Berichte aus Meineringhausen

 

 

 

 

 

Corbacher Zeitung

 

Waldeckische Landeszeitung

 

 

 

1895 bis 1918

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zusammengestellt von

 

Wilhelm Schäfer

 

April 2015

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Schreibweise der folgenden Berichte

 

 

 

entspricht der damaligen

 

 

 

Rechtschreibung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mundartgruppe

 

 

 

„Mie Meinerküser

 

 

 

                    www.mundartgruppe.jimdo.com

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1895

 

1.Februar 1895

 

(Schöffengericht) Der aus Ostpreußen stammende Knecht Halupka, zuletzt in Meineringhausen beschäftigt, hat daselbst seinen Dienst rechtswidrig verlassen, auch seinem Nebenknecht Vallbracht eine Hose gestohlen. Wegen Vergehen gegen die Gesindeordnung erhält der Angeklagte eine Haftstrafe von 3 Tagen. Da festgestellt ist, daß H. wegen Diebstahls bereits zwei Mal vorbestraft ist, und in diesem Falle nicht unter 3 Monaten Gefängniß ( das Höchst-Maß des Schöffengerichts) auserkannt werden kann, wird dieser Fall an die Strafkammer zu Cassel verwiesen. Der Angeklagte bleibt in Untersuchungshaft.

 

 

 

17. Mai 1895

 

(Schöffengericht) Der Flaschenbierhändler V. aus Meineringhausen steht unter der Anklage, die Schankwirthschaft unberechtigt ausgeübt zu haben. Die Verhandlung ergab, daß im Hause des Angeklagten Bier aus dem Stammende getrunken wurde, obwohl V. dies vorher verboten hatte. Auf Grund der §§ 33 und 147/1 der Gewerbeordnung erkannte das Gericht auf eine Geldstrafe von 3 Mark unter der Motivirung, daß im Verhalten des Angeklagten eine Übertretung liege, er habe zwar den Gästen das Trinken im Hause verboten, aber nichts unternommen dies zu verhindern; auf diese Weise könne sehr leicht das Gesetz umgangen werden.

 

 

 

8. Juni 1895

 

(Schöffengericht) Dem Knecht Wilhelm V. jr. zu Meineringhausen werden verschiedene Straftathen zur Last gelegt. Derselbe soll 1. seinem Herrn verschiedene Male Frucht in geringen Quantitäten entwendet haben, im 2. Fall handelt es sich um Hausfriedensbruch, während sich die 3. Strafthat auf groben Unfug und ruhestörenden Lärm bezieht. Aus der Verhandlung ging hervor, daß der Angeklagte vor ca. 2 Monaten eine Ladung Haferstreu unberechtigt nach Hause brachte, auch der Aufforderung seines Herrn Hof und Wohnung zu verlassen in 2 Fällen nicht nachgekommen ist, vielmehr hinausgebracht werden mußte, wobei er noch thätlich wurde. Hierfür erkannte das Gericht auf eine Gefängnißstrafe von rund 4 Tagen. Ferner wurde festgestellt, daß der Angeklagte auf dem Boden Hafer entwendet hat, aber dieselbe zur Fütterung der Pferde benutzt hat. Dieser Futterdiebstahl wird mit einer Geldstrafe von 5 Mark subs. 1 Tag Haft geahndet, während bezüglich des ruhestörenden Lärms auf Freisprechung erkannt wurde.

 

 

 

24. Juni 1895

 

Die Vorarbeiten zur Telephonverbindung von Corbach hierher wurden vor einiger Zeit lebhaft besprochen, sogar von der Oberpostbehörde mündlich bestätigt und die Oertlichkeit in Augenschein genommen, wo das Werk soll übergeben werden, aber nun ist alles mäuschenstill und man fragt sich, wo ist die Thür, an der man anklopfen muß, damit die Sache wieder lebendig wird?

 

 

 

17. September 1895

 

Schon längere Jahre hindurch hatte sich in unserer Gemeinde das Bedürfniß eines neuen Schulhauses fühlbar gemacht, da das alte den an dasselbe zu stellenden Anforderungen nicht mehr genügte. Im vorigen Jahre wurde endlich der Neubau eines Schulhauses beschlossen und auch sofort in Angriff genommen. Jetzt steht der Bau in seiner Vollendung da und ist die Zeit herangerückt, denselben seinem Zwecke zu übergeben. Letzteres ist am 13. des Monats geschehen. Der eigentlichen Einweihung ging zunächst eine kirchliche Feier voraus, bei welcher Herr Pfarrer Jäger die Textworte Psalms 111 Vers 10 zu Grunde legte. Derselbe schilderte in einer vortrefflichen Rede die Schule als Pflanzstätte der Bildung und Erziehung, als eine Anstalt, von der das fernere Wohl der Gemeinde abhängt. Nach Schluß der kirchlichen Feier versammelten sich die Schulkinder und soweit es der Raum erlaubte, auch die Gemeindeglieder im alten Schulhause, um Abschied von demselben zu nehmen. Alsdann schritt man im Zuge zur neuen Schule, in welcher Herr Pfarrer Jäger dieselbe seinem Zwecke weihete. Mit einem tief ergreifenden Gebete für das Wohlergehen aller derer, die in diesem Hause ein- und ausgehen, schloß der Weiheakt.

 

 

 

5. Oktober 1895

 

An der Kuh des Schuhmachermeisters Hch. Hamel hierselbst ist von amtlicher Seite Maul-und Klauenseuche festgestellt worden.

 

 

 

12. Oktober 1895

 

In dem hiesigen Orte ist am 8. Oktober in Vereinigung mit der Posthülfsstelle eine Telegraphenanstalt mit Fernsprechbetrieb in Wirksamkeit getreten.

 

 

 

7. Dez. 1895

 

Die Volkszählung ist beendet und das Ergebniß lautet: 146 Eheleute, 14 Wittwer, 23 Wittwen, 40 Burschen, 78 Mädchen, 75 Schüler und 69 Kinder unter 6 Jahren. Summa: 445 Einwohner, welche in 78 Wohnhäusern sich befinden und aus 85 Familien bestehen.

 

 

 

10. Dez. 1895

 

Am Sonntag vor acht Tagen wurde Herr Gutsbesitzer Jäger auf dem Wege von Meineringhausen nach dem Rhedhofe bei Strothe von drei Knechten eines hiesigen Gutes überfallen. Nichtsahnend trat Nachts um 11 Uhr Hr. Jäger den Heimweg an; als er ¼ Stunde zurückgelegt hatte und eben einen am Wege stehenden Strohhaufen passiert hatte, sah er im Mondschein drei außergewöhnlich gekleidete Mannspersonen, mit dicken Knüppeln bewaffnet, auf sich zukommen. Ein großer Stein, welcher dem Verfolgten nachgeworfen wurde, gab das Zeichen zum Angriffe. Die drei Halunken rückten dem einsamen Wanderer, der nur einen Regenschirm bei sich hatte, immer näher auf den Pelz. Jäger, bekanntlich ein handfester Mann, der nicht so leicht die Geistesgegenwart verliert, ließ das liederliche Kleeblatt dich an sich herankommen, drehte sich plötzlich nun, zog das Taschenmesser und donnerte den Spitzbuben zu, sie möchten sich schleunigst entfernen, oder sie würden diesmal in die verkehrten Hände gerathen. Diese energische Abwehr nahm den Dreien den Muth, so daß sie es für rathsam hielten, sich schleunigst zu entfernen. Nicht wenig zu dieser Flucht mag beigetragen haben, daß sich einer unter den Verfolgern befand, der schon früher die derbe Handschrift des Herrn Jäger gründlich kennen gelernt hatte, und wie sich später herausstellte, auch seine Kumpane vor dem Angriff darauf aufmerksam machte. Die Namen der Attentäter sind bekannt und diese zur Anzeige gebracht. Zwei dieser Burschen sind von auswärts und als rüde Gesellen bekannt; während der dritte, ein Meineringhäuser, mehr aus Dummheit sich zu diesem nächtlichen Überfall verleiten ließ.

 

1896

 

13. Juni 1896

 

Der hiesigen und Strother Schuljugend soll an einem schönen Tage der nächsten Woche eine außergewöhnliche Abwechslung geboten werden. Es ist nämlich beabsichtigt, daß die beiden Schulen unter der Aufsicht ihrer Lehrer eine Leiterwagen-Parthie nach Bad Wildungen machen und die Herrlichkeiten daselbst besichtigen. Die Meineringhäuser werden drei, die Strother zwei passende Wagen zur Verfügung stellen.

 

 

 

21. Juli 1896

 

Im seltenen Alter von 90 Jahren starb hier in voriger Woche die Wittwe Heinemann, eine brave, fleißige Frau, welche in ihren jungen Jahren bessere Zeiten gesehen hat, später aber gar Vieles durchkämpfen mußte.

 

Am Sonntag feierten die Schulen in Meineringhausen und Strothe unter allseitiger Betheiligung das diesjährige Schulfest in herkömmlicher Weise.

 

 

 

8. August 1896

 

Ein Dienstmädchen zu Meineringhausen entwendete beim Bettmachen dem Verwalter Schädla aus einer offenstehenden Schublade 5 Mark. Die Angeklagte ist reumütig und geständig und kommt, weil es der erste Fall war, mit 2 Tagen Haft davon.

 

 

 

22. August 1896

 

Die bisherige Gastwirtschaft der Frau Rohde (Buchenstein) erhält vom 1. Oktober des Jahres ihr Schwiegersohn Wilhelm Kalhöfer. Derselbe hat zu diesem Zwecke ein neues Haus dicht über der neuen Schule gebaut und dazu eingerichtet.

 

 

 

1. Oktober 1896

 

Wir theilen an dieser Stelle nochmals mit, daß unser allbeliebter Herr Lehrer Hopff heute am 1. Oktober sein 50-jähriges Dienstjubiläum begeht. Viele Collegen und Freunde des Jubilars werden sich zu diesem Ehrentage einfinden.

 

 

 

 

 

3. Oktober 1896

 

Das Volksschulwesen lag vor 50 Jahren noch im Argen. Wenn man es damals zu heben versäumte, so lag der Grund darin nicht im Mangel an den Mitteln, sondern man kannte die Bedeutung derselben für das häusliche, kirchliche und bürgerliche Leben noch nicht. Heute weiß man genau, daß ein Volk steigt und fällt mit der Schule und legt deshalb auf Ausbildung und Besoldung der Lehrer etwas mehr Gewicht. Der Mann, welcher unser waldecksches Schulwesen in den Anfängen entstehen sah, ist Herr Lehrer Hopff, welcher am 1. Oktober unter großartiger Betheiligung das 50-jährige Dienstjubiläum feierte. Um 10 Uhr versammelten sich Kinder und Gemeindevertretung, Freunde und Collegen in der Schule zur Begrüßung und Beglückwünschung. Unter passenden Gesängen und Deklamationen seitens der Kinder überreichte der Ortsgeistliche einen Christuskopf als Geschenk derselben. Die Gemeinde erfreute den Jubilar durch einen schönen Regulator, der Vöhler Sängerbund durch ein Pracht-Album und die beiden Lehrer-Vereine Corbach und Lichtenfels übergaben durch den Vorsitzenden das herrliche Bild der Königin Louise, wozu die Liedertafel die Staffelei stiftete. Nachdem der Einladung zum Frühstück in dem geräumigen Schulsaale Folge geleistet war, ordnete sich der Zug zur Kirche. Da ertönte feierliches Glockengeläute, da erbrausten die mächtigen Töne der Orgel und hereintrat unter die ehrfurchtsvoll sich erhebende Gemeinde der 71-jährige Greis, der Jubilar, von christlicher Einfalt, von Jugendreiz umflossen, ein Jüngling mit weißem Haar. Heute hatte das Leben mit all seinen Kämpfen und Leidenschaften für ihn ausgekocht und das Vergängliche lag wie ein reiner Niederschlag am Boden.

 

Er, der aus seinem Jugendborn so manchen aufgemuntert hatte, heute lag denkender Ernst auf seiner Stirn. Nachdem der Altardienst durch Gesang der Gemeinde, der Kinder; durch Gebet beendet war, bestieg der Geistliche die Kanzel und hielt im Anschluß an die Worte: „Bis hierher hat der Herr geholfen, Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden,“ eine ergreifende, tiefdurchdachte Predigt. Am Schlusse des Gottesdienstes wurde dem Jubilar die Waldecksche Verdienstmedaille in Gold durch den Kreisschulaufseher überreicht und die Liedertafel sang ein passendes Lied. In der Vallbrachtschen Wirthschaft versammelten sich nun ca. 100 Theilnehmer zu einem gemeinschaftlichen Festessen à Gedeck 1 Mk. 20 Pfg., Wein à Flasche 1,50 resp. 1,80. Alle die Trinksprüche hier aufzuzählen, wäre unmöglich. Wenn jedoch eine kleine Lücke entstand, so füllte sie der stets redelustige Jubilar, der seinen Gefühlen heute freien Lauf ließ, schnell aus. Wie lange noch die Festgenossen in der heitersten Stimmung zusammen geblieben sind, wie lange noch die Erinnerungen an die Vergangenheit und die Wünsche für die Zukunft zum Pendelschlage des Lebens wurden, weiß ich nicht. Ich zog heim, als die Liedertafel dem Jubilar ein Ständchen brachte.

 

Der Jubilar besuchte kein Seminar, sondern erhielt durch Privatunterricht seine Ausbildung. Nach bestandener Prüfung in Corbach diente er als Soldat und brachte es bis zum Unteroffizier. Nachdem versah er 6 Jahre die Schulstelle in Goldhausen, 7 Jahre die in Schwalefeld und ist seit 37 Jahren Lehrer in Meineringhausen. Wodurch aber hat sich der Jubilar eine solche Jugendfrische erhalten? Durch sein stets heiteres, frohes Wesen. Die zahlreichen Glückwünsche und Geschenke waren der beste Beweiß dafür, daß sich der Jubilar in den Herzen der Schüler, in den Herzen der Mitmenschen schon längst ein Denkmal der Dankbarkeit gestiftet hat.

 

 

 

1897

 

 

 

19. Januar 1897

 

Der hiesige Gesangverein hatte sich am Freitag Abend vollzählig im Kalhöferschen Lokale eingefunden, wo der 72. Geburtstag des Dirigenten, Herrn Lehrer Hopff, in vergnügter Weise gefeiert wurde. Wir wünschen dem Geburtstagskinde noch lange die vortreffliche Rüstigkeit, sowie eine weitere friedliche und gesegnete Wirksamkeit im Orte.

 

 

 

30. Januar 1897

 

Unserm alten treuen Polizeidiener wurde gelegentlich seines 81. Geburtstages dadurch eine besondere Ehre zu Theil, daß ihm der hiesige Gesangverein ein Ständchen brachte, wofür der Überraschte tiefgerührt dankte. Der alte Mann besorgt noch regelmäßig seinen Dienst, mit dem mancher Marsch nach Corbach und zurück verbunden ist.

 

 

 

 

 

25. Februar 1897

 

Der Landwirth Chr. Bangert II. kaufte kürzlich in Basdorf ein Rind, das, als es kaum hier im Stalle angelangt war, ein Kalb mit 6 Beinen zur Welt brachte. Da der Besitzer von einem 6 beinigen Rindvieh nicht viel hält, ließ er das abnorme Thierchen alsbald todt machen.

 

 

 

17. Juni 1897

 

Die Vorbereitungen zu dem am Sonntag hier stattfindenden Vöhler Bundessängerfeste sind in vollem Gange. Ist das Wetter günstig, so giebt es ein gelungenes Fest. –

 

Das Schul-und Kinderfest ist in Anbetracht des Sängerfestes bereits am vorigen Sonntag abgehalten worden.

 

 

 

20. Juni 1897

 

Heute wurde hierselbst das diesjährige Sängerfest des Vöhler Sängerbundes abgehalten. Zu diesem Bunde gehören 6 Vöhler und 4 waldecksche Gesangvereine – Vöhl, Basdorf, Obernburg, Marienhagen, Oberwerba und Thalitter; Sachsenhausen, Strothe, Niederwerbe und Meineringhausen. Mit Eifer wurde die Ausschmückung des Ortes und die Herrichtung des Festplatzes betrieben; leider stellte sich in den letzten Tagen derartig schlechtes Wetter ein, daß man befürchten mußte, die ganze Arbeit umsonst gemacht zu haben. Das drohende Wetter hielt bis Sonntag Mittag an, trotzdem fanden sich zur festgesetzten Stunde die 5 angemeldeten auswärtigen Vereine aus Sachsenhausen, Strothe, Vöhl, Marienhagen und Obernburg ein; im Laufe des Nachmittags wurde es freundlicher und es kamen immer mehr Festgäste aus Corbach, Sachsenhausen, Basdorf u. a. Orten an, sodaß das große Festzelt vollständig besetzt war. Der Festzug konnte erst um ½ 3 Uhr vor sich gehen, nachdem die Musik (eine Abtheilung der Regiments-Kapelle des 167. Inf.-Reg. in Kassel) von der Bahn in Corbach abgeholt war. Nach Ankunft auf dem Festplatze (oberhalb des Dorfes) traten die Sänger zusammen und trugen das gem. Lied „Herbei, herbei, du trauter Sängerkeis“ vor. Der Bundes-Präsident, Herr Lehrer Hopff – Meineringhausen, hielt die Festrede. Aus der schönen Ansprache wollen wir erwähnen, daß der Vöhler Bund seit 17 Jahren besteht; im vorigen Herbst ist auch die sehr leistungsfähige Sachsenhäuser Liedertafel dem Bunde beigetreten. Ein Hoch auf Kaiser und Fürst fand freudigen Widerhall. Conzertstücke und Lieder-Vorträge folgten abwechselnd. Die Militärmusik leistete Vortreffliches und fand ein sehr aufmerksames, dankbares Publikum. Die Gesangvereine brachten gar manches schöne Lied zum Vortrag, doch ging die Wirkung oft durch ein in der Nähe in voller Thätigkeit sich befindende Karussel verloren. Der bei Alt und Jung bekannte Karusselbesitzer Bierhenkel, ein sonst gern gesehener Kirmeßgast, hatte, da ihm der Zutritt verboten war, von einem spekulativen Manne eine in der Nähe des Festplatzes liegende Wiese gepachtet und nach Einholung der polizeilichen Erlaubniß fest drauf los georgelt, trotz Conzert und Gesang. Glücklicherweise trieb der Wind den Haupt-Spektakel nach der entgegengesetzten Seite. Das Fest nahm sonst einen sehr schönen Verlauf. Im Wirthschaftszelte ging es gemüthlich zu; der Tanzboden übte eine außerordentliche Anziehungskraft aus; der Wirth bediente zur vollen Zufriedenheit; die Liebhaber von Süßigkeiten hatten unter 5 Zuckerbuden die Auswahl. In jeder Weise befriedigt traten die auswärtigen Gäste Abends den Heimweg an, währen die Einheimischen noch flott weiterfeierten. – Hoffentlich sind auf dem nächstjährigen Bundesfeste alle Vereine ohne Ausnahme vertreten. Ein treuer Bundesverein muß immer lokale Bestrebungen dem großen Ganzen unterordnen.

 

 

 

10. Juli 1897

 

 (Eingesandt) Mit dem 15. des Monats wird unsere Wegewärterstelle frei und wahrscheinlich durch einen anderen Mann ersetzt. Sollte das Letztere der Fall sein, dann möchte ich den Vorschlag machen, daß, ehe der neue Wärter seine Stelle antritt, der alte die Gräben so in Ordnung zu bringen hat, wie sie übergeben sind; denn die Gräben an den Wegen sind total verschlämmt.

 

 

 

11. November 1897

 

Im Kirchspiel Meineringhausen (Gemeinden Strothe und Meineringhausen) hat die Collekte für die Überschwemmten den Betrag von 54 Mark ergeben. Diese Summe ist an den Kassenführer des Waldeckschen Frauenvereins, Herrn Amtsgerichtsrath Dr. Waldeck, abgeliefert.

 

 

 

 

 

 

 

15. November 1897

 

Als gewiß seltenes Ereigniß für diese Jahreszeit theile ich Ihnen meine Beobachtungen mit, die ich am gestrigen Sonntag beim Bienenstande des Herrn Stadtler machte:

 

Die Immen flogen fleißig aus und kamen alle mit gelben Höschen, also beladen, wieder zum Stocke. – Und das im halben November.

 

 

 

1898

 

 

 

25. Januar 1898

 

Die hiesige Liedertafel feierte am Donnerstag Abend den Geburtstag Sr. Durchlaucht des Fürsten in Verbindung mit dem 19jährigen Stiftungsfeste bei Gastwirth Kalhöfer in der hier gebräuchlichen einfachen, aber traulichen Weise. Musik war dabei nicht nöthig. Zuerst kamen einige unserem Fürsten geweihte Lieder zum Vortrage, denen schöne Heimatgesänge folgten. Die Sitzung dauerte dauerte allerdings etwas lang, weil sich zwei alte Sänger bewogen fühlten, einen besonderen Labetrank zu spenden.

 

Unser trauter Sängerkreis ist zwar etwas zusammengeschmolzen – manche sind zur ewigen Ruhe gegangen, andere haben dem Verein den Rücken gekehrt – aber der alte Stamm hält fest zusammen und handelt nach den Worten des heute zuletzt gesungenen Liedes: „Wir bleiben treu.“

 

 

 

28. Januar 1898

 

Der hiesige Gesangverein feierte den Geburtstag unseres geliebten Kaisers gestern Abend im Vereinslokale. Nachdem die Volkshymne

 

„Heil Dir im Siegerkranze“ verklungen, hielt der Dirigent eine Rede. Herr Hopff charakterisirte das richtige Verhälniß des Volkes zu seinem Kaiser und schloß mit einem dreimaligen Hoch. Nur zu rasch schwanden die schönen Stunden.

 

 

 

17. Februar 1898

 

Gestern gegen Abend brannte die Scheune des Fritz Kalhöfer ab. Über die Entstehung des Brandes hat man noch nichts erfahren. Die Nachbargemeinden waren behülflich, Herr des Feuers zu werden.

 

 

 

 

 

22. Februar 1898

 

Über den Brand am Mittwoch ist noch nachzutragen, daß derselbe Nachmittags 5 ¼ Uhr in der Scheune, welche mit dem Stalle in direkter Verbindung steht, zum Ausbruch gekommen ist. Der Besitzer, Herr Kalhöfer, war gerade mit dem Füttern der Schafe beschäftigt, als er oben in der Scheune ein Knistern vernahm; gleich brach auch schon das Feuer an verschiedenen Stellen durch und verbreitete sich so rasch, daß mit knapper Noth die Fohlen und Schweine gerettet werden konnten; die Schafe wären unrettbar verloren gewesen, wenn sie nicht zum Füttern außerhalb des Gebäudes gewesen wären. Da das an dem betroffenen Tage herrschende heftige Unwetter mit dem Gewitter in Verbindung stand, so nimmt man Blitzschlag als Entstehungsursache an. Glücklicherweise hatte der orkanartige Sturm eine günstige Richtung, sonst wäre das ganze Dorf in Flammen aufgegangen. Die Feuerwehren aus Strothe und Höringhausen waren rasch zur Stelle und tathen ihr Möglichstes. Herr Kalhöfer hat seine Vorräthe nur gering, landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe gar nicht versichert, sodaß auch sein Schwager, der mit ihm die werthvollsten Maschinen in Compagnie hat, ebenfalls Schaden leidet. Schließlich sei erwähnt, daß es vor 26 Jahren zum letzten Male hier gebrannt hat.

 

 

 

1. September 1898

 

Herrn Gastwirth Kalhöfer hierselbst ist eine Brieftaube zugeflogen, die jedenfalls von der betr. Station sehr vermißt wird. Das Thierchen beweist durch seine zahlreichen Stempel an den Flügelfedern, daß es schon verschiedene Touren glücklich überstanden hat. Die rothbraune Taube hat am Fuß einen Gummiring mit der Aufschrift Q. 140. Die Hauptzeichen sind folgende: „3372 K Posthorn, Flasche“, „1612 X. A. Y. N.“, 2085 O Posthorn, Hand, Lyra“, „2747“, „1612“, „Lyra“, „66“.

