,Mundartgruppe

 

 

 

„Mie Meinerküser

 

Bunt gemischt

 

 

 

Allerlei in

 

Meineringhäuser Platt

 

und

 

Hochdeutsch

 

2. Teil

 

 

 

Zusammengestellt

 

von Wilhelm Schäfer

 

Februar 2020

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alle Worte in Mundart sind so geschrieben, wie sie in Meineringhäuser Mundart ausgesprochen werden.

 

Übliche Rechtschreibregeln können nicht als Maßstab angesetzt werden.

 

Als Beispiel wird angeführt, dass beim Meineringhäuser Platt kein sp oder st gesprochen wird. In beiden Fällen wird sch gesprochen. Entsprechend sind die Worte auch geschrieben.

 

Hier einige Beispiele:

 

Stiefel          Schdewwel                  stehen          schdonn

 

Sport             Schbort                            spielen           schbellen

 

 

 

 

 

 

 

Wilhelm Schäfer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Un kenner hadde Schuld

 

Wenn du no 1978 geboren wurdest, dann häd dütt nix med die t`donn. Dann kannst du folgendes vergäten. Kinger von hödde wären tem grössten Deil in Watte gepacked.

 

Wenn du als Kind in d`n 50er, 60er odder 70er Johren geboren wurdest odder geläwed hässd, issed eijentlich kaum t`gläuwen, dat mie so lange öwwerläwen konnten. Als Kinger saaten mie in Autos ohne Sicherheitsgurte un ohne Ärbäcks. Unse Bedden woren angemolt med schdohlenden Farwen vuller Blie un Cadmium. De Fläschken ut d`r Awweteike konnten mie ohne Schwierichkeiten upmaken, genauso de Flasche med d`n Bleikmiddel. Dööre un Schränke woren enne schdändije Bedrohung förr unse Fingerken. Up d`m Fahrrad hann mie nie enn Helm gedrächt. Dat Water hann mie uten Waterkrahnen gedrunken un nid ut gekofften Flaschen. Mie buggeden uns Wagen ut Seipenkisten un merkeden up d`r ersden Fahrt d`n Hang raff, dat mie de Bremsen vergäten hadden. Domedde kamen mie awwer no einigen Unfällen klar. Mie verleeten dat Hus morgens tem Schbellen. Mie blewwen d`n ganzen Daach wech und mossden erst t`heime sinn, wenn de Schdrootenlampen angingen. Kenner wussde, wo mie woren, un mie hadden auch kenn Händie dobie. Mie hann uns geschnedden, Knooken gebroken, hann uns Tähne utgeschlonn, un kenner wurde deswejen verklaged. Dat woren ewen Unfälle. Kenner hadde Schuld, nur mie selwer. Kenner frochte no d`r Upsichtspflicht. Mie kämpfeden meddenander un schlogen uns bunt un bloo. Domedde mossden mie läwen, de Erwachsenen intressierte dat nid. Mie aten Kekse un Brot med dicke Botter druppe, mie hann vell gedrunken un sinn deswejen doch nid to dicke geworen. Mie hann med unsen Freunden ut enner Flasche gedrunken un kenner is an d`n Folgen geschdorwen.

 

Mie hadden kenne Pläschdatzjon, X-Box, Vidioschbelle, Filme up Vidio, eijene Fernseher, Compjuter. Mie hadden Freunde. Mie gingen einfach rut un droopen uns up d`r Schdroote. Odder mie gingen einfach no unsen Freunden un klingelten, meissdens hann mie garnid geklingelt, mie gingen einfach dörch de Hingerdööre int Hus. Ohne Termin un ohne dat unse Ellern Bescheid wussden. Kenner brachte uns henn odder hollte uns wedder aff. Wie wor dat nur möchlich? Mie dachten uns Schbelle ut med Holtschdöcken un Tennisbällen. Mie aten Sand un Wörmer, un de Prowwezeihung droop nid tau, dat de Wörmer in unsen Mägen ümmer widderläweden. Biem Schdrootenfußball durfte nur de meddemaken, de godd wor. We nid godd wor, mossde läären, med Enttäuschungen klar t`kummen.

 

Manche Schäuler woren nid so schlau wie andere. Se rasselten dörch de Prüfungen un mossden Klassen wedderhollen. Dat führte nid tau emotionalen Ellernowenden odder ter Änderung d`r Leistungsbewertung. Unse Taten hadden Konsekwenzen un kenner konnte seck verschdickeln. Wenn enner von uns gegger dat Gesetz verschdauten hadde, wor klar, dat de Ellern uns nid ut d`m Schlamassel ruthoggen. Im Geggendeil, so woren d`r glieken Meinung wie de Pollezei. Na sowatt!

 

Unse Generatzjon häd ne Fülle von innovativen Problemlösern un Erfingern med Risikobereitschaft hervörrgebracht. Mie hadden Freiheit, Misserfolge un Verantwortung. Med allem wussden mie ümmetegonn.

 

Un hödde……………..?

 

 

 

Und keiner hatte Schuld

 

Wenn du nach 1978 geboren wurdest, dann hat diese nichts mit dir zu tun. Dann kannst du folgendes vergessen. Kinder von heute werden zum größten Teil in Watte gepackt. Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70er Jahren geboren wurdest oder gelebt hast, ist es eigentlich kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten. Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags. Unsere Betten waren angemalt mit strahlenden Farben, voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genau so die Flasche mit dem Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen. Auf dem Fahrrad haben wir nie einen Helm getragen. Das Wasser haben wir aus dem Wasserhahn getrunken und nicht aus gekauften Flaschen. Wir bauten uns Wagen aus Seifenkisten und merkten auf der ersten Fahrt den Hang runter, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir aber nach einigen Unfällen klar. Wir verließen das Haus morgens zum Spielen. Wir blieben den ganzen  Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlampen angingen. Keiner wusste, wo wir waren, und wir hatten auch kein Handy dabei. Wir haben uns geschnitten, Knochen gebrochen, haben uns Zähne ausgeschlagen, und keiner wurde deswegen verklagt. Das waren eben Unfälle. Keiner hatte Schuld, nur wir selber. Keiner fragte nach der Aufsichtspflicht. Wir kämpften miteinander und schlugen uns bunt und blau. Damit mussten wir leben, die Erwachsenen interessierte das nicht. Wir aßen Kekse und Brot mit dick Butter drauf. Wir haben viel getrunken und sind deswegen nicht dick geworden. Wir haben mit unseren Freunden aus einer Flasche getrunken und keiner ist an den Folgen gestorben. Wir hatten keine Playstation, X-Box, Videospiele, Filme auf Video, eigene Fernseher, Computer. Wir hatten Freunde. Wir gingen einfach raus und trafen uns auf der Straße. Oder wir gingen einfach zu unseren Freunden und klingelten. Meistens haben wir gar nicht geklingelt, wir gingen einfach durch die Hintertür ins Haus. Ohne Termin und ohne dass unsere Eltern Bescheid wussten. Keiner brachte uns hin oder holte uns wieder ab. Wie war das nur möglich? Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Wir aßen Sand und Würmer, und die Prophezeiung traf nicht zu, dass die Würmer in unseren Mägen immer weiterlebten. Beim Straßenfußball durfte nur der mitmachen, der gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klar zu kommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch die Prüfungen und mussten Klassen wiederholen. Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder zur Änderung der Leistungsbewertung. Unsere Taten hatten Konsequenzen und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hatte war klar, dass die Eltern uns nicht aus dem Schlamassel raushauten. Im Gegenteil, sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei. Na sowas!

 

Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Misserfolge und Verantwortung. Mit allem wussten wir umzugehen.

 

Und heute……?

 

 

 

 

 

Dat Lisbeth schdiejed bie Kaufland in Körbach innen Aufzuch in. Im ersden Schdock schdiejed enne total upgedonnerte Tussi in un tüht ne Riesen-Parfümwolke hinger seck her.

 

Se kücked von owen raff upped Lisbeth un säjed: „Chanel no 50 ml   100 Euro.

 

Im twedden Schdock schdiejed ne noch mehr upgedonnerte Tussi in un tüht ne noch gröttere Parfümwolke hinger seck her un meint herrafflootend: “Carier” 50 ml   250 Euro.

 

Im verrten Schdock willt Lisbeth utschdiejen, et lett ennen fahren un säjed bien Utschdiejen:

 

Rosenkohl von Aldi, 200 g 99 Cent.

 

 

 

 

 

Unsed

 

Unse Schweijerdochder, genannt „Unsed“

 

 

 

Unsed is an allem Schuld, so schwadzede de Schweijermotter, wie se med d`r Nowerschen schwatzede öwwert schlechte Wedder un von d`r Schweijerdochder Katrin, denk die blos, so schwadzede se, seit unsed im Husse is, hamme Pech an allen Ecken, gett dat Unglücke in un ut. Wenn de Arwed noch te maken is, maked seck unsed do wat ruter? Unsed tüht seck fiene an un maked seck heimlich uten Husse. Juchhei, Danz un fiene Kleider, dat is alles, watt et will. Denke eck do terüjje an freuher, wat mie do alles mossden können, mie hann gewoschen schonn ümme veere, ümme fiewe ginged innen Stall, un wenn`t ümme sesse deet lüden, dann hadde eck schonn enn naated Fell. Eck hadde enn Mann un fief kleine Kinger, de wollen alle versorjed sinn, med Freuhschdücke, med Äten, Schdrümpen un so vellen Dingen, du lewer Gott, wat wor dat manchmol enn Gekaake. Do häd unsed alles nix medde te donn. Enn Kind nur un lange ruggen, am Sunndach bliewen se bis achte im Bedde. Eck säje die blos, do makesde wat medde, wennde sowat im Husse hässd.

 

Marie, du kannst mie gleuwen odder`t looten, nix wird geschaunt, egal wadded gekostet häd.

 

So schwadzede de leewe Schweijermotter von ärrer Schweijerdochder Katrin un leet so manched Ungewitter raff up dat aarme Ding.

 

Wenn dat Äten nid so schmachte, weil de Soppe mol wor angebrannt, wenn de Katze de Melk utleckede, de förren Enkel wor, gliek so tönted von d`r Omma vuller Ungeduld-

 

„Unsed is an allem Schuld.“

 

Wenn im Husse velle Müse un de Katze se nid feng, wenn de Blaumen vuller Lüse, wenn de Omma böggelte un dat Hemmed hadde verbrannt, un de Oppa lächelte Omma tau vuller Huld-

 

„Unsed is an allem Schuld“.

 

Wenn biem Schlachten worde de Wossd vom Metzger falsch gebungen, wenn de Sohn ennen drunk öwwern Dossd un d`n Wäch no Heime nid gefungen,

 

Opa reep vull Ungeduld- „Unsed is an allem Schuld.“

 

Ümmer wor dat Katrin Schuld,

 

so ginged schonn seit vellen Johren,

 

Katrin drächted med Geduld-

 

wat nützeded schonn ut d`r Huud te fahren,

 

et horrte kaum noch, wenn de Omma wedder brüllte-

 

„Unsed is an allem Schuld“.

 

Doch ennes Dajes ginged med Omma auch te Enge,

 

am Krankenbedde heel dat Katrin treu de Wacht,

 

do nahm de Omma Katrins Henge

 

un flüsterte emm in`t Ohr ganz sachte

 

un blickede dat Katrin an med Leewe un Geduld-

 

„ Katrin, Katrin, an allem worsde doch nid Schuld“.

 

 

 

Unsed

 

Unsere Schwiegertochter, genannt „Unsed“

 

 Unsed“ war an allem schuld, so sagte die Schwiegermutter, als sie mit den Nachbarn redete übers schlechte Wetter und von der Schwiegertochter Katrin. Denk dir bloß, so redete sie, seit Unsed im Hause ist, haben wir Pech an allen Ecken, geht das Unglück ein und aus. Wenn die Arbeit noch zu machen ist, macht sich Unsed da was raus? Unsed zieht sich fein an und macht sich heimlich aus dem Haus. Juchhei, Tanz und feine Kleider, das ist alles was es will. Denke ich da zurück an früher, was wir da alles können mussten. Wir haben gewaschen schon früh um vier, um fünf ging es in den Stall und wenn es sechse läutete, da hatten wir schon ein nasses Fell. Ich hatte einen Mann und fünf kleine Kinder, die wollten alle versorgt sein mit Frühstück, Essen. Strümpfen und so vielen Dingen, du lieber Gott, was war das manchmal ein Geschrei. Da hat Unsed alles nichts mit zu tun. Ein Kind nur und lange ruhen, am Sonntag bleiben sie bis acht Uhr im Bett. Ich sage dir bloß, da machst du was mit, wenn du so was im Hause hast.

 

Marie, du kannst es mir glauben oder es lassen, nichts wird geschont, egal, was es gekostet hat.

