urlaub nach Hause, dann war er tagelang mit der Eisenbahn unterwegs. Gespannt hörte die ganze Familie zu, wenn mein Vater von dem riesigen Land Russland und von den großen Sonnenblumenfeldern erzählte. Sehr nachdenklich wurde er, wenn er über einen Vorfall berichtete, der ihm fast das Leben gekostet hätte. Mit anderen Soldaten hatte er sich zu einem Ausritt verabredet. Weil er sich vorher noch die Haare schneiden ließ, hatte er sich verspätet, die anderen waren schon vorausgeritten und wurden alle von Partisanen umgebracht.

Mit den russischen Kriegsgefangenen in Meineringhausen konnte sich mein Vater auf Russisch unterhalten. Er kannte sogar das Dorf eines der Gefangenen. Mehrfach nahm er Briefe für die Angehörigen mit, was eigentlich streng verboten war.

 

1942 wurde mein Jahrgang in Meineringhausen eingeschult. Der Lehrer Schulze war sehr streng und benutzte auch schon mal den Stock. Aber die Kinder haben viel bei ihm gelernt. Lehrer Schulze legte viel Wert auf Rechtschreibung und Rechnen.

Jede Woche wurden Diktate geschrieben. Im Fach Rechnen hat Lehrer Schulze den Schülern sehr viel beigebracht, unter anderem auch so genannte Rechenvorteile. Viel Wert wurde, im Gegensatz zu heute, auf Heimatkunde gelegt. In den oberen Klassen unserer Volksschule kannten wir alle Flüsse und Bäche unserer Heimat und konnten sie mit allen Windungen aufzeichnen. Ebenso konnten wir alle Berge und Wälder benennen, die unser Dorf umrahmen. Sogar die Uplandberge oder die Ederberge konnten wir benennen und mit der richtigen Höhenangabe aufzeichnen.

Für Schüler, die zur Mittelschule nach Korbach wechselten, machte sich das gute Grundwissen, welches sie in der Volksschule Meineringhausen erworben hatte, positiv bemerkbar. Lehrer der Mittelschule haben damals mehrfach erklärt, dass Schüler aus Meineringhausen im Grundwissen einfach weiter waren als Schüler aus anderen Orten.

Die älteren Schüler mussten auch schon mal während des Unterrichts mit dem Fahrrad nach Korbach fahren und Filme bei der Kreisbildstelle abholen. Als das Radio vom Lehrer Schulze mal kaputt war, haben Werner Graß und ich das Radio mit einer luftbereiften Karre nach Korbach zur Firma Saure gebracht und auch nach der Reparatur wieder abgeholt, und das alles innerhalb der Unterrichtszeit. Wenn der Dachdecker Kesting im Ort ein Dach zu decken hatte, kam er morgens in die Schule und fragte die älteren Schüler, wer am Nachmittag helfen wollte. Der Dachdecker hatte noch keinen Aufzug, die Ziegel mussten mit der Hand auf das Dach befördert werden. Viele Schüler haben das Angebot gerne angenommen, denn es gab eine geringe Entlohnung. Auch der Verwalter des Gutshofes, Herr Emde, hat die Schüler bei Bedarf angefordert zum Dickwurzeln verziehen, weil er wegen Arbeitskräftemangel es nicht schaffte.

Beim Lesen dieser Zeilen sollte man bedenken, dass es in den Dorfschulen nur eine Lehrkraft gab, die alle Fächer für alle Jahrgänge abdecken musste. Das bedeutete auch, dass in einem Klassenraum mehrer Jahrgänge mit unterschiedlichen Aufgaben beschäftigt werden mussten. Unser Lehrer Schulze hat unterrichtet in den Fächern Deutsch, Rechnen, Zeichnen, Heimatkunde, Erdkunde, Naturkunde, Geschichte, Singen. Natürlich haben die Kinder in der Dorfschule auch Gedichte gelernt und deutsche Volkslieder gesungen. Gemeinsam ging man in die Feldgemarkung, um Gräser, Kräuter und Nutzpflanzen zu bestimmen. Man kann also die Arbeit der Volksschullehrer nicht hoch genug einschätzen. Die heutigen Mittelpunktschulen können an diese Arbeit nicht in vollem Umfang anknüpfen.

Nicht zu vergessen ist, dass die Mädchen in den Dorfschulen durch eine Lehrkraft in Handarbeit unterrichtet wurden. Die Mädchen lernten Stricken, Häkeln, Sticken, Nähen, Flicken, Knöpfe annähen. Alles Tätigkeiten, die in der damaligen Zeit für die Mädchen im späteren Leben sehr wichtig waren.


Im Schulgebäude gab es bereits eine Zentralheizung, die mit Koks betrieben wurde. Im Laufe des Krieges stand kein Koks mehr zur Verfügung, sodass mit Holz geheizt werden musste. Das Holz wurde auf der Walme gelagert, dann gespalten, gesägt und mit der Axt in handliche Stücke gehackt. Von den Schulkindern wurde eine lange Kette von der Walme bis zum Schulkeller gebildet, und so wurde das Holz Stück für Stück in den Schulkeller befördert.

Bei Fliegeralarm mussten alle Schulkinder in den Keller der Schule. In Korbach waren Luftschutzsirenen installiert, diese konnte man in Meineringhausen hören oder man nahm das Gebrumm der feindlichen Flugzeuge wahr. Ich kann mich daran erinnern, dass auf der Bahnstrecke eine Lokomotive zerschossen wurde, während wir Schulkinder ängstlich im Schulkeller hockten. Die Zahl der Schulkinder erhöhte sich ständig, weil immer mehr Ausgebombte, vor allem aus Kassel, nach Meineringhausen kamen.

Lehrer und Pfarrer waren sehr geachtet im Dorf, wir Kinder hatten Respekt vor ihnen, das ging hin bis zur Angst. Abends machte der Lehrer einen Gang durchs Dorf, wenn er nach 18 Uhr Schulkinder auf der Straße erblickte, gab es am nächsten Morgen in der Schule ein Donnerwetter.

Wenn wir morgens in den Klassenraum kamen, mussten wir zum Morgengruß „Heil Hitler“ sagen und die rechte Hand heben. Als Schulkinder mussten wir auch Altmaterial und Heilkräuter sammeln wie Kamille, Schafsgabe, Gänsefingerkraut, Brennnesseln, Gänseblümchen, Himbeer- und Brombeerblätter, Vogelbeeren und Tollkirschenwurzeln. Die Heilkräuter musste man zu Hause trocknen und dann in der Schule abliefern. Auch auf dem Dachboden der Schule wurden Heilkräuter zum Trocknen ausgelegt.

Der Lehrer Schulze hat uns Kindern das Fahrradfahren verboten, weil er meinte, das Gummi für die Fahrradreifen würde von den Soldaten an der Front nötiger gebraucht.

Im Laufe des Krieges wurden Benzin und Diesel knapp, und so wurden viele Fahrzeuge mit einem Holzvergaser ausgestattet. Auch der Trecker von Wilhelm und Heinrich Schlömer aus Korbach, die in Meineringhausen die Milch fuhren, war als Holzvergaser umgebaut. Vorne vor der Haube des Treckers wurde ein großer runder Kessel angebracht, der mit ganz klein gehacktem Holz beheizt wurde. Der Kessel musste rechtzeitig angeheizt werden und man konnte dann mit Holzgas fahren. Diese Fahrzeuge hatten nicht so eine Kraft wie die Dieselfahrzeuge, am Melm gab`s schon mal Schwierigkeiten, dann musste man anhalten und nachheizen.

In den Jahren ab 1943 gab es immer öfter Fliegeralarm. Die Korbacher Sirenen konnte man in Meineringhausen hören. Bei Alarm ging die ganze Familie in den Keller. Einen Koffer mit allen wichtigen Papieren nahm man mit in den Keller.

Zwischen den Bauernhöfen Hamel und Meyer wurde ein Lastwagen der Lebensmittelgroßhandlung Neuhaus aus Korbach von Flugzeugen angegriffen und beschädigt. Mein Opa war 100 Meter entfernt im „Siegen“ mit Pferden beim Ackern. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und hat weiter geackert. Sein Kommentar: Der Teufel wollte mich noch nicht. Mein Opa war, wie er sagte, ein Antinazi. Er schimpfte oft über Hitler, das hätte ihn Kopf und Kragen kosten können. Der Name Hitler kam ihm nicht über die Lippen, er nannte ihn immer den „Österreicher“.

In der Nacht vom 16. auf den 17. April 1943 wurde die Edertalsperre von englischen Flugzeugen angegriffen und schwer beschädigt. Weil der Wasserstand im Edersee sehr hoch war, haben die gewaltigen Wassermassen großen Schaden angerichtet. Viele Menschen, die vom Wasser überrascht wurden, kamen ums Leben. Ich kann mich erinnern, dass tagelang totes Vieh mit Lastwagen zur Abdeckerei nach Korbach gefahren wurde. Einige Zeit später war ich mit meiner Mutter in Affoldern und habe die schlimmen Verwüstungen gesehen.

In Erinnerung geblieben ist mir auch der Luftangriff auf Kassel am 21. Oktober 1943. Der Himmel über Kassel war von den großen Bränden so hell erleuchtet, dass man dieses bis nach Meineringhausen sehen konnte. In wenigen Stunden war Kassel ein riesiger Trümmerhaufen. Als Folge davon kamen immer mehr Ausgebombte, vor allem aus Kassel, nach Meineringhausen. Dadurch wurde die Zahl der Schulkinder immer größer.

Weil die deutsche Wehrmacht immer mehr Pferde brauchte, mussten viele Bauern ihre Pferde abgeben, so auch wir (Wilhelm Schäfer, Kutschers). Als Ersatz bekamen wir zwei Ochsen als Zugtiere für die Landwirtschaft. Wenn die Ochsen mal richtig arbeiten und ziehen mussten, legten sie sich einfach hin. Was hat mein Opa da geschimpft.

 

Am 22. April 1944 spielte sich über Meineringhausen ein Luftkampf ab. Sechs Flugzeuge wurden abgeschossen, fünf deutsche und ein englisches Flugzeug. Sie gingen alle außerhalb des Dorfes nieder, so dass es keine Schäden gab. Einige Flugzeuge waren nur beschädigt und notgelandet. Das war für uns Kinder ein ganz besonders Ereignis. Mein Vater war gerade auf Urlaub und war mit den Pferden auf der Stejjeräupe. Ich sehe noch vor mir, wie er mit Pferden und Wagen in vollem Galopp die Straße herauf kam und in die offen stehende Scheune fuhr.

Auch Hamels Reinhard kam mit einem großen Schrecken davon, er war auf dem Pfaffental mit den Pferden beim Ackern. Als er merkte, dass über Meineringhausen ein Luftkampf im Gange war, spannte er die Pferde vor den Wagen und fuhr im vollen Galopp nach Hause. Kurz vor dem Dorf, etwa an der Linde, wurde sein Wagen von einer Kugel getroffen. Reinhard Hamel blieb unverletzt, er sprang vom Wagen und nahm im Graben volle Deckung. Die Pferde fanden den Weg allein nach Hause. Reinhard ging, als es wieder ruhig war, zu Fuß nach Hause.

Am 5. Oktober 1944 wurden über Korbach Bomben abgeworfen. 45 Familien wurden obdachlos. Ziel des Angriffs waren die Contiwerke, aber getroffen wurde vorwiegend das benachbarte Gebäude des VEW.

Die Reiherbach-Eisenbahnbrücke bei Selbach wurde am 18. März 1945 am hellen Tage bombardiert. Von Meineringhausen aus konnte man sehen, wie die feindlichen Flugzeuge immer wieder ein Ziel anflogen. Die Brücke wurde dann auch schwer getroffen, sodass kein durchgehender Eisenbahnverkehr mehr möglich war. Auf dem Rückflug haben die Bomber übrig gebliebene Bomben über dem Kesselbusch abgeworfen. Die Bombentrichter sind immer noch zu sehen. Um den Transport kriegswichtiger Güter sicherzustellen, mussten nachts Männer und Kriegsgefangene aus Meineringhausen und den umliegenden Orten, auch mit Pferdegespannen, zur Reiherbach, um kriegswichtige Güter umzuladen.