 

 

 

24. September 1898

 

Der Corbacher Obstbauverein wird nächsten Sonntag zum ersten Mal in hiesiger Gemeinde eine Versammlung abhalten. Die anregende Thätigkeit des Vereins ist bekannt. Gerade in unserem Dorfe wird man dankbar sein, wenn das Interesse für diesen Erwerbszweig allgemein geweckt und gefördert wird. Ich hoffe, daß diese Versammlung hier ebenso stark besucht wird, wie es die Herren bei ihren Wanderversammlungen auf den Ortschaften gewohnt sind. Der materielle und sittliche Werth dieser edlen Bestrebungen wird auch hier anerkannt. Was die Bienenzucht betrifft, so sind auch die „Thüringer Einbeuten“ hier in Thätigkeit. Dem Vernehmen nach, wird auch der Sachsenhäuser Obstbauverein sich betheiligen.

 

 

 

25. September 1898

 

Der Corbacher Obstbauverein hielt im Kalhöferschen Saale hierselbst heute Nachmittag eine Wanderversammlung ab, die zahlreich aus unserem Dorfe, sowie von Freunden der guten Sache aus Sachsenhausen und Höringhausen besucht war. Herr Lehrer Münch eröffnete die Sitzung und hob hervor, daß der Verein, welcher nach 10jähriger, segensreicher Thätigkeit heute zum ersten Male in unser Dorf komme, auch hier, wie in vielen anderen Orten auf reges Interesse hoffe. Herr Pfarrer Jäger dankte im Namen der Gemeinde für den Besuch und schilderte treffend die Lage des Obstbaues in Meineringhausen; mit welchen Schwierigkeiten man zu kämpfen habe und auf welche Weise man dieselben überwinden könne. Herr Lehrer Hopff führte aus, daß es in den 39 Jahren, seit denen er hier wirke, an Versuchen, die Obstbaumzucht rentabler zu gestalten, nicht gefehlt habe; aber die vielfachen Mißerfolge hätten entmutigend gewirkt. Aus dem Vortrag des Herrn Münch sowie aus der lebhaften Debatte konnte man entnehmen, daß infolge 1. unrichtiger Sorten-Auswahl, 2. zu tiefem Pflanzen der jungen Bäume, 3. Nicht-Berücksichtigung des Grundwassers und der daraus resultierenden Mißerfolge das Interesse an der Obstbaumzucht gelitten hat, es ist deshalb von Nöthen, die Einrichtung einer Gemeindebaumschule, an feuchten Stellen Hügelpflanzung unter Berücksichtigung nur erprobter und bewährter Sorten. Herr Lehrer Krummel – Sachsenhausen stellt fest, daß sich hierselbst folgende Apfelsorten: Wintergoldparmäne, Streifling, Calvill, Prinzenapfel, gut gehalten haben und erläuterte das in dieser Beziehung ganz bestimmte Vorgehen des Züchters. – Die anwesenden Gemeinderathsmitglieder sprachen sich zustimmend bezüglich einer Gemeindebaumschule aus und bezeichneten ein Grundstück beim Kirchhof als dazu geeignet. – Es folgte ein Vortrag über Bienenzucht, speziell über die Thüringer Einbeute. An der folgenden Debatte betheiligten sich die Herren Pfarrer Jäger, Lehrer Hopff, Krummel und Münch, sowie Förster Schlag mit der Wiedergabe interessanter Erlebnisse aus der Praxis. Darauf schloß der Vorsitzende die sehr anregende Sitzung.

 

 

 

 

 

1. Oktober 1898

 

Am Donnerstag wurde hier der frühere langjährige Polizeidiener Wilh. Beste im Alter von etwa 83 Jahren zur letzten Ruhe bestattet. Über 40 Jahre hatte er sein Amt treu und gewissenhaft erfüllt, bis ihn die doch allmählich abnehmende Körperkraft zwang, sein Amt in jüngere Hände zu legen. Die Gemeinde ehrte den B. in dankbarer Erinnerung durch eine schöne Kranzspende bei der Beerdigung. Beste besaß in seinem Leben ein überaus gutes Gedächtniß; Vorgänge, die sich vor 60 und 70 Jahren abgespielt, hafteten ihm noch treu bis in die kleinsten Einzelheiten im Gedächtniß. Er war, wie man sagt, die lebende Chronik des Dorfes.

 

 

 

24. Dezember 1898

 

Herr Bürgermeister Laborenz, welcher unserer Gemeinde über 25 Jahre lang in Umsicht und Pflichttreue vorgestanden, hat sein Amt freiwillig niedergelegt und tritt am 1. Januar 1899 in den wohlverdienten Ruhestand. Zum neuen Bürgermeister wählte kürzlich der hiesige Gemeinderath den Herrn Landwirth Heinrich Hamel.

 

 

 

1899

 

 

 

12. September 1899

 

Einen eigenartigen Fund machte vor einigen Tagen ein Mann von hier in der Nähe des Dorfes; die Merkwürdigkeit besteht darin, daß eine Postkarte per „Luftballon“ von Neuß am Rhein nach hier befördert wurde. Die Postkarte, welche den Namen des Absenders, die Bitte um Zurückbeförderung und den Zweck der Sendung (Wette) enthielt, war an einer Ecke von 4 kleinen Luftballons (farbige Blasen, wie sie auf den Jahrmärkten verkauft werden) befestigt und hat die lange Reise unversehrt zurückgelegt. Wie viel Zeit die Karte für ihre Luftreise gebraucht, konnte nicht festgestellt werden; das Schriftstück wurde am 28. des Monats vom Volksfeste in Neuß abgelassen und ist vier Tage später hier gefunden worden.

 

 

 

1900

 

 

 

15. Januar 1900

 

Der hiesige Gesangverein feierte heute den 75. Geburtstag seines Dirigenten, des Herrn Lehrer Hopff. Die Feierlichkeiten wurden eingeleitet durch Fackelzug und Ständchen. Nachdem der Verein drei Lieder unter der Leitung des stellvertr. Dirigenten Herrn Christian Lückel  zum Vortrag gebracht, hielt derselbe folgende Ansprache.

 

Meine lieben Sangesbrüder! Wir feiern heute den 75. Geburtstag unseres Herrn Lehrers und Dirigenten. 55 Jahre steht derselbe nun bereits im Dienste des Staates, und 41 Jahre hat er in unserer Gemeinde als Lehrer segensreich gewirkt. Am 19. Januar sind es 21 Jahre, daß er den hiesigen Gesangverein gründete und ihm mit allen Kräften zur Seite stand. Manche frohe Stunde, die noch in der Erinnerung lebt, hat der Jubilar dem Verein bereitet, gar manche Wandlung hat sich innerhalb des Vereins vollzogen, manches Mitglied ist gekommen und gegangen.; der Dirigent aber ist immer der alte noch, und wenn auch ein Greis an Jahren, so ist sein sangesfrohes Gemüth doch jugendfrisch geblieben. Wie er selbst in dem Gesange auflebte, so hat er auch andere für diese edle Kunst zu begeistern gesucht. Das Gefühl der Dankbarkeit hat den Verein bewogen, heute unseres geliebten Herrn Hopff zu gedenken, ihn durch den Vortrag einiger Lieder zu erfreuen. Und so hoffen wir, daß er noch manches Mal diesen Tag im Kreise seiner Familie, in der Gemeinde und in der Mitte des Vereins verleben möge. Herr Lückel brachte ein dreifaches Hoch auf den Herrn Lehrer aus und der Verein begab sich ins Vereinslokal, wo bei einem Glase Bier noch einige frohe Stunden verlebt wurden.

 

 

 

27. Januar 1900

 

Die Einnahmen, welche unserer Gemeinde aus der Jagdverpachtung zufließen, werden jetzt in gerechter Weise nach der Größe des gelieferten Jagdareals an die einzelnen Gutsbesitzer vertheilt. Früher floß dieser Betrag einfach in die Gemeindekasse und kam dadurch auch denjenigen Besitzern zu Gute, welche eigene Jagdgerechtsame besaßen.

 

 

 

 

 

10. Februar 1900

 

Im großen Schulsaale hierselbst und im Schüttlerschen Saale zu Strothe wurden am Freitag bezw. Sonnabend Abend Lichtbilder-Vorträge gehalten. Zur Vorführung kam „Das Leben Jesu“ in einer stattlichen Reihe von Bildern, die einen tiefen Eindruck auf die andächtigen, sehr zahlreich erschienenen Besucher machten. Die Zuschauer waren im höchsten Grade befriedigt durch die Schönheit und Deutlichkeit der in 2 ½ Meter Größe vorgeführten Bilder. Wir können diese allen anderen Gemeinden bestens empfehlen.

 

 

 

19. Februar 1900

 

Heute bewegte sich ein langer Trauerzug durch die Straßen des Dorfes und trotz der ungünstigen Witterung war der Friedhof so überfüllt wie nie zuvor. Es galt, dem Schmiedemeister Friedrich Schäfer die letzte Ehre zu erweisen. Der Verstorbene, ein treuer, biederer Charakter, stand Jedermann mit Rath und That gern zur Seite; der hiesigen Liedertafel, deren Mitbegründer er war, stellte er jahrelang ein Vereinslokal zur Verfügung. Der Verein, welcher vollzählig mit umflorter Fahne folgte, trug sein treues Mitglied zu Grabe, schmückte seinen Sarg mit einem schönen Kranze, der die Inschrift „Glaube, Liebe, Hoffnung“ trug und sang bei der Einsenkung in die Gruft das erhebende Lied: „Über den Sternen wohnet Gottes Friede“. Herr Pfarrer Jäger hielt eine ergreifende Grabrede, der er Psalm 102, Vers 24 und 25 zu Grunde legte. Der Seelsorger schilderte wie unverhofft uns der Tod das Liebste entreißen kann. Nach nur zweitägigem Krankenlager, in der Blüthe seiner Jahre mußte der treue Mann seine geliebte Gattin und 8 unmündige Kinder verlassen. Der Herr aber, welcher die Wittwen und Waisen nicht verläßt, möge ihr Tröster sein. Dem theuren Entschlafenen werden wir ein ehrendes Gedächtniß bewahren. Er ruhe in Frieden!

 

 

 

15. März 1900

 

Bei einer Kuh des Stellmachers Wilhelm Köhler zu Meineringhausen ist der Bläschenausschlag amtlich festgestellt worden.

 

 

 

10. Mai 1900

 

Herr Lehrer Hopff beabsichtigt im Laufe dieses Sommers in den Ruhestand zu treten. Länger als eine Menschengeneration hat Herr Hopff in der Gemeinde gewirkt; Kinder und Kindeskinder der Einwohner sind seine Schüler gewesen. Schon vor mehreren Jahren konnte derselbe sein 50jähriges Dienstjubiläum feiern und waltete seine Amtes bis dahin in fast ungebeugter Kraft und geistiger Frische. Mit dem 1. Oktober wird Herr Hopff, wie wir hören, unseren stillen Ort verlassen und in Corbach Wohnung nehmen. Möge dem Jubilar noch manches Jahr in alter Verfassung beschieden sein.

 

 

 

30. Juni 1900

 

Die am 1. Oktober d. Jahres Infolge Pensionierung ihres seitherigen Inhabers erledigt werdende Lehrerstelle an der Volksschule zu Meineringhausen soll zum bezeichneten Zeitpunkte wieder besetzt werden. Das Grundgehalt beträgt 1050 Mark, die Vergütung für Kirchendienst 150 Mark und der Einheitssatz der Alterszulage 130 Mark; außerdem wird freie Dienstwohnung gewährt. Meldungen sind bis zum 15. August d. Js. an den Kreisschulvorstand zu Corbach einzureichen.

 

 

 

21. Juli 1900

 

Schon seit langen Jahren wurde hier von Zeit zu Zeit der Wunsch laut, einen Kriegerverein zu gründen, doch blieb dies ein frommer Wunsch. Vor Kurzem ist man nun durch Anregung einiger älterer Soldaten von hier und Corbach dieser Frage näher getreten. Eine von ca. 40 Männern besuchte Versammlung beschloß, einen Kriegerverein in Meineringhausen zu gründen, und sämtliche Anwesenden erklärten sofort ihren Beitritt. Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:      1. Vorsitzender: Karl Schwalenstöcker, Stellvertreter: Forstaufseher Seifarth, Schriftführer: Wilhelm Kalhöfer, Kassierer: Heinrich Vallbracht. Nachdem noch der Vorstand beauftragt wurde, die Statuten zu entwerfen und die nothwendigen Schritte betreffs Beitritt zum Landesverband zu thun, wurde die Versammlung mit einem Hoch auf den obersten Kriegsherrn S. M. den Kaiser Wilhelm und unsern Landesfürst Friedrich geschlossen. Möge der junge Verein wachsen und gedeihen.

 

 

 

25. August 1900

 

Wie früher berichtet wurde,  beabsichtigt Herr Lehrer Hopff, nachdem er 54 Jahre seines Amtes als Lehrer und Kirchendiener treulich gewaltet, am 1. Oktober in den Ruhestand zu treten. Die Stelle war vom Kreisschulvorstand ausgeschrieben mit der Bestimmung, daß die Meldungen bis zum 15. August einzureichen seien, es haben sich 6 inländische Bewerber gemeldet, von denen der dienstälteste, Herr Lehrer Euler-Usseln, zunächst dem erweiterten Ortsschulvorstand daher vorgeschlagen wurde. Daß sich so viele Lehrer um unsere Schulstelle bewerben, hat wohl hauptsächlich seine Gründe in dem neuen schönen Schulhause. Zum anderen ist ja auch das Gehalt höher als in kleineren Orten und – die Stadt Corbach mit ihrem anregenden Verkehr ist bald zu erreichen.

 

 

 

29. September 1900

 

Der in zweiter Linie von der Schulbehörde in Vorschlag gebrachte Bewerber um unsere Schulstelle, Herr Lehrer Krummel in Sachsenhausen, ist von der Gemeindevertretung einstimmig erwählt worden. Die ganze Gemeinde ist erfreut über diese Wahl; denn Herr Krummel ist bekannt als tüchtiger Lehrer und als besonnener, ruhiger Mensch, der sich bald heimisch bei uns fühlen wird.

 

 

 

29. September 1900

 

Zu Ehren unseres allverehrten Herrn Lehrer Hopff, welcher nach langjähriger segensreicher Thätigkeit mit Ende des Sommersemesters in den wohlverdienten Ruhestand tritt, findet am Sonntag gegen Abend ein Festessen im Kalhöferschen Gasthause statt, an dem sich der Gemeinderat, der Gemeinde- und Schulvorstand, sowie Freunde und Collegen des Scheidenden betheiligten.

 

 

 

4. Oktober 1900

 

Im Kalhöferschen Gasthofe fand am Sonntag Abend 7 Uhr zu Ehren des scheidenden Herrn Lehrer Hopff ein Festessen statt, an dem sich 36 Herren betheiligten. Herr Pfarrer Jäger schilderte in einer herzlichen Ansprache das harmonische Verhältniß zwischen der Gemeinde und ihrem Lehrer und wünschte dem letzteren noch viele frohe und gesegnete Tage im wohlverdienten Ruhestande. Der Gesangverein erfreute die Festversammlung durch den Vortrag dreier Lieder. Herr Lehrer Hopff dankte tief bewegt. Die Abendstunden verliefen, gewürzt durch manchen schönen Trinkspruch, in heiterer, geselliger Weise. Die vorzügliche Bewirthung des Herrn Kalhöfer verdiente alle Anerkennung. – Herr Lehrer Hopff ist am 2. Oktober nach Corbach übergesiedelt.

 

 

 

9. Oktober 1900

 

Unser sonst so ruhiges Dorf steht heute im Zeichen des Verkehrs. Gar viele liebe Gäste aus Corbach und anderen Orten haben sich eingefunden, um an den Kirmeßfreuden theilzunehmen und alte Freundschaften aufzuwärmen. Der Ball ist ebenfalls recht stark frequentiert.

 

 

 

26. November 1900

 

Gestern Abend nach halb 9 Uhr brach in der Scheune des hiesigen Rittergutes Feuer aus, das rapide um sich griff und in wenigen Stunden das große Gebäude einäscherte. In der zweistöckigen, aus Eichenholz erbauten, mit Tennen und Banseräumen versehenen Scheune befanden sich 22 Fuder Grummet, ferner Erbsen, Weizen, Frucht, landwirtschaftliche Geräthe und ein Wagen mit 12 Ctr. Mais, dies Alles wurde ein Raub der Flammen. Die hiesige Feuerwehr war bald zur Stelle und beschützte das Wohnhaus und die Stallungen. Von auswärts war zuerst die Strother Feuerwehr am Platze, sodann Alraft, die Freiwilligen Feuerwehren Sachsenhausen und Höringhausen, sowie die Pflichtfeuerwehr aus Corbach. Herr Kreisamtmann Waldschmidt erschien alsbald auf der Brandstätte. Das Feuer kam im Grummetlager, nahe der Chaussee, zum Ausbruch; man nimmt deshalb an, daß die Entstehungsursache Selbstentzündung des Grummet gewesen sein kann; auch wurden Muthmaßungen laut, die auf Brandstiftung (Racheakt) schließen. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt.

 

 

 

1. Dezember 1900

 

Man kann mit Bestimmtheit annehmen, daß der Brand der Scheune des Rittergutes durch Selbst-Entzündung des Grummets entstanden ist. Alle anderen Muthmaßungen sind leere Gerüchte.

 

 

 

29. Dezember 1900

 

Herr Verwalter Ruprecht verläßt nach 3jähriger erfolgreicher Thätigkeit auf hiesigem Rittergute am 1. Januar unsere Gemeinde. Wir sehen den tüchtigen Mann ungern scheiden, er war bei seiner Herrschaft sowohl wie bei den Bewohnern des Ortes recht beliebt und ein thätiges Mitglied unseres Gesangvereins. Wir wünschen dem Scheidenden Gottes Segen auf seinem ferneren Lebenswege!

 

 

 

1901

 

 

 

17. Januar 1901

 

Unser Gesangverein feiert nächsten Sonntag den Geburtstag Sr Durchlaucht des Fürsten und das Stiftungsfest im Kalhöfer`schen Saale. Von nachmittags 3 Uhr an findet Conzert statt, Abends folgt Ball. Freunde des Gesanges und des Frohsinns können von den Mitgliedern eingeführt werden.

 

 

 

19. Januar 1901

 

Zwei Mitglieder der Corbacher Spritze Nro. 2, ein Eisenbahnarbeiter und ein Bäckermeister, hatten sich gelegentlich des Meineringhäuser Brandes weder eingefunden noch entschuldigt. Sie erhielten deshalb ein Strafmandat im Betrage von 5 Mark, gegen welches sie Berufung einlegten mit der Motivirung, daß die Mitwirkung bei der Landspritze sich mit ihrem Berufe nicht vereinigen ließe. Das Gericht war der Meinung, daß in Fällen gemeiner Gefahr oder Noth jeder Folge zu leisten habe und erkannte auf eine Geldstrafe von je 2 Mark.

 

 

 

18. Juni 1901

 

Die hiesige Schule unternahm am Mittwoch in Begleitung der Herren Pfarrer Jäger und Lehrer Krummel eine Wagenparthie nach Bad Wildungen. Die Fahrt ging bis Giflitz, von wo aus der Rest des Weges bis Wildungen zu Fuß gemacht wurde. Im „Rosenschlößchen“ hatte Frau Spörl bestens für die kleinen Wanderer gesorgt und den Kaffeetisch bereits gedeckt. Bald erklangen einige hübsche Wander- und Volkslieder und erfolgte dann später ein Spaziergang nach den Quellen, worauf gegen Abend wohlgemuth die Heimreise angetreten wurde.

 

 

 

17. August 1901

 

Wie wir hören, ist in hiesiger Gemarkung kürzlich zur Nachtzeit ein Bubenstreich ausgeführt, indem die Riemen einer Dampfdreschmaschine stark zerschnitten und Maschinentheile beschädigt wurden.

 

 

 

10. September 1901

 

Zur Warnung

 

Die in letzter Zeit vorgekommenen böswilligen Zerstörungen an unserer Dreschmaschine veranlassen mich, zum Schutz Nachts Selbstschüsse und Fußangeln zu legen.

 

Heizer Volke bei Maschinenbesitzer Becker, Meineringhausen

 

 

 

23. September 1901

 

Heute feierte Herr Landwirth Heinrich Schwieder sen. im Familienkreise seinen 90. Geburtstag. Der hochbetagte Mann befindet sich körperlich und geistig noch recht wohl. Der hiesige Gesangverein ließ es sich nicht nehmen, den 90jährigen durch Darbringung eines Ständchens zu erfreuen. Nachdem die Sänger den Choral „Harre meine Seele, harre des Herrn“ feierlich zum Vortrag gebracht, richtete Herr Pfarrer Jäger eine herzliche Ansprache an den Jubilar dabei betonend, daß Herr Schwieder in seinem langen Leben gar mancherlei Anfechtungen erduldet, aber noch öfter die Gnade des Herrn erfahren habe. Den Freiheitskrieg, den 66er und 70er Krieg hat er vorübergehen sehen; zwei Söhne sind vor ihm abberufen und 26 Jahre befindet er sich im Wittwerstande; aber wie Hiob nahm er Gutes und Böses als Schickung des Herrn ohne Murren entgegen. Mögen dem Jubilar, dessen Leben nach den Worten des Psalmisten Mühe und Arbeit gewesen, noch eine Reihe friedlicher Tage beschieden sein bis der Herr den müden Pilger heim ruft. – Der Verein sang: „Glaube, Liebe, Hoffnung“; der Dirigent Herr Lehrer Krummel brachte die herzlichsten Glückwünsche in schöner Rede dar; ebenso Herr Forstaufseher Seifahrt im Namen des Kriegervereins, dessen Ehrenmitglied Herr Schwieder ist. – Tief ergriffenen Herzens dankte der alte Mann für diese Liebe und Aufmerksamkeiten, die ihm zu Theil geworden. Wir loben Gott für die dem Neunzigjährigen erwiesene Gnade, und bringen dem Jubilar auch an dieser Stelle die besten Glück- und Segenswünsche dar.

 

 

 

 

 

 

 

16. Dezember 1901

 

In der vergangenen Nacht gegen 1 ½ Uhr brach auf dem Boden des Wohnhauses des Tagelöhners Chr. Bangert II. Feuer aus, das rasch um sich griff und das Bangert`sche Haus sowie das angrenzende Haus des Stellmachers Chr. Wittmer in verhältnißmäßig kurzer Zeit einäscherte. Das Vieh ist, abgesehen von einigen Hühnern, gerettet. Mobiliar theilweise verbrannt. Die Entstehungsursache ist unbekannt. Die Gebäude waren älteren Datums.

 

 

 

1902

 

 

 

30. Januar 1902

 

Der Kriegerverein und der Gesangverein feierten am Montag im Saale des Gastwirths Vallbracht unter zahlreicher Betheiligung den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers und Sr. Durchlaucht des Fürsten. Der Dirigent Herr Lehrer Krummel hielt eine patriotische Rede, welche mit einem brausenden Hoch auf Kaiser und Fürst schloß. Hiernach wurde gemeinschaftlich „Heil Dir im Siegerkranz“ gesungen. Alsdann brachte unsere eigene Kapelle verschiedene Conzertstücke zum Vortrag, welche lebhaften Beifall fanden. Von einem Kameraden wurde ein Fäßchen Bier gespendet und die Mitglieder blieben noch ein paar Stunden in gemüthlichster Stimmung beisammen. Zum Schluß gedachte man der tapferen Buren und veranstaltete eine Sammlung, welche 25 Mark einbrachte.

 

 

 

22. Februar 1902

 

In einer Flaschenbierhandlung zu Meineringhausen wurde nachweislich bis zum 2. Februar d. J. Schankwirthschaft als stehendes Gewerbe ohne Erlaubniß ausgeübt. Die Burschen besuchten das Lokal ziemlich häufig, tranken Bier (meistens aus dem Stammende), spielten Karten und rauchten Cigarren, die der Inhaber verabfolgte. Dadurch ließ sich der Angeklagte eine Uebertretung des § 33 der Gewerbeordnung zu Schulden kommen, was mit einer Geldstrafe von 30 Mk. oder 6 Tage Haft geahndet wird.

 

 

 

29. April 1902

 

Corbach. Ein bedauerlicher Unglücksfall mit tödtlichem Ausgang ereignet sich am Freitag Nachmittag in hiesigem Hospital. Ein an Krampfanfällen leidendes Mädchen, welches zu leichteren häuslichen Arbeiten herangezogen wurde, hatte sich in den Keller begeben und auf ein hölzernes Untergestell niedergelassen. Bei einem Anfall bekam das Mädchen das Uebergewicht, fiel mit dem Kopfe in eine theilweise mit Wasser gefüllte Bütte und ertrank. Die Verunglückte ist aus Meineringhausen und heißt Marie Rohde.