 

So redete die liebe Schwiegermutter von ihrer Schwiegertochter Katrin und ließ so manches Ungewitter runter auf das arme Ding.

 

Wenn das Essen nicht schmeckte, weil die Suppe mal wieder angebrannt, wenn die Katze die Milch aufleckte, die für den Enkel war, gleich tönte es von der Oma voller Ungeduld: „Unsed ist an allen schuld.“

 

Wenn im Hause viele Mäuse und die Katze sie nicht fing, wenn die Blumen voller Läuse, wenn die Oma bügelte und das Hemd verbrannt und der Opa lächelte Oma zu voller Huld

 

Unsed ist an allem schuld“

 

Wenn beim Schlachten wurde die Wurst vom Metzger falsch gebunden,

 

wenn der Sohn einen trank übern Durst und den Weg nach Hause nicht gefunden, rief der Opa voller Ungeduld „Unsed ist an allem schuld

 

Immer war das Katrin Schuld,

 

so ging es schon seit vielen Jahren,

 

Katrin trug es mit Geduld,

 

was nützte es schon aus der Haut zu fahren,

 

es hörte kaum noch, wenn der Opa wieder brüllte:

 

„Unsed ist an allem schuld.“

 

Doch eines Tages ging es mit der Oma auch zu Ende,

 

am Krankenbett hielt das Katrin treu die Wacht,

 

da nahm die Oma Katrins Hände

 

und flüsterte ihm ins Ohr ganz sachte

 

und blickte das Katrin an mit Liebe und Geduld –

 

„Katrin, Katrin, an allem warst du doch nicht schuld.“

 

 

 

Von d`r Schörte

 

Ommas Schörte wor graut un dunkel, med Schdreifen un Punkten.

 

Se rok no Kernseipe, wenn se ut d`r Schufflade kam.

 

Jeden Morjen bung de Omma seck de Schörte ümme, schmett de Dräjer öwwer de Schuller un bung se in d`r Hüfte fesde. Am Latze häd se enne Seckerheitsspennel, de wor awwer nur förr d`n Nautfall.

 

Eck hawwe de Schörte gäärne gehatt. Am Zeppel hawwe eck meck fesde gehallen, wenn`t innen düsteren Keller ging, un eck Angesd hadde.

 

Am selwen Zeppel wischede de Omma mie de Tränen aff un meistens auch de Schnütte. Se hadde auch enn reined Taschendauk in d`r Schörtenkiepe, dat wor kaum gebrucht, nur in Nautfall, wenn mol de Pastore no uns kam.

 

Se nahm d`n Schörtenzeppel auch, ümme d`n Schweit un de Hänge afftebudzen. Auch de Flejen worden domedde vom Dische gejacht.

 

Wat konnte me nid alles med d`r Schörte maken. Hönnerfauder utschdrojjen un de Ejjer insammelen. Im Freuhjohr de Kükelen in de Kökke hollen un de Appelen un`t Gemeuse uten Gooren rinnschleppen.

 

Wennt uppen Felde räggete, dann bung se de Schörte einfach öwwern Koppe tesammen.

 

Se peek de heißen Kokepötte domedde un schleppede se up`n Disch.

 

De Waschkorf worde domedde taugedecked, wenn se kenne Tied tem Böggelen hadde, un de Wössde, wennse räukern wollen.

 

Un erstmol de Schörtenkiepe, wat do alles drinne wor!

 

Knöppe, enn harter Blieschdift, enn bedzken Kandis förr uns Kinger, un auch enn Pinneken Hingfong, wennt d`r Omma mol bedräuwed anne wor.

 

Mie Kinger denken gäärne an düdde Tied terüjje. Un wat vertellen unse Enkelkinger mol von uns, wenn de Ommas ümmer in Jeanshosen dorümme laupen?

 

 

 

 

 

Von der Schürze

 

Omas Schürze war groß und dunkel, mit Streifen und Punkten. Sie roch nach Kernseife, wenn sie aus der Schublade kam.

 

Jeden Morgen band die Oma sich die Schürze um, schmiss die Träger über die Schulter und band sie in der Hüfte fest. Am Latz hatte sie eine Sicherheitsnadel, die war aber nur für den Notfall.

 

Ich habe diese Schürze gern gehabt. Am Zipfel habe ich mich festgehalten, wenn es in den düsteren Keller ging und ich Angst hatte.

 

Am selben Zipfel wischte die Oma mir die Tränen ab und meisten auch die Schnütte. Sie hatte auch ein sauberes Taschentuch in der Schürzentasche, das wurde kaum gebraucht, nur im Notfall, wenn mal der Pastor zu uns kam.

 

Sie nahm den Schürzenzipfel auch, um den Schweiß und die Hände abzuputzen.

 

Auch die Fliegen wurden damit vom Tisch gejagt.

 

Was konnte man nicht alles mit der Schürze machen.

 

Hühnerfutter ausstreuen und die Eier einsammeln. Im Frühjahr die Küken in die Küche holen und die Äpfel und das Gemüse aus dem Garten reinschleppen.

 

Wenn`s auf dem Feld regnete, dann band sie die Schürze einfach über dem Kopf zusammen.

 

Sie fasste die heißen Kochtöpfe damit und schleppte sie auf den Tisch.

 

Der Waschkorb wurde damit zugedeckt, wenn sie keine Zeit zum Bügeln hatte, und die Würste, wenn sie räuchern wollten.

 

Und erst die Schürzentasche, was da alles drin war!

 

Knöpfe, ein harter Bleistift, ein bisschen Kandis für uns Kinder, und auch ein Päckchen Hingfong, wenn die Oma sich mal nicht wohl fühlte.

 

Wir Kinder denken gern an diese Zeit zurück. Und was erzählen unsere Enkelkinder mal von uns, wenn die Omas immer in Jeanshosen darum laufen?

 

 

 

Ingefrijjed

 

De Willem hadde bie Beckmanns ingefrijjed. Hei schdammede von ennem grauten Hoowe, awwer d`n hadde sinn ällesder Brauder gekrecht. Nu, wenn hei nid als aller Unkel engen woll, dann mossde hei seck enn Mäken seuken, wat alleine in so`n schönen Werkchen med sinnen Ellern läwede. Un so hadde hei dann Beckmanns Elise gefrijjed. Dat wor Beckmanns Einzijes, enn bedzken gagelich, awwer süss nid unrecht. Eigentlich woll hei je Meiers Mariechen hann. Awwer dat mossde selwer vom Hoowe, weil de Brauder frijjen woll un de jungen Fruggen seck nid hold woren. Dat Mariechen wor enn kurantes Mäken un de Willem hädded gärne gefrijjed, awwer - wie gesächt - wollen de beiden nid dat ganze Läwen arme sinn, dann mossten se seck upgewwen. Un dat hann se dann auch gedonn.

 

Nu awwer weit jeder: Ingefrijjed is enn harted Loos. Do hedded dann: „Schnute hallen un Blautwossd fräten“. Un gegäten häd de Willem so gärne. De allen Beckmanns kuchten manchmol ganz suhr. De Schweijervatter, so`n aller Knistebüdel, mährte bie sinnem Nower: „Wenn hei je bie d`r Arwed nur auch so forsch wör, wie biem Äten, dann kömen mie widder. Nu wor de Pastore mol owends biem Geburtsdage ten Äten ingeladen. De Willem at ordentlich un et schmachte e`m so richdich godd. Als de anderen Gäste schonn saat woren, do nahm hei seck nochmol ordentlich un sächte: „Herr Pastor, steht denn nicht geschrieben: Man soll dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden?“

 

Dodrup de Schweijervatter: Et schdett awwer auch geschrewwen: „Alles hat seine Zeit: Anfangen hat seine Zeit und aufhören hat seine Zeit.“ Me fenged mol med d`m Äten an, awwer me hörrt auch wedder uppe!“ D`m Pastor wor dat ganze Dingen ganz schinand un hei wandte seck an de Husfrugge: „Es ist doch schön, wenn das Essen schmeckt – nicht wahr , Frau Beckmann!“ Sie als Hausfrau freuen sich doch, wenn die Gäste an der Tafel sitzen und kräftig zulangen. Dodrup de alle Beckmannsche: „Jo, jo, Herr Pastor, jie hann je recht. Awwer wenn mie unsen Willem nid hädden, dann könnten mie ne Sugge mehr faudern.“

 

Eingeheiratet

 

Der Wilhelm hatte bei Beckmanns eingeheiratet. Er stammte von einem großen Hof, aber den hatte sein ältester Bruder geerbt. Nun, wenn er nicht als alter Onkel enden wollte, dann musste er sich ein Mädchen suchen, welches allein in so einem schönen Hof mit ihren Eltern lebte. Und so hat er dann Beckmanns Elise geheiratet. Das war Beckmanns einziges Kind, ein bisschen gagelich, aber sonst nicht unrecht. Eigentlich wollte er ja Meiers Mariechen gern heiraten. Aber die musste selber vom Hof, weil der Bruder heiraten wollte und die jungen Frauen sich nicht hold waren. Das Mariechen war ein kurantes Mädchen und der Wilhelm hätte es gern geheiratet, aber – wie gesagt – wollten die Beiden nicht das ganze Leben arm sein, dann mussten sie sich aufgeben. Und das haben sie dann auch gemacht.

 

Nun aber weiß jeder: Einheiraten ist ein hartes Los. Da heißt es dann: “Maul halten und Blutwurst essen.“ Und gegessen hat der Wilhelm gern. Die alten Beckmanns guckten manchmal ganz sauer. Der Schwiegervater, so ein alter Knistebüdel, mährte bei seinem Nachbarn: „Wenn er ja bei der Arbeit auch so forsch wär, wie beim Essen, dann kämen wir weiter.“ Nun war der Pastor mal abends beim Geburtstag zum Essen eingeladen. Der Wilhelm aß ordentlich und es schmeckte ihm richtig gut. Als die anderen Gäste schon satt waren, da nahm er sich noch mal ordentlich und sagte: „Herr Pastor, steht denn nicht geschrieben: „ Man soll dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden?“

 

Darauf der Schwiegervater: Es steht aber auch geschrieben: „Alles hat seine Zeit, anfangen hat seine Zeit und aufhören hat seine Zeit.“ Man fängt mal mit dem Essen an, aber man hört auch wieder auf. Dem Pastor war das ganze Dingen sehr schinand und er wandte sich an die Hausfrau: „Es ist doch schön, wenn das Essen schmeckt – nicht wahr, Frau Beckmann!“ Sie als Hausfrau freuen sich doch, wenn die Gäste an der Tafel sitzen und kräftig zulangen. Darauf die alte Beckmannsche. „Ja, ja, Herr Pastor, sie haben ja recht. Aber wenn wir unseren Wilhelm nicht hätten, dann könnten wir ein Schwein mehr füttern.

 

 

 

Mie gedded godd

 

von Almut Weingart

 

Up Meinerküser Platt geschrewwen von Wilhelm Schäfer

 

Gisstern Morjen sitte eck biem Dockder un warte, dat eck balle dran kumme. Do gedd de Döre up un dat Erika kümmed rinn, dat is vom Erich sinnen Kusäng de Frugge. „Na, Annchen“, säjeded, „wie gedded die dann?“ D`m Erika darf me nid tevell vertellen, dat drejjed deck sofort im Dorpe rümm.

 

Also, eck schdrahle öwwer alle veer Backen an un säje: „Mie gedded godd!“

 

„Un worümme bissde dann hie biem Dockder?“, hollt et gliek tem Gejjenschlach ut.

 

Awwer nid med mie! „Eck will emm bloß tem Nijjen Johr grateleeren. Awwer wie gedded uch dann, minn leewed Erika?“ Do hadde eck de richdije Froge geschdallt. Nu horrted öwwerhaubd nid wedder uppe. Sinne Schdirnhöhle wör tau un de Halz auch, un et könnte kaum schlucken un so widder un so widder. Twischendörch woren mol de Gallenschdeine dranne, un dadded de von sinner Motter geärwed hädde. „Jo“, hawwe eck gesächd, „de ennen ärwen de Millijonen un du de Gallenschdeine!“ Awwer et wor nid uptehallen: Jeds kam sinnem Mann sinn Majengeschwüre un sinne Malässde med d`r Prosdada. Alle anderen Lüde hadden schonn upgehorrt, seck te ungerhallen, un horrten biem Erika tau. So langsam hadde eck auch Majenschmerzen, minne Krampfodern hann gedrucht, weil et grade von d`r schlechten Dörchbludunge bie sinner Schweigermotter an Schwadzen wor. Ach, wat wor eck so frau, als eck endlich rinn non Dockder konnte.