Mit Hochdruck wurde ab Juli 1945 damit begonnen, die Brücke wieder herzustellen. Nach dem Ende des Krieges wurde die Brücke fertig gestellt, ab 22. Juli 1946 konnten die Züge wieder durchgehend fahren. Gegen Ende des Krieges gab es in Meineringhausen und auch in anderen Dörfern plötzlich eine große Kartoffelkäferplage. Die Käfer und auch die Kartoffelkäferlarven fraßen in kurzer Zeit ganze Kartoffelschläge kahl. Weil man früher die Kartoffelkäfer in unserer Gegend nicht kannte, wurde angenommen, dass die Amis oder die Engländer die Käfer aus Flugzeugen abgeworfen hätten. Die Käfer verbreiteten sich schlagartig übers ganze Land. Spritzmittel oder Spritzgeräte zum Bekämpfen der Käfer gab es nicht. So blieb nichts anderes übrig, als die Käfer und Larven einzusammeln. Der Termin dazu wurde in gewissen Abständen vom Bürgermeister bekannt gegeben. Aus jeder Familie musste sich eine Person beteiligen. Auch die älteren Schüler mussten sich mit der ganzen Klasse daran beteiligen.

In den letzten Kriegsjahren gab es wohl Pläne, im Bereich des Koppelbergs einen unterirdischen Flugplatz zu bauen, dazu ist es nicht mehr gekommen. Wäre dieses Vorhaben zum Tragen gekommen, wäre Meineringhausen auch ein wichtiges Ziel für die feindlichen Bomber geworden. Ob diese Pläne wirklich bestanden oder ob es nur ein Gerücht war, sei dahingestellt.

Die Schule und der Kindergarten mussten im Dezember 1944 geschlossen werden, weil die Wehrmacht die Räume belegte.

Fast täglich konnte man riesige feindliche Bomberverbände am Himmel beobachten, welche nach Süddeutschland flogen, um über den Industriestädten ihre verheerende Bombenfracht abzuladen. Fast ungehindert konnten sie unser Gebiet überfliegen, die deutsche Luftwaffe konnte dem nichts mehr entgegensetzen, die Lufthoheit war schon lange verloren gegangen.

Im Jahre 1945 kam die Kriegsfront immer näher. Am Ostersamstag hörten wir, wie die amerikanischen Panzer über die Itterstraße in Richtung Korbach rollten. Der Korbacher Bürgermeister Zimmermann fuhr den Panzern mit einer weißen Fahne entgegen, damit hat er die Stadt vor großem Schaden bewahrt.

Die Menschen im Dorf waren alle in größter Angst, weil keiner wusste, was geschehen würde. Obwohl ich damals erst neun Jahre alt war, habe ich aus unserer Hakenkreuzfahne das Hakenkreuz herausgeschnitten und sofort im Küchenherd verbrannt. Aus dem Rest von dem roten Stoff hat meine Mutter mir später eine Turnhose genäht.

Als wir am Ostersonntagmorgen aus dem Fenster guckten, waren die Amis in Meineringhausen eingerückt. Unsere Nachbarsleute Graß und Höhne und noch andere an der Hauptstraße mussten ihre Wohnungen verlassen, sie wurden von den Amis besetzt. Panzer und andere Fahrzeuge waren im ganzen Dorf verteilt, Geschütze und MG-Stellungen wurden eingegraben. An der Hauptstraße waren MG-Stellungen in der Kiesgrube neben Schären und auf der anderen Straßenseite vor Elfebers Scheune. Bei Christian Köhler auf der Wiese neben dem Haus waren zwei Geschütze in Richtung Melm in Stellung gebracht.

Nach dem Einmarsch der Amis am Ostersonntag haben wir uns erst nicht aus dem Haus getraut, aber irgendwann mussten wir dann doch raus und das Vieh versorgen.

Viele Häuser wurden von den Amis durchsucht, auch unser Haus. Dabei haben sie unseren selbst gemachten Wein gefunden. Mein Opa musste erst einen Schluck davon trinken, damit sie sicher waren, dass der Wein nicht vergiftet war. Dann haben sie auch davon getrunken. Unsern Russen Peter haben sie so besoffen gemacht, dass er drei Tage in der Ecke lag. Ein anderer Russe, der bei Köhlers war und Boris hieß, dachte, mein Opa hätte den Peter vergiftet. Der Boris wollte meinen Opa mit dem Messer angreifen, nur mit Mühe konnten wir ihn davon abhalten.

Ein Ami hatte in besoffenen Zustand unsere Geldbörse mitgenommen. Am anderen Tag, als er wieder nüchtern war, hat er die Geldbörse zurückgebracht und sich entschuldigt.

Wir Kinder hatten recht bald Kontakt mit den Amis und bekamen auch schon mal ein Stück Schokolade. Gegenüber den Menschen im Dorf haben sich die Amis im Großen und Ganzen korrekt verhalten.

Auf den Wiesen zwischen Christian Köhler und dem jetzigen Lärchenweg und Fliederweg standen viele Ami-Fahrzeuge. Bei Graßes Wilhelm hatten die Amis ein Motorrad entdeckt, damit sind sie solange über eine Wippe gefahren, bis das Motorrad defekt war.

Bei einem Jeep hatten die Amis das Lenkrad so festgebunden, dass er den ganzen Tag ohne Fahrer im Kreis fuhr. Für uns Kinder gab es immer etwas zu sehen.

Der Einmarsch der Amerikaner hätte fast zu einer Katastrophe für unser Dorf werden können. Ein Luftwaffenoffizier, der bei einer nach Meineringhausen evakuierten Familie auf Urlaub war, wollte mit zurückmarschierenden Soldaten eine Ortsverteidigung organisieren. Er hatte sich in Korbach Panzerfäuste besorgt und erwartete die Amipanzer aus Richtung Vöhl oder Sachsenhausen in der Ermeke. Ein paar ältere Männer aus Meineringhausen hatte der Luftwaffenoffizier Vogt gezwungen, in der Ermeke Schützengräben auszuheben. Als die Amis aber dann von Frankenberg über Itter nach Korbach fuhren, gab er auf und war verschwunden. Ein Glück für Meineringhausen.

 

Die russischen Kriegsgefangenen, die im Dorf bei den Bauern arbeiteten, waren mit dem Einmarsch der Amis frei. Sie blieben aber noch in Meineringhausen. Auf Hof Lauterbach, wo auch damals eine Schnapsbrennerei war, haben die Russen geplündert. Mit großen Milchkannen holten sie den Sprit, der einen Alkoholgehalt von 96 % hatte. Die Folge war, dass sie tagelang besoffen waren. So war es auch bei dem Russen, der bei Vagieners war. Im besoffenen Koppe fing er an zu randalieren. Vagieners Martha holte Schosterjaustes Heinrich und seinen Vater zu Hilfe. Schosterjaustes Opa schlug dem Russen mit einem Schwengel vor den Kopf. Die Lage wurde sehr gefährlich, die Russen rotteten sich zusammen und waren gewaltbereit. Sie hielten auch einen amerikanischen Militärlastwagen an, der mit zwei Negern besetzt war. Die Russen versuchten, den Amis auf russische klarzumachen, dass im Dorf Banditen wären. Verstanden haben die Amis kein Wort, aber sie haben den Vorfall weitergemeldet. Im Dorf wurde die Lage immer gefährlicher. Die älteren Männer, die nicht eingezogen waren, kamen zusammen, bewaffneten sich mit Grabeschaufeln und Mistgabeln und machten Jagd auf die Russen. Manche Russen haben sich versteckt, andere flüchteten bis nach Korbach, wo auf dem Contigelände ein Auffanglager für Russen war. Schosterjaustes Heinrich und sein Vater mussten sich tagelang verstecken, weil die Russen beiden nach dem Leben trachteten. In der Nacht nach diesem Vorfall kamen die Amis wieder ins Dorf und durchsuchten viele Häuser. Sie zogen aber bald wieder ab, weil sie nichts Verdächtiges gefunden hatten.

Ein Russe, der bei Bäckerkristes gearbeitet hatte, kam noch einmal zurück und hat sich bei Bäckerkristes einen schwarzen Anzug und einen Zylinder geholt. Dann nahm er vom Gutshof den Reitgaul und jagte im Galopp durchs Dorf. Später wurde erzählt, dass in Korbach im Russenlager die eigenen Leute ihm auf einem Holzklotz den Kopf abgeschlagen hätten.

Während die Amis Meineringhausen besetzt hatten, wurde noch ein einzelnes deutsches Flugzeug abgeschossen. Der Pilot landete mit einem Fallschirm in einem Baum im „Feldgarten“ Das Flugzeug stürzte da ab, wo früher der Sportplatz war. Das ist das Gelände zwischen Lärchenweg und Feldgarten, wo damals noch Grünland war. Der Sportverein hat das Flugzeug später ausgegraben und als Schrott verkauft.

 

Am 8. Mai1945 war der Krieg zu Ende. Deutschland hatte kapituliert. Meineringhausen gehörte zur amerikanischen Besatzungszone. Die Schule wurde von den Amerikanern belegt und erst im Herbst 1945 wieder für den Unterricht freigegeben. Ins Dorf kamen nun viele Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten.

Schon bald nach der Besetzung begann die Entnazifizierung. Die politischen Leiter des Dorfes wurden verhaftet und in die Internierungslager in Darmstadt und Ludwigsburg gebracht. Der bisherige Bürgermeister Friedrich Vallbracht wurde abgesetzt und Fritz Kalhöfer für ihn eingesetzt.

In Käkannes Scheune stand ein defekter Lastwagen der Wehrmacht, der mit allerhand Ausrüstungsgegenständen für die Soldaten wie Gasmasken, Koppel, Pistolen- und Patronentaschen, Feldgeschirre usw. beladen war. Das war für uns Jungen von der Hauptstraße ein Paradies. Immer wieder sind wir heimlich in die Scheune gegangen und haben uns Sachen geholt. Natürlich mussten wir höllisch aufpassen, dass wir von den Amis, die im Dorf waren, nicht erwischt wurden. Wir Kinder hatten ja wegen der langen Kriegsjahre kaum Spielsachen.

Auch unser Lehrer Schulze wurde interniert. Der Schulunterricht fing am 1.11.1945 wieder an mit dem aus Schlesien stammenden Oberstudienrat Dr. Behlen und seiner Tochter, Frau Göpel, die als Schulhelferin eingestellt wurde. Die Schülerzahl war auf über 100 angewachsen.

 

Die wirtschaftliche Lage war sehr schlecht. Es fehlte an Lebensmitteln, Kleidung, Brennstoffen und allem möglichen. Lebensmittel gab es immer noch nur auf Lebensmittelkarten. Die Viehbestände der Landwirte waren wegen der Zwangsablieferungen auf einem niedrigen Stand, zudem fehlt es an Kraftfutter für das Vieh.

Polnische Zwangsarbeiter, die in Korbach in der Kolonie untergebracht waren, machten die Gegend unsicher. Sie unternahmen Raubzüge und Überfälle.  Es verging kaum eine Woche, in der nicht nachts irgendwo eingebrochen wurde. Lebensmittel, Kleidungsstücke, Radios, Fahrräder usw. wurden entwendet. Ganze Räucherkammern wurden ausgeräubert. Selbst Schweine wurden in den Ställen abgeschlachtet und mitgenommen. Selten konnten die Diebe ermittelt werden. Im Ort wurden Nachtwachen aufgestellt, um sich dagegen zu schützen. Das war natürlich schwierig, denn man hatte keine Waffen.

Auch 1946 war die wirtschaftliche Lage noch sehr schlecht. Die Bewohner aus den großen Städten unternahmen Hamsterfahrten auf die Dörfer, um Gebrauchsgegenstände gegen Lebensmittel einzutauschen. Der Schwarzhandel blühte an allen Ecken, obwohl diese Art von Handel streng verboten war. Es gab oft Kontrollen, wer erwischt wurde, musste mit Strafe rechnen, die Tauschware wurde beschlagnahmt. Für Geld, wovon genug vorhanden war, konnte man nichts kaufen. Die gängige Währung waren Butter, Speck oder ähnliches.

Unser Lehrer Schulze war inzwischen entnazifiziert und als Mitläufer eingestuft. Er bezahlte eine Geldbuße von 1400 RM und wurde am 1.11.1946 wieder als Lehrer eingestellt. Die Schülerzahl war inzwischen auf 135 angestiegen.

Als die Polen Korbach verlassen hatten, wurde es wieder ruhig und sicher im Lande. Wirtschaftlich ging es langsam, aber stetig bergauf.