 

 

 

12. August 1902

 

Zu „Gunsten der Mengeringhäuser“ sind im Prämien-Verzeichniß der vorigen Nummer zwei hiesige Gutsbesitzer „todtgetheilt“ worden. Herr Gastwirth Vallbracht und Herr Wilhelm Lamm von hier haben auf dem Arolser Markt für schöne Fohlen 15 bezw. 10 Mark Prämien erhalten. Besonders das Fohlen des Herrn V. erregte allgemeine Bewunderung.

 

 

 

16. August 1902

 

Von jeher hat zwischen unserem Gesangverein und seinem Dirigenten ein inniges Verhältniß bestanden. Dieses kam auch am 14. August gelegentlich des Geburtstages des Herrn Lehrer Krummel wieder zur Geltung. Der Gesangverein feierte den Tag mit Fackelzug, Ständchen und einer herzlichen Ansprache des Vorsitzenden Herrn Zimmermeister Chr. Lückel. Eine gemüthliche Nachfeier im Vereinslokale bildete den Abschluß.

 

 

 

16. Oktober 1902

 

Sich selber eine Falle gestellt und gefangen hat der Korbmacher Th. aus Brilon. Der schon mehrfach vorbestrafte Bursche brach im Sommer d. J. bei einem Gastwirth in Meineringhausen ein, stahl unter anderen Kleinigkeiten und dem Wechselgeld auch eine Flasche Rum, die der Bursche außerhalb des Dorfes austrank. Die leere Flasche warf er fort. Man fand diese neben einer Reihe gestohlener Kleidungsstücke auf dem Wege, der aus dem Dorfe führte und nahm gleich ganz richtig an, daß der Bursche nicht weit gekommen sein könnte, wenn er den Rum vertilgt habe. Und richtig! Nicht weit vom Dorfe lag er im Chausseegraben, fest schnarchend. Man ergriff den total Betrunkenen, lud ihn auf einen Karren und brachte ihn ins Ortsgefängnis, wo er nach einigen Stunden erwachte. Das Gericht hat den Th. jetzt zu 1 ½ Jahren Gefängnis verurtheilt.

 

21. Oktober 1902

 

Die am Sonntag hier abgehaltene Kirmeßfeier brachte uns zahlreichen Besuch aus Nah und Fern. Es herrschte ein gemüthliches, fröhliches Leben im Festlokale und im Dorfe.

 

 

 

25. Oktober 1902

 

Vor der Strafkammer zu Kassel hatte sich der Handarbeiter St. von hier zu verantworten. Der Angeklagte hatte bei einem Bauunternehmer Arbeit bekommen, auch einen Tag gearbeitet und sich dann einen größeren Vorschuß geben lassen. Als der Angeklagte den Vorschuß hatte, verschwand er auf Nimmerwiedersehen. Der Gerichtshof verurtheilte den mehrere Male vorbestraften Angeklagten zu 6 Monaten Gefängniß.

 

 

 

19 Dezember 1902

 

Ein Tanzbär trottete heute ganz gemüthlich in Begleitung seines Führers dem Wege nach Höringhausen zu. Die Pferde eines desselben Weges kommenden Fuhrwerkes geriethen beim Anblick des Meisters Petz derartig in Aufregung, daß sie mit Wagen und Besatzung durchgingen und den Straßendamm hinunterfielen. Der Lenker und die Pferde erlitten keinen Schaden, jedoch ging der Wagen in die Brüche.

 

 

 

1903

 

 

 

Der hiesige Kriegerverein  feierte den Geburtstag Sr. Maj. des Kaisers in patriotischer Weise durch einen Commers im Vereins-Lokale. - Das alljährlich wiederkehrende Kränzchen fand am Donnerstag Abend statt; es hatte sich eine auserwählte Gesellschaft zusammengefunden, die sich vortrefflich amüsierte.

 

 

 

5. Mai 1903

 

Herr Forstaufseher Seifahrt und Frau feierten heute das Fest der Silbernen Hochzeit. Zahlreiche Glückwünsche trafen ein. Der hiesige Gesangverein, welchem Herr Seifahrt als Mitbegründer und Sänger 24 Jahre angehört, ließ es sich nicht nehmen, dem Jubelpaar abends durch Darbringung eines Fackelzuges und Ständchens zu erfreuen; hierbei hielt der Dirigent, Herr Lehrer Krummel, eine herzliche Ansprache. Eine gemütliche Nachfeier vereinigte die Sänger im Vallbracht´schen Saale.

 

 

 

7. Juli 1903

 

Am Freitag stieg die Temperatur bis auf 30 Grad Celsius im Schatten;

 

Um 5 Uhr nachmittags erhob sich ein schweres Gewitter, das einen befruchtenden Regen im Gefolge hatte. Leider wurde von dem Unwetter eine hiesige brave Familie aufs schwerste betroffen. Der Landwirt Bangert war des Tages über auf dem Kartoffelfelde beschäftigt und wollte gegen Abend, vor Entladung des Gewitters, noch schnell eine Fuder Klee holen; als der Mann mit seinem Kuhgespann, in Begleitung seiner 13 jährigen Tochter, kaum aus dem Weichbilde des Dorfes war, verschlimmerte sich das Wetter derartig, daß alle in den Meierschen Neubau flüchten mußten. Der Blitz fuhr prasselnd in den Giebel des neuen Gebäudes, schleuderte aber nur einen Ziegel fort und ging geraden Weges in die Tiefe, wo B. mit seinem Kinde und Gespann Schutz suchte. Das Mädchen und eine Kuh wurden sofort getötet, Bangert und die andere Kuh wurden so stark betäubt, daß sie übereinander fielen und später noch in besinnungslosem Zustande gefunden wurden. Der Mann kam sofort in ärztliche Behandlung und hat sich jetzt soweit erholt, daß er nur noch Schmerzen in der Seite spürt. Der schwergeprüften Familie bringt man allseitig das herzlichste Beileid entgegen.

 

 

 

10. Juli 1903

 

(Schöffengericht) Landwirt L. zu Meineringhausen hatte sich wegen unberechtigtem Ueberfahren der Schwiederschen Grundstücke zu verantworten. Es ist durch Zeugen festgestellt, daß die Leute des L. eigenmächtig gehandelt. Angeklagter erlangte deshalb ein freisprechendes Urteil.

 

 

 

2. September 1903

 

Der Kriegerverein feierte heute im Saale des Herrn Vallbracht Sedanfest. Der Vorsitzende, Herr Forstaufseher Seifahrt, eröffnete die Festivität und ertheilte Herrn Zimmermeister Lückel das Wort zu einer schönen sinnigen Rede, in welcher die Bedeutung des Tages volle Würdigung fand und die mit einem Hoch auf Kaiser und Fürst schloß. Die Feier verlief in kameradschaftlicher, geselliger Weise. –

 

Für die Ueberschwemmten in Schlesien wurden aus der Vereinskasse 10 Mark bewilligt.

 

 

 

15. Oktober 1903

 

Auf der Rückkehr von der Stutenschau in Corbach ging einem hiesigen Gutsbesitzer in der Nähe des Melms das Gespann durch und rannte an einen Baum, woran der Hinterwagen hängen blieb, während die Pferde mit dem Vorderwagen weiter liefen.

 

Eine auf dem Wagen befindliche Frau erlitt derartig starke Hautabschürfungen, daß sie ins Corbacher Krankenhaus gebracht werden mußte.

 

 

 

18. Oktober 1903

 

Zur heutigen Kirmeß war uns schlechtes Wetter beschieden, so daß wir gar manchen erwarteten Freundschaftsbesuch entbehren mußten.

 

Der Festzug der Burschen verlief zwar ohne Regen, auch nahm die Jugend von hier und aus den benachbarten Orten so zahlreich Anteil, daß im Festlokal bei Kalhöfer ein flotter Ball unter Mitwirkung der Allendorfer Kapelle abgehalten werden konnte.

 

 

 

9. November 1903

 

Heute fand hier die Bürgermeisterwahl und die Verpflichtung der Gemeinderats-Mitglieder durch Herrn Kreisamtmann Waldschmidt statt. Es wurde der bisherige Bürgermeister Herr Heinrich Hamel einstimmig zur Freude der ganzen Gemeinde wieder gewählt, und wir haben auch allen Grund uns zu freuen, daß an der Spitze unserer Gemeinde ein kraftvoller Mann steht, der eingedenk ist seiner Pflichten die er Gott und den Menschen für all sein Tun schuldig ist, und wünschen ihm in seinem Amte viel Glück und Segen.

 

 

 

1904

 

 

 

19. Januar 1904

 

Der hiesige Gesangverein feierte heute im Kalhöferschen Saale das 25jährige Stiftungsfest und den Geburtstag des Fürsten. Der Vorsitzende, Herr Zimmermeister Lückel, leitete die Feier mit einer herzlichen Ansprache ein, in welcher er hervorhob, daß der Verein am 19. Januar 1879 durch Hrn. Lehrer Hopff ins Leben gerufen wurde und bald eine erfreuliche Tätigkeit entfaltete. Von den Gründern sind noch die Herren Schwieder, Seifahrt und Lückel vertreten. 22 Jahre hat Herr Lehrer Hopff den Verein sicher geführt, und nachdem derselbe in den wohlverdienten Ruhestand trat, haben wir in Hrn. Lehrer Krummel einen ebenso eifrigen Dirigenten gefunden, dem alle Herzen warm entgegenschlagen; wir können also zufrieden zurück und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Als bei dem „Sturm“ in 1890 von 46 Mitgliedern nur noch 19 blieben, da war es die Umsicht und Tatkraft des Hrn. Lehrer Hopff, welcher das Vereinsschiff über Wasser hielt. Redner forderte die Sänger auf, immer einig zu sein und treu zur Fahne zu halten und ließ seine Worte ausklingen mit einem Hoch auf das deutsche Lied. Herr Lehrer Krummel schilderte in patriotischen Worten die Bedeutung des 18. Januar und brachte ein Hoch auf Se. Durchl. den Fürsten aus. In einem Telegramm an Hrn. Lehrer Hopff in Corbach wurde des alten treuen Gründers, Lehrers und Dirigenten herzlich gedacht. Möge der Verein weiter blühen und gedeihen.

 

 

 

26. Januar 1904

 

Der hiesige Kriegerverein feiert aus besonderen Gründen den Geburtstag Sr. Maj. des Kaisers nicht am 27. Jan., sondern am 7. Februar. Das reichhaltige Programm besteht aus humoristischen Vorträgen, Theater und Ball. Die Musik wird von der Arolser Militärkapelle ausgeführt.

 

 

 

11. Februar 1904

 

Der hiesige Kriegerverein veranstaltete zur nachträglichen Feier des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers am Sonntag im Vallbracht`schen Saale ein Fest, das vortrefflich arrangiert war und urgemütlich verlief. Von nachmittags 2 Uhr conzertierte die Arolser Militärkapelle. Herr Lehrer Krummel hielt eine patriotische Ansprache und brachte das Kaiserhoch aus, worauf die ganze Festversammlung die Volkshymne anstimmte. Nach einer Pause nahm um 6 Uhr der Ball seinen Anfang, bei welchem in jeder Beziehung die tadelloseste Ordnung herrschte. Zu Ehren der anwesenden Veteranen bestellte der Herr Vorsitzende einen Extra-Tanz, drückte am Schlusse desselben den alten Kriegern seine Freude darüber aus, daß sie noch so flott das Tanzbein schwingen könnten und ließ dieselben hochleben. Abends gab es noch einige recht schöne humoristische Vorträge. Die vortrefflichen Leistungen der Militärkapelle fanden allgemein dankbare Anerkennung. Erst in später Stunde fand die nette Feier ihren Abschluß.

 

 

 

14. Februar 1904

 

Von Zeit zu Zeit liest man in verschiedenen Blättern, daß in diesem oder jenem Orte eine Wasserleitung angelegt werden soll. In letzter Zeit nimmt die Zahl solcher Orte stetig zu. Nicht immer sind es gerade solche Orte, deren natürliche Lage die Anlegung einer Wasserleitung erleichtert oder verbilligt. Dessen ungeachtet scheut man weder Mühe noch Kosten, um in den Besitz einer Quellwasserleitung zu gelangen. An Gegnern dieses modernsten Wohlfahrtsmittels fehlt es gewiß in keinem Ort, aber sie werden alle gänzlich besiegt, sobald sie nur erst in dem Besitz einer neuen Einrichtung sind. Nicht um das Doppelte des aufgewandten Betrages wird man den Besitz einer Wasserleitung wieder aufgeben. Man hatte meist vorher noch nicht den wirklichen Segen einer Wasserleitung erkannt und fühlte sich nachher um so angenehmer überrascht. Auch in unserer Gemeinde haben wir eine schöne Quelle, sie sprudelt so klar und helle, und wir können vermöge ihrer günstigen Lage mit geringen Kosten in den Besitz einer Wasserleitung gelangen. Wenn das nun seither nicht geschehen ist und man auch für absehbare Zeit wenig Lust hierfür zeigt, so steht von vornherein das klar, daß man den Segen einer Wasserleitung einfach nicht zu schätzen weiß und daß man ein Freund des alten Hemmschuhes und ein Feind jeglichen Fortschrittes ist. Eines Hemmschuhes, der sich in dem Gefühle kund gibt, hat man`s früher nicht gehabt, braucht man`s auch jetzt nicht! Abgesehen von diesem gänzlich unhaltbaren Satze, bleibt es eine wohlzubeachtende moderne Gepflogenheit, der lebenden Generation die Mittel und Wege zu ihrer Wohlfahrt nicht engherzig zu verschließen, sondern sie ihr anzubahnen und zu ebnen. Und eben zu dieser Wohlfahrt gehört in erster Linie auch für unsere Gemeinde – eine Wasserleitung.

 

 

 

26. März 1904

 

Im Bringhäuser Walde erlitt der Dienstknecht Götting vom hiesigen Rittergut einen ernsten Unfall. Beim Holzladen wurde dem Mann ins Auge gestoßen, sodaß dasselbe auslief. Götting wurde sofort in die Marburger Klinik überführt.

 

 

 

12. Juli 1904

 

Das Verbandsfest des Sängerverbandes Vöhl wurde am Sonntag in unserem Dorfe abgehalten und verlief, begünstigt vom herrlichsten Wetter, in der würdigen, harmonischen Weise, durch welche sich die Veranstaltungen der Gesangvereine im Allgemeinen auszeichnen. Nach 1 Uhr mittags hielten die Gesangvereine aus Marienhagen, Thalitter, Basdorf, Strothe, Vöhl, Herzhausen und Altenlotheim ihren Einzug, herzlich empfangen von den hiesigen Sängern. Leider waren die Bundesvereine Sachsenhausen und Ober-Werba ausgeblieben; ersterer wird wohl schon ganz von den Vorbereitungen zu dem am Donnerstag und Freitag dort stattfindenden Schützenfest in Anspruch genommen und letzterer laboriert beständig an einer zu geringen Mitgliederzahl. Besondere Freude erregte die Beteiligung der Altenlotheimer, welche den weiten Weg nicht scheuten, um das Fest verschönern zu helfen. Punkt 1 ½ Uhr nahmen die Vereine vor der Schule Aufstellung und zogen unter klingendem Spiel und mit wehenden Fahnen durch den reich mit Kränzen und Guirlanden geschmückten Ort zu dem vorteilhaft gelegenen, luftigen und angenehmen Festplatz auf der Wiese hinter der Kalhöferschen Wirtschaft. Nach Ankunft traten die Vereine zusammen und trugen unter Leitung des Herrn Bürgermeister Müller-Vöhl das Bundeslied vor. Herr Lehrer Krummel, Dirigent des hiesigen Gesangvereins, begrüßte die Vereine und Festgäste, würdigte die Bedeutung des deutschen Volksliedes und ermahnte zur steten Pflege derselben, auf daß es wirklich schön zum Vortrag gebracht würde. Redner wies auf die beiden Jugendvereine Basdorf und Meineringhausen hin, welchen es vergönnt gewesen, in diesem Jahre das 25jährige Bestehen feiern zu können, und gedachte schließlich Seiner Majestät des deutschen Kaisers, des Schutzherrn und Förderers des deutschen Volksliedes. Das Hoch auf Kaiser und Fürst fand begeisterten Widerhall und die große Festversammlung stimmte in den Gesang der Volkshymne ein. Der Vorsitzende des Meineringhäuser Vereins, Herr Zimmermeister Lückel, widmete dem Gründer des hiesigen Gesangvereins, Herrn Lehrer a. D. Hopff, ehrende Worte. Herr Hopff, welcher sich heute in jugendlicher Frische am Festzug und am Feste beteiligte, rief am 19. Januar 1879 den Verein ins Leben und leitete ihn durch manche Fährnisse hindurch 22 Jahre lang, bis ersterer vor 3 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand trat und nach Corbach übersiedelte. Freudig stimmte Alles in das Hoch auf den Gründer und steten Gönner unseres Vereins ein. Herr Lehrer Hecker – Marienhagen, der seit Abgang des Herrn Hopff dem Vöhler Sängerbund mit Erfolg vorsteht, feierte in kurzen, kernigen Worten diejenigen Vereinsmitglieder, welche in Leid und Freud ihre Pflicht erfüllten und dem Verein stete Treue hielten; in erster Linie sind dies 3 Mitglieder des Meineringhäuser Vereins (Lückel, Schwieder, Seifarth) und 4 Mitglieder des Basdorfer Vereins, welche vor 25 Jahren die beiden Vereine mit gründen halfen und heute noch tüchtig mitwirken. Der Präsident ehrte diese alten treuen Mitglieder, indem er ein Hoch auf dieselben ausbrachte. – Nach diesen Herz und Gemüt erhebenden Ansprachen trat das Konzert in seine Rechte. Die bewährte Mander`sche Kapelle aus Vöhl leistete recht Anerkennenswertes; die Vorträge der einzelnen Gesangvereine bezeugten, daß man mit Verständnis und Hingabe innerhalb der Vereine arbeitet. Schwierige Kompositionen werden vermieden, die einfachen, aber gefälligen Lieder sprechen von allem Edlen und Guten, was des Menschen Brust bewegt; sie dringen zu Herzen und wecken edle Gefühle. – Dem Tanzvergnügen wurde auf 2 Tanzböden eifrigst gehuldigt. Die Geselligkeit trat in ihre Rechte. Herr Gastwirt Kalhöfer verdient für seine flotte und gute Bewirtung Anerkennung. Die auswärtigen Sänger und Gäste werden sicher aus Meineringhausen die angenehmsten Erinnerungen mitgenommen haben. Möge die Bundes-Eintracht so fortbestehen und sich besonders im nächsten Jahre, in welchem der Vöhler Sängerbund sein 25jähriges Jubiläum feiert, aufs schönste betätigen.

 

 

 

4. August 1904

 

Sachsenhausen. Bezeichnend für die jetzige Postverbindung zwischen hier und dem benachbarten Meineringhausen ist das Wort: die Kirche um das Dorf tragen. Obgleich die Post durch Meineringhausen fährt, auch bei der dortigen Haltestelle vorfährt und anhält, so werden doch alle Postsachen nach dort mit nach Corbach genommen, um erst nach einem Zeitverlust von ungefähr vier Stunden wieder nach Meineringhausen zurück zu gelangen. Dieser Zeitverlust bedeutet aber für eine schriftliche Rückantwort einen Zeitverlust von über einen vollen Tag, da erst die übernächste Post für die Rückantwort in Betracht kommt. Hoffentlich bedarf es bei dem Entgegenkommen der Postbehörde nur dieses Hinweises, den besagten Uebelstand zu prüfen und abzustellen.

 

 

 

11. August 1904

 

Die schon lange schwebende Frage wegen hinreichender Versorgung unseres Dorfes mit gesundem Trinkwasser geht jetzt einer befriedigenden Lösung entgegen. Nach Befürwortung des Herrn Kreisamtmanns hat sich nunmehr auch der Gemeinderat bereit erklärt, daß von dem nahen Koppelberge aus eine Wasserleitung gebaut werden soll, wenn das fachmännische Urteil über die Anlage günstig ausfalle. Gestern hat nun der in Corbach beschäftigte Herr Wasserwerks-Ingenieur Disselhoff eine Besichtigung vorgenommen.

 

 

 

25. August 1904

 

(Polnisches in Waldeck) Die Findigkeit der Post brachte hier einen Brief an die richtige Adresse, der an X. in Majne Rekozen Baikerbach (Meineringhausen bei Corbach) gerichtet war.

 

 

 

4. September 1904

 

Eine erhebende Sedan-Gedenkfeier veranstaltete unser Kriegerverein am Sonntag Abend in seinem Vereinslokale, wozu sich die Kameraden zahlreich einfanden. Nachdem der 1. Vorsitzende Herr Knoche die Sitzung eröffnet und herzliche Worte der Begrüßung gesprochen, hielt der 2. Vorsitzende Herr Zimmermeister Lückel die Festrede; er wies auf die herrlichen kriegerischen und politischen Erfolge, auf die Entstehung des lang ersehnten einigen deutschen Reiches hin, gedachte auch der Enthüllung des 83er Denkmals bei Wörth, verlas die von Sr. Durchlaucht dem Fürsten dort gehaltene schöne Ansprache und schloß mit einem Hoch auf Kaiser und Fürst. Herr Thomas aus Corbach, welcher bei dem Delegiertentage in Pyrmont den Verein vertreten hatte, war auf Einladung des Vereinsvorstandes erschienen und erstattete einen ausführlichen Bericht über die Verhandlungen, sowie über die Schönheiten des vielbesuchten Badeortes. Hierauf hielt derselbe einen Vortrag über den Segen der Kriegerbundssterbekasse  und fand aufmerksame Zuhörer. Der Vorsitzende dankte für den interessanten Vortrag. Nun erfolgte abwechselnd der Gesang patriotischer Lieder, kleine Vorführungen komischen Inhalts und manches Hoch auf die alten Veteranen, die deutschen Frauen etc. Dem vom Verein gratis gelieferten Stoff taten die Kameraden alle Ehre an, die Stimmung war vorzüglich und der Verlauf des Festes ausgezeichnet.

 

 

 

3. November 1904

 

Mit den Wasserleitungsarbeiten ist seit geraumer Zeit begonnen, ein großer ca. 10 Meter tiefer Schacht ist geschlagen und ein Nebenschacht wird demnächst in Angriff genommen. Hoffentlich sind die Arbeiten recht erfolgreich, auf daß die Bewohner, hauptsächlich diejenigen im Oberdorfe, bald mit ausgiebigem Wasser versehen werden können.

 

 

 

1905

 

 

 

21. Januar 1905

 

Sachsenhausen. Durch die Oberpostdirektion Cassel ist die unmittelbare Verbindung des hiesigen Postamts mit der Hilfsstelle Meineringhausen für gewöhnliche Briefsendungen und Pakete hergestellt worden. Während bis dahin alle von Meineringhausen abgehenden oder für diesen Ort bestimmte Sendungen genannter Art den Weg über Corbach und wieder zurück nahmen, ist jetzt darin erfreulicher Weise ein Wandel geschaffen worden.

 

 

 

11. März 1905

 

Das Schneidermeister Stadler`sche Gut hierselbst ist von Julius Knoche käuflich erworben.

 

 

 

13. März 1905

 

Heute bewegte sich ein langer Trauerzug durch das Dorf; es galt, dem verstorbenen Landwirt Heinr. Schwieder sen. die letzte Ehre zu erweisen. Schwieder war am 23. September 1811 in Ober-Ense geboren, besuchte dort die Schule und wurde am 12. Juni 1825 konfirmiert. Dann zog er zu fremden Leuten als Dienstknecht, absolvierte treu seine Militärzeit und wanderte nach Westfalen, wo er lange Jahre bei Herrschaften in Dienst stand. Im Mai 1847 schloß er den Bund der Ehe mit Karoline, geb. Schwalenstöcker. Der Herr schenkte ihnen 6 Kinder (5 Söhne und 1 Tochter), 2 der ersteren starben im 10. und 18. Jahre. Die Familie erlebte viel Freud und Leid bis 1875 die Gattin starb. Bei vorzüglicher Gesundheit, frohem Sinn und unermüdlichem Fleiß erreichte Schwieder das 80. Lebensjahr. Damals brachte der Gesangverein ein Ständchen; an der Feier des 90. Geburtstages beteiligte sich der Gesangverein und Kriegerverein durch den Gesang: „Harre meine Seele“ und Ansprachen. Nach und nach nahm die Altersschwäche zu und am 10. März, frühmorgens 2 Uhr erlöste ein sanfter Tod den Verblichenen im Alter von 93 Jahren 5 Monaten und 16 Tagen. Er ist wohl der älteste Mann im Eisenberger Kreise gewesen. Die obengenannten Vereine ehrten ihn auch bei dem Begräbnis. Herr Pfarrer Jäger sprach über Jesaia 46, 4: „Ich will Euch tragen bis in das Alter“. Wir aber behalten den Alten in ehrendem Gedächtnis und wünschen ihm Gottes Frieden.