 

Worümme eck so blass wör, häd de meck dann gefrocht. Druuten sitted de Frau Fischer, hawwe eck emm gesächt. Do heel hei mien Schächdelcken med rauden Kapseln henn un sächte: „Do, nämmen se mol enne, de beruijen. De nämme eck auch ümmer, wenn de Frau Fischer bie mie wor.“

 

Dann hamme uns noch enn bedsken ungerhallen, un eck hawwe meck wedder langsam erhollt. Als d`r Dokder dann frochte: „Und wie gehts ihnen dann?“,

 

do mossde eck druuten ant Erika denken un hawwe gelached: „Ach, Herr Dockder, mie gedded godd!“

 

 

 

Mir geht es gut

 

Von Almut Weingart

 

Auf Meineringhäuser Platt geschrieben von Wilhelm Schäfer

 

Gestern Morgen sitze ich beim Doktor und warte, dass ich bald drankomme. Da geht die Tür auf und die Erika kommt rein. Das ist von Erich seinem Cousin die Frau. „Na, Annchen“, sagt sie, „wie geht es dir dann?“. Dem Erika darf man nicht zu viel erzählen, das trägt dich sofort im Dorf rum. Also, strahle über alle vier Backen und sage: „Mir geht es gut“. „Und warum bist du dann beim Doktor?“, holt es gleich zum Gegenschlag aus.

 

Aber nicht mit mir: „Ich will ihm bloß zum neuen Jahr gratulieren. Aber wie geht es euch denn, meine liebe Erika?“ Da hatte ich die richtige Frage gestellt. Nun hörte sie überhaupt nicht wieder auf. Ihre Stirnhöhle wär zu und der Hals auch, und es könnte kaum schlucken usw. usw. Zwischendurch waren nochmal die Gallensteine dran und dass es die von seiner Mutter geerbt hätte. „Ja“, habe ich gesagt, „die einen erben die Millionen und du die Gallensteine!“ Aber es war nicht aufzuhalten: Jetzt kam seinem Mann sein Magengeschwür und seine Maläste mit der Prostata. Alle anderen Leute hatten aufgehört, sich zu unterhalten und hörten beim Erika zu. So langsam hatte ich auch Magenschmerzen, meine Krampfadern haben gedrückt, weil es grade von der schlechten Durchblutung seiner Schwiegermutter am Reden war. Ach, was war ich so froh, als ich endlich rein zum Doktor konnte. Warum ich so blass wär, hat er mich dann gefragt. Draußen sitzt die Frau Fischer, hab ich ihm gesagt. Da hält er mir ein Schächtelchen mit roten Kapseln hin und sagt: „Da, nehmen sie mal eine davon, die beruhigen. Die nehme ich auch immer, wenn die Frau Fischer bei mir war“. Dann haben wir uns noch ein bisschen unterhalten und ich habe mich wieder langsam erholt. Als der Doktor dann fragte: „Und wie geht es Ihnen denn?“, da musste ich draußen ans Erika denken und habe gelacht: „Ach, Herr Doktor, mir geht es gut“.

 

Enne Frugge kümmed in de Köcke un süht ärren Mann med d`r Fleegenklappe.

 

„Watt makesd du dann do?“ Hei säjed: „Fleegen fangen.“

 

„Un hässd du dann schonn welke gefangen?“

 

„Jo, 3 Männekes un 2 Wiewekes.“

 

Verwundert fröjed se enn: „Wie erkennst du dann d`n Ungerschied twischen Männekes un Wiewekes?“

 

Hei antwortet: „De dree Männekes saaten uppen Beerglas un de twei Wiewekes uppen Telefonhörer.“

 

 

 

De Schäuper

 

Enn paar junge Burschen ut Meinerkusen öwwerlechden wedder mol, watt se woll in ärrem Öwwermaut so anschdellen könnten. Et wor enn dunkler Owend. Et feel ennen in, dat de Schoophirte uten Dorpe in ennem Wessengrund bie Alraft sinne Hörden schdonn hadde un in d`r Schäuperhütte öwwernachdede. Se wussden awwer auch, dat de Schäuper von Natur ut enn bedsken ängstlich wor. De Burschen hollten seck von teheime linnene Beddelaken. Korrt vörr d`r Schäuperhütte lächden se seck de Laken ümme. Dann gingen se an de Schäuperhütte un kloppeden an de Döre. De Hunde kannten de Burschen un gawen kennen Laut von seck. De Schäuper meinte, weil sinne Hunde nid anschlogen, dadded woll Bekannte sinn mössden, de no emm wöllten. Ahnungslaus maked hei de Döre up un süht druuten einige Geschbensder. Ut luuter Angesd riejelt hei de Döre von innen tau un is ganz schdille. De Kerls hann dann de Schäuperhütte in d`n ganz endgeggenleggenden Deil d`r Meinerküser Gemarkung (med Schäuper un Hunden ) geschoowen. Düsse Anschdrengung wor d`n Burschen de Schbass wert. De Schäuper in sinner Angesd gaaf kennen Ton von seck un leet alles öwwer seck ergonn.

 

Erst am anderen Morjen, als et ganz helle wor, häd hei seck wedder ut d`r Hütte getrugged. We hinger düssem Schdreich schdichde, häd hei nie rutgekrechd.

 

Der Schäfer

 

Ein paar junge Burschen aus Meineringhausen überlegten wieder mal, was sie wohl in ihrem Übermut so anstellen könnten. Es war ein dunkler Abend. Es fiel ihnen ein, dass der Schafhirte aus dem Dorf in einem Wiesengrund bei Alraft seine Hürden stehen hatte und in der Schäferhütte übernachtete. Sie wußten aber auch, dass der Schäfer von Natur aus ein bisschen ängstlich war. Die Burschen holten sich von zu Hause Leinen-Bettlaken. Kurz vor der Schäferhütte legten sie sich die Bettlaken um. Dann gingen sie zur Schäferhütte und klopften an die Tür. Die Hunde kannten die Burschen und gaben keinen Laut von sich. Der Schäfer meinte, weil seine Hunde nicht anschlugen, dass es wohl Bekannte sein müssten, die nach ihm wollten.Ahnungslos macht er die Tür auf und sieht draußen einige Gespenster. Aus lauter Angst riegelt er die Tür von innen zu und verhält sich ganz still.

 

De Burschen haben dann die Schäferhütte in den ganz entgegengesetzten Teil der Meineringhäuser Gemarkung (mit Schäfer und Hunden) geschoben. Diese Anstrengung war den Burschen der Spass wert. Der Schäfer in seiner Angst gab keinen Ton von sich und ließ alles über sich ergehen. Erst am anderen Morgen, als es hell wurde, hat er sich wieder aus der Hütte getraut. Wer hinter diesem Streich steckte, hat er nie rausbekommen.

 

 

 

De nijje Pastor

 

Im Nachbardorp Hörenkusen wor vörr etwa hundert Johren de alle Pastor in Rente gegonn. De Pastorenschdelle worde utgeschrewwen. Et hadden seck velle ümme de Schdelle beworwen. Twei kamen in de nöhere Utwahl. De erste hadde de Prowepredicht schonn gehallen. Me wor sehr tefreden, awwer me woll d`n anderen Pastor auch noch hören. De twedde Bewerwer wor noch enn junger Bursche, hei kam schonn am Sunnowend med d`r Postkutsche an. De Küster hadde enne Kammer frie un so häd hei seck do inquarteert. Hei woll dat Dorp un de Lüde erst mol kennenlären. No ennem Schbazeergang dürch dat Dorp machte hei noch ennen Gang dörch dat Feld. So kam hei nu an enner Schdelle verbie, do woren velle Schnecken, un weil de Schnecken sinne Lieblingsspeise woren, sammelte hei ne ganze Menge dovon un frochte dann de Küsterin, off se emm de Schnecken taubereiten könnte. De Küsterin konnte med Schnecken nix anfangen. Do sächte de junge Pastor: „Frau Küsterin, ich helfe ihnen dabei.“ So worded dann auch gemacht. Im Dorpe hadde seck dat schnell rümmegeschwadzed, dat de Pastor Schnecken ettet.

 

Nu kam de Sunndach, de Pastore heel sinne Predicht, hei wor schonn fast ferrich, do worde de alle Frese, de in d`r twettlessten Bank saat un geschlopen hadde, auch wach un reep: „Düdden nämmen me, de sammelt dat Ungeziefer un fretteded gliek.

 

Der neue Pastor

 

Im Nachbardorf Höringhausen war vor etwa hundert Jahren der alte Pastor in Rente gegangen. Die Pastorenstelle wurde ausgeschrieben. Es hatten sich viele um die Stelle beworben. Zwei kamen in die nähere Auswahl. Der erste Bewerber hatte die Probepredigt schon gehalten. Man war zufrieden, aber man wollte den anderen Pastor auch noch hören. Der zweite Bewerber war noch jung an Jahren, er kam schon am Sonnabend mit der Postkutsche an. Der Küster hatte eine Kammer frei und so hat er sich da einquartiert. Er wollte das Dorf und die Leute erst mal kennenlernen. Nach einen Spaziergang durch das Dorf machte er noch einen Gang durch das Feld. So kam er an einer Stelle vorbei, da waren viele Schnecken und weil Schnecken seine Lieblingsspeise waren, sammelte er eine ganze Menge davon und fragte dann die Küsterin, ob sie ihm die Schnecken zubereiten könnte. Die Küsterin konnte mit Schnecken nichts anfangen. Da sagte der junge Pastor: „Frau Küsterin, ich kann ihnen dabei helfen.“ So wurde es dann gemacht. Im Dorf hatte sich das schnell rumgesprochen, dass der Pastor Schnecken verspeist.

 

Nun kam der Sonntag, der Pastor hielt seine Predigt, er war schon fast am Ende, da wurde der alte Frese, der in der zweitletzten Bank saß und geschlafen hatte, wach und rief: „Diesen nehmen wir, der sammelt das Ungeziefer und verspeist es gleich.

 

 

 

Trinksprüche

 

Das Trinken lernt der Mensch zuerst und später erst das Essen. Drum soll der Mensch aus Dankbarkeit das Trinken nicht vergessen.      Prost.

 

Dat Drinken lärt de Mensch te erste un späder erst dat Äten. Drümme sall de Mensch ut Dankbarkeit dat Drinken nid vergäten.   Prost.

 

Dem Ochsen gibt das Wasser Kraft. Der Mensch trinkt Wein und Gerstensaft. Drum trinken wir Bier und Wein, denn wer will schon ein Rindvieh sein.

 

D´m Ossen gett dat Water Kraft. De Mensch drinked Wien un Gerstensaft. Drümme drinken mie nur Beer un Wien, denn we will schonn enn Rindveih sinn.

 

Weitere Trinksprüche in Hochdeutsch

 

 

 

Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, bei manchen ist es umgekehrt.

 

 

 

Es ist bekannt, was wir bedürfen, wir wollen starke Getränke schlürfen.

 

 

 

Alles ist vergänglich, nur der Durst bleibt lebenslänglich.

 

 

 

Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren.

 

 

 

Moses klopfte auf einen Stein, da wurde Wasser gleich zu Wein, doch viel bequemer ist es hier, brauchst nur rufen:

 

Wirt, ein Bier

 

 

 

Mit des Bieres Hochgenuss, wächst des Bauches Radius.

 

 

 

Das erste Bier, es löscht den Durst, ein zweites stimmt mich heiter. Nach dreien ist mir alles Wurst, drum sauf ich einfach weiter.

 

 

 

 

 

De Repperatur

 

von Ria Ahrend

 

Up Meinerküser Platt geschrewwen von Wilhelm Schäfer

 

 

 

„Lowiese!....Lowiese!....Wo schdicked nur dat Mensche wedder? Ümmer, wenn me se bruked, sinn se nid te kriejen, de Wiewesmenscher! Alles häd me auch alleine am Balje hangen“, bölked de Jacob uppen Hoowe.

 

Doch erst no ner ganzen Wiele gedded Fenster up, unt Lowiese, im Schdammbauke awwer Louise ingedrächt, schdicked d`n Kopp d`m Fenster rut un räuped: „Jacob, Jakob, watt witte dann schonn wedder?“ Eck kann noch nid mol in Rugge minn Köppeken Kaffee utdrinken, ümmer bisde gliek hinger mie her. Kreitzgewittchen nochmol!“ Et knallt med aller Gewalt de Schiewe tau, dat de Jacob dachte, dat ganze Fenster flöch uten Angeln.

 

Nu häd hei awwer de Faxen dicke! Hei lett d`n Haamer fallen un gett schnurschdracks in de Köcke, wo sinn Lowiese noch ümmer an Kaffee drinken is. „Eck kann mie de Lunge uten Halse bölken, minn Lowiese hörrt nid.

 

Kumm doch mol medde no druten. Do sinn etliche Latten von d`r Hofdööre un vom Tuune lause! De mössden mol wedder fesde gemacht wären.