Die ärztliche Versorgung der Bevölkerung kann man mit der heutigen Zeit nicht vergleichen. Natürlich gab es in Korbach schon das Krankenhaus. Auch einige Ärzte waren in Korbach ansässig. Sie stellten die ärztliche Versorgung im Umfeld von Korbach sicher. Zu erwähnen ist da der alte Hannes, der Dr. Führer. Bei Bedarf machte er auch Hausbesuche und war dann mit seinem Motorrad unterwegs, er war bekannt für seinen sehr rauen Umgangston. Ein flächendeckendes Netz von Notärzten und Krankenwagen gab es noch nicht. Dazu ein Beispiel: Ich, der Schreiber dieser Zeilen, hatte im Alter von 5 Jahren einen Finger zwischen einer Tür eingeklemmt und schwer verletzt. Die örtliche Krankenschwester, Frau Degenhof, hat den Finger notdürftig verbunden und uns nahe gelegt, den Finger im Korbacher Krankenhaus weiter versorgen zu lassen. Mein Opa hat bei Heinrich Becker einen Kutschwagen geborgt, eines unserer Pferde wurde eingespannt und so fuhren wir ins Krankenhaus. Der Finger wurde genäht und konnte gerettet werden.

Bei losen Zähnen hat man nicht lange gefackelt, der betreffende Zahn wurde mit einem Zwirnsfaden mit der Klinke einer offen stehenden Tür verbunden, die Tür wurde fest zugeschlagen und schon war der Zahn raus.

Bei Notfällen konnte man nicht, wie heute, einfach zum Telefon greifen und Hilfe holen. In Privathaushalten gab es überhaupt kein Telefon. Ich kann mich daran erinnern, dass es nur bei der Poststelle, die von Lina Scherf (Post Lina) verwaltet wurde, ein öffentliches Telefon gab. In besonderen Fällen war es möglich, bei Förster Morhenne zu telefonieren.

Während der Kriegsjahre waren die Vereinstätigkeiten nur sehr eingeschränkt möglich, weil doch viele Männer und Jugendliche zum Militärdienst einberufen waren. Nach Kriegsende 1945 wurden die Vereinstätigkeiten wieder aufgenommen. DerSportverein gründete im Jahr 1946 eine Fußballabteilung. Als Sportplatz diente die Walme, eine Grünfläche neben der Schule. Dass auf dem Platz eine große Linde stand, störte eigentlich nicht, es sorgte aber bei den Gastmannschaften immer wieder für Erheiterung. Später wurde im Bereich der jetzigen Dorfstraßen Lärchenweg und Feldgarten ein neuer Sportplatz mit den geforderten Abmessungen angelegt. Dieser Platz musste dann wieder verlegt werden, weil hier ein Baugebiet entstand.

Auch beim Schützenverein ruhte das Vereinsleben durch die Ereignisse des Krieges. Der 1928 in Betrieb genommene Schießstand am Mühlenweg wurde in einen Schuttabladeplatz umfunktioniert. Im Jahre 1952 erfolgte die Neugründung des Schützenvereins. Schon ein Jahr später wurde ein KK-Schießstand mit 5 Bahnen in der „Lehmkuhle“ in Betrieb genommen. Immer größer werdende Sicherheitsauflagen der Behörden konnten in den nächsten Jahren vom Verein nicht getragen werden. Der Schießstand musste aufgegeben werden. Das war das Aus für den KK-Schießsport in Meineringhausen. Man stellte auf die 10-m-Distanz mit Druckluftwaffen um. Im Saal des Vereinslokals Kesting baute man eine vierbahnige Scheibenzuganlage auf.

Auch beim Gesangverein ruhte das Vereinsleben während der Kriegsjahre. Zahlreiche Sänger müssten als Soldaten in einen unbarmherzigen Krieg ziehen. Viele von ihnen sahen die Heimat nicht wieder.

1948 ergriffen der noch amtierende Vorsitzende Fritz Krummel und Chorleiter Christian Schulze die Initiative, sie sprachen die sangesfreudigen Jugendlichen und Männer anund erweckten den Gesangverein wieder zum Leben. Bereits im darauf folgenden Jahr, am 04. September 1949, wurde das Bundesfest des Vöhler Sängerbundes in Meineringhausen gefeiert. Im selbst gezimmerten Zelt auf der Walme haben der Gesangverein, die Gastvereine und die Meineringhäuser Einwohner bei drückender Hitze gemeinsam ein wunderschönes Fest erlebt. Nach den Entbehrungen der Kriegs-und Nachkriegsjahre hat man das wirklich genießen können, zumal mit der neu eingeführten DM wieder eine stabile Währung zur Verfügung stand.

 

Anlässlich einer Ausstellung mit dem Beratungswagen wurde am 05. Dezember 1951 im Gasthaus Kalhöfer der Landfrauenverein Meineringhausen gegründet. 21 Frauen traten dem Verein spontan bei. In den ersten Jahren war die Vereinsarbeit in erster Linie auf Hauswirtschaft und Gartenarbeit ausgerichtet. Die Mitgliederzahl erhöhte sich im Laufe der Jahre stetig und liegt heute bei fast 100 Mitgliedern. Frauen aus vielen Berufsschichten gehören jetzt dem Verein an. Die Angebote haben sich verändert, heute steht Fort- und Weiterbildung der Frauen auf dem Lande im Vordergrund. Auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz. Reisen, Wanderungen, Fahrradtouren, Grillabende und Theaterfahrten gehören zu den beliebten Aktivitäten. Im Jahr 2011 wird der Verein sein 60-jähriges Bestehen feiern. Der Landfrauenverein ist zu einem festen Bestandteil der Meineringhäuser Vereine geworden. Zu allen Zeiten fanden sich Führungsmannschaften, die den Verein der Zeit entsprechend nach vorn brachten.

Der Posaunenchor hatte seinen ersten Auftritt während des Erntedankfestes im Jahr 1964.

Als der Gesangverein im Jahr 1963 an einem Wertungssingen in Vöhl teilnahm, trat dort der örtliche Posaunenchor auf. Davon waren einige Sänger so begeistert, dass sie spontan beschlossen, in Meineringhausen einen Posaunenchor ins Leben zu rufen. Die Gründer waren Gerhard Schmidt, Karl Hamel, Walter Schwalenstöcker, Theo Bangert und Förster Becker. Diese Personen führten eine Sammlung im Ort durch, dabei kam die Summe von 950 DM zusammen. Für diesen Betrag wurden 6 gebrauchte Instrumente gekauft. Der örtliche Pfarrer, Dekan Dr. Arnold, sagte seine Unterstützung zu. Der erste Chorleiter war Gerhard Schmidt, der den Chor von 1964 bis 1999 leitete, dann übernahm Werner Isenberg bis 2011 diese Funktion. Heute ist der Posaunenchor eine feste Größe im Ort. Der Chor bereichert oft den Gottesdienst und bringt Ständchen zu Jubiläen oder sonstigen Feierlichkeiten. Der Chor hatte immer das Glück, fähige Chorleiter zu haben. Mit Bewunderung muss man auch feststellen, dass es dem Posaunenchor in all den Jahren immer wieder gelungen ist, junge Leute zu begeistern und zur Mitarbeit zu gewinnen.


Die Feuerwehr Meineringhausen war auch während der Kriegsjahre einsatzbereit. Feuerwehrdienst kann man mit anderen Vereinen nicht vergleichen, denn die Feuerwehrmänner leisten freiwillig einen Dienst an der Bevölkerung, zu dem die Kommune laut Gesetz verpflichtet ist. Deshalb wird über die Feuerwehr etwas umfangreicher berichtet.

Bevor die Freiwilligen Feuerwehren gegründet wurden, gab es überall Pflichtfeuerwehren. Städte und Gemeinden mussten solche Feuerwehren aufstellen und mit dem nötigen Gerät versorgen. Das waren in erster Linie Ledereimer und Leitern und später auch Handdruckspritzen. Jedes frisch verheiratete Paar musste einen Ledereimer stiften. In Meineringhausen verfügte der Gemeinderat im Jahre 1860, dass jeder Hausbesitzer für einen Taler und 16 Cent einen Feuerlöscheimer von der Gemeinde erwerben musste. Die Feuerleitern wurden 1880 am Backhaus angebracht. Wenn ein Feuer ausbrach, mussten alle arbeitsfähigen Männer sich an der Brandstelle einfinden. Das waren meistens ungeübte Kräfte, auch die Führungskräfte hatten wenig Ahnung von der Brandbekämpfung. Der Löscherfolg war dann meistens auch sehr gering.

Anfang des 19. Jahrhunderts bekam das Feuerlöschwesen durch die Turnvereine neuen Schwung. Die Idee, die Feuerwehr neu zu ordnen, hatte der 1818 geborene Württembergische Fabrikant Carl Metz. Er schlug vor, die Bürger der Städte und Gemeinden sollten sich freiwillig für den Feuerschutz verpflichten und kleine, gut ausgebildete, schlagkräftige Feuerwehren bilden. Die ersten Freiwilligen Feuerwehren nach diesen Plänen wurden 1841 in Meißen und 1846 in Durlach bei Karlsruhe gegründet.

Die Gemeinde Meineringhausen kaufte 1840 eine Handdruckspritze der Sorte C bei der Firma Henschel in Kassel. Der Gemeinderat verfügte 1866, dass für das Fahren der Spritze pro Stunde und Pferd ein Taler aus der Gemeindekasse bezahlt wird. Ab 1875 wurde im Bezirk Kassel der Einsatz der Pflichtfeuerwehren durch besondere Vorschriften geregelt.

Wenn es in Meineringhausen mal brannte, wurde durch die Kirchenglocken und durch Hornisten alarmiert. In der Wehr wurden zwei Feuerwehrmänner als Hornisten bestimmt. Im Brandfalle fuhr einer von beiden mit dem Fahrrad durch das Dorf und hat Feueralarm geblasen. Um Wasser an die Brandstelle zu bringen, wurden zwei Ketten gebildet. Die Erwachsenen gaben die mit Wasser gefüllten Ledereimer weiter in Richtung Handdruckspritze, die nahe der Brandstelle stand. Die zweite Kette bildeten die Kinder, sie gaben die leeren Eimer zurück an die Wasserstelle. Das Wasser wurde aus Brunnen und Löschteichen entnommen.

So war es auch bei einem Brand am 19. Mai 1925, als Vagieners Anwesen vollkommen abbrannte. Das daneben stehende Haus von Lamm (Schosterjaustes) konnte gerettet werden. Das Wasser wurde aus dem Löschteich oder Kump genommen, der an der Ecke beim ehemaligen Haus von Hermann Isenberg (Ackermanns) lag. Auch hier musste das Wasser mit Eimern an die Brandstelle gebracht werden. Erst als die Sachsenhäuser Spritze – gezogen von einem Pferdegespann – hier ankam, konnte man auf die Eimer verzichten. Die Sachsenhäuser Feuerwehr hatte eine größere Spritze, die das Wasser selbst ansaugen konnte. Sie konnten damit das Wasser direkt aus dem Kump entnehmen und zur Meineringhäuser Spritze fördern.

Der Kump bei Ackermanns wurde von einer Quelle im Stöcker gefüllt. Das Wasser lief durch eine Leitung aus Holz, so genannte Piepen, mit natürlichem Gefälle in den Kump. Vom Kump ging die Leitung weiter bis in den Pferdestall des Gutshofs und diente als Pferdetränke, und zwar bis in die 50er Jahre.

Der Kump wurde wahrscheinlich 1853 gebaut, in diesem Jahr hatte die Gemeinde ein Grundstück von Christian Heck erworben zum Bau eines Brunnenkumps.

Das Meineringhäuser Spritzenhaus stand an der Kreuzung Holzweg/Mühlenweg und wurde 1862 gebaut. Im Jahre 1906 wurde das Spritzenhaus vergrößert, um den neuen Schlauchwagen unterzubringen.

Im Jahre 1875 erhielt die Feuerwehr Schläuche mit neuen Kupplungen. Die alten Kupplungen hatten ein Gewinde und mussten zusammengeschraubt werden. Die neuen Kupplungen waren Storz-Kupplungen, wie sie heute noch verwendet werden.

Im selben Jahr ist die Kuh der Witwe Schmalz im Feuerkump ersoffen. Sie erhielt von der Gemeinde 25 Taler Entschädigung.