 

 

 

1. April 1905

 

Am Sonntag den 9. April findet hierselbst eine seltene Festlichkeit statt. Herr Adam Rohde und Frau Marie, geb. Rohde, begehen an dem genannten Tage das Fest der Goldenen Hochzeit.

 

 

 

11. April 1905

 

Unter reger Teilnahme seitens der Gemeinde, Eltern, Pathen und Verwandten fand am Sonntag die Konfirmation der Kinder aus Meineringhausen und Strothe, 14 an der Zahl, statt. Die heilige Handlung verlief sehr feierlich und erhebend; die präzisen und treffenden Antworten der Konfirmanden zeugten von einem gründlichen Unterricht und einem klaren Erkenntnis der Heilslehre.

 

 

 

11. April 1905

 

Eine Festlichkeit, wie sie seit Menschengedenken, es heißt seit 80 Jahren, hier nicht vorgekommen, wurde am Sonntag in unserer Gemeinde begangen: nämlich eine Goldene Hochzeitsfeier. Herr Johann Adam Rohde und Friederike, geb. Rohde, feierten dieses seltene Fest, welches morgens 8 Uhr durch ein Ständchen der Schulkinder eingeleitet wurde. Nachmittags 2 ½ Uhr fand ein feierlicher Gottesdienst statt, an dem sich fast die ganze Gemeinde beteiligte, auch viele Freunde und Verwandte von auswärts hatten sich eingefunden, sodaß die Kirche die Andächtigen fast nicht zu fassen vermochte. Das Jubelpaar wurde von seiner Wohnung zur Kirche gefahren und dort unter feierlichem Orgelspiel zu bereit gestellten Sitzplätzen am Altar geleitet. Die Gemeinde stimmte das herrliche Lied: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ an und Herr Pfarrer Jäger hielt eine tiefergreifende Jubiläums-Ansprache auf Grund der 3 Bibelstellen: 1. Sam. 7, 12 (Bis hierher hat der Herr geholfen), Psalm 147, 11 (Der Herr hat Wohlgefallen an Denen, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen), und 3. Psalm 103, 2 (Lobe den Herrn meine Seele und vergiß nicht, was er Dir Gutes getan hat). Der Pfarrer beleuchtete das 50jährige Eheleben des Jubelpaares; aus Freud und Leid, das beiden zusammen zuteil wurde, klang es am Schluß immer wieder hindurch: „Bis hierher hat der Herr geholfen, weil der Herr Wohlgefallen hat an denen, die ihn fürchten“. Darum: „Lobe den Herrn meine Seele.“ Auf diese alle bewegende Ansprache folgte die Einsegnung des Jubelpaares. Die Gemeinde sang das Lied Nro. 334, 1-4, worauf Herr Pfarrer Jäger nach passender Ansprache im Sinne des Durchlauchtigsten Fürstenpaares dem Jubelpaar als Widmungsgabe eine Bibel überreichte mit eigenhändigem Namenszug des Fürsten und der Fürstin. Ihre Durchlaucht hatte den schon oben erwähnten 2. Text (Psalm 147, 11) eingeschrieben. Der Ortspfarrer entledigte sich noch des Auftrages des Fürstenpaares, welches an Freud und Leid des Waldeckischen Volkes so innigen Anteil nimmt, und übermittelte dem Jubelpaar die herzlichsten Glück- und Segenswünsche. Hieran reihte sich die Gratulation des Kirchenvorstandes, das Schlußlied 334, 5 (O selig Haus) und der Segen. – Im Laufe des Tages erfolgten zahlreiche Gratulationen, es liefen Glückwunschschreiben und -Telegramme ein. Abends 8 Uhr brachte der Gesangverein ein Ständchen mit Fackelzug. – Dem Jubelpaar, das sich noch einer rüstigen Gesundheit erfreut, wünschen wir einen ruhigen, gottseligen Lebensabend und daß es ihm vergönnt sein möge, noch die diamantene Hochzeit zu erleben.

 

 

 

24. Mai 1905

 

Die gesamten Arbeiten zur Herstellung unserer Wasserleitung nebst dem Bau des Hochbehälters sind Herrn Unternehmer Rohde in Obernburg übertragen. Der Genannte hatte auch die Erdarbeiten für die Corbacher Wasserleitung bestens ausgeführt.

 

15. Juli 1905

 

Die Eheleute Landwirt Heinrich Schwieder und Frau Marie, geb. Kalhöfer, feiern, so Gott will, nächsten Dienstag den 18. Juli das Fest der Silbernen Hochzeit. Unsere herzlichsten Segenswünsche begleiten das Jubelpaar.

 

 

 

22. Juli 1905

 

Am Dienstag feierte die Schwiedersche Familie hierselbst ein schönes Doppelfest, nämlich: die Silberne Hochzeit der Eltern und die Verlobung der Tochter. Es hatten sich viele Freunde und Bekannte aus nah und fern eingefunden, welche ihre herzliche Anteilnahme bekundeten und dem schönen Feste im gastlichen Hause beiwohnten. Des 25jährigen Ehejubiläums gedachte in christlicher Weise Herr Pfarrer Jäger. Die Andacht mit Gesang geistlicher Lieder verlief erhebend. Der Gesangverein, dessen Mitgründer und langjähriges Mitglied Herr Schwieder ist, verschönte die Feier durch ein Ständchen, und der Dirigent Herr Lehrer Krummel hielt eine herzliche Ansprache. Wir wünschen dem Jubelpaare ferneres Wohlergehen und daß es ihm vergönnt sein möge, dereinst die Goldene Hochzeit feiern zu können.

 

 

 

27. Juli 1905

 

Zum erstenmal hörten wir heute Herrn Reichstagsabgeordneten Dr. Potthoff in unserem Dorfe. Trotz der Roggenernte, wo alles von früh bis spät tätig sein muß, war der Vallbracht`sche Saal fast voll besetzt. Herr Zimmermeister Lückel stellte der Versammlung unseren Reichstagsabgeordneten vor und brachte ein Hoch auf Kaiser und Fürst aus. In fast einstündigen klarem Vortrage behandelte der Redner die Hauptpunkte der deutschen Politik und kennzeichnete in ausführlicher Weise seine Stellung zu den einzelnen Gesetzesvorlagen, die den Reichstag in der letzten Session beschäftigt haben und demnächst noch beschäftigen werden. In warmen Worten wurde dem Redner gedankt und lebhaft bedauert, daß er nicht schon früher einmal in unserem Dorfe Einkehr gehalten habe. Ueber eine Stunde blieb man noch in reger Aussprache gemütlich beisammen.

 

 

 

 

 

 

 

29. Juli 1905

 

Als sich bei dem gestrigen Gewitter zwei Männer mit ihren Sensen auf dem Heimwege befanden und hinter einem vollbesetzten Wagen hergingen, schlug der Blitz direkt hinter den Beiden in den Weg, sodaß dort ein großes Loch entstand, aus dem Schwefelgeruch emporstieg. Den Schrecken der in unmittelbarer Nähe befindlichen Leute kann man sich vorstellen.

 

 

 

16. Oktober 1905

 

Eine segensreiche Einrichtung ist vor kurzer Zeit in unserem Orte ihrer Vollendung entgegen gegangen. Wir haben nämlich nun auch, wie schon so viele andere Orte, eine Wasserleitung. Obgleich hier vor der Zeit kein Wassermangel herrschte, denn viele Hausbesitzer haben eigene Brunnen, so war man sich doch der Vorteile einer solchen Einrichtung wohl bewußt und ging energisch ans Werk. Die schwierigste Aufgabe dabei war, eine ausreichend starke Quelle für unseren schon ziemlich großen Ort zu finden; denn allgemein hielt man die nun in Benutzung genommene Quelle nicht für ausreichend. Aber dank der Tüchtigkeit des Herrn Ingenieur Disselhoff und dank der Energie unseres Gemeindevorstandes ist diese schwierige Aufgabe gelöst worden. Durch Schlagen von Stollen und Schächten unter der fachmännischen Aufsicht des Herrn Disselhoff, ist die anfänglich spärlich fließende Quelle zu einem Bächlein geworden, das nun übergenug Wasser lieferte. Diese Vorarbeiten haben allerdings 5000 Mk. Kosten verursacht, die sich aber jetzt gut verzinsen. Die Erdarbeiten hat Herr Unternehmer Rohde aus Marienhagen zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt. Wie sehr sich die Behörde für die Anlage solcher gemeinnützigen Unternehmen interessiert, geht daraus hervor, daß der Herr Landesdirektor den armen Gemeinden die Hälfte der Kosten zu den Vorarbeiten bewilligt. Meineringhausen kann sich allerdings nicht dazu rechnen und hat deshalb auch nur eine kleine Unterstützung bekommen. Am zweiten Kirmeßtage fand die Einweihung statt, und wurde die Neueinrichtung, die sich bei der Benutzung eines Hydranten als sehr gut funktionierend einführte, durch einen kräftigen Tusch seitens der Musiker begrüßt.

 

 

 

 

 

 

 

15. November 1905

 

Heute fand die Einweihung unserer neuen Wasserleitung statt und aus diesem Anlaß wurde eine kleine Feier bei Herrn Gastwirt Kalhöfer veranstaltet. Im Auftrage des Ortsvorstandes waren an die Gemeindevertretung, Herrn Ingenieur Disselhoff und an die beim Bau beschäftigten Unternehmer und Arbeiter Einladungen ergangen. Herr Zimmermeister Lückel hielt im Namen der Gemeindevertretung eine herzliche Ansprache an die Festversammlung und führte u. A. Folgendes aus: Es ist nun der Tag herbeigekommen, an dem unsere neue Wasserleitung ihrer Bestimmung übergeben werden kann. Das Werk, angeregt durch den Ortsvorstand und gefördert von der Gemeindevertretung und allen umsichtigen Bürgern, ist nun vollendet. Die Gemeindevertretung, in deren Auftrag ich die Ehre habe hier zu sprechen, dankt allen denen, welche ihr mit Rat und Tat zur Seite gestanden, sodaß die Wasserleitung, eine Wohlfahrts-Einrichtung im schönsten Sinne des Wortes, geschaffen werden konnte. Freude erfüllt uns, sowie sich ein Mann freut, wenn er nach redlichem Bemühen sein geplantes Werk zur Ausführung gebracht hat. Wahrlich, Mühe und Arbeit hat die Wasserleitung genug gekostet. Besonders danken wir unserem Ingenieur Herrn Disselhoff für die hervorragende Leistung, ferner Herrn Unternehmer Rohde und den treuen Arbeitern, die im Schweiße ihres Angesichts so manchen schweren Arbeitstag hier vollendeten. Mit dem Wunsche, daß die Wasserleitung der Gemeinde Meineringhausen zu Segen gereichen möge und mit einem Hoch auf letztere schloß der Redner. Die Feier selbst verlief aufs Angenehmste bei Deklamationen und Vorträgen. -  Nicht vergessen wollen wir der launigen Toaste, welche Herr Wagnermeister Lückel den Unternehmern Rohde und Saure widmete: „Nu hört mohl tau! De Rohde hät uns dat hübske, dat schöne Water vom Koppelberge holt; et koket sek got, et wesket got, un unse Wiebeslüde de bruken auch nit mai bi`n Borne sau lange te warten, se teriten lange nit mai sau vel Schoh, und dat Veih süpet dat Water auch gerne. Un dat hemme alle den Rohden tau verdanken, un so foddere eck uch up mit mi eintestimmen: „De Rhode hei lebe hoch! hoch! hoch!“  -  Un de Sure draf auch nit vergäten weren. De hät uns jeden en Krahnen in de Köken macht, unse Wiebeslüde de bruken gar nit mai vör de Döre, und auch saunen Affstell-Krahnen. De Sure hei lebe hoch! hoch! hoch!“

 

21. November 1905

 

In dem Festbericht in voriger Nummer ist infolge eines Druckfehlers die unliebsame Verwechselung eines Namens vorgekommen: Es muß an der betr. Stelle heißen: Wagnermeister  H a n k e l – nicht Lückel.

 

 

 

6. Dezember 1905

 

Heute fand im Saale des Gastwirts Kalhöfer eine sehr zahlreich besuchte Versammlung statt, in welcher über die Stellung unserer Gemeinde zu der Bahnlinie Wildungen – Corbach beraten wurde. Nach den generellen Vorarbeiten soll die Bahn von Höringhausen über Strothe nach Corbach gehen; kommt dieses Projekt zur Ausführung, dann ist uns die Aussicht auf Anschluß an eine notwendige Verkehrslinie voraussichtlich für immer verdorben. Es wäre dies schlimm für unsere in freudigem Aufschwung begriffene Produktionsfähigkeit; außer anderen landwirtschaftlichen Artikeln würde unsere Gemeinde der Bahn Grubenholz, Zuckerrüben usw. zuführen; eine Anzahl Arbeiter würde täglich die Bahn nach Corbach benutzen und der Frachtverkehr im Allgemeinen ist nicht unwesentlich. Es wurde beschlossen, an die Königl. Eisenbahn-Direktion zu Cassel eine Petition zu richten, worin um möglichst direkte Berücksichtigung unseres Dorfes bei Anlage der gen. Bahn ersucht wird. Hoffen wir auf guten Erfolg!

 

 

 

7. Dezember 1905

 

Der hiesige Kriegerverein hielt am 3. Dezember seine Generalversammlung ab. Der Vorsitzende verlas ein Schreiben Sr. Durchlaucht des Fürsten, worin dem Verein die Genehmigung zur Führung einer Vereinfahne mit dem Reichswappen erteilt wird. Es wurde beschlossen, das Fahnenweihfest am 17. und 18. Juni 1906 zu feiern.

 

 

 

12. Dezember 1905

 

Strothe. (Eingesandt) Mit Genugthuung haben wir die Nachricht vernommen, daß nach dem generellen Plan die Bahn Corbach – Wildungen unsere Flur berührt und direkt an unserem Ort vorbeigeht. Weniger angenehm berührt sind wir von dem Bestreben unserer Nachbar-Gemeinde, uns den Anschluß an den Verkehr streitig zu machen. Wäre die Strecke gleich im Anfang über Meineringhausen projektiert, so hätten wir es ebenso ruhig mit angesehen, wie damals, als die Staatsstraße von Wildungen durch den Nachbarort gelegt wurde; aber da nun einmal die Eisenbahnbehörde die Linie über Strothe als die gegebene bezeichnet hat, so hoffen wir, daß an maßgeblicher Stelle unparteiisch verfahren und keine Interessen-Politik betrieben wird – dem Einen zu Liebe – dem anderen zu Leide.

 

 

 

14. Dezember 1905

 

Den guten Strothern sei an dieser Stelle erwidert, daß es uns fern gelegen hat, der dortigen Gemeinde den Anschluß an den Verkehr streitig zu machen; wir haben nur Schritte getan, um die Bahn nicht allzufern von unserer Gemarkung, zwischen Strothe und Meineringhausen, zu bekommen. Und in diesem Sinne für das Wohl einer Gemeinde zu sorgen, ist doch die Pflicht einer jeden Ortsbehörde. Wir haben die Sache ruhiger und sachlicher behandelt, wie der Herr Einsender, welcher noch den längst vergessenen Straßenbau citiert. Wir sind überzeugt, daß die Behörde unparteiisch verfährt, ihre Pflicht tut und ebensowenig Strothe wie Meineringhausen zurücksetzt. Also Gott befohlen, ein frohes Wiedersehen im ersten Eisenbahnzuge auf der Station Strothe-Meineringhausen.

 

Einige Gemeinde-Mitglieder.

 

 

 

1906

 

 

 

11. Januar 1906

 

Der Kriegerverein hielt kürzlich eine Versammlung ab und wählte für die neu zu beschaffende Fahne Herrn Seifahrt als Fahnenträger. Sämtliche Mitglieder unterschrieben einen Aufruf zu Gunsten der Flottenvorlage.

 

 

 

18. Januar 1906

 

Freitag, der 19. Januar ist ein Erinnerungstag für die Liedertafel Meineringhausen; alsdann sind 22 Jahre seit ihrer Gründung verflossen. Damals schlossen sich gleich 45 Mitglieder dem Vereine an; Alt und Jung lauschten mit Freude dem vierstimmigen Männergesang. In dem gen. Zeitraum hat mancher Sänger dem Verein den Rücken gekehrt, jüngere Leute suchten in der Fremde ihr Glück, der alte Dirigent, welcher 22 Jahre mit Lust und Liebe den Verein hochhielt, setzte sich in der Nachbarstadt zur Ruhe und andere Mitglieder sind zur ewigen Ruhe eingegangen. Ein jüngerer Dirigent widmet sich nun mit bestem Erfolg der Pflege des Gesanges. Von den alten Mitgliedern sind noch zwei, die Herren Landwirt Heinrich Schwieder und Zimmermeister Christian Lückel aktiv tätig, und wollen wir wünschen, daß sich an ihnen die Jugend ein gutes Beispiel nimmt und nach Kräften an dem Blühen und Gedeihen des Vereins mitarbeitet. Der Liedertafel Meineringhausen aber bringt an dieser Stelle ein dreifaches Hoch ein alter Sängerfreund.

 

 

 

15. Februar 1906

 

Am 15. Februar fand hier die Verpachtung resp. der Verkauf des Eisenbergschen Gutes statt. Da bei der Verpachtung nur 720 Mark herauskamen, schritt man zum Verkauf und zwar erst im Einzelnen und dann im Ganzen. Letztbietender blieb Herr Heinemann jr. aus Strothe mit 36 000 Mark. Das Besitztum besteht aus neuen Gebäuden und ca. 35 Morgen Land. Einige auswärtige Güterhändler waren bis über 35 000 Mark mitgegangen.

 

 

 

27. Februar 1906

 

Dem ersten Verkauf des Eisenbergschen Gutes ist ein zweiter Termin gefolgt. Herr Heinemann aus Strothe, welcher anfangs mit 36 000 Mark Letztbietender blieb, wurde von Herrn Wilhelmi – Twiste überboten. Letzterem ist der Zuschlag erteilt. Herr Wilhelmi ist ein tüchtiger Landwirt, welcher sicher das etwas in Rückstand gekommene gekaufte Gut bald in bester Kultur haben wird. Herr Wilhelmi hat dem Vernehmen nach sein Besitztum in Twiste an einen Handelsmann für zirka 33 000 Mark ohne Inventar verkauft; die Ländereien werden wohl vereinzelt, es befinden sich darunter besonders wertvolle Wiesen.

 

 

 

5. März 1906

 

Es wird wohl kaum eine Sekundärbahnstrecke im deutschen Vaterlande gebaut sein, bei der sich so viele Spezialwünsche geltend machten, als bei dem Projekte Corbach – Wildungen. Fast jedes von dieser Strecke berührte Dörfchen hat seine „Verbesserungsvorschläge“ zu machen und die beiden Endpunkte Corbach und Wildungen bieten ebenfalls besondere „Schwierigkeiten“. Die Wildunger wünschen einen direkteren Anschluß und die Corbacher haben ihren Bahnhof gerade in südöstlicher Richtung so „zugebaut“, daß dem gegebenen Anschluß manches „im Wege steht“. Um nun die Eisenbahnbehörde von den Corbacher Sorgen zu befreien, will man dieser von privater Seite hierselbst einen Plan unterbreiten, der unterhalb Bahnhof Corbach-Süd die Bahn Warburg – Corbach – Marburg verläßt, erst rechts der Meineringhäuser Straße entlang geht, bei Kilometerstein 22,2 die gen. Straße überschreitet, bequem zwischen Strothe und Meineringhausen hindurchfährt und im Höringhäuser Felde wieder in die zuerst vorgesehene Linie einmündet. Dadurch würde man Meineringhausen und dem Vöhler Bezirk sehr entgegenkommen.

 

 

 

5. April 1906

 

In voriger Woche machten sich in der Nachbarschaft Wildschweine bemerkbar; es wurde ein Treiben veranstaltet, bei welchem Herr Forstaufseher Seifahrt durch sichere Schüsse zwei Stück erlegte; die anderen Schützen gingen leer aus. Am Freitag wurde per Telephon von Höringhausen aus das Einbrechen von Schwarzwild hinter Strothe gemeldet. Herr Seifahrt begab sich an Ort und Stelle und brachte wiederum ein Wildschwein zur Strecke. Wir Landwirte sind dem tapferen Forstaufseher sehr dankbar, daß er unsere Fluren so gegen die unliebsamen Gäste zu schützen weiß. Waidmannsheil!

 

 

 

12. Mai 1906

 

Die Aachen-Münchener Feuerversicherungs-Gesellschaft spendete der hiesigen Gemeinde zur Vervollständigung der Löschgerätschaften 100 Mark.

 

 

 

16. Juni 1906

 

Hier ist man emsig mit den Vorbereitungen zu unserem am nächsten Sonntag stattfindenden Kriegerfeste beschäftigt. Um den angemeldeten Kameraden und Festgästen aus Corbach den Besuch zu erleichtern, werden Sonntag mittag 12 Uhr zwei Leiterwagen dorthin geschickt, welche am Dalwigker Tore halten und zur freien Verfügung stehen.

 

 

 

 

 

17. Juni 1906

 

(Kriegerfest und Fahnenweihe) Ein für unsere Verhältnisse großartiges Fest, das erfreulicher Weise außerordentlich vom Wetter begünstigt ist, feiert heute unser Kriegerverein. Die mit Guirlanden, Fahnen, patriotischen Bildern, sinnigen Sprüchen und frischem Grün geschmückten Straßen des Ortes weisen auf die Bedeutung des Tages hin. Von mittags 1 Uhr an rückten hintereinander die Kriegervereine aus Corbach, Sachsenhausen, Vöhl, Dorfitter, Netze, Berndorf, Mühlhausen, Höringhausen, Rhena, Freienhagen, Ense, Flechtdorf, Lelbach sowie einzelne Krieger aus anderen benachbarten Orten und ein zahlreiches Publikum ein. Nach kameradschaftlicher Begrüßung nahmen sämtliche Vereine unter Vorantritt der Mander`schen Kapelle und des festgebenden Vereins vor dem Hause des 1. Vorsitzenden des hiesigen Kriegervereins, Herrn Gutsbesitzer Knoche, Aufstellung; die verhüllte neue Fahne wurde abgeholt und im Zuge eingereiht. Der Vorsitzende des waldeckischen Landeskriegerverbandes, Herr Hauptmann d. L. Rösener-Arolsen begrüßte die waldeckischen und preußischen Kriegervereine, beglückwünschte den hiesigen Verein zur Verleihung der Fahne, wünschte ihm nach einem 5jährigen Bestehen weiteres Wachsen und Blühen und gab der Zuversicht Raum, daß die um die neue Fahne sich scharenden alten Soldaten stets des Fahneneides eingedenk, auch treue Mitglieder des Landesverbandes und des deutschen Kriegerbundes sein werden. Mit einem brausenden Hurrah auf den obersten Kriegsherrn und den Landesfürsten endete die Ansprache. Die Kapelle intonierte einen flotten Marsch, 13 Fahnen wehten lustig im Winde und nach Einreihung der Ehren-Damen, bewegte sich der lange, stattliche Zug durch die Straßen des Dorfes; in der Nähe des Rittergutes wurde der Parademarsch gemacht und dann zu dem großen Festplatze (Wiese hinter dem Vallbracht`schen Hause) marschiert. Die Vereine nahmen im Kreise Aufstellung und der 2. Vorsitzende des hiesigen Kriegervereins, Herr Zimmermeister Lückel begrüßte im Namen des festgebenden Vereins die Teilnehmer.