 

Dat Lowiese rümed erst mol de Kaffeekanne unt Köppeken wech, schdrieked seck de Schörrte glaat un gett nu med d`m Jacob no druten. „Verflicksd nochmol“, murmelt dat Lowiese vörr seck henne, „einige von d`n Holtlatten sinn tatsächlich lause.“ Do knottert de Jacob: „ Dachtesde dann, eck hädde die wat vörrgemacht?“

 

Wie wild fuchtelt nu de Jacob in sinnem Kästeken rümm, wo hei Näjel verschiedenster Kaliewer drinne häd. Dann nemmed hei ennen dovon rut, zeijed düssen d`m Lowiese un bölked: „Wennt wat gewwen sall, Lowiese, mak dat, wat eck die jedz säje:

 

Hall dinn Muul un med dinner Poote d`n Najel ganz fesde, domedde eck meddem Haamer godd schlonn un dräpen kann. Eck hawwe mie nämlich schonn fief mol up de Finger geklopped.

 

 

 

Die Reparatur

 

Von Ria Ahrend

 

Auf Meineringhäuser Platt geschrieben von Wilhelm Schäfer

 

Lowiese!    Lowiese!    Wo steckt nur die Frau wieder? Immer, wenn man sie braucht, sind sie nicht zu kriegen, diese Weibsleute! Alles hat man allein am Balge hängen, ruft der Jacob auf dem Hof. Doch erst nach einer ganzen Weile ging das Fenster auf und Lowiese, im Stammbuch als Louise eingetragen, steckt den Kopf aus dem Fenster raus und ruft: „Jacob, Jacob, was willst du dann schon wieder?“ Ich kann noch nicht mal eine Tasse Kaffee trinken, immer bist du gleich hinter mir her, Kreizgewitter nochmal!“ Sie knallt mit aller Gewalt das Fenster zu, dass der Jacob dachte, das ganze Fenster flög aus den Angeln.

 

Nun hat er aber die Faxen dicke. Er ließ den Hammer fallen und geht schnurstracks in die Küche, wo seine Lowiese noch immer am Kaffeetrinken ist. Ich kann mir die Lunge aus dem Halse bölken, mein Lowiese hört nicht.

 

Komm doch mal mit nach draußen. Da sind etliche Latten vom Hoftor und vom Zaun lose, die müssten mal wieder fest gemacht werden.

 

Lowiese räumt erst mal die Kaffeekanne und die Tasse weg, streicht sich Schürze glatt und geht mit dem Jacob nach draußen. Verflickst nochmal, murmelt Lowiese vor sich hin, einige Latten sind tatsächlich lose. Da knottert der Jacob: „Dachtest du dann, ich hätte dir was vorgemacht?“

 

Wie wild fuchtelt nun der Jacob in seinem Kästchen rum, wo er Nägel verschiedenster Kalieber drin hat. Dann nimmt er einen davon raus, zeigt diesem der Lowiese und bölket: „Wenn es was geben soll, Lowiese, mach das, was ich dir jetzt sage: Halt deinen Mund und mit deiner Hand den Nagel ganz fest, damit ich mit dem Hammer gut schlagen und treffen kann. Ich habe mir nämlich schon fünfmal auf die Finger geklopft.

 

Öwwer Lüde schwadzen.

 

von Mundartpfarrer Dieter Otto

 

Up Meinerküser Platt geschrewwen von Wilhelm Schäfer

 

 

 

Ach, jie Lüde, wat me doch im Läwen so alles schwadzed. Jie wetten je selwer, wie dat so is. Me sitted irjendwo upp`n Geburtsdach in lustijer Runde. Me kümmed up dütt un up dat, up düssen odder jenen, un schonn häd me enn druppe un schwadzed öwwer d`m sinne Verhältnisse. De enne weit de Geschichde un de andere setted noch ennen drupp un schonn is me selwer in d´m Fahrwater un gett sinnen Senf dobie un ärgert seck hingerher, dat med gesächt häd. Et hett zwar ümmer: „Looted uns öwwer andere Lüde schwadzen, de schwadzen öwwer uns auch“, awwer eck gläuwe, manchmol wör`t better, dat Mul te hallen.

 

Neulich wor eck mol wo, do ginged als öwwer enne Familie henn un her. Enne Frugge hadde dat Mul vorne un lächte so richtich laus, awwer dann toch se plötzlich de Notbremse un sächte: „Jetz will eck awwer schdille sinn; eck hawwe schonn mehr gesächt, wie eck öwwerhaupt weit!“ Me is je bie`n „öwwer de Lüde schwadzen“ auch to schnell bie d`r Hand öwwer se nid nur te schnuddeln als auch te richten: „De sinn so odder so“ un „de söllten seck wat schämen“ un un. Do hawwe eck düdde Daage mol enn schönen Spruch geläsen: „Wer Übles redet von mir und den Meinen, der gehe nach Hause und betrachte die Seinen. Findet er an denen keine Gebrechen, so kann er frei von mir und den Meinen sprechen“. Also eck denke jie Lüde, mie mössten uns alle en bedzken mehr in d`r Gewalt hann wat de Schwadzerijje bedrepped. Et is zwar angenehm, anderer Lüde ärre Verhältnisse rümmetedrejjen, awwer erstens: Et gett uns velles nix an un tweddens: Et stett uns einfach nid tau, öwwer andere Menschen te urdeilen.

 

Me wetten de Hingergründe nid un säjen auch nur dat, wat me säjen wönn.

 

Un drittens: Et kann je auch sinn, dat et de anderen meddekriejen, dat mie öwwer sei hergetojen hann un dann gett dat Gezerrje erst richtich laus.

 

Wat me so ohne Öwwerläjunge doher schwadzed. Do wor enn Mann, de hadde ne ällere Schwesder, de nid gefrijjed hadde. Up ennem Feste, hei hadde schonn enn paar Schnäpse gedrunken, sächte hei up enmol ganz laut: „Wenn du noch enne Schwesder häst, rappeldürre un auch mager, dann kannsde maken, wat te witt, du kriejest nie enn Schwager.“ Also, do kam Stimmung in de Bude.

 

Über Leute reden

 

Von Mundartpfarrer Dieter Otto

 

Auf Meineringhäuser Platt geschrieben von Wilhelm Schäfer

 

Ach, ihr Leute, was man doch im Leben so alles redet. Ihr wisst selber, wie das ist. Man sitzt irgendwo auf einem Geburtstag in lustiger Runde. Man kommt auf dies und das, auf diesen oder jenen und schon hat man einen drauf und redet über dem seine Verhältnisse. Der eine weiß die Geschichte und der andere setzt noch einen drauf und schon ist man selber in dem Fahrwasser und gibt seinen Senf dabei und ärgert sich hinterher, dass man`s gesagt hat. Es heißt zwar immer: „Lasst uns über andere Leute reden, die reden über uns auch“, aber ich glaube, manchmal wäre es besser, das Maul zu halten.

 

Neulich war ich mal wo, da ging es immer über eine Familie hin und her. Eine Frau hatte das Maul vorn und legte so richtig los, aber dann zog sie plötzlich die Notbremse und sagte: „Jetzt will ich aber still sein, ich habe schon mehr gesagt, wie ich überhaupt weiß!“ Man ist ja beim „über Leute reden“ auch zu schnell bei der Hand über sie nicht nur zu reden, als auch zu richten: „Die sind so oder so“ und „die sollten sich was schämen“ und, und….

 

Da habe ich dieser Tage mal einen schönen Spruch gelesen: “Wer Übles redet über mich und die Meinen, der gehe nach Hause und betrachte die Seinen. Findet er an denen keine Gebrechen, so kann er frei von mir und den Meinen sprechen.“ Also, ich denke ihr Leute, wir müssten uns alle ein bisschen mehr in der Gewalt haben was die Schwätzerei betrifft. Es ist zwar angenehm anderer Leute ihre Verhältnisse rumzudrehen, aber erstens: Es geht uns vieles nichts an und zweitens: Es steht uns einfach nicht zu, über andere Leute zu urteilen.

 

Wir wissen die Hintergründe nicht und sagen auch nur das, was wir sagen wollen.

 

Und drittens: Es kann ja auch sein, dass es die Anderen mitkriegen, dass wir über sie hergezogen haben und dann geht das Gezerre erst richtig los.

 

Was man alles so ohne Überlegung daher redet. Da war ein Mann, der hatte noch eine ältere Schwester, die nicht geheiratet hatte. Auf einem Fest, er hatte schon ein paar Schnäpse getrunken, da sagte er auf einmal ganz laut. „Wenn du noch eine Schwester hast, rappeldürre un auch mager, dann kannst du machen was du willst, du kriegst nie einen Schwager.“

 

Also, da kam Stimmung in die Bude.

 

De vergätenen Köjje

 

Enn Bure ut Schdraute, hei heet Fritz, wollte med sinnen Köjjen in Hörenkusen am Bahnhof Holt hollen. „Breng mie awwer enn Pund Zucker, enn Pund Mehl un enn Pund Ries medde“, sächte sinne Frugge.

 

Se machte emm noch enn paar Schdücker Brot med Blaudwossd un Läwwerwossd ferrich un schdoppede alles in sinnen Rucksack. De Fritz schbannte de Köjje an un machte seck uppen Wäch. In Hörenkusen angekummen, hadde hei sinne 2 Meter Holt schnell upgeladt. Hei koffde noch schnell förr sinne Frugge in un dann dachte hei an dat Brot in sinnem Rucksack. De Fritz fohr med sinnen Köjjen bie Fresen Wirtschaft hingen uppen Hof, domedde de Köjje nid so in d`r Sunne schdunden un ging in de Wirtsschdoowe. Hei at sinn Brot un drunk twei Glas Beer dobie, mehr Geld hadde sinne Frugge emm nid meddegegett. Hei woll schonn gonn un wor fast an d`r Dööre, do kam de alle Hannes rinn, de Dokder Fürer ut Körrbach. De wor bie d`m allen Frese gewässt, de bie`n Appelplücken von Baume gefallen wor. De alle Hannes, de auch gäärne mol ennen gedrunken häd, sächte förr d`n Fritz: „Kumm blief noch enn bedzken hie un drink noch enn Glas Beer medde.“ De Fritz wor inverschdonn. Als se utgedrunken hadden, bot de Fürers Hannes d`m Fritz an, enn uppen Motorrad medde no Schdraute te nemmen. De Fritz nahm sinnen Rucksack un fohr medde. Deheime angekummen, ging hei dörch de Hingerdööre in`t Hus un gaf sinner Frugge dat Ingekoffte. Sinne Frugge sächte dann: „ Kumm rinn, mie hann Besuch, dinn Brauder Willem ut Frijjenhajen is do. Se hann seck dann noch ne Wiele ungerhallen, awwer ümme fiewe mossden se innen Schdall un faudern un melken. D`n Fritz sinne Frugge ging t`erste in d`n Schdall un reep ganz upgerejed: „Wo sinn dann unse Köjje?“ Do feelen d`m Fritz alle sinne Süngen in un hei sächte: „ Eck Schopeskopp hawwe de Köjje vergäten, de schdonn noch in Hörenkusen.“

 

Die vergessenen Kühe

 

Ein Bauer aus Strothe, er hieß Fritz, wollte mit seinen Kühen in Höringhausen am Bahnhof Holz holen. „Bring mir aber 1 Pfund Zucker, 1 Pfund Mehl und 1 Pfund Reis mit“, sagte seine Frau.

 

Sie machte ihm noch ein paar Stücke Brot mit Blutwurst und Leberwurst fertig und stopfte alles in seinen Rucksack. Der Fritz spannte die Kühe an und machte sich auf den Weg. In Höringhausen angekommen, hatte er seine zwei Meter Holz schnell aufgeladen. Er kaufte noch schnell für seine Frau ein und dann dachte er an das Brot in seinem Rucksack. Der Fritz fuhr mit seinen Kühen bei Fresen Wirtschaft hinten auf den Hof, damit die Kühe nicht so in der Sonne standen und ging in die Wirtsstube. Er aß sein Brot und trank zwei Glas Bier dabei, mehr Geld hatte ihm seine Frau nicht mitgegeben. Er wollte schon gehen und war fast an der Tür, da kam der alte Hannes rein, der Doktor Führer aus Korbach. Der war bei dem alten Frese gewesen, der beim Apfelpflücken vom Baume gefallen war. Der alte Hannes, der auch gerne mal einen getrunken hat, sagte zum Fritz: „Komm, bleib noch ein bisschen hier und trink noch ein Glas Bier mit.“ Der Fritz war einverstanden. Als sie ausgetrunken hatten, bot der Hannes dem Fritz an, ihn auf dem Motorrad mit nach Strothe zu nehmen. Der Fritz nahm seinen Rucksack und fuhr mit. Zu Hause angekommen, ging er durch die Hintertür ins Haus und gab seiner Frau das Eingekaufte. Seine Frau sagte dann: „Komm rein, wir haben Besuch, dein Bruder Wilhelm aus Freienhagen ist da.“ Sie haben sich dann noch eine Weile unterhalten, aber um fünf mussten sie in den Stall zum Füttern und Melken. Dem Fritz seine Frau ging zuerst in den Stall und rief ganz aufgeregt: „Wo sind dann unsere Kühe?“ Da fielen dem Fritz alle seine Sünden ein und er sagte: „Ich Schafskopf, ich habe die Kühe vergessen, die stehen noch in Höringhausen.“

 

 

 

Ätegedeck    *

 

Et wor de Hannes ut d`m Schdricke,

 

enn Kerle, de seck sehen leet,

 

hei wor nid tau lang un nid tau dicke,

 

et saat bie emm, wo`t neudich deet.