Auch in der Zeit der Pflichtfeuerwehren waren die Meineringhäuser schnell und schlagkräftig. Das beweisen Schriftstücke aus dem Jahre 1906. Anlässlich eines Brandes in Höringhausen wurde der Wehr eine Prämie von 30 Mark vom Branddirektor der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont für das Eintreffen als erste auswärtige Wehr am Brandplatze in Höringhausen zuerkannt.

Im Jahre 1933 kam das Ende für die Pflichtfeuerwehr in Meineringhausen. Am 6. Dezember 1933 wurde in der Gastwirtschaft Kesting die Freiwillige Feuerwehr gegründet. 25 junge Männer traten der Wehr bei. Zum Ortsbrandmeister wurde der Flurschütz Heinrich Eisenberg gewählt. Die Meineringhäuser Handdruckspritze wurde 1939 außer Dienst gestellt. Die Gemeinde kaufte eine Motorspritze mit Anhänger von Magirus – Typ Goliath III. Weil das Spritzenhaus sehr feucht war, stellte man die neue Spritze in der Pfarrscheune unter.

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Während der Kriegsjahre, 1939 bis 1945 wurden 22 Feuerwehrmänner zum Kriegsdienst eingezogen. Dafür wurden 13 Ersatzkräfte, meist ältere Männer, gestellt. Die Leitung der Wehr hatte Wilhelm Köhler in dieser Zeit übernommen.

1947 wurde die Wehr auf Anordnung der Militärregierung durch junge Mitglieder aufgefrischt. Die Wehrmänner durften wieder Uniformen tragen, allerdings mit einer weißen Armbinde mit der Aufschrift Feuerwehr.

Wilhelm Müller wurde zum Ortsbrandmeister gewählt, 16 Jahre stand er dann an der Spitze der Wehr.

Infolge der plötzlichen Schneeschmelze stürzte das Spritzenhaus 1948 ein. Der Gemeinderat beschloss, ein neues Spritzenhaus zu bauen. Dasselbe hatte der Gemeinderat 1939 schon einmal beschlossen, doch da kam der Krieg dazwischen. Das neue Spritzenhaus wurde am 20. August 1950 in Betrieb genommen. Bei dieser Gelegenheit wurde die Handdruckspritze bei einer Schauübung das letzte Mal eingesetzt. Weil man keine Unterstellmöglichkeit für die alte Spritze hatte, wurde sie verschrottet.

1963 wurde Willi Schäfer als Ortsbrandmeister gewählt, er hatte dieses Amt 22 Jahre inne. Im selben Jahr wurde die alte TS 8 durch eine neue TS 8 mit VW-Motor ersetzt.

1964 wurde von der Gemeinde Meineringhausen ein LF 8 Opel Blitz gekauft.


Dieses Fahrzeug ist heute noch im Besitz der Wehr und wird von den Oldtimer-Freunden der Feuerwehr gepflegt und instand gehalten.

 

Die Alarmierung im Brandfalle mit Glocke und Hornisten, wie seit Jahrhunderten üblich, war ab 1964 nicht mehr erforderlich, weil in der Gemeinde drei Luftschutzsirenen installiert wurden und zwar auf dem Feuerwehrhaus, auf dem Dach vom Walter Stracke und auf der Scheune von Karl Rohde an der Sachsenhäuser Straße.

1966 bekam die Wehr von Bürgermeister Lückel den Auftrag, das alte Gemeindehaus abzureißen. Vereinbart wurde ein Stundenlohn von 7 DM. Davon wurden 3 DM an die Helfer ausgezahlt, 4 DM kamen in die Feuerwehrkasse. Gekauft wurde davon eine 4 teilige Steckleiter und Funkgeräte.

1967 fanden sich in Meineringhausen keine Kirmesburschen, die bereit waren, die Kirmes in eigener Regie im Gasthaus Kalhöfer durchzuführen. Um dieses traditionsreiche Dorffest nicht ausfallen zu lassen, erklärte sich die Feuerwehr bereit, die Kirmes auszurichten.

 

1968 wurde eine Jugendfeuerwehr gegründet.


1974 wurde die Jugendfeuerwehr bei den Wettkämpfen Kreissieger.

 

1970 erfolgte im Rahmen der Gemeindereform der Anschluss an Korbach.

Für die Feuerwehr änderte sich nicht viel, aus dem Ortsbrandmeister wurde der Wehrführer.

 


1974 wurde aus eigenen finanziellen Mitteln der Feuerwehr ein VW Bulli aus Polizeibeständen gekauft und als Mannschafts-Transportwagen hergerichtet.


Aus der Jugendfeuerwehr kam 1971 die Bitte, einen Spielmannszug zu gründen. Solche Versuche waren im Laufe der Jahrzehnte schon mehrfach gestartet, aber immer ohne Erfolg. Nachdem ich mir bei anderen Spielmannszügen in der näheren Umgebung das nötige Wissen für eine Neugründung erfragt hatte, habe ich kräftig die Werbetrommel gerührt und bald hatte ich eine große Zahl Interessierter zusammen. Im Dorf wurde mit gutem Ergebnis eine Sammlung für den Kauf der Instrumente durchgeführt. Beim Musikhaus Urff kauften wir Pfeifen, Trommeln, Becken, Pauke und natürlich einen Tambourstab. Eine Lyra kam schon bald dazu. Friedhelm Sauerland wählten wir zum Stabführer, wie sich schon bald herausstellte, war das eine gute Wahl. Tatkräftige Unterstützung bekamen wir vom Kreisstabführer Hasecke, der uns die ersten gut klingenden Töne beibrachte. Aber auch Kameraden vom Spielmannszug Höringhausen haben uns in hervorragender Weise unterstützt. Sehr oft sind wir nach Arolsen gefahren, um an den Übungsstunden des Spielmann und Fanfarenzugs der Feuerwehr Arolsen teilzunehmen. Ich selbst habe im Anfang die Pauke geschlagen, später habe ich das Becken übernommen.

Während der Generalversammlung im Jahre 1972 trat der Spielmannszug zum ersten Mal auf. Wir konnten nur 2 Märsche spielen, den Turnermarsch und den Kaiser Wilhelm Marsch, es war ein ganz toller Erfolg, die Teilnehmer der Generalversammlung waren begeistert.


Spielmanns und Fanfarenzug Meineringhausen

Als Zugaben gefordert wurden, haben wir die beiden Märsche noch mal gespielt. Spontan wurden während der Versammlung 200 DM gesammelt und dem Spielmannszug übergeben mit der Bitte, dafür Fanfaren zu kaufen. Umgehend ist eine Abordnung nach Bad Gandersheim im Harz gefahren und hat in einem dortigen bekannten Musikhaus 10 Fanfaren gekauft. Unsere Fanfarenbläser waren zum Teil auch Mitglieder des Posaunenchors, sie brachten also das nötige Können mit, so dass die Fanfarenbläser schon recht bald auftreten konnten. Im Jahre 1973 hatte der Spielmanns und Fanfarenzug bereits 30 Auftritte, unter anderem in Bad Wildungen, bei der Salatkirmes in Ziegenhain und in Padberg.

Die Auftritte waren meistens sonntags. Wir haben uns schon mittags versammelt, um rechtzeitig in den Auftrittsorten einzutreffen. Friedhelm Sauerland kam dann regelmäßig zu mir, um im Stall zu helfen, damit ich rechtzeitig fertig wurde. In den nächsten Jahren hatten wir zahlreiche Auftritte, oft auch zusammen mit dem Spielmanns und Fanfarenzug Arolsen.

1976 richteten wir das 1. Kreis-Wertungsspielen aus. Zahlreiche Spielmanns-und Musikzüge waren bei uns zu Gast. Diese Veranstaltung war ein voller Erfolg, man hat noch lange davon gesprochen.

In den 90er Jahren bekam der Spielmanns und Fanfarenzug immer mehr Nachwuchssorgen, so dass der Spielbetrieb leider eingestellt wurde.

Der Tennisclub 76 Meineringhausen wurde im Jahr 1976 gegründet. Es fanden sich Menschen zusammen, die der Meinung waren, dass Tennisspielen eine feine Sache ist, die Spaß macht und zur Gesunderhaltung bis ins fortgeschrittene Alter beiträgt. In der Straße „Im Stöcker“ hat der Verein mit erheblichen Eigenleistungen einen Tennisplatz mit einem Vereinsheim errichtet.

 

Im Verlauf der Vorklärungsphase zur Dorferneuerung wurde im Jahr 1993 der Bürgerverein Meineringhausen gegründet, motiviert durch die Auseinandersetzung mit den Belangen von Natur und Umwelt. Der Bürgerverein ist Mitglied der Naturlandstiftung Hessen. Alljährlich wird die Aktion „Saubere Landschaft“ durchgeführt, dabei wird der von unvernünftigen Zeitgenossen hinterlassene Müll in der Gemarkung eingesammelt. In einer weiteren jährlichen Aktion wird die Pflege und Erhaltung der aufgestellten Ruhebänke gewährleistet. Schon im Gründungsjahr 1993 hat der Bürgerverein auf dem Grundstück von Willi Köhler einen Weihnachtsmarkt durchgeführt, der zu einer bleibenden Einrichtung geworden ist. In den Folgejahren wurde der Weihnachtsmarkt zum Unterborn verlegt, zeitweise beteiligten sich auch andere örtliche Vereine daran. Jetzt ist der Bürgerverein wieder allein dafür verantwortlich, der Markt findet nun an der Walmehalle statt. Auf großes Interesse stößt immer wieder der Apfeltag. Hier kann man selbst gepressten Apfelsaft genießen, auch das Bestimmen von Apfelsorten ist möglich. Die durch die Gemarkung führenden Fernwanderwege werden vom Bürgerverein ausgewiesen, das erforderliche Material stellt die Stadt Korbach zur Verfügung. Weiterhin werden Radtouren und Wanderungen im Nationalpark Kellerwald ausgearbeitet und angeboten. Der Bürgerverein hat seinen festen Platz in Meineringhausen gefunden und leistet wertvolle Arbeit für die Allgemeinheit.

 

Am 17. Januar 2002 wurde die Mundartgruppe „Mie Meinerküser“ gegründet mit dem Ziel, das Meineringhäuser Platt zu erhalten.

Die Idee wurde beim jährlich stattfindenden Teeabend der Freiwilligen Feuerwehr von Rainer Schäfer aufgegriffen und noch von Willi Schäfer, Klaus Schäfer, Werner Geldmacher sen., Willi Köhler und Werner Isenberg in die Tat umgesetzt.

Gemeinsam hatte man festgestellt, dass immer weniger Menschen in Meineringhausen Platt sprechen, so dass unsere Meineringhäuser Mundart vom Aussterben bedroht ist. Dieses zu verhindern, ist die vorrangige Aufgabe der neu gegründeten Gruppe.

Nach einer längeren Orientierungsphase besteht die Gruppe nunmehr aus 25 Männer und Frauen, die sich etwa alle 4 Wochen zwanglos treffen.

Die Freiwillige Feuerwehr hat als Verein die Schirmherrschaft übernommen, ohne finanzielle und anderen Verpflichtungen.

Neben den erwähnten vierwöchentlichen Treffen, bei denen überwiegend Platt gesprochen wird und man sich austauscht, hat man es sich zur Aufgabe gemacht, das gesprochene Wort schriftlich festzuhalten. Da es nahezu keine Literatur in geschriebenem Meineringhäuser Platt gibt, ist dieses eine Pionierarbeit, die wesentlich zum Gelingen weiterer Vorhaben dient.

In den Jahren 2004, 2006, 2008 und 2010 wurden alle Meineringhäuser zu Mundartabenden in der Walmehalle eingeladen. Geboten wurde jeweils ein zweistündiges Programm in Mundart. Unterstützt wurden wir dabei freundlicherweise vom Posaunenchor und vom Gesangverein.

Im Dorf und in der Gemarkung wurden ca. 35 Schilder aufgestellt, die auf historische Orte, Flurnamen oder Hausnamen hinweisen. Diese Holzschilder werden von Mitgliedern der Mundartgruppe hergestellt, die Schrift wird mit der Oberfräse aufgebracht.

Unterstützt werden diese Maßnahmen von der Stadt Korbach durch Bereitstellung von Material, wie Pfosten und Befestigungsteile für die Schilder.