 

 

 

20. November 1906

 

Unsere neu angelegte Wasserleitung hat sich als vollständig unzulänglich erwiesen; sie versagte in der wasserarmen Zeit und Viele mußten wieder bei ihren bereits außer Kurs gesetzten Brunnen Hilfe suchen.

 

 

 

1907

 

 

 

10. Januar 1907

 

Die strenge Kälte im Dezember scheint auch dem Wilde zugesetzt haben. Kürzlich traf ein hiesiger Mann draußen ein junges Reh (Spießer), das sich dadurch bemerkbar machte, daß es beim Herannahen des ersteren ruhig stehen blieb, sich nicht verscheuchen ließ und schließlich dem Manne folgte, der den seltenen Gast im Gutshofe ablieferte, wo er wohlversorgt wird. –

 

Eins der besten Chaisenpferde des hiesigen Rittergutes erhielt einen Schlag, daß der Schenkel brach und das Tier getötet werden mußte.

 

 

 

12. Januar 1907

 

Einige meiner Ortskollegen veröffentlichten kürzlich an dieser Stelle eine sog. Erwiderung auf die Ausführungen des Redners wegen der Reichs-Einkommensteuer. Ich muß hier konstatieren, daß die Einsender sehr schwer von Begriff sein müssen, denn sie haben gerade das Gegenteil von dem wirklichen Sinne der Rede verstanden.

 

 

 

15. Januar 1907

 

Unserm lieben Herrn Ortskollegen scheint es schon bei der bloßen Erwähnung von Reichs-Einkommensteuer recht unheimlich zu werden. Er kann sich deshalb beruhigen, denn die Sache ist soweit noch nicht Erhebungskräftig. Sollte es aber einmal so weit kommen, so müßte er sich, seinem guten Auffassungs-Vermögen nach, den Begriff machen können, daß er von dieser Steuer vielleicht gänzlich verschont bleibt.

 

 

 

5. Februar 1907

 

Als am vorletzten Sonntag abend ein hiesiger Einwohner von der Kaiser-Geburtstagsfeier im Kriegerverein nach Hause kam, mußte er zu seinem Schrecken die Beobachtung machen, daß bei ihm eingebrochen sei. Der Dieb hatte die Glasscheibe eines Seitenfensters mit Schmierseife bestrichen und eingedrückt. Dem Einbrecher sind 150 Mark, eine Steige Leinen und drei Hemden zugefallen. Wer nun der Täter ist, läßt sich bis dahin nicht sagen. Jedenfalls ist es kein Fremder, denn es muß ihm bekannt gewesen sein, daß um diese Zeit niemand im Hause war. Da geringe Leute, besonders in dieser Jahreszeit, eine solche Summe in der Regel nicht daliegen haben, so muß dem Einbrecher auch bekannt gewesen sein, daß der Bestohlene erst vor einigen Tagen das Geld hatte zugeschickt bekommen. Die eifrigst betriebenen Nachforschungen seitens der Polizei haben ein positives Ergebnis bis dahin nicht erbracht.

 

 

 

8. Februar 1907

 

Wie bestimmt verlautet, hat der Schneider Rohde eingestanden, den angeblich bei ihm in der Nacht vom 27. zum 28. Januar erfolgten Einbruch-Diebstahl fingiert zu haben. Geld und Sachen nahm seine Frau mit nach Düsseldorf, wohin dieser Tage der Umzug erfolgen soll. Der Wachtmeister in Corbach hegte gleich einen derartigen Verdacht.

 

 

 

21. Februar 1907

 

In der letzten Zeit kollektiert in einzelnen Ortschaften des Kreises ein Mann angeblich für Bethel, indem er sog. Allianzblätter für 10 Pfg. verkauft und nebenher freiwillige Gaben erbittet. Der Mann soll ein aus Bethel entlassener früherer Kollektant sein; er ist nicht berechtigt, Gaben zu sammeln. Es wäre wünschenswert, wenn die Polizei diesem Menschen einige Aufmerksamkeit widmete.

 

 

 

31. August 1907

 

Ein betrübender Unglücksfall ereignete sich dieser Tage hier. Die im 63. Lebensjahre stehende rüstige Frau Sch. war mit ihrem Manne damit beschäftigt, Stroh aus einem Haufen zu holen. Dabei stürzte die Frau unversehens in Stockwerkhöhe ab. Obwohl äußere Verletzungen nicht sichtbar wurden, so verlor sie doch sofort das Bewußtsein, aus dem sie nicht wieder erwachte. Der Tod erlöste sie in der darauffolgenden Nacht.

 

 

 

6. September 1907

 

(Schöffengericht) Der Schäfer S. aus Meineringhausen ist beschuldigt, am 18. Juli einen Planweg, dessen Grasnutzung verkauft ist, mit der Schafherde unbefugt gehütet zu haben. Der Angeklagte gab zu, daß ein Teil des für 20 Pfg. verpachteten Weges beim Abweiden des angrenzenden Weideklees in Mitleidenschaft gezogen sei. Das Gericht nahm eine Vernachlässigung der Aufsicht über die Herde an und erkannte auf eine Geldstrafe von 1 Mark. –

 

Unter derselben Anklage erscheint der Schäfer M. aus Meineringhausen vor Gericht. Er soll am 14. Juli ein neu eingesäetes Gemeindegrundstück am Wasserbehälter trotz wiederholten Verbots unbefugt gehütet haben. Beigeordneter Bracht bezeugt, er sei Pächter des betr. Grundstückes und habe den Schäfer beauftragt; Schaden sei der Gemeinde nicht erwachsen. Zeuge Meier hebt dagegen hervor, daß das Hüten trotz des Verbotes des Bürgermeisters erfolgt sei; durch das Hüten an der betr. Stelle würde der Hochbehälter verunreinigt und das im vorigen Jahre eingesäete, stark überwinterte Gras könne sich nicht erholen. Dem Konsortium sei für den Ausfall Nachlaß zugesichert. Da der Pachtvertrag dem Bracht keine Einschränkungen auferlegt, sah das Gericht die Handlung nicht für unbefugt an; auch das Verbot des Bürgermeisters könne nicht die Wirkung einer Polizeiverordnung haben. Es erfolgte Freisprechung. Die Kosten fallen der Staatskasse zur Last.

 

 

 

19. Oktober 1907

 

Unsere neue Wasserleitung hat der allgemeinen Trockenheit nicht standgehalten und ist dem Versiechen nahe. Um dem Wassermangel zu begegnen, soll mit einem Kostenaufwande von 8000 Mark ein Benzin-Motor beschafft und das Wasser der ergiebigen Quelle in der Nähe des Höringhäuser Weges (Salms Wiese) nach dem Dorfe befördert und mit der Leitung verbunden werden.

 

 

 

1908

 

 

 

7. Februar 1908

 

Gestern Nachmittag passierte hier ein schwerer Unglücksfall, der eine brave Familie in tiefe Trauer versetzte. Der im 14. Lebensjahre stehende Wilhelm Schäfer, Sohn der Witwe Schäfer, fiel in der Scheune beim Strohabwerfen in die Tenne und verletzte sich am Hinterkopf. Obwohl ärzliche Hilfe rasch zur Stelle war und die Ueberführung in das Corbacher Krankenhaus bald erfolgte, erlag der Knabe heute einer schweren Gehirn-Erschütterung. Die Mutter und 7 Geschwister betrauern den Verlust eines hoffnungsvollen Sohnes und Bruders. Die Beerdigung findet Sonntatg Nachmittag 3 Uhr statt.

 

 

 

22. März 1908

 

(Eingesandt.) „Traget Leid mit den Leidtragenden“, so konnte man am heutigen Sonntag bei einer Beerdigung am hiesigen Orte auch sagen. Es scheint mir aber, als ginge der hiesigen Jugend ein derartiges Gefühl ab, sonst würde sie sich bei solchen Gelegenheiten mehr beherrschen und sich in der Nähe des Friedhofes würdiger benehmen. Einer für Viele.

 

 

 

31. März 1908

 

Da der Inhalt des in Nr. 36 erschienenen „Eingesandt“ geeignet ist, falsche Schlüsse daraus zu ziehen, so sei der Sachverhalt der fragl. Ruhestörung kurz dargelegt: Wie die nähere Untersuchung ergeben hat, ist allerdings am Anfang der Predigt des Geistlichen auf der Landstraße in einer Entfernung von etwa 200 Schritten vom Totenhof von wenigen Halberwachsenen – und nicht von der hiesigen Jugend, wie sich der Artikelschreiber dem Sinne nach auszudrücken beliebt – durch Spielen mit kleinen Kindern Lärm verursacht worden. Die Betreffenden haben sicher nicht gedacht bzw. überlegt, daß sie bei einem Teil des Trauergefolges – der andere Teil weiß sich einer Störung überhaupt nicht zu erinnern – durch ihr Benehmen Anstoß erregen würden. Wenn wir auch jede Störung einer derartigen ernsten Feier schon aus Anstandsgefühl bedauern, so verurteilen wir doch die Veröffentlichung des erwähnten Artikels, weil er geeignet ist, ein ungünstiges Licht auf die gen. Gemeinde zu werfen.

 

 

 

10. April 1908

 

Schöffengericht. Der Vorsitzende des Kriegervereins Meineringhausen K. steht unter Anklage der Beleidigung. Eines Tages ging dem Vereinswirt Vallbracht ein anonymer Brief zu mit dem Ersuchen, denselben den Kameraden zur Verlesung zu bringen. Der Brief trug den Poststempel Vöhl und forderte die Mitglieder des Vereins auf, an Stelle des „fremden Soldaten“ (K. stammt aus Marienhagen) einen alten Meineringhäuser Krieger zum Vorstand zu wählen. Der „fremde Soldat“ eigne sich vielleicht besser zum Bürgermeister. Wie sich später herausstellte, ist der Brief von einem Basdorfer Jungen, der als Lehrling an der Sparkasse Vöhl beschäftigt ist, geschrieben und zwar im Auftrage der Frau L. aus Meineringhausen. Herr K. bezeichnete diese Handlungsweise als feige und niederträchtig. Die Frau beteuerte heute, ihr Mann habe absolut keine Ahnung von ihrem Vorgehen, sie sei einer höheren Eingebung gefolgt und habe die Tat zur Ausführung gebracht, weil sie allseitig so viel Unrecht erdulden müsse; der Brief sei von ihr dem Lehrling diktiert und keine andere Person sei mit im Spiele. Der Akt sei nur eine Revanche für eine ihr gelegentlich des Kriegerfestes von K. wiederfahrene Beleidigung. L. wurde wegen dieser Angelegenheit aus dem Verein mit 33 von 35 Stimmen ausgeschlossen. Aus den Verhandlungen ging jedoch hervor, daß er aller Wahrscheinlichkeit nach keine Kenntnis von dem Vorgehen seiner Frau hatte und deshalb unschuldig ist. Aber auch den Kriegerverein trifft keine Schuld; er wurde noch durch einen 2. Brief aus Vöhl in der Ansicht bestärkt, daß L. der Täter gewesen. Der Vorsitzende gebrauchte zwar in der Sitzung beleidigend Worte, aber in Ausübung berechtigter Interessen und deshalb steht ihm der § 193 zur Seite. K. erlangt ein freisprechendes Urteil. Die Kosten fallen dem Privatkläger zur Last.

 

 

 

23. April 1908

 

(Eingesandt.) Der in dem Bericht über die Schöffengerichtssitzung in Nr. 43 dieser Zeitung, in der Sache Meineringhausen, erwähnte 2. Brief aus Vöhl, worin L. als Täter bezeichnet war, und folgedessen aus dem Verein ausgeschlossen wurde, ist von einem Herrn aus Vöhl geschrieben, welchem wohl bewußt sein sollte, daß man eine Tatsache, welche einen Anderen verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist und nicht erweislich wahr ist, nicht behaupten und verbreiten soll. Hätte dieser Briefschreiber den Sinnspruch beachtet, ehe Du etwas behauptest, überzeuge Dich erst genau, dann wäre mancher Unfrieden in unserer sonst so friedlich lebenden Gemeinde vermieden worden.

 

 

 

30. Juni 1908

 

Durch den Genuß von welkem Klee wurde gestern eines der Pferde des Frachtfuhrmanns Wagener aus Sachsenhausen hier von der Kolik befallen. Glücklicherweise gelang es, durch Anwendung der Gegenmittel das Tier wieder herzustellen. Heute morgen konnte der Eigentümer seinen Heimweg antreten.

 

 

 

12. September 1908

 

Heute wurden die Aepfel an der Straße nach Corbach verkauft. Es hatten sich sehr viele Käufer eingefunden, so daß die Preise ziemlich hoch getrieben wurden. An Einnahmen wurden etwa 70 Mark erzielt. Das Obst an der Strother Straße wurde im Ramsch per distance verkauft, da der größte Teil in der vergangenen Nacht von den Bäumen gestohlen worden war. Der gute Mann hatte den letzten Termin gewählt, heute wäre er nicht mehr zu seinem „Rechte“ gekommen. Leider gibt es noch immer Menschen, die Mein und Dein nicht unterscheiden können, Insonderheit wenn der Irrtum ihren Interessen nicht entgegen ist.

 

 

 

10. Oktober 1908

 

Ein ansehnlicher Leichenzug bewegte sich heute durch das Dorf. Ein Veteran von 1866 der Landwirt Wilhelm Michel wurde beerdigt. Vor dem Sarge gingen eine Kapelle, die Trauerweisen spielte und der hiesige Kriegerverein, dessen Mitglied M. gewesen war. Nach Ankunft auf dem Friedhofe hielt Herr Pfarrer Jäger eine ergreifende Grabrede. Am Schlusse der Leichenfeier wurde zur Ehrung des verstorbenen Veteranen drei Gewehrsalven über dem offenen Grabe abgefeuert.

 

 

 

7. November 1908

 

Dem Arbeiter Oesterling stieß gestern Mittag ein bedauerlicher Unfall zu. Er war damit beschäftigt, einen früher benutzten Steinbruch in seinem Grundstück aufzuräumen, um Feldsteine für sein neues Haus, welches er im künftigen Jahr errichten wollte, zu gewinnen. Dabei trug es sich zu, daß sich Erdmassen loslösten, dem Manne auf den unteren Teil des Körpers fielen und das linke Bein zerschlugen. Der Unglückliche wurde in das Krankenhaus nach Corbach gebracht.

 

 

 

11. November 1908

 

Wie ich höre, sind beim Grunderwerb für die Eisenbahn Buhlen-Corbach in hiesiger Gemarkung nur vereinzelt Abschlüsse zustande gekommen. Allen Anschein nach lassen es die meisten Grundbesitzer, trotz der gebotenen hohen Preise zur Enteignung kommen. Ob sie sich dabei besser stehen, das ist sehr fraglich, eher kann das Gegenteil der Fall sein. Der Grund und Boden ist zwar in den letzten Jahren überall wertvoller geworden, aber noch lange keine 200 – 300 % - Der Kreis soll möglichst bis zum März n. J. mit der Erwerbung des Eisenbahnterrains fertig sein, alsdann wird wohl mit dem Bau der Bahn begonnen.

 

 

 

14. November 1908

 

Zu dem Artikel „Meineringhausen“ der vorigen Nr. der Zeitung, der sich mit der Abschätzung des zum Bahnbau nötigen Grund und Bodens beschäftigt, und den Eigentümern, es sind nämlich alle außer einem, die sich bei der ersten Abschätzung nicht einigen konnten, gewissermaßen den Vorwurf der Unbescheidenheit macht, sei berichtigend bezw. erläuternd hinzugefügt, daß die durch die Sache betroffenen Besitzer nichts anderes verlangen, als was ihnen von rechtswegen zukommen muß. Mag auch der Grundstückswert im allgemeinen nicht um 200 – 300 % gestiegen sein, so sind doch die angebotenen Sätze von 300 –800 Mark pro Morgen für Streifen mitten aus dem Plane und zuweilen noch in schräger Richtung geschnitten, viel zu niedrig. Könnten die Leute zur Abgabe des Geländes nicht gezwungen werden, würden sie auch bei noch so hoher Entschädigung, derartige Teile überhaupt nicht abgeben, weil sie sich mit Recht sagten, daß durch diese Zerstückelung eine Entwertung des ganzen Grundstücks stattfände. In den benachbarten Gemeinden hat man dieser Tatsache Rechnung getragen, indem man Preise zwischen 900 –1700 Mark mit den Eigentümern vereinbarte. Sollte der Boden hier wohl weniger wert sein? Was für den einen aber recht ist, muß für den anderen billig sein.

 

 

 

1909

 

 

 

1. Juli 1909

 

Wegen des bekannten Unglücksfalles im März des Jahres war Herr Schneidermeister M. von der Strafkammer zu Cassel zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Der Verurteilte legte vor dem Reichsgericht in Leipzig Berufung ein mit der Begründung, er habe annehmen dürfen, daß das Gewehr nicht geladen war. Er habe nicht annehmen können, daß fremde Knaben das Gewehr von seinem ordnungsmäßigen Platze nehmen würden. Das Reichsgericht verwarf jedoch mit Rücksicht auf die tatsächlichen Feststellungen die Revision.

 

Zum vorigen Artikel eine Ergänzung aus der Schulchronik des Jahres 1909.

 

Es passierte ein schlimmes Unglück. Die beiden Schüler und Konfirmanden Fritz Vagiener und Heinrich Hamel kamen im Hausflur von Müllers (Timmermanns) zusammen und fanden ein an der Wand hängendes Jagdgewehr. Das hatte der Sohn aus dem Hause, der in Westfalen wohnt und die Jagd ausübt, dahin gehängt, ohne es zu entladen. Fritz Vagiener hielt das Gewehr auf Heinrich Hamel an, plötzlich ging ein Schuss los , welcher Hamel in den Kopf traf, sodaß der Junge tot umfiel.

 

 

 

24. Juli 1909

 

Am vorigen Sonntag fand hier morgens die kirchliche Schulfeier und nachmittags die weltliche Veranstaltung statt. Unter Trommelwirbel und Pfeifenklang marschierte die Schuljugend nachmittags 2 Uhr zum nahen Festplatz, führte Spiele und Reigen auf und brachte schöne Lieder und Gedichte zum Vortrag. Zum Dank dafür wurden die Kinder bewirtet. Die Erwachsenen nahmen an dem Fest regen Anteil.

 

 

 

14.August 1909

 

Infolge des trockenen Jahres versiechten im Felde die Quellen, so daß es manchmal schwer wird, bei den Erntearbeiten einen frischen Trunk zu finden. Unsere Wasserleitung streikt vollständig; der Betrieb ist eingestellt.

 

 

 

27. August 1909

 

Heute fand die Neuwahl der hiesigen Gemeinderatsmitglieder statt. Es wurden gewählt in der 3. Klasse die Herren Wilhelm Lückel und Schuhmachermeister Fr. Rüsel, in der 2. Klasse die Herren Chr. Rohde und Wilh. Kalhöfer, in der 1. Klasse die Herren Julius Knoche und Louis Stracke. Herr Knoche sicherte sich sein Mandat dadurch, daß er sich selbst eine Stimme gab und das Los auf ihn fiel.

 

 

 

 

 

27. August 1909

 

Von zwei durchgehenden Pferden wurde gestern Nachmittag ein dreijähriges Kind überrannt, so daß ihm das rechte Bein unter dem Knie gebrochen wurde.

 

 

 

28. September 1909

 

Am Freitag nachmittag, als die meisten Ortsbewohner mit dringenden Erntearbeiten beschäftigt waren, zog ein Gewitter über unsere Gemarkung, das einen fast zweistündigen wolkenbruchartigen Regen im Gefolge hatte. In kurzer Zeit überschwemmten gewaltige Wassermassen die Felder, Gärten und Straßen und gefährdeten in den eben oder tief gelegenen Teilen des Dorfes die Viehbestände in den Ställen. Im Gutshofe und in anderen Höfen stand das Wasser meterhoch und führte schwere Hölzer, Steine und dergl. mit sich. In manchen Wiesentälern war der Wasserstand noch höher. Die Fluten trieben durch den Wiesengrund der Werbe zu. Schleunigst mußten Schweine, Kühe und Pferde aus den Ställen in höher gelegene Räume und in die Stuben gebracht werden. Die Hühner flatterten ratlos über den Wassermassen, während sich die Gänse und Enten äußerst wohl in ihrem Elemente fühlten. Die Rettungsarbeiten mußten von verhältnismäßig wenig Leuten bewältigt werden, weil die im Felde beschäftigten auf dem Heimwege ebenfalls von allen Seiten in Wassernot gerieten und gezwungen waren, in den nächsten Feldscheunen oder Häusern Unterschlupf zu suchen. Während man im Dorfe alle Hände voll zu tun hatte, mit Bergung des Viehes und Ableitung der Wassermassen, schlug gegen 5 ½ Uhr nachmittags ein heftiger Blitzstrahl in die Feldscheune des Gutsbesitzers Schwieder. Das Gebäude liegt isoliert in der Richtung nach Corbach und besteht aus Keller, Stallung und Scheune. Die letztere barg 15 Wagen guten Roggen und außerdem Sommerfrucht. Die Schwiederschen Leute und Pferde hatten im Stalle Schutz gesucht. Der Blitz schlug in die First des Gebäudes und zündete sofort, er wurde aber glücklicher Weise durch die Wassermassen abgeleitet und dadurch blieben Menschen und Vieh unbeschädigt. Das Feuer griff selbstredend in den trockenen Getreidemassen rapide um sich und äscherte in kurzer Zeit das Gebäude bis auf zwei massive Seitenmauern total ein. Bei den oben erwähnten kritischen Zuständen im Dorfe konnten von keiner Seite Rettungs- oder Löschversuche gemacht werden. Die Feldscheune wurde vor ca. 8 Jahren erbaut und ist mit Inhalt mäßig versichert. Obwohl wir seit 50 Jahren hier eine solche Ueberschwemmung nicht sahen, ist der Schaden im Allgemeinen gering. Das Vieh wurde alle gerettet und ein fortgeschwemmtes Schwein noch herausgefischt. Im Kipp sind Dickwurzeln vom Lande geschwemmt, an verschiedenen Stellen auch die Ackerkrume und etwas Grummet. Wiesen-Versandungen sind ebenfalls in geringem Maßstabe zu verzeichnen. Der stellenweise niedergegangene Hagel mag vielleicht dem jungen Klee nachteilig sein. – In all diesen Beziehungen wird wohl unsere Nachbargemeinde Alraft mehr benachteiligt sein; denn bei Alraft und der Klippmühle sammelten sich außer den von hier kommenden Wassermassen noch die aus Lauterbach, dem Reckerohr und bei Höringhausen abfließenden Fluten, sodaß die überraschten Landwirte mit großen Haken Grummet, Hafer usw. aus dem Wasser ziehen und das Vieh schleunigst bergen mußten. Die größten Wassermassen kamen anscheinend aus dem Lauterbacher Bezirk.

 

 

 

30. September 1909

 

Daß der Wert des Grund und Bodens ständig steigt, das beweist auch unter Anderem die jüngste Verpachtung der hiesigen Pfarrgrundstücke. Während dieselben in der vorigen Pachtperiode über 1700 Mark einbrachten, erzielte man diesmal ca. 2800 Mark, also über 1000 Mark mehr. Eine Überspannung der Bodenwerte könnte sich leicht in der Zukunft rächen.

 

 

 

5. Oktober1909

 

Infolge des Zudranges vieler fremder Bahnarbeiter in unserem Dorfe ist die Tanzbelustigung zur Kirmeßfeier am Sonntag hier behördlich verboten worden. Die bitteren Erfahrungen, die man in den Ederdörfern gemacht hat, rechtfertigen vollständig diese Vorsichtsmaßregel.

 

 

 

19. Oktober 1909

 

Der Bau des Melm-Tunnels ist von der Meineringhäuser Feldseite aus seit 14 Tagen im Gange. Eine Feldbahn bringt die gewonnenen Erdmassen in der Richtung Höringhausen talwärts. Da die gesamte Höhenlage des Bahnkörpers vom Bahnhof Corbach aus um 2 Meter gesteigert ist, wird der Tunnel kürzer werden, als er anfangs projektiert war.