 

Hei hadde Backen wie ne Rause,

 

dat Mulwerk wor bie emm nid schlecht,

 

de Tähne saaten emm nid lause,

 

harte odder weik, et wor emm recht.

 

Hei mochte alles gärne äten,

 

besonders Suurmaus un Schbeck,

 

do wore ganz drupp versäten,

 

drümme nannten sen dat Ätegedeck.

 

D`n Wiewern schdichte hei in d`n Köppen,

 

kam hei am Sunndaach anmascheert,

 

im nijjen Wams med blanken Knöppen,

 

in langen Schdewwelen, frisch geschmärt.

 

De greune Hose ut Manschester,

 

de tau d`r Tied noch veer Daler gull,

 

un Kneegehänge von sinner Schwester,

 

hei machte alle Mäkes dull.

 

So wor`t dann so, denn Herr det Hemmels,

 

de Hannes wor balle Brüdijam,

 

weil hei in Wilkens, genannt Schimmels,

 

seck dat Marie-Kathrine nahm.

 

Dat wor enn Deer, wie gedrejjed

 

un donne, wo me henne grepp.

 

Auch wussted, wie me Lattich säjjed,

 

dat soh me, wie`t de Aujen knepp.

 

Et gaaf ne Hochtied,

 

dat de Dische knackeden woll med Gewalt,

 

Gemäuse, Broden, Kauken, Fische,

 

wor alles mächdich taugeschdallt.

 

De Hannes machte enn beused Gesichte

 

un dachte nid an sinne Brut,

 

denn vörr emm schdund sinn Liefgerichte,

 

de blanke Schbeck in Suurmaus.

 

Wiet dann kam tem Ümmegange,

 

do woren alle Henge fix,

 

de Schöttel reikede nid lange,

 

un unse Hannes krechte nix.

 

Hei wor wie vörrn Kopp geschlajen,

 

de Worte unt Kathrin hei vergaat,

 

hei wusste nid, ob emm de Krajen

 

im Nacken odder Koppe saat.

 

Hei will nid drinken, will nid äten,

 

de Läppel feel emm ut d`r Hand,

 

un wie se tem Danze schbellen deeden,

 

schdallte hei seck prutzich an de Wand.

 

So schdund hei lange in Gedanken,

 

dat Lisbeth unt Mariechen kam,

 

hei woll nid wieken un nid wanken,

 

als wöre im Krüze lahm.

 

Un alles mott mol tem Enge kummen,

 

so ginget auch med Schbell un Danz.

 

Med juchhei wird dann affgenummen,

 

d`r jungen Frugge Schleier un Kranz.

 

„Na, Hannes, schdesst je ümmer noch do.“

 

„O, Jammer, weißt nid, wo henn de Mann gehörrt?“

 

„Bie de Frugge in de Kammer, wo Tied un Wiele lange duurt.“

 

„Drupp bin eck gar nid so versäten,“

 

reep hei vull Wut un bleffte schdonn,

 

„un we d`n Schbeck häd upgefräten,

 

de kann auch medde in`t Bedde gonn.“

 

 

 

Essgedeck

 

Es war der Hannes aus dem Ortsteil Strick,

 

ein Kerl, der sich sehen ließ,

 

er war nicht zu lang und nicht zu dick,

 

es saß bei ihm alles, wo es nötig war.

 

Er hatte Backen wie eine Rose,

 

das Mundwerk war bei ihm auch nicht schlecht,

 

die Zähne saßen ihm nicht lose,

 

hart oder weich, es war ihm recht.

 

Er mochte alles gerne essen,

 

besonders Sauerkraut und Speck,

 

da war er ganz drauf versessen,

 

drum nannten sie ihn das Essgedeck.

 

Den Weibern steckte er in den Köpfen,

 

kam er am Sonntag anmarschiert,

 

im neuen Wams mit blanken Knöpfen,

 

in langen Stiefeln, frisch geschmiert.

 

Die grüne Hose aus Manschester,

 

die zu dieser Zeit noch vier Taler kostet,

 

und Kniegehänge von seiner Schwester,

 

er machte alle Mädchen toll.

 

So war es dann so, denn Herr des Himmels,

 

der Hannes war bald Bräutigam,

 

weil er in Wilkens, genannt Schimmels,

 

sich das Marie-Kathrine nahm.

 

Das war ein Mädchen, wie gedreht

 

und donne, wo man hingriff.

 

Auch wusste es, wie man Lattich säht,

 

das sah man, wie`s die Augen kniff.

 

Es gab eine Hochzeit,

 

dass die Tische knackten wohl mit Gewalt,

 

Gemüse, Braten, Kuchen, Fische,

 

war alles mächtig zugestellt.

 

Der Hannes machte ein böses Gesicht

 

und dachte nicht an seine Braut,

 

denn vor ihm stand sein Leibgericht,

 

der blanke Speck in Sauerkraut.

 

Wie es dann kam zum Umgang,

 

da waren alle Hände fix,

 

die Schüssel reichte nicht lange,

 

und unser Hannes kriegte nichts.

 

Er war wie vor den Kopf geschlagen,

 

die Worte an Kathrin er vergaß,

 

er wusste nicht, ob ihm der Kragen

 

im Nacken oder Kopfe saß.

 

Er will nicht trinken, will nicht essen,

 

der Löffel fiel ihm aus der Hand,

 

und als sie zum Tanz spielen taten,

 

stellte er sich prutzig an die Wand.

 

So stand er lange in Gedanken,

 

das Lisbeth und Mariechen kam,

 

er wollte nicht weichen und nicht wanken,

 

als wär er im Kreuze lahm.

 

Und alles muss mal zum Ende kommen,

 

so ging es auch mit Spiel und Tanz.

 

Mit Juchhei wird dann abgenommen,

 

der jungen Frau Schleier und Kranz.

 

„Na, Hannes, stehst ja immer noch da.“

 

„O, Jammer, weißt nicht, wo hin der Mann gehört?“

 

„Bei die Frau in die Kammer, wo Zeit und Weile lange dauert.“

 

„Darauf bin ich gar nicht so versessen“

 

rief er voll Wut und blieb stehen,

 

„und wer den Speck hat aufgefressen,

 

der kann auch mit ins Bette gehen.“

 

 

 

Sprichwörter

 

 

 

Enne Krähe hacked d`r anderen kenn Auge ut.

 

Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.

 

 

 

Fischen un Jagen maked läddigen Magen.

 

Fischen und Jagen macht leeren Magen.

 

 

 

Wie de Herr, sot Gescherr.

 

Wie der Herr, so das Geschirr.

 

 

 

Am Werke erkennt me d`n Meister.

 

Am Werk erkennt man den Meister.

 

 

 

Klappern gehörrt tem Handwerk.

 

Klappern gehört zum Handwerk.

 

 

 

De Aarme etted, wenn hei wat häd,

 

de Rieke wann hei will.

 

Der Arme isst, wenn er was hat,

 

der Reiche wann er will.

 

 

 

Armaut drücked, awwer schänded nid.

 

Armut drückt, aber schändet nicht.

 

 

 

Hawwe eck Geld, so bin eck lustich,

 

hawwe eck kennt, so bin eck dossdich.

 

Habe ich Geld, so bin ich lustig,

 

habe ich keins, so bin ich durstig.

 

 

 

De Geldsack henged kenne fuffzich Johre an d`r Döre, de Bäddelsack auch nid.

 

Der Geldsack hängt keine fünfzig Jahre an der Tür,

 

der Bettelsack auch nicht.

 

 

 

Selwer is de Mann.

 

Selbst ist der Mann.

 

 

 

Wann de Frugge am Fenster schdett,

 

dann alles rückwärts gett.

 

Wenn die Frau am Fenster steht,

 

dann alles rückwärts geht.

 

 

 

Et is better enn Nower an d`r Hand,

 

als enn Freund öwwer Land.

 

Es ist besser einen Nachbar an der Hand,

 

als ein Freund über Land.

 

 

 

Handel un Wandel schett de Freundschaft.

 

Handel und Wandel scheidet die Freundschaft.

 

 

 

Eigener Herd is Goldes wert.

 

Eigener Herd ist Gold wert.

 

 

 

Frigge dinnes Nowers Kind,

 

käupe dinnes Nowers Rind,

 

dann wirst du nid bedrogen.

 

Heirate deines Nachbars Kind,

 

kaufe deines Nachbars Rind,

 

dann wirst du nicht betrogen.

 

 

 

We de Dochder friggen will,

 

mott seck godd med d`r Motter schdellen.

 

Wer die Tochter heiraten will,

 

muss sich gut mit der Mutter stellen.

 

 

 

Alle Jungfern up Ären,

 

wönn gärne Wiewer wären.

 

Alle Jungfrauen auf Erden,

 

wollen gerne Frauen werden.

 

 

 

Up jeden Pott pessed enn Deckel.

 

Auf jeden Topf passt ein Deckel.

 

 

 

De Appel fällt nid wiet vom Schdamme.

 

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

 

 

 

Bie Friggen un Heumaken geschüht vell ümmesüss.

 

Beim Heiraten und Heumachen geschieht viel umsonst.

 

 

 

Sässenhusen Drespenbrot,

 

Friggenhagen Hungers-un Waternot,

 

Hörenkusen legged im Dreck,

 

bliewed me nur von Straute un Meinerkusen wech.

 

Sachsenhausen Drespenbrot,

 

Freienhagen Hungers-und Wassernot,

 

Höringhausen liegt im Dreck,

 

bleibt mir nur von Strothe und Meineringhausen weg.

 

 

 

 

 

Du bist noch nid an Külte vörröwwer.

 

Du bist noch nicht an Külte vorrüber.

 

 

 

Als dat Kathrin un de Frieder no Kassel tem Inkäupen fohren.

 

Dat Kathrin un de Frieder wollen mol no Kassel tem Inkeupen. Se tojen seck dat Sunndaachstüch an un machten seck laus up de Bahn un fohren med d`m Zuch no Kassel. Godd in Kassel angekummen, do lässde dat Kathrin up d`m Bahnhofsgelände „Geleise“. Frieder sächte et, „mie mödden uns de Pinnenschohe uttehn. Hie mödden mie leise gonn.“ So gingen se in Schdrümpen in de Schdadt. „Als ersted käupe eck mie ennen Schirm“, sächte dat Kathrin un se gingen in dat Kaufhaus Karstadt. „Guten Morgen Herr Karstadt, wir wollen einen Schirm kaufen.“ De Verkäuper feulte sich sehr geschmeichelt und sächte: „Ersten Stock bitte.“ Se frochden noch enne Verkäuferin no ennem Schirm, awwer auch de sächte: „Ersten Stock.“ Nä, sächte dat Kathrin, de gewwen uns kennen Schirm, mie mödden erst enn Schdock käupen un de hawwe eck doch toheime genoch. Dann käupen mie uns ennen Schbejel. Se kofften seck auch ennen. Un als se ut d`m Laden rutgonn wollen, do sächte de Verkäufer: „Den muß ich ihnen erst einschlagen.“ „Um Gottes Willen, toheime hann mie kaputte genoch.“

 

Nu woren se schonn mol in Kassel, do wollen se auch mol in`t Theater gonn.