In den Jahren 2005 bis 2008 wurde eine Datenbank „Meineringhäuser Mundart“ erstellt. Diese enthält ca. 5600 Worte in Meineringhäuser Mundart und in Hochdeutsch. Die Datenbank liegt in gedruckter Form in Spiralbindung vor. Weiterhin erstellte man eine Sammlung von 38 Geschichten und Begebenheiten in einem Ringbuch. Abgeschlossen ist auch Häuserbuch mit ca. 650 Fotos von Meineringhäuser Häusern, wie sie sich in den Jahren 2005 bis 2009 darstellen. Daneben sind im Häuserbuch etwa 100 Fotos aus der Gemarkung Meineringhausen enthalten

 

Erinnerungen

Wenn man in ein gewisses Alter kommt, ich meine damit das Rentenalter, dann neigt man dazu, ein wenig zurück zu denken. Und so habe ich mir mal Gedanken gemacht über Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, also nach 1945.

Vergleicht man die damalige Zeit mit der heutigen Zeit, stellt man fest, dass die Menschen früher länger und härter gearbeitet haben. Das war in der Landwirtschaft so und auch in allen anderen Berufen.

Aber es ging beschaulicher zu, so eine Hetze wie heute kannte man damals nicht. In der Landwirtschaft wurde das Arbeitstempo von den Gespannen bestimmt, also von Pferden und Kühen. Trecker gab es nur ganz wenige.

Wenn man in Korbach etwas zu erledigen hatte, war man auf das Fahrrad oder die Eisenbahn angewiesen. Oder man ließ sich vom Milchwagen mitnehmen. Personenkraftwagen gab es so gut wie gar nicht.

Wenn wir Kinder mal nach Korbach ins Kino wollten oder nach Vöhl ins Schwimmbad, mussten wir mit dem Fahrrad fahren.

In Meineringhausen gab es damals zwei Kaufmannsläden, Isenbergs und Jägers, später kamen noch Sölzers dazu. Hier konnte man alle wichtigen Lebensmittel kaufen. Jeder Kunde wurde einzeln bedient, Mehl, Zucker und Salz standen in großen Säcken hinter der Theke und wurden in Papiertüten abgewogen. Bei Isenbergs bekam man auch Nägel, Krampen, Stacheldraht und viele Kleinigkeiten, die man so brauchte.

Sieht man heute die Müllmengen, die in verschiedenfarbigen Tonnen entsorgt werden, fragt man sich, wie das früher war, als es noch keine Mülltonnen gab. Das war eigentlich ganz einfach.

Gartenabfälle kamen auf die Miste. Küchenabfälle und das Abwaschwasser wurden mit den Schweinen verfüttert. Abfallholz wurde im Küchenherd oder im Futterdämpfer verbrannt. Papier brauchte man zum Feuer anzünden. Zeitungen wurden als Toilettenpapier benutzt. Es blieb also gar nicht viel Abfall übrig und der wurde auf die Müllkippe am Mühlenweg gebracht.

 

Hatte die Gemeinde Meineringhausen wichtige Nachrichten zu verkünden, machte der Ortsdiener mit der Schelle auf sich aufmerksam, und an bestimmten Stellen im Dorf hat er die Nachrichten ausgerufen.

Im Dorf waren natürlich alle erforderlichen Handwerker ansässig, wie Schmied, Schreiner, Stellmacher, Schuhmacher, Dachdecker, Schneider.

Es gab 2 Schmiede in Meineringhausen, Fritz Schäfer (Schmedds) und Fritz Kesting, der auch eine Gastwirtschaft betrieb. Später kam noch Karl Schäfer (Schmeddes) hinzu. Die Schmiede waren immer gut beschäftigt, sie schärften die Pflugschare für die Landwirte und führten alle möglichen Reparaturen durch, eben alles, was mit Metall zu tun hatte. Auch das Beschlagen der Zugtiere war Aufgabe eines Schmiedes, auf diesem Gebiet war Fritz Schäfer ein Experte. Auch das Schärfen der Schare war eine Wissenschaft für sich. Es kam auf das richtige Härten an, damit die Schärfe bei der Pflugarbeit lange erhalten blieb. In der arbeitsärmeren Zeit im Winter trafen sich die Landwirte oft in der Schmiede und tauschten Neuigkeiten aus.

Die Schreiner stellten noch selbst Möbel, Fenster und Türen her. Der Stellmacher stellte Stalltüren, Scheunentore her und baute auch eisenbereifte Wagen für die Landwirte. Beim Schuhmacher Müller (Schosters) kaufte man Schuhe, ließ die Schuhe reparieren, neu besohlen oder die Arbeitsschuhe mit Pinnen versehen.

Brauchte man Geschirre für die Zugtiere oder mussten diese instand gesetzt werden, ging man zum Sattler Mettenheimer in Höringhausen. Das Brot lieferten uns die Bäcker Sude und Rothauge aus Höringhausen, mit Pferd und Wagen machten sie die Runde über die Dörfer. In Netze, dem Geburtsort meiner Mutter, wurde noch bis in die 50er Jahre Brot selbst gebacken. Nach dem 2. Weltkrieg wurde dann in Meineringhausen auch in der Bäckerei Wilhelm wieder Brot gebacken. Bäckermeister Walter Wilhelm hatte bereits im Jahr 1936 eine Bäckerei eröffnet. Walter Wilhelm wurde zum Kriegsdienst eingezogen und so blieb die Bäckerei bis zu seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft geschlossen. Auch bei der Bäckerei Wilhelm wurden die Backwaren jahrelang mit Pferd und Wagen zu den Kunden gebracht. Fast alle Handwerker betrieben nebenher noch eine kleine Landwirtschaft.

 

Die Waschküche war in den meisten Häusern im wahrsten Sinne des Wortes ein Allzweckraum.

In der Waschküche standen auch der Kartoffeldämpfer und der Waschkessel. Den Waschkessel benutzte man für die Kochwäsche, beim Schlachten kochte man darin Wurst, dabei entstand die beliebte Wurstesuppe, auch den Rübenhonig kochte man in dem Kessel.

In der Waschküche wurde auch gebadet, ein extra Badezimmer war in den meisten Häusern nicht vorhanden. Man stellte eine Zinkwanne auf, im Waschkessel wurde Wasser erhitzt und zum Baden in die Wanne gefüllt.

Im Winter wurden in der Waschküche Reiserbesen und Weidenkörbe selbst hergestellt.

Reiserbesen brauchte man zum Kehren auf dem Hof und im Stall. Immer hatte man einige solcher Besen vorrätig. Weidenkörbe brauchte man täglich beim Füttern der Haustiere und natürlich bei der Kartoffelernte. Das Material zum Herstellen von Besen und Körben war kostenlos in der Natur vorhanden, so wurde eine Menge Geld gespart.

Als Toilette diente ein Holzhäuschen, welches sich draußen auf der Jauchegrube befand. Im Winter bei großer Kälte war das sehr unangenehm. Bei vielen Landwirten war die Toilette im Kuhstall untergebracht, das war im Winter doch angenehmer. Handlich zurechtgeschnittenes Zeitungspapier wurde als Toilettenpapier benutzt.

 

In der heutigen Zeit ist es selbstverständlich, dass man schnell von einem Ort zum anderen Ort kommen kann. In jeder Familie gibt es einen Pkw oder auch mehrere. Vor 60 oder 70 Jahren, also ein Zeitraum, den ich überblicken kann, stellte sich das vollkommen anders dar. Eine große Personen-Transportleistung wurde von der Eisenbahn erbracht. Die Züge fuhren in einem Takt, dass jeder seine Arbeitsstelle oder auch Schule rechtzeitig erreichen konnte und auch wieder nach Hause kam.

Daneben war das Fahrrad ein wichtiges Fortbewegungsmittel. Wir in Meineringhausen hatten das große Glück, einen Bahnanschluss zu haben. Das wurde mir in der Kindheit bewusst, wenn meine Großmutter ihre Verwandtschaft in Basdorf und Vöhl besuchen wollte, wo es keinen Bahnanschluss gab. Fahrradfahren konnte meine Oma nicht, also musste sie zu Fuß gehen oder mit dem Postauto fahren. Die Postautos der damaligen Zeit waren auch für den Personentransport vorgesehen.

 

Bei all dem Zurückdenken an die vergangene Zeit kommt mir immer wieder ein Mann in den Sinn und das ist Schüremmes Henner (Heinrich Bracht III), er war ein vielseitiger und geschickter Mensch, man hatte immer wieder mit ihm zu tun.

Das fing an beim Schroten. Bei seinem Bruder Friedrich in der Bahnhofstraße (jetzt Walmestrasse) hatte er eine große Schrotmühle stehen. Mit Handwagen wurde das Getreide  zur Mühle gebracht. Am anderen Tag konnte man das Schrot wieder abholen. Als Mahllohn behielt Heinrich Bracht eine gewisse Menge des Getreideschrots zurück für seine eigenen Bedürfnisse, man nannte das „mültern.“ Ende der 50er Jahre kauften immer mehr Bauern eine eigene Schrotmühle und Schüremmes Henner gab das Schroten auf.

Wenn die Bauern im Herbst die letzten Kartoffeln geerntet hatten, waren sie wieder auf Schüremmes Henner angewiesen, denn er war Dämpfmeister bei der Dämpfgenossenschaft. Rechtzeitig wurde ein Termin ausgemacht. Wenn es dann so weit war, wurde die Dämpfanlage geholt und auf dem Hof aufgestellt. Der lange Schornstein wurde hochgezogen, genug Holz und Kohlen zum Heizen mussten bereit liegen. Im Wäscher, den man mit der Hand drehen musste, wurden die Kartoffeln gewaschen und kamen dann in den Kessel zum Dämpfen. Dann wurden sie ins Kartoffelsilo geschaufelt und festgetrampelt. Wenn wir Kinder mittags aus der Schule kamen, gingen wir bei der Dämpfanlage vorbei und Schüremmes Opa versorgte uns mit frisch gedämpften Kartoffeln. Er hatte immer den größten Spaß, wenn er uns etwas vorflunkern konnte.

Aber Schüremmes Henner war auch sonst noch wichtig für die Leute im Dorf, und zwar dann, wenn es ums Holzschneiden ging. Geheizt wurde in jedem Haushalt mit Holz, und so mussten jedes Jahr größere Mengen Holz geschnitten werden. Schüremmes Henner war ein Tüftler, er hatte aus einem alten Personenauto den Benzinmotor ausgebaut und einen langsam laufenden Dieselmotor mit Schwungscheiben eingebaut. Hinten am Auto hatte er das Dach abgetrennt und eine Kreissäge montiert, die mit einem Flachriemen angetrieben wurde. Mit diesem eigenartigen Fahrzeug fuhr er dann zu den Leuten und schnitt Holz.

Damit war`s aber noch nicht genug, der Henner war auch noch Pumpmeister für die Wasserversorgung in Meineringhausen. Er hielt die Pumpanlage im Stöcker in Ordnung und pumpte das Wasser in den Hochbehälter am Kesselbusch. Als die Quellen im Stöcker nicht mehr genug Wasser lieferten und auch durch die vorbei fließende Walme verunreinigt waren, musste sich der Gemeinderat Gedanken über eine neue Wasserversorgung machen. Im Langen Grund hatten Geschmöllers Frieder, Beckerschmidts Henner und Kutschers Willem mit Wünschelruten einen Punkt festgelegt, wo man genug Wasser vermutete. Quellfassung und Pumpstation im Langen Grund, ein neuer Hochbehälter am Mühlenberg und die neuen Leitungen wurden im Januar 1962 fertig gestellt. Die neue Anlage betreute Schüremmes Henner, bis die Gemeinde Meineringhausen an Korbach angeschlossen wurde.

Der Henner schnitt auch den Leuten in der Nachbarschaft die Haare. Wir Kinder kriegten sie immer ziemlich kurz geschoren. Einmal war Schären Fritz bei ihm und ließ sich mal wieder die Haare schneiden. Er war schon halb fertig, da fiel dem Henner ein, dass er ganz dringend ins Dorf musste. Er hörte auf und sagte dem Fritz, er solle morgen wieder kommen, dann würde er die Haare fertig schneiden. So musste Schären Fritz den ganzen Tag mit halb geschorenen Haaren herumlaufen.