 

 

 

1910

 

 

 

23. Januar 1910

 

Am Sonntag, den 23. Januar feierte der hiesige Gesangverein bei Gastwirt Kalhöfer Kaisers und Fürsten Geburtstag. Die Feier, welche abends um 7 Uhr ihren Anfang nahm, wurde durch Liedervorträge eröffnet. Hierauf hielt Ehrenmitglied Herr Chr. Lückel die Festrede. Derselbe wies in kernigen Worten auf die Bedeutung der Feier hin. Redner erwähnte die Entstehung des Vereins Ende der 70-er Jahre, gedachte auch des alten Dirigenten, Herrn Lehrer Hopff, des Mitgründers des Vereins. Hierauf brachte er das Kaiser- und Fürstenhoch aus, welches von den Festteilnehmern mit Begeisterung aufgenommen wurde. Das nun folgende Theaterstück wurde von den Darstellern vortrefflich gegeben. Verschiedene lebende Bilder von ergreifender Wirkung kamen zur Aufführung. Einige humoristische Vorträge verfehlten ebenfalls ihre Wirkung nicht. Nun ging es zum geselligen Teil über; Alt und Jung huldigten dem Tanze. Bei umsichtiger Bedienung und unter Mitwirkung einer flotten Kapelle verlief alles aufs Beste. Möchte uns bald wieder Ähnliches geboten werden.

 

 

 

7. Februar 1910

 

Eine hochinterssante Sitzung veranstaltete Sonntag abend unser Kriegerverein. Im Vereinslokal hielt Kamerad Vice-Feldwebel Köhler einen gediegenen Vortrag über Deutsch-Südwestafrika. Redner beschrieb Land und Leute, Sitten und Gebräuche, Klima und Bodenverhältnisse. Bei Erklärung der Geschichte des Landes griff Herr Köhler bis ins 15. Jahrhundert zurück, in welcher Zeit schon verschiedene Völker um den Besitz des ertragfähigen Gebietes kämpften. Mittels einer selbstangefertigten Karte erklärte der Redner die Entfernungen und die Wohnsitze der einheimischen Völkerstämme. Die Kämpfe der Schutztruppen wurden eingehend gewürdigt und Aufschluß gegeben über die Ursachen der Streitigkeiten, über Gefahren und Strapazen des Krieges. So z. B. wie Hauptmann Franke bei eintretender Regenperiode mit seinen braven Truppen in 5 Tagen 380 Kilometer zurücklegte, um seine Genossen von der 11-fachen Übermacht der Hereros zu befreien. Auch die geographischen Verhältnisse fanden Erwähnung. Der Gefallenen wurde in ehrender Weise gedacht und die Ausführungen mit einem Hoch auf Kaiser und Reich, Fürst und Vaterland geschlossen. An die jungen Kameraden wurde der Appell gerichtet, im Falle das Vaterland ruft, den alten Veteranen und den Kriegern in Süd-West in Tapferkeit und Selbstverleugnung nachzueifern.

 

In größter Gemütlichkeit verliefen die schönen Stunden.

 

 

 

9. Juli 1910

 

Am Donnerstag waren 30 Jahre vergangen, seitdem die Hebamme unserer Gemeinde, Frau Degenhof, ihr schweres und verantwortungsreiches Amt übernahm. Unsere Frauen hatten es sich nicht nehmen lassen, den Ehrentag der Frau Degenhof festlich zu begehen. Durch freiwillige Gaben war die ansehnliche Summe von rund 120 Mark gesammelt worden, wofür außer einem prachtvollen Plüschsessel mehrere Kleidungsstücke gekauft worden waren. Am Abend des Jubeltages versammelten sich an die 80 Frauen von hier und Alraft (Frau D. ist seit längeren Jahren auch Hebamme dieses Ortes) im Vallbracht`schen Saale zu einem Festessen bei Kaffee und Kuchen. Frau Degenhof, welche von zwei Frauen in den Saal geleitet wurde, nahm in dem Sessel Platz, worauf Herr Pfarrer Jäger in einer längeren Ansprache an die Jubilarin die Verdienste derselben würdigte und im Anschluß daran die Geschenke Ihrer Durchlaucht der Fürstin Bathildis – eine silberne, mit Widmung versehene Brosche – der hiesigen und Alrafter Frauen überreichte. Bei Gesang und lebhafter Unterhaltung eilten die wenigen Stunden des Beisammenseins dahin und trennte man sich gegen ½ 12 Uhr mit dem Wunsche, daß es Frau Degenhof vergönnt sein möge, noch lange in alter Treue ihres Amtes zu walten.

 

 

 

26. Juli 1910

 

Die schwierigen Arbeiten, die das kleine Melmtunnel infolge Wasser-Einbruchs und gemischter Formation verursachte, sind erledigt und die Durchfahrt hergestellt. Die Arbeiten bei Höringhausen gehen flotter von statten; das dort vorkommende Sandsteingeröll läßt sich vorteilhaft und bequem durch den Bagger bewegen.

 

Die in einem anderen Blatte verschiedentlich von hier aus veröffentlichten nächtlichen Einbrüche sind nicht tragisch zu nehmen. Es handelt sich dabei um fremde Arbeiter, die an den Lohntagen des Guten zu viel tun, beim Aufsuchen ihrer Schlafstellen in fremde Wohnungen geraten und nächtlichen Spuk verursachen.

 

 

 

Corbach, Juli 1910

 

Infolge von Meinungsverschiedenheiten der leitenden Persönlichkeiten löste sich vor ungefähr 2 Jahren die hiesige Freiwillige Feuerwehr auf unter Wahrung des Barvermögens und Inventars für Feuerwehrzwecke. Auf Anregung des Herrn Bürgermeister Steinrück fanden im Laufe dieses Jahres einige vorberatende Sitzungen und am Sonntag abend eine allgemeine Versammlung zwecks Wieder-Errichtung der Freiw. Feuerwehr statt. Nach Konstituierung der Wehr traten sofort 40 Mann – meistens frühere Feuerwehrleute – als Mitglieder bei. In das Kommando wurden die Herren Schreinermeister Schleicher und Landwirt Chr. Fisseler gewählt, und dann die Satzungen vorgelesen und genehmigt.

 

 

 

Corbach, 20. August 1910

 

Das Komitee zur Erhaltung der Corbacher Warte ließ ein Bauprojekt ausarbeiten und holte das sachverständige Urteil des verehrten Landsmannes, Herrn Professor Dr. Schultze – Greifswald ein. Eine zweite Zeichnung weist deshalb verschiedene Änderungen auf. Das Komitee gedenkt mit den vorhandenen Mitteln, ca. 750 Mark, vorerst diejenigen Arbeiten vornehmen zu lassen, die das Altertum vor dem weiteren Verfall bewahren. Die noch verbleibenden Arbeiten erfordern ebenfalls noch 7-800 Mark. Man gibt sich der angenehmen Hoffnung hin, daß das Geld noch ohne besondere Schwierigkeiten zusammenkommt. In einer demnächstigen Komiteesitzung soll das Nähere über den Bau bestimmt werden.

 

 

 

4. Oktober 1910

 

Das Melmtunnel macht außergewöhnlich viel Arbeit. Zuerst boten die Wassereinbrüche und die verschiedenartigen Formationen Schwierigkeiten, jetzt ist starker Fels zu beseitigen. Zur Durchfuhr der Arbeitswagen ist wohl Platz geschaffen, aber bis zur Vollendung wird noch manches zu erledigen sein. Eine sehr schöne, massive Brücke verbindet den Feldweg von der Chaussee zur Corbacher Warte.

 

 

 

12. Oktober 1910

 

Die diesjährige Kirmeßfeier gestaltete sich zu einem allgemeinen, schönen Volksfest, das durch die Gunst der Witterung gehoben wurde. Am Sonntag erfreuten wir uns eines zahlreichen Besuches seitens auswärtiger Bekannten und Verwandten in den Familien und vieler Gäste im Festlokale. Der Montag war mehr ein internes Fest für unsere Jugend.

 

 

 

13. Oktober 1910

 

Die Umgebung unserer Kirche bekommt ein besseres Aussehen. Die Mauer, die den Kirchplatz umschließt, war im Laufe der Jahre baufällig geworden. Jetzt ist man damit beschäftigt, die Mauer wieder auszubessern oder, wo sie besonders schadhaft geworden war, ganz neu herzurichten. Die Treppe zu dem Platze, die vor allem der Ausbesserung bedurfte, wird durch schöne Stufen bedeutend verbreitert. Die Arbeiten werden von dem Maurermeister Heinemann aus Höringhausen ausgeführt. Bei der Ausgrabung fand man menschliche Knochenreste, die teilweise noch gut erhalten waren; außerdem alte Grabsteine aus dem 18. Jahrhundert, die darauf schließen lassen, daß der Kirchplatz vor noch gar nicht langer Zeit als Friedhof benutzt wurde. Im Inneren der Kirche befinden sich Gräber, von denen in den Boden eingelassene Eisen-oder Steinplatten Zeugnis geben.

 

 

 

1. November 1910

 

Nach dem ersten Projekte war für die hiesige Gemarkung ein Bahndamm in geringer Höhe notwendig, sodaß die durch den Damm überschrittenen Wege zum Teil durch Zusammenlegung mehrerer verschwinden, die übrigen aber über das Gleis gelegt wurden. Daher kam es, daß auf der ganzen Strecke von der Höringhäuser Grenze bis zum Tunnel, sozusagen in der ganzen Gemarkung, sich nur eine Brücke befindet.

 

Durch Veränderung jenes Projektes hat der Damm eine ganz bedeutende Höhe an einzelnen Stellen erreicht, wodurch die Durchführung der Wege unter dem Damm ins Bereich der Möglichkeit gekommen ist. Da er seitens der Interessenten gewünscht und auch von dem Bahnbauamt im Verkehrsinteresse als zweckmäßig erachtet wurde, wird nun noch beabsichtigt, die Wegeüberschreitungen zum Teil wieder zu beseitigen und die Weg unter dem Schienenstrang her zu legen. Die definitive Entscheidung ist, wie man vernimmt, noch nicht eingetroffen, und aber sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen.

 

 

 

30. Dezember 1910

 

Auf dem hiesigen Bahnhofe entgleisten einige Wagen eines Arbeiterzuges und wurden größtenteils zertrümmert. Daselbst ist kürzlich eine Weiche gebaut worden, damit sich die Züge kreuzen können. Die Arbeit geht infolgedessen viel schneller von statten. Allem Anschein nach kann die Bahn im nächsten Herbst noch nicht eröffnet werden. Die Schwierigkeiten, die der Melm bietet, sind zu groß.

 

 

 

1911

 

 

 

17. Januar 1911

 

Ein beim Bahnbau beschäftigt gewesener Arbeiter wurde gestern früh tot im Bette aufgefunden. Er hatte sich am Abend vorher sinnlos betrunken; es ist daher mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß Alkoholvergiftung den Tod herbeigeführt hat. Heute wurde er auf dem hiesigen Friedhof beerdigt. Seine Heimat war Böhmen.

 

 

 

8. März 1911

 

Für hiesigen Bahnhof ist ein abessinischer Brunnen angelegt, der bei einer Tiefe von 26 Meter ergiebiges Wasser liefert. Eine gleiche Anlage befindet sich auf dem Bahnhof Waldeck; die Anbohrung ging durch Felsengeklüft und führte erst nach 30 Meter Tiefe zum gewünschten Resultat.

 

 

 

22. April 1911

 

Da unsere Wasserleitung im Sommer die Bedürfnisse an Wasser nicht befriedigen kann, so hatte man die Aufstellung eines Motors in der Ermecke, wo sich eine ausgiebige Quelle befindet, in Aussicht genommen. Die Ausführung dieses Planes ist jedoch wegen einiger Ebbe in der Gemeindekasse aufgeschoben worden.

 

 

 

24. Mai 1911

 

Die Arbeiten auf dem Melm, dem “Schmerzenskind“ der Eisenbahn-Strecke Corbach – Waldeck, werden seit einiger Zeit wieder energisch betrieben, sodaß eine beschleunigte Fertigstellung der Strecke in Aussicht steht. Die Zwischenbahnhöfe der Strecke sind im Rohbau ziemlich fertiggestellt.

 

 

 

14. Juni 1911

 

Ende voriger Woche waren am Melm-Tunnel die Arbeiter mit Erdbewegung beschäftigt, plötzlich wich das Erdreich unter ihren Füßen und 2 Mann wurden vollständig verschüttet. Mit vereinten Kräften gelang es, die Totgeglaubten zu retten. Einer war durch Abschürfungen leicht, der andere am Kopf stärker verletzt. Als man die Ursache ergründen wollte, fand man einen alten Stollen.

 

 

 

11. August 1911

 

Der Bahnbau auf dem Melm macht gute Fortschritte.

 

Nachdem man lange Zeit gewaltige Felsen durchbrochen hatte, ist man jetzt wieder auf Tonboden gestoßen, der ein leichteres und schnelleres Ausschachten ermöglicht. Man will möglichst schnell und so tief kommen, daß das Abfahren der Züge durch den Tunnel geschehen kann, damit der große Umweg der Straße entlang vermieden wird. Das Portal auf der einen Seite des Tunnels ist vor einiger Zeit fertiggestellt worden. Es steht dicht vor der Straße. Die Erde, die noch auszuschachten war, ist zur Anlage der Böschungen verwendet worden. Das Bahnhofsgebäude ist im Rohbau fertig.

 

 

 

11. August 1911

 

Die hiesige Wasserleitung hat, wie vorauszusehen war, infolge der Trockenheit ihre Tätigkeit einstellen müssen. Der frühere Übelstand, das Wasser eine Woche lang zu sammeln, ohne auch nur etwas am Tage abzugeben, um dann eine Woche lang ununterbrochen das Wasser laufen zu lassen, ist dadurch beseitigt worden, daß das Wasser täglich eine Stunde laufen soll. Diese Abänderung ist infolge der Beschwerde einiger hiesiger Einwohner vom Kreisamtmann getroffen worden. Hoffentlich entschließt sich der Gemeinderat bald, noch eine neue Quelle anzuschließen, damit wir vor Wassermangel bewahrt bleiben.

 

 

 

29. August 1911

 

Der hiesige im Frühjahr gegründete Ziegenzuchtverein hielt am Sonntag abend wieder eine Versammlung ab, um über verschiedene Angelegenheiten zu beraten. Der junge Verein hat sich in der kurzen Zeit seines Bestehens gut entwickelt. Die meisten Ziegenzüchter von hier haben sich angeschlossen; nur wenige stehen noch aus. Um eine richtige Grundlage für die Zucht zu gewinnen, wurde im Sommer für etwa 300 Mark reinrassiges Zuchtmaterial angeschafft. Zwei Zuchtböcke kaufte der Verein, etwa 10 Lämmer wurden von den Mitgliedern angeschafft. Da die Betreffenden meistens geringere Leute sind, so war das für diese eine große Ausgabe. Dem Verein sind ja Unterstützungen von der Landwirtschaftskammer, dem landwirtschaftlichen Kreisverein und der Gemeinde schon übermittelt oder doch wenigstens in Aussicht gestellt, aber trotzdem arbeitet er noch mit einem Defizit. Die Ausgaben sind eben zu groß. Aber dafür steht auch erstklassiges Zuchtmaterial zur Verfügung. In der letzten Versammlung wurde beschlossen, daß den beiden reinrassigen Saanenböcken auch die Ziegen auswärtiger Ziegenbesitzer zum Decken zugeführt werden können. Die Höhe des Deckgeldes wurde auf 1 Mark festgesetzt. Dasselbe müssen auch die hiesigen Nichtmitglieder bezahlen. –

 

Wir wollen hoffen, daß der junge Verein weiter blühen möge.

 

 

 

31. August 1911

 

Morgen früh um 6 Uhr wird zum ersten Male die Bahn Corbach – Frankenberg die verlegte Strecke bei der Stadt und dem neuen Bahnhof Corbach – Süd berühren. Die Arbeiten am Hauptbahnhof können nun ungestört ausgeführt werden. Die Vollendung der Bahnstrecke Waldeck – Corbach wird beschleunigt; die Bahnhöfe sind hoch und der Oberbau streckenweise in Ordnung.

 

Das Schmerzenskind der Strecke, der Melm, birgt immer noch über 100.000 Cubikmeter Boden, der durch zahlreiche Handarbeiter und einem Bagger von beiden Seiten des kleinen Tunnels energisch bearbeitet wird. Die Eröffnung der Gesamtstrecke Corbach – Waldeck  ( Waldeck – Buhlen – Bad Wildungen ist bereits früher eröffnet ) erfolgt voraussichtlich am 1. April 1912

 

 

 

1. Oktober 1911

 

Am Melm, wo kürzlich die Durchfahrt durch den Tunnel freigelegt worden ist, mußte der Betrieb für einige Zeit eingestellt werden, da beim Sprengen der Kessel des Baggers Schaden gelitten hat. Seit Mittwoch wird Tag und Nacht im Einschnitt gearbeitet. Man gedenkt, im April nächsten Jahres, sofern das Wetter günstig ist, fertig zu werden.

 

Die langwierigen, schweren Eisenbahn-Arbeiten am Melm haben gar manche Unfälle im Gefolge gehabt. Vor einigen Tagen wurde wieder ein Arbeiter im Tunnel so stark gequetscht, daß der eine Arm im Corbacher Krankenhaus amputiert werden mußte.

 

 

 

15. November 1911

 

In der Gastwirtschaft von Vallbracht hatte sich gestern abend eine überaus zahlreiche Versammlung eingefunden, um den Reichstagskandidaten Herrn Amtsgerichtsrat Vietmeyer kennen zu lernen. Ein aus Kassel erschienener Politiker, Herr Parteisekretär Rieschke hielt sodann einen Vortrag über die Bedeutung der Reichsfinanzreform.

 

 

 

1912

 

 

 

12. Januar 1912

 

Die Bahnarbeiten am Melm schreiten rüstig voran. Aber trotzdem bleibt noch viel zu tun. Der Unternehmer Grastorf hat sich deshalb veranlaßt gesehen, wieder, wie auch im Herbst, die Nachtarbeit einzurichten, die man in den letzten Wochen aufgegeben hatte. Der große Damm im Werbetal ist nahezu fertiggestellt. Es bedarf nur einiger Ausgleichungen. Wo das am Melm noch übrige Material bleiben soll, ist noch nicht entschieden.

 

 

 

20. März 1912

 

An dem Melmeinschnitt wird wieder des nachts gearbeitet. Man ist doch jetzt darauf bedacht, die Vollendung der Bahn möglichst zu beschleunigen. Von Höringhausen bis zum hiesigen Bahnhof soll jetzt mit dem Legen der Packung begonnen werden. Dann wird man wohl auch bald den Oberbau herstellen. Der Melmeinschnitt ist, wenn keine weiteren Einstürze erfolgen, in absehbarer Zeit fertiggestellt.

 

 

 

22. April 1912

 

Natur-Kuriosum.

 

Eine Ziege des Wilhelm Vallbracht hatte vor kurzem drei Junge geworfen. Jetzt nach ca. 8 Tagen kam noch ein viertes Zicklein zur Welt.

 

 

 

Corbach, 1. Juni 1912

 

Vom 1. Juni ab ist Meineringhausen eine selbständige Postagentur geworden und gehört nicht mehr zum Ortsbestellbezirk Corbach. Briefe aus Corbach nebst Landbestell-Bezirk nach Meineringhausen sind daher nicht mehr nach der Ortstaxe sondern nach der Ferntaxe zu frankieren. Strothe, Redhof und Cantine Dario gehören nach wie vor zum Ortsbestellbezirk Corbach.

 

 

 

Corbach, 1. Juni 1912

 

Gestern abend fuhr die letzte Post nach Sachsenhausen. Der Wagen war geschmückt und der Posttillon blies das Lied: „Muß i denn zum Städtlein hinaus.“ Heute morgen hatten sich bei der Abfahrt des ersten Zuges nach Bad Wildungen auf den Bahnhöfen zahlreiche Zuschauer eingefunden.

 

 

 

Corbach, 4. Juni 1912

 

Die so sehnlich erwartete Eröffnung der Bahn Corbach – Buhlen hat nun wirklich stattgefunden. Die Wagen des Dampfrosses haben die ersten Passagiere hinüber und herüber getragen und die Strecke hat „dunne“ gehalten, es ist nichts passiert, und selbst ängstliche Gemüter werden es wohl nun auch riskieren, über die Reiherbachbrücke hinüberzufahren. Mancher biedere Einwohner wird nunmehr Gelegenheit finden, die Landsleute am anderen Pol kennen zu lernen. Gibt es doch nur wenige Wildunger und Corbacher, die schon die Bekanntschaft mit dem Städtchen des anderen gemacht haben. Leider ist das neue Empfangsgebäude noch nicht fertiggestellt, und man muß sich noch einige Zeit mit den durch den Neubau bedingten ungemütlichen Zuständen am alten Bahnhof abfinden. Sehr weit von der Vollendung scheinen die Gebäude nicht mehr zu sein. Die Anstreicher sind schon darin und von außen ist es verputzt. Anspruch auf besondere Schönheit kann das neue Empfangsgebäude nicht machen. Gar mancher schüttelt den Kopf ob solchen Geschmacks. Man hat den Eindruck, daß die Baugelder „alle“ geworden seien und deshalb überall etwas geknappt wurde. Der Anbau hätte entschieden höher sein müssen. Der Unterbau und das obere Stockwerk sind zu niedrig; sodaß das Gebäude vom Gasthof zum Fürsten von Waldeck vollständig erdrückt wird. Der spitze Giebel zwischen dem Anbau und dem Turm ohne jeden Übergang zu dem letzteren mutet einem gar seltsam an. Der Raum zwischen dem Empfangsgebäude und dem Hotel gegenüber ist für den hoffentlich starken zukünftigen Verkehr wenig geräumig. So findet denn auch der Bahnhofsneubau wenig Anklang im Publikum, das schon allerhand Bezeichnungen für das Empfangsgebäude erfunden hat, Bezeichnungen, welche auf alle möglichen anderen Zwecke als den einer Verkehrseinrichtung schließen lassen. Dagegen gefallen die anderen Bahnhöfe an der neuen Strecke, so auch der Südbahnhof in Corbach selbst, erheblich besser. An diesen kleinen Stationsgebäuden ist sehr viel Geschmack entwickelt. Schade, daß davon auf den Hauptbahnhof nicht etwas abgefallen ist. Nun ist er einmal gebaut und muß so verbraucht werden.

 

 

 

12. September 1912

 

(Von der Ernte)

 

Nach den bisherigen Versuchen und Beobachtungen haben wir in diesem Herbste eine ausgezeichnete Kartoffelernte zu erwarten. Die Stöcke sind durchweg gut behangen; teilweise hat man mehrere Pfund an einem Stock gefunden. Die Früchte sind außerordentlich dick; kleine Kartoffeln sind selten. Nur sind die Früchte nicht recht gesund, teilweise sind sie von Engerlingen und anderem Ungeziefer angefressen. Vom Faulen der Kartoffeln, das man infolge des Regens so sehr befürchtete, hat man bis jetzt noch nichts bemerkt.

 

Der Weizen ist in der hiesigen Gemarkung zum größten Teil eingebracht. Nur wenige Äcker stehen noch. Dagegen befindet sich der Hafer noch alle im Felde, zum Teil ist er sogar noch nicht abgemäht. Vollkommen trocken ist die Frucht nicht eingekommen. Vom Auswachsen hat man bis jetzt nicht viel gemerkt. Das Grummet wird meistens im grünen Zustande verfüttert, da es unmöglich ist, es trocken zu bringen.

 

 

 

21. Oktober 1912

 

(Die Arbeiten am Melm)

 

Wie vorauszusehen war, macht auch jetzt der Melmeinschnitt zwischen hier und Corbach noch immer Schwierigkeiten. Das liegt an der Zusammensetzung des Berges, der unten aus Ton und oben aus Felsen besteht. Diese drücken nun fortwährend auf die darunter liegenden Erdmassen und bewirken so Rutschungen. Jetzt ist man damit beschäftigt, den Einschnitt in der Nähe des Tunnels, der am meisten gefährdeten Stelle, oben zu verbreitern. Täglich verkehrt ein Arbeitszug, der die losgelösten Steine fortfährt. Die Arbeiten werden vom Unternehmer Rohde, Corbach, ausgeführt.

 

 

 

12. November 1912

 

(Vom Melm)

 

Die Aufräumungsarbeiten an der Einsturzstelle der Bahnstrecke am Melm sind noch immer nicht aufgenommen worden. Wahrscheinlich wird die Strecke noch bis zum Frühjahr so liegen bleiben. Um den Reisenden das Umsteigen noch mehr zu erleichtern, hat die Eisenbahnverwaltung die Absicht, das große Auto des „Hotel Fürstenhof“ in Bad Wildungen zu mieten. Das würde neben der größeren Bequemlichkeit für die Reisenden billiger sein, und der Aufenthalt würde dadurch beträchtlich abgekürzt werden können.