 

An d`r Kasse frochten se, wat dann geschbellt wörde. „Was Ihr wollt“, sächte de Kassiererin. De Frieder öwwerlächte erst ne Wiele, dann feel emm in, dat se freuher mol in d`r Schaule Wilhelm Tell geschbellt hadden. Do sächte hei : „Wilhelm Tell.“ De Kassierein mossde lachen un de Frieder worde ganz blass. Hei lässde grade „Programm 10 Cent“. „Nä, Kathrin, dat Theater könn mie uns nid leisten. Do mödden mie no Gewicht betahlen, hie schdett: Programm 10 Cent, un bie dinnen twei Zentnern, dat wird to düüre. Intwischen wort Owend geworen un de lessde Zuch no Heime wor schonn lange wech, so mossden se seck ne Ungerkunft förr de Nacht seuken. Se fungen auch enn vörrnehmed Hotel. De Portjee sächte: „Die Doppelzimmer sind alle belegt, wir haben nur noch zwei Einzelzimmer frei.“ „De nämmen mie, duwwelt betahlen könn mie nid. Mie schloopen toheime auch ümmer tesammen.“

 

Im Restaurant aten se to Owend. De Ober brachte de Schbeisekorte. Als ersted schdund do druppe: Suppe. „Nä, Soppe äten mie nid, de hamme teheime“, sächte de Frieder. „ Awwer hie, Menü, dat hörrt seck godd an, dat nämmen mie“, sächte dat Kathrin. De Ober brachte als ersten Gang Soppe. Dat Kathrin at se, awwer de Frieder röhrte se nid an. „De kriejen mie teheime jeden Daach.“ De Ober brachte d`n twedden Gang, Kotelett. „Nä“, sächte de Frieder, „Kotelett krieje eck teheime auch, mie schlachten doch selwer.“ Awwer dat häd hei dann doch gegäten.

 

Saat gegäten gingen se beide in`t Bedde. De Frieder wor grade enn bedzken ingeschloopen, do ging leise de Dööre up un rinn kam enn Dockder, de machte emm enn Inlaup. De Frieder dachte, dat is enn Sörvis det Hotels. Awwer de Dockder hadde seck in d`r Dööre geirrt. De Frieder hadde nu enne unruhije Nacht. Hei wor frau, als se morjens med d`m Zuch no Heime fahren konnten. Minn Läwe fahr eck nid mehr no Kassel tem Inkäupen. Am Bahnhof mott me leise gonn, wenn me ennen Schirm käupen will, mott me erst enn Schdock käupen. Käuped me ennen Schbejel, wönnsen gliek inschlonn. Im Theater mott me no Gewicht betahlen un wenn me owends sinne Soppe nid etted, kriejed me se nachts hingen rinn geblosen.

 

 

 

Als die Kathrin und der Frieder nach Kassel zum Einkaufen fuhren

 

Kathrin und der Frieder wollten mal nach Kassel zum Einkaufen. Sie zogen ihr Sonntagszeug an und machten sich los zur Bahn und fuhren mit dem Zug nach Kassel. Gut in Kassel angekommen, da las die Kathrin auf dem Bahnhofsgelände „Geleise“ Frieder sagte sie: „wir müssen die Pinnenschuhe ausziehen. Hier müssen wir leise gegen.“ So gingen sie auf Strümpfen in die Stadt. „Als erstes kaufe ich mir einen Schirm“, sagte Kathrin und sie gingen in das Kaufhaus Karstadt. „Guten Morgen, Herr Karstadt, wir wollen einen Schirm kaufen. Der Verkäufer fühlte sich sehr geschmeichelt und sagte: „Ersten Stock bitte.“ Sie fragten noch eine Verkäuferin nach einem Schirm, aber auch die sagte: „Ersten Stock.“ Na, sagte Kathrin, die geben uns keinen Schirm, wir müssen erst einen Stock kaufen und die habe ich doch zu Hause genug.

 

Dann kaufen wir uns einen Spiegel. So kauften sie auch einen. Und als sie aus dem Laden heraus gehen wollten, da sagte der Verkäufer: „Den muss ich ihnen erst einschlagen.“ „Um Gottes Willen, zu Hause haben wir kaputte genug.“

 

Nun waren sie schon mal in Kassel, da wollten sie auch mal ins Theater gehen.

 

An der Kasse fragten sie, was denn gespielt würde. „Was ihr wollt“, sagte die Kassiererin. Der Frieder überlegte erst eine Weile, dann fiel ihm ein, dass sie früher mal in der Schule Wilhelm Tell gespielt hatten. Da sagte er: „Wilhelm Tell“. Die Kassiererin musste lachen und der Frieder wurde ganz blass. Er las gerade „Programm 10 Cent.“ „Nein Kathrin, das Theater können wir uns nicht leisten. Da müssen wir nach Gewicht bezahlen, hier steht: Programm 10 Cent, und bei deinen zwei Zentnern, das wird zu teuer“. Inzwischen war es Abend geworden und der letzte Zug nach Hause war schon lange weg, so mussten sie sich eine Unterkunft für die Nacht suchen. Sie fanden auch ein vornehmes Hotel. Der Portier sagte: „Die Doppelzimmer sind alle belegt, wir haben nur noch zwei Einzelzimmer frei“. „Die nehmen wir, doppelt bezahlen können wir nicht, wir schlafen zu Hause auch immer zusammen“.

 

Im Restaurant aßen sie zu Abend. Der Ober brachte die Speisekarte. Als erstes stand darauf: Suppe. „Nein, Suppe essen wir nicht, die haben wir zu Hause“, sagte der Frieder. „Aber hier, Menü, das hört sich gut an, das nehmen wir“, sagte die Kathrin. Der Ober brachte den ersten Gang Suppe. Kathrin aß sie, aber der Frieder rührte sie nicht an. „Die kriegen wir zu Hause jeden Tag.“ Der Ober brachte den zweiten Gang, Kotelett. „ Nein, sagte der Frieder: „Kotelett kriege ich zu Hause auch, wir schlachten doch selbst.“ Aber das hat er dann doch gegessen.

 

Satt gegessen, gingen sie dann beide ins Bett. Der Frieder war gerade ein bisschen eingeschlafen, da ging leise die Tür auf und rein kam ein Doktor, der machte ihm einen Einlauf. Der Frieder dachte, das wär ein Service des Hotels. Aber der Doktor hatte sich in der Tür geirrt. Der Frieder hatte nun eine unruhige Nacht. Er war froh, als sie am anderen Morgen mit dem Zug nach Hause fahren konnten. Mein Leben fahre ich nicht mehr zum Einkaufen nach Kassel.

 

Am Bahnhof muss man leise gehen, wenn man einen Schirm kaufen will, muss man erst einen Stock kaufen. Kauft man einen Spiegel, wollen sie ihn gleich einschlagen. Im Theater muss man nach Gewicht bezahlen und wenn man abends seine Suppe nicht isst, bekommt man sie nachts hinten rein geblasen.

 

 

 

Rentners Klage

 

Leewe Lüde, nu schdoh eck endlich hie,

 

dat eckeken Wäch ging mie ganz schön in de Knee.

 

Eck wor hödde schonn biem Doktermann,

 

de frochte meck ganz treu: Wo fehlded dann?

 

Eck sächte, „wo sall eck dann blos beginnen,

 

von minner Krankheit kann eck enn schön Ledeken singen.

 

                        Hie döded wei, un do döded wei,

 

                        un alles, wat schön wor, kannste nid mei.

 

Un wennt uch genau so gett,

 

dann singed med mie dat traurige Leed:

 

                        Hie döded wei, un do döded wei,

 

                        un alles, wat schön wor, kannste nid mei.

 

 

 

Mie woren alle mol schön un jung,

 

mie woren fit un vuller Schwung.

 

Wat simme gelaupen un gerannt,

 

jeder Baum un jeder Wäch wor uns bekannt.

 

Sunndachs gingen me te Faute in de Kerke,

 

un nommedaachs gingen me schbatzeeren im Berje.

 

Anschletend gingen me dann in de Schmitte,

 

do gawed dann meist enn längered Gesitte.

 

Mödden me hödde mol int Dorp, blos ümme twei Ecken,

 

dann dödd me seck doförr am lewesten drücken.

 

 

 

Un worümme is dat sau?

 

 

 

                        Hie döded wei, un do döded wei,

 

                        un alles, wat schön wor, kannste nid mei.

 

 

 

So hadde me auch in jungen Johren

 

med d`r Figur gar kenne Plogen.

 

Mie aten alles med vell Appetit,

 

Brodwossd med Kappes un Heringsschdipp.

 

Riewekauken, Nudeln, Fleisch un Wössderkes,

 

un gedrunken worde auch alles, Beer, Wien un Schnäpserkes.

 

Me schborte kenne Galle, kenne Läwwer, kennen Majen,

 

„du bist awwer dicke, bruchte kenner in Meinerkusen te säjen“.

 

Do drümme, dat äten wor enn Genuss

 

un hödde is med all düssem Schluss.

 

 

 

Un worümme is dat sau?

 

 

 

                        Hie döded wei, un do döded wei

 

                        un alles, wat schön wor, kannste nid mei.

 

 

 

Me kriejed breide Hüften, wird mollich ümmed Lief,

 

de Beine wären dicke wiene Owenpiep.

 

De Männer hann enn Beerbauch un enn Duwwelkinn,

 

eck froge meck blos, wo sall dat alles noch henn.

 

De Dokter säjed: „Schluss jedz med Sahne un Kauken,

 

kenn Kaffee, kenn Alkohol un auch nid mehr raukern“.

 

Käse, Botter un Ejjer hann te vell Fette,

 

am besten ettet me nur noch Klatschkäse un Knäcke.

 

 

 

Un worümme mot dat sinn?

 

                        Hie döded wei, un do döded wei,

 

                        un alles wat schön wor, kannste nid mei.

 

 

 

Wat hamme gedanzed, wenn Kermesse wor,

 

me gingen ehr heime, wennt druten helle wor.

 

Un wann de Kermesse worde begrawen,

 

wor me wedder dobie, bie all d`m Palawer.

 

Als Frugge, do wor me noch wat wert,

 

gearwedet hamme wie enn Pferd.

 

De Bedden gemacht, geschrupped un gekoked

 

de Schdrümpe gestopped un dat Füer gestockert.

 

D`n Hof versorjed un auch dat Veih.

 

Un de Mann, de wor ennem auch nid einerlei.

 

D`n hamme verwennt un auch verhätschelt,

 

un wenn`t an d`r Tied wor, worde hei auch getätschelt.

 

Un modzen, dat wörde me seck nid reskeeren,

 

süss ging hei verlichde med ner Anderen posseeren.

 

Me machte seck fiene, deet an alles denken,

 

un ganz kockett med d`m Hingersten schwenken.

 

Un worümme gett dat hödde nid mei?

 

 

 

                        Hie döded wei, un do döded wei,

 

                        un alles, wat schön wor, kannste nid mei.

 

 

 

Jedz sinn unse Männer in d`n Rentnerjohren,

 

un mie mödden uns ümmer noch med dennen plogen.

 

De Sessel is jedz dat beste Möwelschdücke,

 

do lejjete drinne, dat is sinn höchsted Glücke.

 

Dann hedded nur: Frugge, breng mie de Schluppen,

 

hamme im Isschrank noch wat te suupen?

 

Mak mie mol de Wärmflasche, eck hawwed im Rüjjen,

 

eck kann am Fernseher höchstens noch dat Knöppecken drücken.

 

Läch mie mol de Decke upped Knee, mie issed kalt,

 

mak mol enn bedzken schneller, wirded dann balle?

 

Un dann schlöpede am Fernseher in,

 

erst am anderen Morjen krieje eck enn wedder te sehn.

 

Eck froge meck, sinn de Männer nid wie verhext,

 

schwatzed von dennen noch enner vom Sex?

 

Un worümme nid?

 

 

 

                        Hie döded wei, un do döded wei,

 

                        un alles, wat schön is, kannste nid mei.

 

 

 

Weisheit is ne schöne Tugend,

 

drümme simme nid neidisch up de Jugend.

 

Denn alle de Mäkes, auch de Schönen,

 

wären med d`r Tied alle Möhnen.

 

Un ut d`m Jungen, hödde flott un schdramm,

 

wird auch mol enn aller Mann.

 

Un wenn dann gar nix mehr flutscht un gett,

 

dann singen me alle dat selwe trurije Leed:

 

 

 

                    Hie döded wei, un do döded wei,

 

                        un alles, wat schön wor, kannste nid mei.

 

 

 

 

 

Rentners Klage

 

Liebe Leute, nun steh ich endlich hier,

 

das Stückchen Weg ging mir ganz schön in die Knie.

 

Ich war heute schon beim Doktorsmann,

 

der fragte mich ganz treu: „Wo fehlt es dann?“

 

Ich sagte, wo soll ich dann bloß beginnen,

 

von meiner Krankheit kann ich ein schönes Liedchen singen.

 

 

 

                              Hier tut es weh und da tut es weh,

 

und alles, was schön war, kannste nicht mehr.

 

 

 

Und wenn es euch genau so geht,

 

dann singt mit mir das traurige Lied:

 

 

 

                              Hier tut es weh, und da tut es weh,

 

und alles, was schön war, kannste nicht mehr.

 

 

 

Wir waren alle mal schön und jung,

 

wir waren fit und voller Schwung.

 

Was sind wir gelaufen und gerannt,

 

jeder Baum und jeder Weg war uns bekannt.

 

Sonntags ging man zu Fuß in die Kirche,

 

und nachmittags gingen wir spazieren im Berge.