 

Im Januar 1968 stellte sich heraus, dass der Brunnen der örtlichen Wasserversorgung im Langen Grund mit Kolibakterien verseucht war. In einer öffentlichen Gemeinderatssitzung wurde dieses Thema zur Sprache gebracht. Es wurden äußerst heiße und leidenschaftliche Diskussionen geführt, da die Aufsichtsbehörde die Gemeinde zum Anschluss an den Wasserverband Höringhausen/Waroldern zwingen wollte. In der Tat wollte es den Einwohnern von Meineringhausen nicht in den Kopf, dass man diese erst vor einigen Jahren mit großem Kostenaufwand gebaute Anlage schließen wollte, zumal man noch 2 Jahre zuvor die Gemeinden Obernburg und Marienhagen angeschlossen hatte. Auch einige Gemeinderatsmitglieder wollten zunächst die Ursache für die Verseuchung erforschen. Deshalb wurde ein Vorschlag von Ortsbrandmeister Willi Schäfer aufgegriffen, den Brunnen von der Feuerwehr leer pumpen zu lassen und einige Stunden leer zu halten, um eventuelle undichte Stellen im Brunnenschacht festzustellen, durch die Oberflächenwasser eindringen könnte. 8 Kameraden unserer Wehr, welche am 03. Februar zunächst eine karnevalistische Veranstaltung des TSV besucht hatten, starteten nachts um ½ 1 Uhr mit dem LF 8 in Richtung „Langer Grund.“ Zunächst wurden 1000 Liter Wasser, welches mit einer äußerst starken Spezialfarbe gemischt war, um die Pumpstation auf den Erdboden geschüttet, damit man das Durchsickern von Oberflächenwasser hätte feststellen können. Nachdem unsere TS 8 in Verbindung mit einem von der Feuerwehr Korbach geliehenen Tiefsauggerät und die installierten elektrischen Pumpen 4 Stunden gearbeitet hatten, war der Wasserstand im Brunnenschacht bis auf ½ m gefallen, sodass wir nur noch den Zulauf absaugen mussten. Bei dieser Gelegenheit konnten wir erleben, welche großen Wassermengen diese Quelle liefert. Wenn unsere Pumpe nur für kurze Zeit aussetzte, mussten wir den Brunnenschacht schnellstens verlassen. Als wir den Brunnen ausreichend beleuchtet hatten, stellten wir fest, dass man die Verseuchung durch Oberflächenwasser mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließen konnte. Außerdem konnten wir feststellen, dass durch ein Überlaufrohr, welches zur vorbei fließenden Lauterbach führt, größere Mengen Schmutzwasser in den Brunnen fließen konnten, und das war der Grund der Verseuchung. Der Einsatz war am Sonntagmorgen um 11 Uhr beendet. Unsere TS 8 hat bei dieser Aktion ca. 60 Liter Benzin verbraucht. Nachdem das Überlaufrohr mit einer Blindkupplung verschlossen war, hat die Feuerwehr mit Hilfe von 2 Unterwasserpumpen den Brunnen nochmals geleert, die Stollenwände wurden abgewaschen und gechlort. Der Brunnen wird heute, im Jahr 2010, noch genutzt.

 


In folgendem Text möchte ich zurückblickend mal beschreiben, wie das Leben auf dem Dorf für Kinder und Jugendliche ab 1940 so ablief oder wie ich selbst es empfunden habe.

Man muss natürlich bedenken, dass sich Deutschland ab 1939 im Kriegszustand befand. Das bedeutete, dass man Spielsachen für Kinder nicht kaufen konnte, kriegswichtige Güter hatten Vorrang. Spielsachen von Eltern und Großeltern wurden wieder herbeigeholt und aufgearbeitet. Die Kinder waren sehr genügsam, man war mit dem Wenigen, was man hatte, zufrieden. Es gab natürlich noch keine Fernsehgeräte oder Computer, selbst ein Radio war nicht in jedem Haushalt vorhanden. Die Kinder mussten sich in der Freizeit selbst beschäftigen, sie waren kreativ und fanden immer eine Gelegenheit, sich mit anderen Kindern zu treffen und zu spielen. In der heutigen Zeit besitzen Kinder ganze Berge von Spielsachen, sie wissen das aber nicht zu schätzen. Außerdem vergeuden sie ihre Jugendzeit vor dem Fernseher oder dem Computer. Und man hört immer wieder: „Mir ist so langweilig.“ In der damaligen Zeit kam Langeweile schon deshalb nicht auf, weil die Kinder ab einem gewissen Alter gewisse Tätigkeiten zu verrichten hatten. Das war besonders in den landwirtschaftlichen Betrieben so, im Stall oder auf dem Feld waren die Kinder immer etwas eingebunden.

Auch als Kind bekam man schon mit, wie der Krieg das Leben veränderte. Abends mussten alle Fenster verdunkelt werden. Es gab nicht mehr alles zu kaufen, für die meisten Waren musste man Lebensmittelkarten oder Bezugsscheine haben. Die Bauern waren so genannte Selbstversorger, weil sie viele Lebensmittel selbst erzeugten. Der Großteil der Bevölkerung wurde als Normalverbraucher bezeichnet, entsprechend waren auch die ausgegebenen Lebensmittelkarten. Schwerarbeiter bekamen zusätzliche Rationen zugeteilt. Schuhe waren nur mit einem Bezugsschein zu bekommen. Auch Textilien waren Mangelware. Da waren Frauen gut dran, die nähen konnten. Aus Stoffresten wurde so manches Kleidungsstück für die Kinder genäht. Es war bestimmt nicht modisch, aber man hatte was zum Anziehen, Not macht eben erfinderisch.

 

Mein Jahrgang wurde im Frühjahr 1951 konfirmiert, danach mussten wir noch ein halbes Jahr zur Volksschule gehen. Das hat uns gar nicht gefallen, wir fühlten uns doch schon als Erwachsene. Wegen verschiedener Vorkommnisse hat uns unser Lehrer Schulze ohne Abschiedsfeier aus der Schule entlassen. Schüler, die den Beruf des Maurers erlernen wollten, konnten die Schule früher verlassen, weil Maurer gesucht wurden. Alle entlassenen Schüler und Schülerinnen hatten sich um Lehrstellen bemüht, das klappte auch dann, wenn das Abschlusszeugnis nicht so gut war. Die Lehrlinge wurden in den Betrieben körperlich schon recht stark gefordert und bekamen sehr wenig Entgelt. Dass auch am Sonnabend bis Mittag gearbeitet wurde, war selbstverständlich. In der heutigen Zeit werden die Lehrlinge mit Samthandschuhen angefasst und bekommen verhältnismäßig viel Geld.

 

Welche Möglichkeiten hatten wir als Kinder und Jugendliche in der Freizeit?

Man konnte ins Kino gehen. In Korbach gab es

das Central Kino und das Capitol Kino . Da fuhr man mit dem Fahrrad hin, vorausgesetzt, man hatte das Geld für die Kinokarte. In Meineringhausen gab es die Gastwirtschaften Kalhöfer und Kesting. Ein Glas Bier kostete damals 30 Pfennig. Die Jugendlichen trafen sich am Wochenende meist bei Kalhöfers in der Schänke, das war ein größerer Raum zwischen Gaststube und Saal. Man saß im Kreis, trank Bier oder andere Getränke und tanzte nach der Musik des 10-Plattenspielers. Gastwirt Kalhöfer war sehr jugendfreundlich. Hatte man kein Geld, konnte man sich trotzdem im Gasthaus aufhalten, auch ohne etwas zu verzehren. Keiner der Jugendlichen hatte zu dieser Zeit ein Fahrzeug und deshalb kam man immer zusammen, man saß im Gasthaus, knobelte, sang gemeinsam Lieder oder man trank aus dem Stiefel. Der gläserne Stiefel wurde mit Bier gefüllt, man trank in der Runde, der Stiefel wurde immer an den Nebenmann weitergereicht. Beim Trinken durfte es nicht „kluckern“, das heißt, es durften keine Luftblasen aufsteigen. Geschah es trotzdem, musste man den Stiefel neu füllen lassen. Da hatte jeder seine eigene Methode, meist hat man den Stiefel beim Trinken langsam gedreht. Wenn der Stiefel sich dann langsam leerte, wurde es spannend, denn der Vorletzte musste bezahlen. Da hat mancher den oft noch großen Rest ausgetrunken, um nicht Vorletzter zu sein. Das machte immer viel Spaß und es ging laut und lustig zu.

Im Sommer und bei gutem Wetter trafen sich Jungen und Mädchen auf der Brücke. Die Brücke ist heute nicht mehr als solche zu erkennen, das ist die Stelle, wo die Walme unter der Bundesstraße durchfließt. Der Walmegraben war damals rechts und links der Straße offen. Man ging dann oft gemeinsam zu Fuß zum Gasthaus „Opperbach“. Noch nicht konfirmierte Jugendliche durften mitgehen bis zum Ortsschild, hier mussten sie umkehren, sonst gabs „Husche“. In der Opperbach war immer was los, da wurde mancher „über den Durst“ getrunken. Zu später Stunde ging’s dann zu Fuß wieder nach Hause. Da war manchmal die Straße nicht breit genug. Das war kein Problem, denn es waren nur ganz wenige Autos unterwegs und die Autofahrer hatten Verständnis für die Jugend.

Besonders viel Spaß machte das Schlittenfahren im Winter, zumal die Winter in meiner Jugend schneereicher waren. Die Kinder und Jugendlichen trafen sich mit ihren Schlitten im Dorf, dann wurden Geleitzüge zusammengestellt, das heißt viele Schlitten wurden hintereinander gebunden und dann ging`s los oben im Holzweg bei Wilhelm Bracht bis runter nach Ackermanns und Sieken. Das hat uns immer sehr viel Spaß gemacht. Die Dorfstraßen wurden nicht bei jedem Schneeflöckchen mit Salz und Kies gestreut, so dass wir gut mit den Schlitten fahren konnten. Wenn die Walme, die damals noch offen durchs Dorf floss, im Winter zugefroren war, konnten wir dort Schlittschuh fahren oder glandern.

Ab Mitte der 50-er Jahre konnten sich immer mehr Jugendliche ein Motorrad kaufen, das Angebot war riesengroß. Wer sich eine NSU Max, eine 250er BMW oder eine Horex leisten konnte, wurde doch schon sehr bewundert. Durch diese Entwicklung war es leichter möglich, in anderen Orten Veranstaltungen zu besuchen.

Gab’s eine Verlobung im Ort, gingen wir Jugendlichen gemeinsam dorthin, um den Handschlag zu holen. Es wurden Verlobungslieder gesungen und es wurde „geknappt“, das heißt, mit der Peitsche geknallt. Man gratulierte und das Verlobungspaar überreichte als Dank einen Geldbetrag, der dann sofort in einer der Gaststätten gemeinsam niedergemacht wurde. Fand die Verlobung eines Meineringhäuser Jungen oder Mädchen in einem anderen Ort statt, so fuhren wir auch dorthin. Ich kann mich erinnern, dass wir bei Karl Graß in Wolfhagen und bei Heinz Österling in Wirmighausen den Handschlag geholt haben.

Bei Hochzeiten war es selbstverständlich, dass gepoltert wurde. Das artete manchmal aus, denn viele Leute versuchten, dort ihren Müll loszuwerden. Autowracks und andere große Gegenstände waren keine Seltenheit.

Da hatte das Hochzeitspaar am andern Morgen viel zu tun, um den Polterplatz wieder besenrein zu kriegen. Entsorgen konnte man das Poltermaterial recht einfach, denn im Mühlenweg gab es ja die Müllkippe. Es kam auch vor, dass die Brautleute die Polterer durch Übergabe eines Geldbetrages überreden konnte, den Müll wieder mitzunehmen. Am anderen Morgen staunten sie nicht schlecht, dass der Müll trotzdem vor ihrer Tür lag. In späteren Jahren hat man sich wieder an den eigentlichen Sinn des Polterns erinnert. Man polterte mit Glas und Porzellan, denn bekanntlich sollen Scherben Glück bringen.

Hatte ein Mädchen aus Meineringhausen einen Freund aus einem anderen Ort, so musste der junge Bursche einen Jagdschein erwerben. Von den Meineringhäuser Jugendlichen wurde ihm so lange zugesetzt, ja bis zur Androhung einer Tracht Prügel, bis er bereit war, einen „Bockeliter“ zu bezahlen. Danach bekam er den Jagdschein ausgehändigt, der in launigen und deftigen Worten seine Rechte und Pflichten in der Meineringhäuser Gemarkung beschrieb. In den 60-er Jahren hatte ich einen solchen Text entworfen, der lange Jahre verwendet wurde.