 

 

 

22. Dezember 1912

 

(Saaleinweihung)

 

Heute fand die Einweihung des neu erbauten Saales bei Herrn Gastwirt Kalhöfer statt, wozu sich viele hiesige und auswärtige Gäste eingefunden hatten, sodaß der geräumige Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Von 2 bis 4 Uhr wurde konzertiert und der Gesangverein trug einige hübsche Lieder vor. Dann trat der Tanz in seine Rechte. Abends hielt Herr Zimmermeister Lückel die Weiherede, die folgenden Wortlaut hatte:

 

„Hochverehrte Festversammlung! Mit Grün geschmückt sind festlich diese Räume, und euer Herz schlägt heut` im vollern Schlag. Den höchsten Wunsch, den schönsten eurer Träume seht ihr erfüllt an diesem Freudentag. Mit diesen Worten des Dichters seien sie gegrüßt und heiße ich sie im Namen unseres Gastgebers herzlich willkommen, willkommen hier in diesem neuerbauten Saal.

 

Geehrte Festgenossen! Eine besondere festliche Veranlassung führt uns heute hier zusammen. Es ist die Weihe des neu erbauten Saales. Blumenschmuck und Flaggen, wohin ich schaue, deuten auf eine fröhliche Festfeier, und so freuen wir uns auch, wie ein Mann sich freut, der nach redlichen Bemühen das Werk, das er geplant, zur Ausführung gebracht hat. Wahrlich es hat Mühe und Arbeit genug gemacht, deshalb ist auch unsere Freude über das Vollbringen gerechtfertigt. Ich habe den Auftrag, im Namen des Gastgebers den Dank auszusprechen allen denen, die ihm bei diesem Bau mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. Der erste Dank gebührt der hohen Baubehörde, die uns die Genehmigung zu dem Bau gütigst erteilt hat; Dann wollen wir nennen den Techniker, der den Bau entworfen und unter dessen Leitung dieser Bau ausgeführt wurde. Aber auch den Schreiner- und Dachdeckermeistern, Zimmerleuten, Maurern, Handlangern, Steinbrechern sei im Namen unseres Gastgebers gedankt. So wünsche ich denn jedem der Freude viel, und daß alle, die dieses Haus besuchen, sich hier auch wohl fühlen mögen.“  -

 

Die Rede klang aus in ein Kaiser- und Fürstenhoch, in das die Anwesenden begeistert einstimmten.

 

So verlief die Feier beim Glase Kiliansbräu in schönster Harmonie. Alle Teilnehmer werden gerne an die Saaleinweihung zurückdenken.

 

 

 

1913

 

 

 

6. Januar 1913

 

(Amtseinführung des neuen Bürgermeisters) Heute ist unser neuer Bürgermeister, Herr Chr. Rohde, seitens des Herrn Kreisamtmanns für die Rest-Wahlperiode von drei Jahren in sein neues Amt eingeführt worden und hat damit die Geschäfte derselben übernommen, während bis dahin noch der bisherige Bürgermeister, Herr Hamel, amtierte. Herr Hamel, den das Vertrauen des Gemeinderates vor nunmehr vierzehn Jahren als jungen etwa 30jährigen Mann an die Spitze der Gemeinde stellte, hat in dieser Zeit mit seiner Sachkenntnis und Gewissenhaftigkeit, wie man sie nicht immer auf diesem Posten findet, die Geschicke der Gemeinde geleitet. Das muß ihm auch der Neid lassen. Gemeinde und Gemeindevertretung wäre es sicher nicht in den Sinn gekommen, einen Wechsel eintreten zu lassen, hätte Herr Hamel nicht schon vor Jahren den ernstlichen Wunsch gehabt, von dem Amt zurückzutreten. Wäre es nach seinem Willen gegangen, dann hätte er vor drei Jahren bestimmt eine Wiederwahl abgelehnt. Aber die vielen und vielseitigen Arbeiten, die der Bahnbau mit sich brachte, erheischten eine erfahrene und geübte Kraft. Und so blieb er noch einmal. Als am letzten Sonnabend die Gemeindevertretung einer Einladung des neuen Bürgermeisters in dessen Wohnung folgte, brachte der Vorsitzende des Gemeinderates, Herr Wilhelm Kalhöfer, dem scheidenden Bürgermeister den aufrichtigen Dank der Gemeinde für seine erfolgreiche und selbstlose Tätigkeit dar und verband damit den Wunsch, daß das neue Gemeindeoberhaupt in den Bahnen des bisherigen wandeln möge. Auch wir kommen Herrn Rohde mit Vertrauen entgegen, denn wir sind überzeugt, daß er es am besten Willen nicht fehlen lassen wird.

 

 

 

11. Januar 1913

 

Die Verhandlung gegen den Kuhschweizer Br., früher in Meineringhausen, der sich beleidigend und tätlich gegen seinen Dienstherrn Gutspächter Salm vergangen hat, wird vertagt, da sich eine Änderung der Anklage als notwendig erweist. Diese Änderung ist aber heute nicht möglich, weil der Angeklagte vom Erscheinen entbunden ist.

 

 

 

14. Januar 1913

 

(Gesangverein ) Bei den dieser Tage vorgenommenen Vorstandswahlen zum hiesigen Gesangverein wurden folgende Herren mit der Geschäftsführung betraut: Landwirt Carl Paar Vorsitzender, Landwirt Ludwig Müller Stellvertreter, Fr. Schäfer Schriftführer.

 

 

 

14. Januar 1913

 

(Kriegerverein) Kürzlich fand hier eine außerordentliche Generalversammlung des Kriegervereins statt, in welcher der Vorstand neu gewählt wurde. Zum ersten Vorsitzenden wählte man anstelle des erkrankten Herrn Julius Knoche Herrn Schneidermeister L. Bracht, Landwirt L. Schwabe wurde zum Stellvertreter und Landwirt Chr. Bangert zum Schriftführer gewählt. Wir wünschen den neuen Vorstandsmitgliedern viel Glück in ihren verantwortungsreichen Ämtern.

 

 

 

17. März 1913

 

(Vom Melm)

 

Am Melm-Einschnitt wird jetzt wieder tüchtig gearbeitet. Der Einschnitt soll an der Corbacher Seite vom Tunnel aus 200 Meter weit oben bedeutend verbreitert werden, damit weiteren Einstürzen vorgebeugt wird. Auch jetzt lösen sich noch fortwährend Stücke von der Böschung los. Aber die Mauern zu beiden Seiten des Gleises sind schon soweit fertiggestellt, daß die Erdmassen nicht auf die Schienen fallen können. Infolgedessen können die Züge ohne Aufenthalt durchfahren. Durch die Verbreiterung des Einschnittes wird die Verlegung der Corbacher Straße notwendig. Alle Arbeiten werden noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Ausgeführt werden sie von dem Bauunternehmer Grastorf aus Cassel.

 

 

 

22. März 1913

 

Die Kantine am Melm ist in der vergangenen Nacht vollständig niedergebrannt.

 

 

 

26. März 1913

 

(Unterhaltungsabend des Gesangvereins)

 

Der hiesige Gesangverein veranstaltete am 2. Ostertage im geräumigen Saale des Gastwirtes Kalhöfer einen Unterhaltungs-Abend. Nachmittags von 3 Uhr ab fand Ball statt; abends von 7 – 11 Uhr wurden hübsche Theaterstücke aufgeführt, die mit seltener Eleganz und Sicherheit wiedergegeben wurden. Am Schlusse jeden Vortrages gab es denn auch stets reichlichen Beifall. Aber auch die Musikstücke und Lieder, die von der Familie des Herrn Lehrer Krummel vorgetragen wurden, gefielen allgemein. Herr Lehrer Krummel gedachte dann in seiner Ansprache der Heimat, des Vaterlandes und der Zeit vor hundert Jahren und brachte ein Hoch auf das deutsche Vaterland aus, worauf das Lied „Deutschland, Deutschland über alles“ gesungen wurde. Der anschließende Tanz fand lebhaften Zuspruch und hielt die Sangesbrüder und Gäste bei den Klängen der Manderschen Kapelle noch mehrere Stunden in schönster Harmonie beisammen. Für das Gelingen dieses Festes wird der Familie Krummel an dieser Stelle der beste Dank ausgesprochen.

 

 

 

3. April 1913

 

(Vom Melm)

 

Zu dem Mauereinsturz auf der Bahnstrecke Wabern – Corbach wird noch folgendes gemeldet: Der Einsturz erfolgte gestern nachmittags 4 Uhr. Es handelt sich um die neue Stützmauer links der Bahn am westlichen Voreinschnitt des neuen Tunnels der Strecke nach Wildungen. Das Mauerwerk ist bis zum Tunnelportal eingerissen. Der Betrieb ist voraussichtlich auf zehn Tage gesperrt. Der Verkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. Reisende und Gepäck werden über die Unfallstelle vermittels Fuhrwerk befördert. Menschen sind bei dem Einsturz nicht verletzt worden.

 

 

 

23. Mai 1913

 

Kein Glück mit seiner Berufung gegen das Urteil des Schöffengerichts hat der Kuhwärter Gustav Brettschneider gehabt. Derselbe war im vorigen Jahre auf dem Rittergut in Meineringhausen beschäftigt. Infolge ungerechtfertigter Lohnansprüche kam es mit seinem Arbeitgeber zu Differenzen, die sich schließlich derart zuspitzten, daß dieser seinem Untergebenen auffordern mußte, den Hof zu verlassen. Da B. aber keine Anstalten zum Fortzuge traf, so erwirkte der Gutspächter eine einstweilige Verfügung auf Räumung und ließ am 22. August die Wohnung in Abwesenheit des B., der sich nach Korbach begeben hatte, durch den Gerichtsvollzieher räumen. Als Brettschneider nun am Nachmittag nach 3 Uhr auf den Hof zurückkehrte und die ausgestellten Möbel sah, ging er mit erhobenem Stocke auf den vorübergehenden Gutspächter zu und rief ihm unter ordinären Schimpfreden zu, er schlage ihn tot. Da der Pächter mit dem rabiaten Menschen sich nicht einlassen wollte, so ging er in seine Hausräume zurück. Um 5 Uhr begegnete er dem Beklagten wieder auf der Landstraße. Da ist dieser wieder mit erhobenem Stocke auf ihn eingedrungen. Der Pächter nahm ihm den Stock ab und legte seinen Beleidiger auf einen Steinhaufen, vor dem er gerade gestanden hatte. Dieser arbeitete sich indessen bald wieder auf und warf nun mit größeren Steinen nach dem sich Entfernenden, traf ihn auch zweimal und zwar am Arm, wodurch dieser anschwoll und längere Zeit schmerzte. Abends am 8 Uhr machte sodann B. den dritten Angriff auf seinen bisherigen Arbeitgeber, wobei er wie ein Wilder tobte. Das Schöffengericht hatte ihn zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt. Die eingelegte Berufung wurde von der Strafkammer kostenpflichtig verworfen.

 

 

 

7. Juli 1913

 

Am 1. Juli feierte unser beliebter Herr Pfarrer Jäger hier sein 25jähriges Orts-Jubiläum. Schon in der Frühe trugen die Meineringhäuser und Strother Schulkinder mit ihren Herren Lehrern dem Jubilar einige der Feier entsprechende Lieder vor. Abends um 8 Uhr hatten sich im festlich geschmückten Kalhöfer`schen Saale etwa 200 Bewohner von Meineringhausen und Strothe eingefunden und harrten auf ihren treuen Seelsorger, welcher von Herrn Lehrer Krummel und dem Kirchenvorstande abgeholt wurde, worauf die Anwesenden „Lobe den Herren“ sangen. Dann hielt Herr Lehrer Krummel eine längere zu Herzen gehende Ansprache, in der er die Verdienste des Jubilars gebührend hervorhob und das innige Verhältnis zwischen Pfarrer und Gemeinde betonte. Am Schlusse seiner Ausführungen übermittelte der Redner dem Herrn Pastor Jäger ein Festgeschenk, nämlich einen schönen Schreibtisch, von den beiden Gemeinden gestiftet. Hierauf wurde gemeinschaftlich Kaffee getrunken. Im Laufe des Abends sangen Gesangverein und Gemeinde noch einige schöne Lieder, dann schilderte Herr Pfarrer Jäger in einer Rede seine Dienstzeit vom Anfang bis auf diese Stunde und führte darin auf, wieviel Kinder er in dieser Zeit getauft und konfirmiert, wieviel Paare er getraut, wieviel Abendmahlsgästen er das Brot des Lebens gereicht und wie viel Pilger er zum Friedhof geleitet habe. Zum Schluß dankte er herzlich für sich und im Namen seiner Frau, welche krankheitshalber leider nicht erscheinen konnte, für die einmütige Teilnahme der Gemeinden und für das Festgeschenk und brachte den Gemeinden ein Hoch. Nachdem noch Herr Pfarrer Stroh von Höringhausen einige kernige Worte gesprochen, wurde das Lied: „So nimm denn meine Hände“ gesungen, worauf sich die Festteilnehmer mit der frohen Ueberzeugung verabschiedeten, einige schönen Stunden mit ihrem Herrn Pastor verlebt zu haben.

 

 

 

 

 

25. September 1913

 

Bei dem Bau der hiesigen Wasserleitung ereignete sich ein bedauerlicher Unglücksfall. Bei den Arbeiten am Wasserbassin wird ein Aufzug verwendet, der die Steine zur Ausmauerung befördert. Das Unglück wollte es, daß ein Stein aus dem Aufzugkasten herausfiel und einen darunterstehenden Maurer derartig am Kopf verletzte, daß er dem Corbacher Krankenhause zugeführt werden mußte.

 

 

 

22. Oktober 1913

 

Auch hier wurde der Erinnerungstag der Völkerschlacht bei Leipzig festlich begangen. Nachdem mit Glockengeläut mittags zwischen 12 und ½1 Uhr die Feierlichkeiten eingeleitet waren, fand erst am Abend die Hauptfeier statt. Gegen 6 Uhr versammelten sich Krieger-, Gesang- und Turnverein sowie die Schulkinder und sonstige Ortseinwohner bei der Schule, um gemeinsam zum Koppelberge zu marschieren, auf dessen Höhe bald nach Ankunft des Zuges ein großes Freudenfeuer aufflammte. Während der Holzstoß niederbrannte, sangen die Anwesenden das Lied „Flamme empor!“. Darauf hielt Herr Lehrer Krummel eine begeisternde Ansprache, besonders hervorhebend, daß vor allem das Volk die Befreiung vor hundert Jahren herbeigeführt hat, und endete mit einem allseitig freudig aufgenommenen Hoch auf das deutsche Vaterland. Nachdem noch das Lied „Deutschland über alles“ gesungen war, zogen die Teilnehmer in langem Lampionzuge wieder hierher zurück, voran das Trommler- und Pfeifenkorps des Kriegervereins. Der Zug löste sich erst vor der Vallbrachtschen Gastwirtschaft auf, wo bald nachher ein Festkommers abgehalten wurde. Herr Schneidermeister L. Bracht, der Vorsitzende des Kriegervereins, begrüßte die Erschienenen, verlas einen selbstverfaßten Prolog und bracht dann ein Hoch auf den deutschen Kaiser aus. Daran schlossen sich abwechselnd gemeinsame Gesänge und patriotische Vorträge an. Der Kommers verlief recht gemütlich, sodaß manche erst „früh“ den Heimweg antraten. Den Beschluß der Gedenkfeier bildete ein Festgottesdienst am anderen Morgen, an dem der Kriegerverein geschlossen mit Fahne teilnahm. Der Festpredigt war als Text Psalm 137 zu Grunde gelegt worden. – Da infolge der Anregung des Corbacher Kriegervereins alle Freudenfeuer der umliegenden Ortschaften um 7 Uhr angezündet wurden, so war der Anblick großartig.

 

23. Oktober 1913

 

Die hiesige Wasserleitung leidet auch in diesem Herbst wieder, wie überhaupt in fast allen Jahren seit ihrem Bestehen, unter großem Wassermangel. Ganz plötzlich läßt der Zufluß von der Quelle zum Hochbehälter nach. Das Wasser reicht nicht mehr zur dauernden Versorgung der Gemeinde aus. Nun müssen die Brunnen, die seit etwa zwei Jahren nur ganz wenig benutzt sind, - denn im vorigen Jahre ließ der andauernde Regen einen Wassermangel nicht zu – wieder in Tätigkeit gesetzt werden. Daß das Wasser unter diesen Umständen nicht mehr ganz rein ist, läßt sich denken. Man muß sich nur wundern, daß nicht schon längst ernstliche Erkrankungen infolgedessen vorgekommen sind. Um aber auch in dieser wasserarmen Zeit die Wasserleitung nicht vollständig entbehren zu müssen, wird etwa eine Woche lang das Wasser im Hochbehälter gesammelt. Ist der Hochbehälter angefüllt, so läßt man das Wasser so lange im Dorf verbrauchen, wie etwas vorhanden ist. Sobald der Vorrat erschöpft ist, geht das Sammeln von neuem los. Man sollte meinen, es wäre vorteilhafter, wenn man das Wasser nur täglich etwa ½ Stunde laufen ließe, damit die Leute wenigstens ihr Wasser für den Hausgebrauch haben. In der übrigen Zeit des Tages könnte ja gesammelt werden. Das Brunnenwasser komme dann nur für das Vieh und nicht wie jetzt auch für die Menschen in Betracht. Nun hat sich ja die Gemeindeverwaltung, um diesem Uebelstande abzuhelfen, entschlossen, ein neues Wasserwerk als Ergänzung bauen zu lassen. Die Quelle ist auch schon vollständig gefaßt. Leider aber besitzt die Quelle keinen Hochdruck, sodaß ein Pumpenwerk aufgestellt werden muß. Damit will man bis zur Vollendung der Ueberlandzentrale warten und dann gegebenenfalls gleich die elektrische Kraft benutzen. Da sich aber der Eisenberger Kreis wegen der Nichtbeteiligung der Stadt Corbach an die Ueberlandzentrale nicht anschließen wird, muß die Gemeindeverwaltung den Anschluß an das Leitungsnetz des Ederkreises zu bekommen suchen. Jedoch kann dieser Plan nur dann verwirklicht werden, wenn sich hier genügend Abnehmer für den elektrischen Strom finden. Das Interesse dafür ist ja vorhanden und die meisten Leute werden sich auch beteiligen, so bald sie genau wissen, wie hoch sich die Kosten stellen. Hoffentlich wird durch geeignete Verhandlungen die Sache bald entschieden.

 

 

 

5. Dezember 1913

 

In der gestrigen Schöffengerichtssitzung kam nachstehende Anklage zur Verhandlung: Oekonom Salm von Meineringhausen war von seinem früheren Kuhwärter, der nach einem Streit von ihm fortgelaufen ist, angezeigt worden, weil er 2 Fuder Holz, die dem Kuhwärter gehört hatten, sich angeeignet habe. S. konnte nachweisen, daß er das Holz zunächst wegen seiner Ansprüche an den Eigentümer einbehalten und später mit ihm verrechnet hatte, sodaß niemand geschädigt worden ist. Der Angeklagte wurde freigesprochen.

 

 

 

19. Dezember 1913

 

Die Obstbaumzählung am 1. Dezember d. Js: ergab für Meineringhausen eine Anzahl von 2179 Obstbäumen. Im Jahre 1900 waren es nur 755 Obstbäume.

 

 

 

22. Dezember 1913

 

Die hiesige, seit etwa 1 ½ Jahren bestehende Postagentur, erfreut sich eines verhältnismäßig guten Verkehrs. So sind während dieser Zeit rund 1000 Pakete von hier abgeschickt worden. Besonders macht sich dieser Verkehr jetzt zur Weihnachtszeit bemerkbar. Aber es ist sehr schwierig, die Pakete vom oder zum Bahnhof zu bringen, da die Postbehörde trotz wiederholter Bitten des Postagenten keinen Postkarren hier eingestellt hat. So wurden kürzlich Pakete auf einem Wagen, der schon einmal Dünger befördert hatte, zum Bahnhof gebracht, weil kein anderer Wagen vorhanden war. Wie leicht können Eßwaren auf solche Weise beschädigt werden! Auch gegen Witterungseinflüsse wären die Pakete in einem geschlossenen Wagen geschützt. Hoffentlich wird diesem Übelstande abgeholfen.

 

 

 

28. Dezember 1913

 

In dem Artikel über den Verkehr der hiesigen Postagentur wurde behauptet, daß die Agentur einen Wagen für die Pakete verwendet, auf dem schon Dünger befördert worden sei. Ich habe darauf zu erwidern, daß der Artikel nicht voll und ganz der Wahrheit entspricht. Die Pakete werden nicht auf einem Düngerwagen, sondern mit einem Schiebkarren transportiert, der noch nie für derartige Zwecke benutzt ist. Wenn auch kein Postkarren zur Verfügung steht, so habe ich doch stets dafür Sorge getragen, daß Pakete immer gut und sauber befördert wurden.

 

Jäger, Postagent.

 

 

 

1914

 

 

 

7. Januar 1914

 

Die Haushälterin Karolina Müller feierte vor einigen Tagen ihr 25jähriges Dienstjubiläum auf dem Rittergute Meineringhausen. Als Anerkennung für ihre treuen Dienste wurde ihr von der Fürstin Bathildis die silberne Verdienstbrosche verliehen.

 

 

 

17. Januar 1914

 

Am Montag, den 19. Januar, feiert unser Gesangverein sein 35. Stiftungsfest. Es wäre zu begrüßen, wenn sich am genannten Abend alle Mitglieder, die Ehrenmitglieder als auch die passiven Mitglieder zu einem gemütlichen Beisammensein zusammenfinden würden. Zu wünschen wäre es, wenn sich auch der alte Sangesbruder , Herr Georg Schwalenstöcker, der lange Jahre „drüben“ in Amerika weilte und jetzt wieder in der Heimat ist, dabei wäre. Im trauten Sängerkreise würde dann das schöne Lied: „In der Heimat ist es schön“ unter der Leitung des Herrn Lehrer Krummel doppelt an Bedeutung gewinnen. – Auf Wiedersehn !

 

 

 

26. Februar 1914

 

Am Donnerstag voriger Woche fand im großen Kalhöfer`schen Saal ein sehr zahlreich besuchter Familienabend statt, zu dem Herr H. Naumann aus Nanzhausen bei Lohra als Hauptredner gewonnen war. Herr Naumann sprach in seiner so sehr fesselnden gemütstiefen Weise über das Thema: „Wer ist die Gemeinde und was bin ich der Gemeinde?“ Mit gespanntesder Aufmerksamkeit folgten die Anwesenden dem bilderreichen Vortrage. Die einzelnen Vorträge wurden unterbrochen durch Gesangsvorträge der Schulkinder, des Gesangvereins und verschiedene Solovorträge von sangeskundiger Dame unter Harmoniumbegleitung.