 

Anschließend gingen wir in die Schmiede,

 

da gab es dann ein längeres Gesitze.

 

Müssen wir heute mal ins Dorf, bloß um zwei Ecken, dann tut man sich davor am liebsten drücken.

 

 

 

Und warum ist das so?

 

 

 

Hier tut es weh, und dort tut es weh,

 

und alles was schön war, kannste nicht mehr.

 

 

 

So hatte man auch in jüngeren Jahren

 

mit der Figur keine Plagen.

 

Wir aßen alles mit viel Appetit,

 

Bratwurst und Kappes und Heringsstipp.

 

Reibekuchen, Nudeln, Fleisch und Würstchen,

 

und getrunken wurde alles, Bier, Wein und Schnäpschen.

 

Man spürte keine Galle, keine Leber, keinen Magen,

 

„du bist aber dick, brauchte keiner in Meineringhausen sagen.“

 

Darum, das Essen war ein Genuss

 

und heute ist mit all diesem Schluss.

 

Und warum ist das so?

 

 

 

Hier tut es weh, und dort tut es weh,

 

und alles, was schön war, kannste nicht mehr.

 

 

 

Man bekommt breite Hüften, wird mollig um den Bauch, die Beine werden dick wie ein Ofenrohr.

 

Die Männer haben einen Bierbauch und ein Doppelkinn,

 

ich frage mich bloß, wo soll das alles noch hin.

 

Der Doktor sagt: „Schluss jetzt mit Sahne und Kuchen, kein Kaffee, kein Alkohol und auch nicht mehr rauchen.“

 

Käse, Butter und Eier haben zuviel Fette,

 

am besten isst man nur noch Klatschkäse und Knäcke.

 

 

 

Und warum ist das so?

 

 

 

Hier tut es weh, und dort tut es weh,

 

und alles  was schön war, kannste nicht mehr.

 

 

 

Was haben wir getanzt, wenn Kirmes war,

 

wir gingen erst nach Hause, wenn es draußen helle war.

 

Und wenn die Kirmes wurde begraben,

 

waren wir wieder dabei, bei all dem Palawer.

 

Als Frau, da war man noch was wert,

 

gearbeitet haben wir wie ein Pferd.

 

Die Betten gemacht, geschruppt und gekocht,

 

die Strümpfe gestopft und das Feuer gestochert.

 

Den Hof versorgt und auch das Vieh.

 

Und der Mann war einem auch nicht einerlei.

 

Den haben wir verwöhnt und auch verhätschelt.

 

Und motzen, das würde man nicht riskieren,

 

sonst ging er vielleicht mit ner anderen possieren.

 

Man machte sich fein, tat an alles denken,

 

und ganz kokett mit dem Hintern schwenken.

 

 

 

Und warum geht das heute nicht mehr?

 

 

 

Hier tut es weh, und dort tut es weh,

 

und alles, was schön war, kannste nicht mehr.

 

 

 

Jetzt sind unsere Männer in den Rentnerjahren,

 

und wir müssen uns immer noch mit denen plagen.

 

Der Sessel ist jetzt das beste Möbelstück,

 

da liegt er drin, das ist sein größtes Glück.

 

Dann heißt es nur: Frau bring mir die Schlappen,

 

haben wir im Kühlschrank noch was zu schlucken?

 

Mach mir mal die Wärmflasche, ich hab es im Rücken, ich kann am Fernseher höchstens noch das Knöpfchen drücken.

 

Leg mir mal die Decke übers Knie, mir ist kalt,

 

mach mal ein bisschen schneller, wird es bald?

 

Und dann schläft er am Fernseher ein,

 

erst am anderen Morgen kriege ich ihn wieder zu sehen.

 

Ich frage mich, sind Männer nicht wie verhext,

 

spricht von denen einer noch vom Sex?

 

 

 

Und warum nicht?

 

 

 

Hier tut es weh, und dort tut es weh,

 

und alles, was schön war, kannste nicht mehr.

 

 

 

Weisheit ist ne schöne Tugend,

 

darum sind wir nicht neidisch auf die Jugend.

 

Denn alle Mädchen, auch die Schönen,

 

werden mit der Zeit alte Möhnen.

 

Und aus den Jungen, heute flott und stramm,

 

wird auch mal ein alter Mann.

 

Und wenn dann gar nichts mehr flutscht und geht,

 

dann singen wir alle dasselbe traurige Lied:

 

 

 

Hier tut es weh, und dort tut es weh,

 

und alles was schön war, kannste nicht mehr.

 

 

 

Pflichtfüerwehren

 

Von Wilhelm Schäfer

 

Bevörr de Friewillijen Füerwehren gegründet worden, gawet öwwerall Pflichtfüerwehren. Schdädte un Gemeinden mossden solche Füerwehren upschdellen un med d`m neudijen Gerät versorjen. Dat woren in erster Linie Lädderömmer un Leddern un späder auch Handdruckschbritzen. Jeded frisch verfrijjete Paar mossde en Lädderömmer schdiffden. In Meinerkusen verfüjede de Gemeinderot im Johre 1860, dat jeder Husbesitzer förr 1 Daler un 16 Cent enn Füerömmer von d`r Gemeinde erwerrwen mossde. De Füerleddern worden 1880 am Backhus angebracht. Wenn enn Füer utbrok, mossden alle arwedsfähijen Männer seck an d`r Brandstelle infingen. Dat woren meistens ungeüwete Kräfte, auch de Führungskräfte hadden wennich Ahnung von d`r Brandbekämpfung. De Löscherfolch wor dann meistens auch sehr gering. Anfang det 19. Johrhunderts krechte dat Füerlöschwesen dörch de Turnvereine nijjen Schwung. De Idee, de Füerwehren nijje te ordnen, hadde de 1818 geborene württembergische Fabrikant Carl Metz. Hei schloch vörr, de Bürjer d`r Schdädte un Gemeinden söllten seck friewillich förr d`n Füerschutz verpflichten un kleine, godd utgebildete, schlachkräftije Füerwehren bilden.

 

De ersten friewillijen Füerwehren no düssen Plänen worden 1841 in Meißen un 1846 in Durlach bie Karlsruhe gegründet.

 

De Gemeinde Meinerkusen koffte 1840 enne Handdruckschbritze d`r Sorte C bie d`r Firma Henschel in Kassel. De Gemeinderot verfüjete 1866, dat förr´t Fahren d`r Schbritze pro Stunde un Gul enn Daler ut d`r Gemeindekasse betahlt wird. Aff 1875 worde im Bezirk Kassel de Insatz d`r Pflichtfüerwehren dörch besondere Vörrschriften gerejelt.

 

Wenn`t in Meinerkusen mol brannte, worde dörch de Kerkenglocken un dörch Hornisten alarmiert. In d`r Wehr woren twei Füerwehrmänner als Hornisten bestimmed. Wenn`t brannte, fohr enner von beiden med d`m Fahrrad dörch dat Dorp un häd Füeralarm geblosen. Ümme Water an de Branndschdelle te brengen, worden twei Käden gebildet. De Erwachsenen gawen de med Water gefüllten Lädderömmer widder in Richtung Handdruckschbritze, de nohe d`r Brandstelle schdund. De twedde Käde bildeten de Kinger, se gawen de leddijen Ömmer terüjje an de Waterstelle. Dat Water worde ut Börnen odder Löschdieken entnummen.

 

So wor dat auch bie ennem Brand am 19. Mai 1925, als Vagieners Anwesen vullkummen affbrannte, dat donewen schdonnde Hus von Schosterjaustes konnte gerettet weren. Dat Water worde ut d`m Löschdiek odder Kump genummen, de an d`r Ecke bie d`m ehmalijen Husse von Hermann Isenberg (Ackermanns) lach, wo auch schbäder de Veihwooge wor. Auch hie mossde dat Water med Ömmern an de Brandschdelle gebracht weren. Erst als de Sässenhüser Schbritze, getojen von ennem Gülegespann, hie ankom, konnte me up de Ömmer verzichten. De Sässenhüser Füerwehr hadde enne gröttere Schbritze, de ansuujen un drücken konnte. Se konnten domedde dat Water direkt ut d`m Kump entnemmen un de Meinerküser Schbritze versorjen.

 

De Kump bie Ackermanns worde von enner Quelle im Stöcker gefüllt. Dat Water leep dörch enne Leitung ut Holt, sogenannte Piepen, med natürlichem Gefälle in d`n Kump.Vom Kump ging de Leitung dann widder bis in d`n Gülestall vom Gutshowe un deente als Güledränke, un zwar bis in de 50er Johre.

 

De Kump worde wahrscheinlich 1853 gebugged, weil in düddem Johr häd de Gemeinde von Christian Heck enn Grundschdücke förr ennen Brunnenkump erworben.

 

Dat Meinerküser Schbritzenhus schdund an d`r Kreuzung Holtwech – Möllenwech un worde 1862 gebugged. Im Johre 1906 worde dat Schbritzenhus vergröttert, ümme d`n nijjen Schlauchwajen ungertebrengen. Im Johre 1875 erheel de Feuerwehr Schläuche med nijjen Kupplungen. De allen Kupplungen hadden enn Gewinge un mossden tesammen geschrowen weren. De nijjen Kupplungen woren Storz-Kupplungen, so wie se hödde noch verwandt wären. Im selwen Johre is de Koh d`r Witwe Schmalz im Füerkump ersopen. Se erheel von d`r Gemeinde 25 Daler Entschädigung.

 

Auch in d`r Tied d`r Pflichtfüerwehr woren de Meinerküser schnell un schlachkräftich. Dat bewiesen Schriftschdücke ut d`m Johre 1906.

 

Anlässlich ennes Brandes in Hörenkusen worde d`r Wehr enne Prämie von drießich Mark von Branddirektor d`r Fürstenthümer Waldeck un Pyrmont förr dat Indräpen als erste utwärtije Wehr am Brandplatze in Hörenkusen tauerkannt.

 

Im Johre 1933 kam dat Enge förr de Pflichtfüerwehr in Meinerkusen. Am 6. Dezember 1933 worde in d`r Gastwirtschaft Kesting de friewillije Füerwehr gegründet. De Meinerküser Handdruckschbritze worde 1939 uter Deenst geschdallt. De Gemeinde koffte enne Motorschbritze med Anhänger von Magirus Typ Goliath III. Weil dat Schbritzenhus sehr fuchte wor, schdallte me de nijje Schbritze in d`r Pastorenschüre unger. Infolje d`r plötzlichen Schneeschmelze schdörtede dat Schbritzenhus 1948 in. De Gemeinderot beschlot, enn nijjed Schbritzenhus te buggen. Dat selwe hadde de Gemeinderot 1939 schonn mol beschloten, awwer dann kam de Kriech dotwischen. Dat nijje Schbritzenhus worde am 20. August 1950 in Betrieb genummen. Bie düsser Gelejenheit worde de Handdruckschbritze bie enner Schauüwung dat lessde mol ingesatt. Weil me kenne Ungerschdellmöchlichkeit förr de alle Schbritze hadde, worde se dann verschrottet. De Alarmierung im Brandfalle med Glocken un Hornisten, wie seit Johrhunderten üblich, wor aff 1964 nid mehr erforderlich, weil in d`r Gemeinde dree Luftschutzsirenen upgebugged worden.

 

 

 

Pflichtfeuerwehr

 

Freiwillige Feuerwehr

 

Bevor die Freiwilligen Feuerwehren gegründet wurden, gab es überall Pflichtfeuerwehren. Städte und Gemeinden mussten solche Feuerwehren aufstellen und mit dem nötigen Gerät versorgen. Das waren in erster Linie Ledereimer und Leitern und später auch Handdruckspritzen. Jedes frisch verheiratete Paar musste einen Ledereimer stiften. In Meineringhausen verfügte der Gemeinderat im Jahre 1860, dass jeder Hausbesitzer für einen Taler und 16 Cent einen Feuerlöscheimer von der Gemeinde erwerben musste. Die Feuerleitern wurden 1880 am Backhaus angebracht. Wenn ein Feuer ausbrach, mussten alle arbeitsfähigen Männer sich an der Brandstelle einfinden. Das waren meistens ungeübte Kräfte, auch die Führungskräfte hatten wenig Ahnung von der Brandbekämpfung. Der Löscherfolg war dann meistens auch sehr gering.

 

Anfang des 19. Jahrhunderts bekam das Feuerlöschwesen durch die Turnvereine neuen Schwung. Die Idee, die Feuerwehr neu zu ordnen, hatte der 1818 geborene Württembergische Fabrikant Carl Metz. Er schlug vor, die Bürger der Städte und Gemeinden sollten sich freiwillig für den Feuerschutz verpflichten und kleine, gut ausgebildete, schlagkräftige Feuerwehren bilden. Die ersten Freiwilligen Feuerwehren nach diesen Plänen wurden 1841 in Meißen und 1846 in Durlach bei Karlsruhe gegründet.