1955 war ich zum ersten Mal Kirmesbursche. Insgesamt habe ich dreimal die Kirmes mit organisiert, davon zweimal als Kirmesvater. Wir waren meist 6 bis 8 Kirmesburschen. Die Kirmes fand im Saal der Gastwirtschaft Kalhöfer statt. Die Kirmesburschen mussten das Fest vorbereiten und ausrichten. Einnahmen hatten die Kirmesburschen nur durch die Eintrittspreise, damals 2 DM. Davon musste die Musik bezahlt werden. Die Getränke für die Musikanten und die Kirmesburschen hat der Gastwirt Kalhöfer notiert und uns dann die Rechnung präsentiert. Am Ende blieb dann kein größerer Betrag übrig. Die Kirmes fand schon

damals, wie auch heute noch, am dritten Wochenende im Oktober statt, allerdings nur an 2 Tagen, Sonntag und Montag. Einige Jahre später, als die Kirmes von der Feuerwehr ausgerichtet wurde, ging man dazu über, die Kirmes am Samstag, Sonntag und Montag zu feiern.

 

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Für die Kirmesburschen selbst war Kirmes mit allen Vorbereitungen eine anstrengende, aber auch schöne Zeit. Schon viele Wochen vorher wurde die Kirmes „eingeläutet“. Zu später Stunde zogen die Kirmesburschen lautstark durchs Dorf, dann wusste jeder, dass bald Kirmes gefeiert

wird. In zahlreichen Kirmessitzungen wurden alle Vorbereitungen bei so manchem Glas Bier besprochen. Man musste allerdings ganz schön trinkfest sein und das waren die meisten auch. Die Kirmes begann am Sonntagmorgen mit dem Verkauf der Kirmeslose. Die Kirmesburschen gingen von Haus zu Haus und versuchten möglichst viele Lose zu verkaufen, den Erlös konnten sie für sich behalten. Erlaubt war der Verkauf der Lose nur am Sonntagmorgen, alles andere wurde bestraft.


Um 14 Uhr begann der Festzug durchs Dorf. Der Festzug bestand nur aus den Kirmesburschen und der Kapelle. Motivwagen und Fußgruppen wie heute gab es damals nicht. Nachmittags und abends wurde im Saal kräftig gefeiert. Der Kirmesmontag begann mit dem Ständchenspielen. Vor jedem Haus wurde gespielt, die Kirmesburschen sammelten Geld und Eier ein, das Geld wurde mit der Kapelle geteilt. Nachmittags war Kinderkirmes und die Verlosung. Ein besonderes Ereignis war immer, wenn die Kirmesburschen den gläsernen Pisspott holten. Er war mit Bier und warmen Würstchen gefüllt. Jeder Kirmesbursche musste daraus essen und trinken. Abends war wieder Tanz und gute Laune angesagt.

Am Dienstag, wenn alles vorbei war, kamen die Kirmesburschen noch mal zwanglos zusammen, es wurden Eier gebacken und man feierte ohne Verpflichtungen im Nacken noch mal kräftig. 4 Wochen später wurde die Kirmes „begraben“. Unter großem Wehgeschrei wurde nach einer launigen Rede ein Hering verbuddelt, und mit einem Tanzabend im Saal Kalhöfer war die Kirmes dann endgültig beendet.


Im Jahre 1957 wurde auf Betreiben von Walter Wilhelm und Willi Schäfer eine Landjugendgruppe gegründet. Bei der Gründungsversammlung am 23. Mai 1957 im Schulsaal waren der Schulleiter Pachale, als Vertreter des Ortsbauernverbandes Wilhelm Schäfer (mein Vater) und einige Vertreter der Landjugend-Kreisgruppe anwesend. 17 Jungen und Mädchen wurden spontan Mitglieder der Ortsgruppe.

Anschließend wurden gewählt:

Ortsjugendwart                        Willi Schäfer

Stellvertreter                            Walter Wilhelm 

Ortsjugendwartin                      Annemarie Müller

Stellvertreterin                          Margret Wilhelm

Die Mitgliederzahl wuchs sehr schnell, schon bald hatten wir 35 Mitglieder, auch Jungen und Mädchen aus Strothe und Alraft.

Wir haben viele Volkstänze und Sketche eingeübt und auf Veranstaltungen vorgeführt. Mehrfach haben wir die Pantomime „Das Denkmal“ in anderen Orten vorgeführt und hatten großen Erfolg damit. In Meineringhausen selbst haben wir im Saal des Gasthauses Kalhöfer gut besuchte Dorfabende gestaltet. Eine Busfahrt führte uns auf die Rhön. Auf der Rückfahrt gab es ein Treffen mit der Homberger Landjugend im Gasthaus Lauterbach in Holzhausen.

Nach einigen Jahren ließ das Interesse der Jugendlichen nach, die Aktivitäten wurden eingestellt.

In Meineringhausen gab es zahlreiche Hausnamen, die von den Dorfbewohnern auch genutzt wurden. In den folgenden Zeilen soll versucht werden, die Hausnamen den ursprünglichen Häusern zuzuordnen. Wurden solche Häuser verkauft und die Besitzer erstellten Neubauten im Ort, hat man die Hausnamen auf die neuen Häuser übertragen. An dieser Stelle soll nicht über Herkunft der Hausnamen berichtet werden, was in manchen Fällen auch nicht möglich ist.

 

Schosterjaustes            Am Unterborn 16  Heinrich Lamm.    Horst Jechne hat eingeheiratet, jetzt bewohnt von Irmtraud Jechne und Sohn Christian.

 

Käkannes    ehem. Sachsenhäuser Str. 41            Werner Vallbracht. Abriss 1962, Neubau Aussiedlerhof Baumgarten 5

 

Kutschers  Sachsenhäuser Str.14      Wilhelm Schäfer

 

Timmermanns     Am Unterborn 6   Karl Müller

 

BackhusesKarl Isenberg        Gutsweg 5 Haus ist jetzt im Besitz von Astritt Jechne. 2 Söhne von Karl Isenberg sind im Ort ansässig. Karl-Heinz Isenberg, Holzweg 16, Werner Isenberg, Reckerberg 4

 

Schmalzes  Georg Lamm,       Am Unterborn 26, jetzt im Besitz von Dieter Lukaszyk. Ein Sohn von Georg Lamm wohnt im Ort, Gerhardt Lamm, Reckerberg 6

 

HauwiesenAm Unterborn 7            Heinrich Schäfer, H. Schäfer kaufte ca. 1960 das Haus Am Unterborn 5 von Wilhelm Freund (früher Eierding). Sohn Herbert Schäfer übernahm das Haus Am Unterborn 7.

Jokobes     Am Unterborn 15  Christian Bangert

        Haus verkauft an Karl Schäfer (Bornemanns), später Paul Schnell, dann Familie Adamietz.

        Bangert erstellten Neubau Lärchenweg 24.

 

Störmers             Gutsweg 3   Wilhelm Köhler Wohnhaus wurde 1972 abgerissen,  Sohn Willi Köhler errichtete ein neues Wohnhaus auf dem Grundstück.

 

Schneiders          Wilhelm Bangert    Gutsweg 1

         Jetzt im Besitz von Sohn Theodor Bangert.

 

Justers       Walmestr. 8          Karl Schwalenstöcker.

 

Krummeln  Am Unterborn 22  Karl Rohde

        Landwirtschaftliche Gebäude und Wohnhaus verkauft an Karl Rüsel, jetzt betreibt Schwiegersohn Saure eine Schreinerei dort.

        Karl Rohde hat an der Sachsenhäuser Str. 6 einen Aussiedlerhof errichtet.

 

Heinemanns        Sachsenhäuser Str. 19              Heinrich Graß.      Haus wurde von Sohn Kurt Graß übernommen und später verkauft, Neubau Hohler Graben 14. Sohn Werner Graß, Lärchenweg 9.

 

Kreugers    Holzweg  Friedrich Heinemann                jetzt Sohn Norbert Heinemann

 

Märtens     Hohler Graben 1   Georg Paar

 

Scherfes     Am Unterborn 14  Marie Bangert

        Marie heiratete Ludwig Fahrenbach. Haus und Nebengebäude wurden verkauft an Familie Hannemann. Am Melm 1 wurde ein Aussiedlerhof errichtet.

Runten       Sachsenhäuser Str. 45              Heinrich Eisenberg.         Haus wurde an Karl Sauerland verkauft. Heinrich Eisenbergs Sohn Hans kaufte von Friedrich Laborenz das Haus Holzweg 1.

 

Schwieders Ludwig Eierding    Am Unterborn 5. Wilhelm Freund hat eingeheiratet. Haus und Nebengebäude an Heinrich Schäfer, bis dahin Am Unterborn 7 verkauft. Aussiedlerhof an Sachsenhäuser Str. 4 errichtet. Kurt Bangert hat eingeheiratet.

 

Ackermanns        Am Unterborn 20  Hermann Isenberg. Haus an Ilona Öl verkauft.

 

Blanken     Holzweg 1       Friedrich Laborenz         Haus wurde nach Brandschaden an Hans Eisenberg, bisher Sachsenhäuser Str. 45, verkauft. Friedrich Laborenz errichtete einen Aussiedlerhof, Walmestr. 23

 

Geschmöllers      Friedrich Bracht           Holzweg 7  

        Haus und Nebengebäude wurden von Willi Franke aus Korbach gekauft.

 

Reißes        Karl und Helene Bangert           Hainstr.11

        Sohn Helmut übernahm das Haus und heiratete Erna Paar.

 

Engelsmanns       Heinrich Rohde              Sachsenhäuser Str. 28, übernommen von Sohn Klaus Rohde.

 

Beckerchristes    Gutsweg 7            Christian Bäcker, Tochter Berta hat Fritz Leithäuser geheiratet. Haus wurde an Herrn Enrico Ost verkauft.

 

Schlüters    Ludwig Wiesemann        Am Pfarrhaus 7

        Haus wurde an Bruno Schrul aus Strothe verkauft.

Schüremmes       Friedrich Bracht             Walmestr.3

        Jetzt bewohnt von Bernd Bracht.

 

Niggemanns        Am Unterborn 23  Friedrich Müller, bewohnt von Sohn Fritz Müller.

 

Schosters   Am Unterborn 16  Christian Müller     Jetzt bewohnt von Sohn Willi Müller.

 

Jantans      Sachsenhäuser Str. 32              Heinrich Scherf. Haus durch Sohn Heinz verkauft.

 

Brocken     Am Unterborn 17  Friedrich Bangert. Haus verkauft an Konstantin Flemming, jetzt im Besitz der Lebensgemeinschaft. Fr. Bangert hat neu gebaut Sachsenhäuser Str. 15. Jetzt bewohnt von Sohn Werner Bangert.

 

Buren         Am Unterborn 12          Friedrich Hankel.

        In der Jahnstr. 14 bauten Hankels ein neues Wohnhaus mit Nebengebäuden. Jetzt bewohnt von Sohn Helmut Hankel. Tochter Ursel und ihr Mann Hans Klingelhöfer übernahmen das alte Gebäude. Später Verkauf des Hauses, ein neues Wohnhaus wurde am Reckerberg 12 erstellt.

 

Kleinen      Hopfengarten 8            Wilhelm Schmidt

        Haus verkauft an Karl-Wilhelm Westmeier.

 

Schnauzes  Sachsenhäuser Str.8     Friedrich Bangert. Helmut Göbel hat eingeheiratet. Jetzt bewohnt von Bernd Göbel.

 

Schnauzes, Am Unterborn 4,          Marie Bangert.

        Jetzt bewohnt von Sohn Helmut Bangert.

 

Scheuperringes            Am Unterborn 8             Heinrich Wilhelm. Sohn Walter Wilhelm verkaufte das Haus an Werner und Annemarie Klinke und errichtete Am Melm 2 einen Aussiedlerhof.

Göttinges            Am Unterborn 3             Karl Voß

        Jetzt bewohnt von Hiltrud Voß.

 

Schmeddes       Sachsenhäuser Str. 39     Karl Schäfer (Schmied). Haus ist verkauft.

 

Schmedds  Am Unterborn 25  Fritz Schäfer(Schmied) Haus wurde an Hans Schmidt verkauft. Fritz Schäfer jun. erwarb das Haus Lärchenweg 8, verkaufte es wieder und errichtete Neubau Brunnenweg 18

 

Kerkenhamels              Holzweg 3          Karl Lamm, Haus wurde von Sohn Willi verkauft und ca. 1968 abgerissen.