 

 

 

 

 

 

 

22. April 1914

 

Ein Unfall, der leicht böse Folgen hätte nach sich ziehen können, ereignete sich gestern nachmittag gegen 5 Uhr auf dem hiesigen Bahnhofe. Wie bekannt sein dürfte, sind die Bauarbeiten im Melmeinschnitt noch nicht beendet, sondern es wird immer noch an der Erweiterung gearbeitet und die Erde auf Güterwagen zum Werbedamm befördert. Gestern nachmittag nun rissen sich plötzlich einige Wagen los und setzten sich die ziemlich abschüssige Strecke herab in Bewegung. Mit großer Wucht rannten sie auf dem Bahnhofe in mehrere auf einem Nebengleis stehende Güterwagen, die mehr oder weniger stark beschädigt wurden. Da die Stationsbeamten die Gefahr merkten, wollten sie durch mehrere Hemmschuhe die rollenden Wagen aufhalten, aber es gelang nicht. Ein Mann, der sich auf den durchgegangenen Wagen befand und nicht mehr rechtzeitig abspringen konnte, erlitt trotz des heftigen Aufpralls nur Verletzungen am Arme, die bald wieder geheilt sein werden. Die Wagen fuhren mit großer Geschwindigkeit, weil die betr. Strecke mehrere Kilometer lang ist und starkes Gefälle hat. –

 

Infolge des warmen Wetters ist die Vegetation verhältnismäßig weit voran. Die Winterfrucht hat sich gut erholt. Allerdings finden sich in den Roggenfeldern hier und dort schlechte Stellen, die wohl auf Nässe oder Mäusefraß zurückzuführen sind. Auch der Klee könnte manchmal besser sein. Aber im Allgemeinen ist noch nichts Schlimmes zu befürchten. Die Obstbäume haben in diesem Jahr viele Blütenknospen angesetzt. Bei den Birnbäumen sind sie schon so weit entwickelt, daß sie in den nächsten Tagen aufbrechen können. Kirschen und Pflaumen stehen in voller Blüte. Wenn nicht ein Nachtfrost die Blüten vernichtet, ist eine reiche Obsternte zu erwarten. Jedenfalls hat sich hier der Obstbau bedeutend gehoben, was die vielen Neuanpflanzungen der letzten Jahre beweisen. Damit ist hoffentlich auch das lange Zeit hindurch bestehende Vorurteil beseitigt, daß hier kein Obst wüchse. Das in den letzten Jahren hier geerntete Obst kann sich vollauf mit dem Obst, das aus klimatisch günstiger liegenden Gegenden stammt, messen. Die Frühjahrsbestellung ist im großen und ganzen beendigt, wenigstens was die Körnerfrucht angeht. Kartoffeln sind noch wenig oder überhaupt noch nicht gepflanzt. Aber ein tüchtiger Regen wäre jetzt sehr nötig, da infolge der Trockenheit nichts aufgehen kann. –

 

Mit dem Anschluß an die Ueberlandzentrale will man sich hier noch garnicht befreunden, obwohl der Gemeinderat die erforderliche Garantiesumme geleistet hat und die Behörden den Anschluß befürworten. Denn kürzlich wurde ein Schriftstück mit einer großen Anzahl von Unterschriften an den Kreisamtmann eingereicht, auf dem man sich gegen den Anschluß aussprach. Hoffentlich lassen sich die jetzigen Gegner des elektrischen Lichtes doch noch zu einer besseren Meinung bekehren. Sie werden es jedenfalls nicht zu bereuen haben, denn einen solchen Kulturfortschritt wie das elektrische Licht darf sich eine Gemeinde nicht entgehen lassen.

 

 

 

25. Juli 1914

 

Am Donnerstag früh überflog unseren Ort in großer Höhe ein Eindecker, der oftmals durch die Wolken unsichtbar wurde.

 

 

 

11. August 2014

 

Große Opferwilligkeit zeigten die Bewohner unseres Ortes sowie die des benachbarten Strothe. Bei einer jetzt vorgenommenen Sammlung für das „Rote Kreuz“ gingen in Meineringhausen 459 Mark und in Strothe 366,10 Mark, also zusammen 825,10 Mark ein. Gewiß erfreulich und nachahmenswert.

 

 

 

11. August 1914

 

Bei den Erntearbeiten in unserem Orte ereignete sich heute vormittag ein bedauerlicher Unfall. Der 10jährige Sohn Friedrich des Landwirts Laborenz wollte mit einem Gespann ins Feld fahren. Beim Aufsitzen auf die Mähmaschine kam der Junge so unglücklich zu Fall, daß er sich einen komplizierten Bruch des linken Unterschenkels zuzog. L. mußte in das Corbacher Krankenhaus gebracht werden.

 

 

 

2. Dezember 1914

 

Zwei Meineringhäuser wurden mit dem Eisernen Kreuz für bewiesene Tapferkeit ausgezeichnet; es sind dies Karl Isenberg und der Unteroffizier Adolf Jäger im Reserve-Infantrie-Regiment Nr. 167. Wenige Tage später wurde auch letzterer noch zum Vizefeldwebel befördert.

 

 

 

 

 

20. Dezember 1914

 

Der hier allseitig bekannte und beliebte Zimmerpolier Fritz Best aus Ober-Werbe, Gefreiter im Pionier-Bataillon Nr. 11, wurde vor dem Feinde mit der Waldeckischen Verdienstmedaille ausgezeichnet. Derselbe war bis zu seinem Eintritt zum Militär 1913 bei Zimmermeister Lückel in Stellung. Wir wünschen dem tapferen Krieger ferneres Wohlergehen.

 

 

 

1915

 

 

 

6. Januar 1915

 

Der Zimmermann Carl Lückel, welcher als Reservist bei den 11. Pionieren dient, wurde für vor dem Feinde bewiesene Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuze ausgezeichnet. Wir wünschen dem tapferen Krieger auch fernerhin ein gutes Wohlergehen und möge er gesund zu den um ihn sich sorgenden Eltern zurückkehren.

 

 

 

1. März 1915

 

Eine Freude bereitete Herr Rittergutspächter Salm der hiesigen Jugendwehr-Abteilung, indem er ihr eine Trommel und Pfeife schenkte. Die Abteilung möchte ihren Dank für dieses Geschenk noch besonders an dieser Stelle Herrn Salm zum Ausdruck bringen.

 

 

 

6. Dezember 1915

 

Der Unteroffizier Friedrich Wittmer wurde mit dem Eisernen Kreuz und der Waldeckischen Verdienstmedaille ausgezeichnet.

 

 

 

1916

 

 

 

17. März 1916

 

Auf dem hiesigen Rittergute wurde vor einigen Tagen eingebrochen und verschiedene Kleidungsstücke entwendet. Der Gendarmerie gelang es, den Dieb zu ermitteln, und zwar in dem auf dem Rittergute beschäftigten Schweizer, der verhaftet und dem Corbacher Gerichtsgefängnis zugeführt wurde.

 

24. März 1916

 

Die hiesige Schule zeichnete für die Kriegsanleihe 3529 Mark.

 

 

 

10. Juli 1916

 

Am Freitag fand eine Frau beim Heidelbeersuchen im Walddistrikt „Reckerohr“ die erhängte Leiche des seit langem gesuchten Dienstknechts Heinrich Scherf aus Meineringhausen. Scherf hatte sich sittlich vergangen, aus Furcht vor Strafe suchte er diesen entlegenen Ort auf und erhängte sich. Am Sonnabend wurde die schon stark in Verwesung übergegangene Leiche aus dem Walde geholt und beerdigt.

 

 

 

2. September 1916

 

Wie wir hören, ist der Gemeinde der Anschluß an die Überlandzentrale angeboten worden. Der Anschluß soll von Alraft aus erfolgen. Man zeigte anfänglich wenig Interesse, jetzt aber, wo eine Petroleumnot für diesen Winter zu erwarten ist, haben zahlreiche Einwohner sich für den Anschluß erklärt. Wer das Angenehme des elektrischen Lichts und die Vorteile der elektrischen Kraft kennt, kann es nicht verstehen, wie jemand sich einer solchen schönen Einrichtung gegenüber ablehnend verhalten kann.

 

 

 

4. Oktober 1916

 

Auf das Kriegssparbuch der Schule wurden für die 5. Kriegsanleihe 1989 Mark eingezahlt.

 

 

 

28. Oktober 1916

 

Dem Reservisten Friedrich Bangert von hier, zurzeit in einem Res.= Inf.= Regt., wurde infolge bewiesener Tapferkeit in der Sommeschlacht das Eiserne Kreuz verliehen.

 

 

 

8. Dezember 1916

 

Aus unserer Gemeinde nehmen am Kriege teil: 35 hier geborene, aber anderweitig beheimatete, und 84 ansässige Einwohner. Von diesen wurden 16 tapfere Krieger mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet:

 

Adolf Jäger, K. Isenberg, Fr. Wittmer, W. Sieke, C. Schäfer, L. Schäfer, H. Glänzer, H. Schwalenstöcker, Chr. Meyer, C. Lückel, F. Krummel, Fr. Bangert, R. Krummel, H. Bracht, L. Stracke, und Karl Bracht. Leider haben zwei davon den Heldentod gefunden, es sind: Adolf Jäger und H. Glänzer, außerdem ruhen 11 weitere in Feindesland und zwar: C. Blecher, H. Lamm, Chr. Thiele, W. Blecher, H. Eisenberg, F. Vagiener, H. Rohde, Chr. Vollbracht, Chr. Hamel, Karl Köhler und H. Schlüter. In Gefangenschaft gerieten: K. Krummel und H. Lamm II, vermißt wird seit dem 1. November 1915 Karl Kalhöfer. Hoffentlich ist uns ein recht baldiger Frieden beschieden, damit wir weitere Verluste an Toten nicht zu beklagen haben.

 

 

 

1917

 

 

 

12. Februar 1917

 

Die Sachsen = Weimarische Verdienstmedaille mit Schwertern erhielt an der Somme der Unteroffizier Lamm von hier.

 

 

 

15. Februar 1917

 

Der Wehrmann Heinrich Göbel im Res.-Inf.-Regt. Nr. 71, sein Bruder Wilhelm Göbel sowie der Unteroffizier Christian Wittmer, im Inf.-Regt. 32, Maschinengewehr-Abteilung, wurden für bewiesene Tapferkeit vor dem Feinde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.

 

 

 

23. Februar 1917

 

Dem Sanitäts-Unteroffizier Friedrich Schäfer, in der Sanitäts-Kompanie Nr. 27, wurde für bewiesene Tapferkeit das Eiserne Kreuz verliehen.

 

 

 

23. Februar 1917

 

Die Behauptung in voriger Nr., daß bei der Holzversteigerung im Reckerohr für drei Raummeter bis zu 80 Mark gezahlt wurden, trifft nicht zu, da für einzelne Meter Scheitholz nur bis zu 16 Mark geboten wurden.

 

 

 

28. Februar 1917

 

Der Landsturmmann Friedrich Wittmer erhielt für bewiesene Tapferkeit vor dem Feinde das Eiserne Kreuz 2. Klasse; auch sein Bruder erhielt vor einigen Wochen dieselbe Auszeichnung. Herzlichen Glückwunsch den braven Kriegern!

 

 

 

 

 

 

 

9. März 1917

 

Pionier Fritz Kesting, im Garde-Reserve-Regiment, Sohn des Dachdeckers und Landwirts Wilhelm Kesting von hier, erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse.

 

 

 

15. Mai 1917

 

Der Unteroffizier Johs. Lamm, Sohn des Straßenwärters Lamm von hier, wurde mit dem Eisernen Kreuz und der Sachsen-Weimarischen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.

 

 

 

4. Juni 1917

 

Gestern Abend ist vom Arbeitskommando in Meineringhausen der Festungsgefangene Schwanke entwichen. Größe 1,65 Meter, dunkles Haar, trägt schwarze Hose, Gefangenen-Mütze und Drillichjacke über der feldgrauen Jacke.

 

 

 

 

 

5. Juni 1917

 

Durch Verleihung des Eisernen Kreuzes 2. Klasse für Tapferkeit wurde ausgezeichnet Christian Bangert II von hier.

 

 

 

12. Juli 1917

 

Wilhelm Rohde vom Reserve-Infantrie-Regiment Nr. 80 erhielt für Tapferkeit vor dem Feinde das Eiserne Kreuz.

 

 

 

18. Juli 1917

 

In hochherziger Weise stifteten kürzlich christliche Leute der hiesigen Schule ein Kapital von eintausend Mark. Der Zinsertrag soll in jedem Jahre zu Weihnachten zur Veranstaltung einer Feier für die Oberklasse der Schule verwendet werden. Die unbekannten Spender haben an das Vermächtnis die Bedingung geknüpft, daß von den Kindern an drei kirchlichen Festen je ein passendes Lied im Gottesdienst zum Vortrag gebracht wird. Vielleicht findet das edle Beispiel in der einen oder anderen Weise Nachahmung.

 

 

 

4. September 1917

 

Carl Bangert im Reserve-Infantrie-Regiment Nr. 252 erhielt für erwiesene Tapferkeit im Felde das Eiserne Kreuz 2. Klasse.

 

20. September 1917

 

Der Gefreite Carl Schwalenstöcker, Sohn des Landwirts Schwalenstöcker, im Inf.-Regt Nr. 167, M.-G.-Abteilung, erhielt für bewiesene Tapferkeit vor dem Feinde das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Die silberne waldeckische Verdienstmedaille hat er schon vor längerer Zeit erhalten. Auch sein Bruder ist im Besitz beider Auszeichnungen.

 

 

 

1. Oktober 1917

 

Der Schütze Fr. Rüsel, bei einer Maschinen-Gewehr-Scharfschützen-Abteilung, Sohn des Schuhmachermeisters Rüsel hier, wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse für bewiesene Tapferkeit vor dem Feinde ausgezeichnet.

 

 

 

17.Oktober 1917

 

Unsere Schule zeichnete auf das Kriegssparbuch der 7. Kriegsanleihe die ansehnliche Summe von 4830 Mark.

 

 

 

12. November 1917

 

Der Ersatz-Reservist H. Schäfer von hier, im Inf.-Regt. 235, erhielt für bewiesene Tapferkeit vor dem Feinde das Eiserne Kreuz 2. Klasse, gleichzeitig wurde er mit der Waldeckischen Verdienstmedaille ausgezeichnet. Drei Brüder von Schäfer haben bereits das Eiserne Kreuz erhalten.

 

 

 

21. November 1917

 

Der Schuhmachermeister Christian Müller, in einem Infantrie-Regiment im Westen, erwarb für bewiesene Tapferkeit und treue Pflichterfüllung das Eiserne Kreuz 2. Klasse und die Waldeckische Verdienstmedaille.

 

 

 

12. Dezember 1917

 

Am vergangenen Sonnabend wurde mit einer kleinen Schlußfeier, bestehend in einem Kaffee, beim Gastwirt Jäger hierselbst der Schuhkursus geschlossen. Am demselben hatten 22 Frauen und Mädchen teilgenommen, die etwa 110 Paar Schuhe in mustergültiger Weise angefertigt und in die mit der Schlußfeier verbundenen Ausstellung gebracht. Bei allen Kursusteilnehmern herrschte allgemeine Befriedigung über die ersprießliche Tätigkeit. Zu der Feier waren auch die Vorstandsdamen aus Corbach erschienen. Herr Pfarrer Jäger und Fräulein Minna Steinrück hielten längere Ansprachen über die Bedeutung und den Wert des Schuhkursus.

 

 

 

12. Dezember 1917

 

Gestern abend versammelten sich hier eine größere Anzahl Personen zur Bildung einer Ortsgruppe der deutschen Vaterlandspartei. Herr Landwirt Wilhelm Kalhöfer eröffnete die Versammlung und erteilte Herrn Pfarrer Werner das Wort zu einem längeren begeisterten und begeisternden Vortrag über die Ziele der Partei. Die Erschienenen folgten den Ausführungen des Redners mit regem Interesse. Mit einem Schlußwort und einem Hoch schloß Herr Pfarrer Jäger die Versammlung.

 

 

 

28. Dezember 1917

 

Der Gefreite Wilhelm Thiele bei der Feldbäckerei-Kol. 142 erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse.

 

 

 

29. Dezember 1917

 

Der Gefreiter Fritz Kesting von hier wurde, nachdem er das Eiserne Kreuz 2. Klasse und die Waldeckische Verdienstmedaille mit Schwertern erhalten hatte, zu Weihnachten auch zum Unteroffizier befördert.

 

 

 

1918

 

 

 

7. Februar 1918

 

Der Gefreiter H. Degenhof wurde für treue Dienste zum Unteroffizier befördert. Derselbe hat vom Beginn des Krieges, ohne einmal krank oder verwundet zu sein, gekämpft. Möge er gesund die Heimat wieder sehen.

 

 

 

15. März 1918

 

Der Unteroffizier Christian Wittmer, Inhaber des Eisernen Kreuzes und der Waldeckischen Verdienstmedaille wurde zum Vizefeldwebel befördert.

 

 

 

 

 

20. März 1918

 

Am Montag Abend hatte sich ein großer Teil der hiesigen Einwohnerschaft zu einem vaterländischen Abend versammelt, den Herr Pfarrer Jäger angeregt und veranstaltet hatte. Der Herr Pfarrer begrüßte zum Eingang die Erschienenen, schilderte kurz in warmherzigen Worten die Lage und wies auf die schweren Entscheidungen hin, die bevorstehen. Die Lage zu verstehen, Kraft und Mut zu stärken für Aus-und Durchhalten, sei der Zweck des Abends. Darauf nahm Herr Oberlehrer Herchenröder – Corbach das Wort, um uns den Werdegang des englischen Reiches nachzuweisen, daß England nicht nur unser Hauptfeind, sondern auch ein unversöhnlicher sei. England will sich mit uns nicht über irgend eine Machtfrage oder ein Gebiet oder sonst eine Streitfrage auseinander setzen, sein einziges unverrückbares Ziel ist unsere Vernichtung. Daher wird nicht ein Weg der Verhandlung, der Verständigung, des Verzichts oder sonstwie in gütlicher Art der Kampf zum Austrag gebracht werden können, er steht allein auf des Schwertes Schneide. Redner unterstützte seine Ausführungen durch Aeußerungen englischer Staatsmänner und Zeitungen, die über die letzten Ziele Albions keine Zweifel ließen und schloß mit eindringlichen Worten, daß eine letzte große Kraftanstrengung des gesamten Volkes notwendig sei, um den Sieg zu erringen, neben dem es nichts gebe als der Untergang. Herr Pastor Jäger dankte und erteilte dann Herrn Pfarrer Stroh aus Höringhausen das Wort, der sich ebenfalls in den Dienst der vaterländischen Sache für diesen Abend gestellt hatte. Er sprach in ausführlicher Weise über den Frieden und seine Ziele. Das deutsche Volk habe einen ordentlichen Frieden durch die bisherigen Taten des Heeres und seine eigene Arbeit und Leistungen verdient und solle auch nun, wo wir zum Endkampf kommen müssen, nicht nachlassen, damit der deutsche Frieden wirklich erreicht werde. Den herzlichen Ton, welchen der Redner fand, zu welchem auch die zu Ende gehende Passionszeit Veranlassung gab, machte tiefen Eindruck auf die Versammelten. Auch ihm dankte der Leiter der Veranstaltung, richtete seinerseits nochmals mahnende, aufmunternde und hoffnungsvolle Worte an seine Gemeinde und schloß dann den wohlgelungenen Abend. Nach dem gemeinsam gesungenen deutschen Lied trennte sich die Versammlung.

 

 

 

2. April 1918

 

Vizefeldwebel Friedrich Wittmer erhielt seine 4. Auszeichnung, das Waldeckische Verdienstkreuz mit Schwertern und Kanonier Georg Paar das Eiserne Kreuz 2. Klasse für bewiesene Tapferkeit im Felde.

 

 

 

4. April 1918

 

Am 1. Ostertage ging die Gemeinde mit frohem Gemüte zur Kirche, trugen doch die Herzen die Gedanken: „Ostern, Ostern, Frühlingswehen, Ostern, Ostern, Auferstehen.“ Die erste Klasse der Schule hatte sich um den Altar aufgestellt, um vor und nach der Hauptpredigt ein mehrstimmiges Lied den Gottesdienstbesuchern vorzutragen. Alle Zuhörer waren hierüber erfreut und sind Herrn Lehrer Krummel hierfür dankbar. Die Gemeindeglieder hoffen, daß der Schülerchor noch recht häufig singen werde.

 

 

 

3. Juni 1918

 

Die Heuernte nimmt mit getäuschten Hoffnungen allmählich ihren Anfang. Die vielversprechenden Aussichten im Frühling sind zu Nichte geworden durch die lange anhaltende Dürre und Kälte der letzten Zeit. Wie einsame Wächter stehen die dürren Grashalme und verkünden die Zeit der Reife. Die jungen saftigen Gräser sind zurückgeblieben, wodurch des Landmanns Hoffnungen auf eine gute Heuernte unerfüllt bleiben. Auch der Klee hat zumteil umgepflügt werden müssen und der noch vorhandene ist infolge der Witterung im Wachstum zurückgeblieben, der zweite Schnitt schlägt kaum aus, sodaß ein allgemeiner Mangel an Futter für das Vieh sich beträchtlich bemerkbar machen wird. Möge der Himmel bald seine Schleusen öffnen und uns mit einem durchdringenden Regen erfreuen.

 

 

 

 

 

4. Juni 1918

 

Dem Funker W. Köhler, Sohn des Stellmachers W. Köhler, wurde das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.

 

 

 

13. Juli 1918

 

Wieder ist ein Trauerfall über die Familie Friedrich Schäfer gekommen, der viel Leid gebracht hat. Im Jahre 1900 starb der Vater in der Blüte seiner Jahre und hinterließ eine schwache Frau mit 8 minderjährigen Kindern. Es war schwer für die Mutter, sich durchzuhelfen. 1906 fiel ein schulpflichtiger Sohn von dem Scheunenboden so unglücklich, daß er am Abend noch im Corbacher Krankenhaus starb. Die Mutter trug all dies Leid mit gedrücktem Herzen immer weiter fort. Die Söhne wuchsen heran, drei mußten in den Krieg ziehen. Die Mutter mußte sehen, wie sie das Gut mit den Kindern weiter durchführte. Im Frühjahr 1915 wurde auch der älteste verheiratete Sohn als Landsturmmann eingezogen, es war der vierte. Die Schwäche der Mutter nahm zu und am 29. September 1915 erlöste sie der Tod von ihren arbeitsreichen Tagen. Jetzt mußte die älteste Tochter mit ihrer Schwester das Gut führen. Wie freuten sie sich, wenn die Brüder Urlaub bekamen und ihr die Arbeit erleichterten. So bekam auch dieses Jahr im Mai Bruder Friedrich drei Wochen Urlaub. Sie freuten sich, ahnten aber nicht, daß es der letzte Urlaub für ihn in der Heimat sein sollte. Am 29. Mai kam die traurige Nachricht, der Landsturmmann Heinrich Schäfer sei durch einen Kopfschuß gefallen. Er hinterläßt eine Frau mit 5 kleinen Kindern. Der Herr möge ihr Trost sein. Am 5. Juli erhielt die Familie die traurige Nachricht, daß Bruder Friedrich durch einen Granatsplitter auf dem Felde der Ehre gefallen sei. Der Stabschef widmete ihm in einem Schreiben als treuen Schmied, liebevollen Kameraden und Sanitäter einen ehrenvollen Nachruf. Die Gemeinde nimmt warmen Anteil an dem Leid der Familie, beklagt den schweren Verlust und möchte den Geschwistern die Trostworte Sirach 2, Vers 4, und 38 und 16 zurufen. Er war ein lieber Freund gegen jedermann, ein treuer Kamerad im Kriegerverein, ein pflichttreuer Turnwart im Turnverein und ein eifriges Mitglied im Gesangverein, sie geben ihm die Abschiedsworte:

 

„In des Friedhofs stillen Gründen, in der Abgeschiedenen Haus, unter grünen Laubgewinden ruht der Sänger friedlich aus. Seine Lieder voll und rein, schliefen alle mit ihm ein.“

 

Auch die Landwirte betrauern ihren so früh dahingeschiedenen Schmiedemeister. Ehre seinem Andenken.

 

 

 

 

 

14. August 1918

 

Der im Osten befindliche Landwehrmann Wilh. Bangert von hier erwarb sich das Eiserne Kreuz 2. Klasse.

 

 

 

19. August 1918

 

Der frühere Jäger jetzt Musketier Karl Lamm, Sohn des Johannes Lamm, wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.

 

 

 

12. September 1918

 

Der Gefreite Wilhelm Thiele von hier erhielt die silberne Waldeckische Verdienstmedaille.

 

 

 

2. Oktober 1918

 

Am 1. Oktober d. Js. ist der hiesige Fürstl. wald. Förster Johannes Seifahrt in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Derselbe trat im Jahre 1874 als Forstschutzbeamter in den Fürstl. Forstdienst und hat unter einer Anzahl von Vorgesetzten seinen Dienst treu und gewissenhaft verwaltet. Er wurde aus diesem Anlaß von Sr. Durchlaucht dem Fürsten mit der Silbernen und Goldenen Verdienstmedaille ausgezeichnet. In Anerkennung der guten Bewirtschaftung unseres Gemeindewaldes hat sich die Gemeindeverwaltung veranlaßt gesehen, demselben eine kleine Freude zu bereiten, indem sie ihm einen Sessel am Vorabend des Austritts mit dem Wunsche überreichte, daß er sich noch lange Jahre der Ruhe im Frieden unter uns erfreuen möchte.

 

 

 

8. November 1918

 

Für erwiesene Tapferkeit vor dem Feinde wurde nun auch dem 5. Sohne des Straßenwärters Lamm, dem Schützen Fritz Lamm, erst 19 Jahre alt, das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.