 

Schrieners Am Unterborn 24                          Wilhelm Vallbracht                   Haus wurde verkauft, jetzt im Besitz von Reinhold Müller.

 

Besten        Jahnstr.5      Ludwig Schäfer              Willi Gernand hat eingeheiratet. Haus wurde verkauft, jetzige Besitzer Thorben Eberle und Verena Behle.

 

Beckerschmedds         Sachsenhäuser Str. 33              Heinrich Vallbracht.        Jetzt bewohnt von Sohn Werner Vallbracht, Schreinermeister.

 

Rohden-BeckersHainstr. 1              Karl Becker

 

Rohden      Hainstr.2     Walter Schwalenstöcker

 

SchniedersSachsenhäuser Str. 22  Walter Wilhelm, Bäckermeister, Haus wurde verkauft.

 

Knipps       Hohler Graben 5   Wilhelm Dorfeld, Haus verkauft an Lebensgemeinschaft.

 

Hankels     Walmestrasse 2             Karl Walter           Werner Langendorf hat eingeheiratet.

Besten-Göbels,    Hainstr. 9    Friedrich Göbel              Haus verkauft an Fritz Emde, wieder verkauft an Gerd-Roger Wagner.

 

Beuksteins Sachsenhäuser Str. 30                     Julius Knoche       Horst Kammandel hat eingeheiratet, jetzt bewohnt von Sohn Ullrich Kammandel.

 

Heeren       Holzweg     Heinrich Göbel

 

 

 

 

Abgerissene Häuser

 

Johannes Lamm Kerkenhamels     Holzweg 3,

ca. 1968 abgerissen. Grundstück wurde von Familie Becher gekauft und als Gartenland genutzt.

 

Gemeindehaus              1966 wegen Baufälligkeit abgerissen.

 

Wilhelm Köhler  Störmers    Gutsweg 3

Wohnhaus wurde 1972 von Sohn Willi Köhler abgerissen. Auf dem Grundstück wurde ein neues Wohnhaus errichtet.

 

August Heinemann       früher Karl Frese Am Unterborn 2 Haus wurde 2003 abgerissen.

 

Konstantin Flemming, früher Friedrich Bangert (Brocken) Am Unterborn 17

Haus wurde von der Lebensgemeinschaft gekauft,

teilweise abgerissen und neu aufgebaut.

 

Fritz Eisenberg, gen. Jenni, Hohler Graben 14

Haus wurde von Kurt Graß gekauft, teilweise

abgerissen und neu aufgebaut.

 

Karl Klohe, früher Wilhelm Göbel Am

Unterborn 1        Haus von Klohe abgerissen, auf

dem Grundstück wurde ein Neubau errichtet, jetzt

im Besitz der Familie Wild.

 

Werner Vallbracht, Käkannes,      Sachsenhäuser

Str.41         Haus wurde 1962 abgerissen.

Am Baumgarten wurde ein Aussiedlerhof errichtet

 

Fritz Kesting, Behelfsheim, Sachsenhäuser Str.

Beim Bau des Möbelhauses Möbelkreis wurde

das Behelfsheim abgerissen. Fritz Kesting baute am

Reckerberg 11 ein Einfamilienhaus.

 

Backhaus (beim Pfarrhaus)

Abriss ca. 1955

 

Backhaus (An der Walme)

Abriss ca. 1950

 

Gefrierhaus, Sachsenhäuser Str. 16, ehemals

Schießstand. Gebaut 1953, als Schießstand

genutzt bis 1960. Von 1962 bis 1999

Gefrieranlage. Abriss im Jahr 2000

 

Pfarrhaus (Am Pfarrhaus 5)

Abriss im Jahr 2006. Neubau auf dem Grundstück.

 

Bahnhaus, Walmestrasse 24, bewohnt von

Lokführer Georg Sauerland. Haus wurde

abgerissen, Reinhard Schuster baute dort ein

Einfamilienhaus.

 

Rückblickend muss man feststellen, dass sich unser Dorf Meineringhausen seit Ende des 2. Weltkriegs gewaltig verändert hat. Nach der Währungsreform 1948, als die Reichsmark durch Deutsche Mark abgelöst wurde, ging es für alle spürbar wirtschaftlich bergauf. Die Gemeinde wies neue Baugebiete aus und die ersten Einfamilienhäuser wurden mit viel Eigenleistung erstellt. Den Bauherren war es natürlich nicht möglich, ihr neues Eigenheim mit komplettem Innenausbau, Verputz und Gartengestaltung in einem Zug zu erstellen. Wenn Küche und Schlafzimmer fertig waren, zog man ein. Alle weiteren Räume, sowie der Verputz wurden je nach Kassenlage in Laufe der Zeit fertig gestellt. Von Rudolf Heuschkel habe ich erfahren, dass er sein Haus in der damaligen Zeit mit viel Eigenleistung für 10 000 DM erstellt hat.

Die ersten Häuser entstanden in der heutigen Jahnstraße.

In den damals ausgewiesenen Neubaugebieten sind die Straßen zum Teil sehr schmal angelegt, so dass das Parken eines Pkw schon schwierig ist. Man war damals der Ansicht, dass die Leute, die hier bauen, niemals ein Auto besitzen würden. Das war eine gewaltige Fehleinschätzung.

Straßennamen gab es noch nicht, die Hausnummern wurden fortlaufend vergeben. Die bebaute Fläche des Dorfes wurde immer größer, das Dorfbild veränderte sich. Man muss bedenken, dass das Gelände der folgenden Straßen noch nicht bebaut war: Forststraße, Fliederweg, Lärchenweg, Jahnstraße, Feldgarten, Hainstraße, Reckerberg, Baumgarten, Im Stöcker, Brunnenweg, Hopfengarten, Zur Appelallee, Obernburger Weg. Diese Aufzählung zeigt deutlich, wie sich unser Dorf entwickelt hat. Viele Meineringhäuser Bürger haben im Ort Einfamilienhäuser gebaut, aber auch sehr viele auswärtige Bürger haben sich in Meineringhausen ein Haus gebaut, sodass die Einwohnerzahl stetig auf heute fast 1000 Personen stieg.

Auch in der Landwirtschaft hat es gewaltige Veränderungen gegeben. Fast alle Kleinlandwirte haben die Landwirtschaft aufgegeben, die Flächen wurden von anderen Landwirten übernommen. Es entstanden einige wenige große Betriebe, die man als Vollerwerbsbetriebe bezeichnen kann. Noch vor 20 oder 30 Jahren war viel Bewegung in der Feldgemarkung, weil immer viele Landwirte mit ihren kleinen Schleppern auf den Feldern tätig waren. In der heutigen Zeit sind sieht man recht selten sehr große Schlepper mit über 100 PS und riesigen Anbaugeräten bei der Arbeit. Während vor einigen Jahren die Milchviehhaltung immer Bestandteil der Betriebe war, gibt es heute, im Jahr 2011, nur noch einen Milchviehbetrieb in Meineringhausen.

Auch beim Anbau der Feldfrüchte ist ein Wandel eingetreten. Roggen, Hafer und Hackfrüchte werden nur noch vereinzelt angebaut. Weizen, Gerste, Raps und Mais bestimmen heute das Bild in der Natur. Der Mais wird zum Teil auch verkauft an die Betreiber von Biogasanlagen. Wiesen und Weiden sind zum großen Teil umgebrochen und werden als Ackerland genutzt.

 

Auch im Handwerk hat es einen Wandel gegeben. Für einige Berufe gab es keine Nachfrage mehr, wie Stellmacher, Schuster und Schmied. Weiterhin gibt es im Ort keinen Bäcker und keinen Metzger mehr. Von den ehemals drei Kaufmannsläden gibt es nur noch einen und der hat nur stundenweise geöffnet. Diese Entwicklung hat sich eingestellt, weil die Dorfläden mit den großen Lebensmittelketten wie Aldi, Lidl, Edeka, Kaufland usw. preislich nicht mithalten können. Es gibt im Dorf im Jahr 2011 noch 2 Schreiner, das scheint ein krisenfester Beruf zu sein.

Weiterhin gibt es in Meineringhausen ein Autohaus mit Werkstatt und noch 2 weitere Autoreparatur-Werkstätten. Dazu kommt noch ein Landmaschinen-Fachbetrieb mit Deutz Schlepper-Vertretung.

Viele Dienstleistungen werden in Meineringhausen nicht mehr angeboten. Es gibt keine Tankstelle mehr. Die Post und die Nebenstellen von Waldecker Bank und Sparkasse sind nicht mehr vor Ort. Die Schule wurde schon 1971 geschlossen, die Eisenbahn stellte ihren Betrieb am 27. Mai 1995 ein. Das einst über die Grenzen von Meineringhausen hinaus bekannte Gasthaus Kalhöfer wurde vom Nachbesitzer geschlossen. Im Saal vom Gasthaus Kalhöfer wurde jahrzehntelang die Kirmes gefeiert. Nunmehr gibt es nur noch das Gasthaus Kesting, welches im Besitz von Stephan Schnell ist.

Auch das Freudenhaus, welches lange Jahre seine Dienste anbot, hat seine Pforten geschlossen.

Mit großem Bedauern muss berichtet werden, dass der Gesangverein, der seit Jahren als gemischter Chor tätig war, seit dem Jahr 2005 wegen Mangel an Nachwuchs seine Tätigkeit ruhen lässt. Für einen Ort mit fast 1000 Einwohnern ist das schon sehr beschämend. Im kleinen Nachbarort Strothe gib es nach wie vor einen hervorragenden Gesangverein. Wie ist das möglich? Abschließend zu diesem Thema muss man feststellen, Meineringhausen ist durch den Wegfall des Gesangvereins kulturell ärmer geworden.


Als positiv ist zu bewerten, dass 2 große Betriebe sich hier ansiedelten, der Möbelkreis Waldeck und die Straßenbau-Firma Rohde. Die selbständige Gemeinde Meineringhausen konnte von der zu erwartenden Gewerbesteuer aber nicht mehr profitieren, weil im Jahr 1970 der Anschluss an Korbach erfolgte. Der Zusammenschluss der Gemeinden war durch die Gebietsreform vorgegeben. Die Planung sah vor, dass Meineringhausen Teil der Großgemeinde Waldeck werden sollte. Dagegen hat man sich mit Erfolg gewehrt, weil man sich mit Korbach mehr verbunden fühlte, auch weil viele Meineringhäuser nach Korbach zur Arbeit gingen..


Mit Wehmut blicken die Meineringhäuser auf das einst imposante Gebäude der Schule. Das alte Schulgebäude mit der Hausnummer 43, jetzt Am Pfarrhaus 2 wurde 1895 aufgegeben. Neben dem Gasthaus Kalhöfer entstand ein neues Schulgebäude, damals Hausnummer 84. Schon im Jahr 1928 musste das Schulhaus umgebaut und erweitert werden. Es entstanden nun drei Klassenräume und zwei Lehrerwohnungen. Zur Walme (Grasfläche neben der Schule) hin befanden sich ein Stall- und Scheunengebäude und die Schülerklosetts.

Die Schule wurde 1971 geschlossen und an eine Lehrerfamilie für 147 200 DM verkauft. Diese Familie war von Anfang an mit dem Erhalt des großen Gebäudes und der Außenanlagen überfordert. Das ehemals sehr schöne und herausragende Gebäude verfällt immer mehr. Alle Meineringhäuser, die dort einmal zur Schule gegangen sind, sehen das mit großem Bedauern. .

 

Ein ähnliches Bild vermittelt der Gutshof am Ortseingang. Der Schweinestall wurde schon vor vielen Jahren zu Wohnungen umgebaut und mit ordentlichen Außenanlagen versehen. Das riesige Gutswohnhaus, welches schon seit Jahrzehnten leer steht, ist dem Verfall preisgegeben. Ebenso die Pferde- und Kuhställe. Die große Scheune ist noch in einem besseren Zustand, die Conti hat hier zeitweise Reifen gelagert. Jetzt wird sie von Landwirten aus Gudensberg, welche die Flächen des Gutshofes gepachtet haben, genutzt.

Gerade am Ortseingang ist das für Einheimische und durchfahrende Personen kein erhebender Anblick.

Schule und Gutshof sind im Privatbesitz, aus diesem Grund kann man daran nichts ändern.