 

Die Gemeinde Meineringhausen kaufte 1840 eine Handdruckspritze der Sorte C bei der Firma Henschel in Kassel. Der Gemeinderat verfügte 1866, dass für das Fahren der Spritze pro Stunde und Pferd ein Taler aus der Gemeindekasse bezahlt wird. Ab 1875 wurde im Bezirk Kassel der Einsatz der Pflichtfeuerwehren durch besondere Vorschriften geregelt.

 

Wenn es in Meineringhausen mal brannte, wurde durch die Kirchenglocken und durch Hornisten alarmiert. In der Wehr wurden zwei Feuerwehrmänner als Hornisten bestimmt. Im Brandfalle fuhr einer von beiden mit dem Fahrrad durch das Dorf und hat Feueralarm geblasen. Um Wasser an die Brandstelle zu bringen, wurden zwei Ketten gebildet. Die Erwachsenen gaben die mit Wasser gefüllten Ledereimer weiter in Richtung Handdruckspritze, die nahe der Brandstelle stand. Die zweite Kette bildeten die Kinder, sie gaben die leeren Eimer zurück an die Wasserstelle. Das Wasser wurde aus Brunnen und Löschteichen entnommen.

 

So war es auch bei einem Brand am 19. Mai 1925, als Vagieners Anwesen vollkommen abbrannte. Das daneben stehende Haus von Lamm (Schosterjaustes) konnte gerettet werden. Das Wasser wurde aus dem Löschteich oder Kump genommen, der an der Ecke beim ehemaligen Haus von Hermann Isenberg  (Ackermanns) lag. Auch hier musste das Wasser mit Eimern an die Brandstelle gebracht werden. Erst als die Sachsenhäuser Spritze – gezogen von einem Pferdegespann – hier ankam, konnte man auf die Eimer verzichten. Die Sachsenhäuser Feuerwehr hatte eine größere Spritze, die das Wasser selbst ansaugen konnte. Sie konnten damit das Wasser direkt aus dem Kump entnehmen und zur Meineringhäuser Spritze fördern.

 

Der Kump bei Ackermanns wurde von einer Quelle im Stöcker gefüllt. Das Wasser lief durch eine Leitung aus Holz, so genannte Piepen, mit natürlichem Gefälle in den Kump. Vom Kump ging die Leitung weiter bis in den Pferdestall des Gutshofs und diente als Pferdetränke, und zwar bis in die 50er Jahre.

 

Der Kump wurde wahrscheinlich 1853 gebaut, in diesem Jahr hatte die Gemeinde ein Grundstück von Christian Heck erworben zum Bau eines Brunnenkumps.

 

Das Meineringhäuser Spritzenhaus stand an der Kreuzung Holzweg/Mühlenweg und wurde 1862 gebaut. Im Jahre 1906 wurde das Spritzenhaus vergrößert, um den neuen Schlauchwagen unterzubringen.

 

Im Jahre 1875 erhielt die Feuerwehr Schläuche mit neuen Kupplungen. Die alten Kupplungen hatten ein Gewinde und mussten zusammengeschraubt werden. Die neuen Kupplungen waren Storz-Kupplungen, wie sie heute noch verwendet werden.

 

Im selben Jahr ist die Kuh der Witwe Schmalz im Feuerkump ersoffen. Sie erhielt von der Gemeinde 25 Taler Entschädigung.

 

Auch in der Zeit der Pflichtfeuerwehren waren die Meineringhäuser schnell und schlagkräftig. Das beweisen Schriftstücke aus dem Jahre 1906. Anlässlich eines Brandes in Höringhausen wurde der Wehr eine Prämie von 30 Mark vom Branddirektor der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont für das Eintreffen als erste auswärtige Wehr am Brandplatze in Höringhausen zuerkannt.

 

Im Jahre 1933 kam das Ende für die Pflichtfeuerwehr in Meineringhausen. Am 6. Dezember 1933 wurde in der Gastwirtschaft Kesting die Freiwillige Feuerwehr gegründet. 25 junge Männer traten der Wehr bei. Zum Ortsbrandmeister wurde der Flurschütz Heinrich Eisenberg gewählt. Die Meineringhäuser Handdruckspritze wurde 1939 außer Dienst gestellt. Die Gemeinde kaufte eine Motorspritze mit Anhänger von  Magirus – Typ Goliath III. Weil das Spritzenhaus sehr feucht war, stellte man die neue Spritze in der Pfarrscheune unter

 

Infolge der plötzlichen Schneeschmelze stürzte das Spritzenhaus 1948 ein. Der Gemeinderat beschloss, ein neues Spritzenhaus zu bauen. Dasselbe hatte der Gemeinderat 1939 schon einmal beschlossen, doch da kam der Krieg dazwischen. Das neue Spritzenhaus wurde am 20. August 1950 in Betrieb genommen. Bei dieser Gelegenheit wurde die Handdruckspritze bei einer Schauübung das letzte Mal eingesetzt. Weil man keine Unterstellmöglichkeit für die alte Spritze hatte, wurde sie verschrottet.

 

Die Alarmierung im Brandfalle mit Glocke und Hornisten, wie seit Jahrhunderten üblich, war ab 1964 nicht mehr erforderlich, weil in der Gemeinde drei Luftschutzsirenen installiert wurden.

 

 

 

Polletik

 

Enn Sohn fröged d`n Vatter:

 

„Vatter, watt is eigentlich Polletik?“

 

Do säjed de Vatter:

 

Kuck mol, eck brenge dat Geld no Heime, also bin eck Kappetalist.

 

qinne Motter verwaltet dat Geld, also isse de Regierung.

 

Dinn Opa pessed up, dat alles sinne Ordnung häd, also isse de Gewerkschaft.

 

Unse Deenstmäken is de Arwedderklasse.

 

Mie alle hann nur ennt im Sinn, nämlich dinn Wollergonn. (Wohlergehen)

 

Folchlich bisd du dat Volk. Un dinn kleiner Brauder, de noch innen Wingelen legged, is de Zukunft.

 

Hässd du dat verschdonn minn Sohn?

 

De Kleine öwwerläjed  un bittet sinnen Vatter, dat hei noch mol ne Nacht dröwwer schlopen wöll.

 

In d`r Nacht wird de Junge wach, weil sinn kleiner Brauder de Wingelen vull häd un fürchterlich brüllt.

 

Weil hei nid weit, watt hei maken sall, gett hei in de Schlopschdoowe sinner Ellern.

 

Do legged nur de Motter un de schlöped so fesde, dat hei se nid wecken kann.

 

So gett hei in de Schlopschdoowe vom Deenstmäken, wo de Vatter seck grade med demselwen vergnüjed, während de Opa dörjed Fenster unupfällich taukücked.

 

Also beschlütt de Junge, wedder int Bedde t`gonn.

 

Am anderen Morgen fröjed de Vatter sinnen Sohn, off hei dann nu med eigenen Worten erklären könnte, watt Polletik is.

 

„Jo“ säjed de Sohn

 

- De Kappetalismus missbruked de Arwedderklasse.

 

- De Gewerkschaft kücked dobie tau,

 

- während de Regierung schlöped

 

- Dat Volk wird vullkummen ignoriert,

 

- un de Zukunft legged in d`r Scheiße

 

Dat is Polletik

 

 

 

Politik

 

Ein Sohn fragt den Vater:

 

„Vater, was ist eigentlich Politik?“

 

Da sagt der Vater:

 

Guck mal, ich bringe das Geld nach Hause, also bin ich ein Kapitalist.

 

Deine Mutter verwaltet das Geld, also ist sie die Regierung.

 

Dein Opa passt auf, dass alles seine Ordnung hat, also ist er die Gewerkschaft.

 

Unser Dienstmädchen ist die Arbeiterklasse.

 

Wir alle haben nur eins im Sinn, nämlich dein Wohlergehen.

 

Folglich bist du das Volk und dein kleiner Bruder, der noch in den Windeln liegt, ist die Zukunft.

 

Hast du das verstanden, mein Sohn?

 

Der Kleine überlegt und bittet seinen Vater, dass er noch mal eine Nacht darüber schlafen will.

 

In der Nacht wird der Junge wach, weil sein kleiner Bruder die Windeln voll hat und fürchterlich brüllt.

 

Weil er nicht weiß, was er machen soll, geht er in das Schlafzimmer seiner Eltern.

 

Da liegt die Mutter und schläft so fest, dass er sie nicht wecken kann.

 

So geht er in das Schlafzimmer des Dienstmädchens, wo der Vater sich grade mit demselben vergnügt, während der Opa durch das Fenster unauffällig zuguckt.

 

Also beschließt der Junge, wieder ins Bett zugehen.

 

Am anderen Morgen fragt der Vater seinen Sohn, ob er nun mit eigenen Worten erklären könnte, was Politik ist.

 

Ja, sagt der Sohn:

 

Der Kapitalismus missbraucht die Arbeiterklasse,

 

          die Gewerkschaft guckt dabei zu,

 

          während die Regierung schläft.

 

          Das Volk wird vollkommen ignoriert

 

          und die Zukunft liegt in der Scheiße

 

Das ist Politik

 

 

 

Erinnerungen an de Kriechsjohre 1939 – 1945

 

Von Wilhelm Schäfer

 

Als de twedde Weltkriech im Johre 1939 anfeng, wor eck erst 3½ Johre alt. Minn Vatter mossde gliek am Anfang tem Militärdienst inrücken. Eck kann meck noch genau an d`n Daach erinnern. Tesammen med Märtens Schorsch worde minn Vatter von Märtens Schorsch sen. med ennem Einschpänner no Körbach tem Sammeltransport gebracht. Unse Familie schdund vörr d`m Husse un häd seck veraffschedd.

 

Noch im Johre 1939 krechten mie in Meinerkusen Inquatierung un zwar ut d`m Saarland. Dat woren sogenannte Rückgeführte, de dat westliche Grenzgebiet no Frankreich verlooten mossden. No uns kamen twei junge Mäkes, de im Husshalt un in d`r Landwirtschaft gehulpen hann. Im September 1940 konnten se wedder terüjje in ärre Heimat.

 

Auch als Kind krechte me schonn medde, wie de Kriech dat Läwen veränderte. Owends mossden alle Fenster verdunkelt wären.

 

Et gaf nid mehr alles te käupen, förr de meisten Waren mossde me Läwensmiddelkorten odder Bezuchsschiene hann. De Buren woren sogenannte Selbstversorjer, weil se velle Läwensmiddel selwer erzeujeten. Knapp wor vörr allem Zucker, me hulp seck dodörch, dat me als Zuckerersatz Zuckerräuwenhonnich nahm, d`n me selwer hergeschdallt hadde. Süßigkeiten förr de Kinger gawed so godd wie garnid. Awwer irjendwanne hadde eck entdecked, wo de kleinen Mengen Zucker, de me up de Läwensmiddelkorten krechde, in unsem Husse verschdickelt woren. Ümmer, wenn eck meck unbeobachtet feulte, naschte eck dovon. Am Enge fehlten 100 Gramm Zucker. Dat Schengen minner Omma klinged mie noch innen Ohren. Auch Kernseipe machte me selwer ut Beestmelk, Fettresten un Seipenschdein.

 

Alles, wat in d`r Landwirtschaft geerntet worde, ungerlach d`r amtlichen Kontrolle, bie`m „maschinen“ wor enn amtlicher Wiejer dobie un schdallte dat Gewicht det gedroschenen Getreides feste. Dann worde festegelächt, wat me affgewwen mossde. Als Kraftfauder förr`t Veih bleff dann nid mehr vell öwwerrich. De Folje dovon wor, dat de Taunahme bie d`n Sujjen un de Melkleistung bie d`n Köjjen schlecht woren. Auch de Keller worden kontrolleert un dann krechte me Bescheid, wat me noch an Katuffelen affgewwen mossde.

 

Fast alle Buren hadden noch ne Zentrifuge unnen Botterfaat, domedde konnte me selwer Botter maken. Ümme seckerteschdellen, dat de ganze Melk affgeläwwert worde un me nid selwer förren Eijenbedarf Botter machte, worden wichdije Deile von d`r Zentrifuge ingesammelt, med Namen versehen un up d`m Daakbodden von d`r Schaule ingelagert.

 

No Kriechsenge sinn Graßes Werner un eck (Willi Schäfer) heimleck uppen Schaulbodden geschlecken un hann unse Deile wedder gehollt. Nu konnten mie wedder selwer Botter maken.

 

Weil de meisten Männer ut d`m Dorpe tem Militärdeenst ingetojen woren, krechten de Buren französische Kriechsgefangene taugedeilt.

 

De Gefangenen woren im Pastorenhusse ungergebracht. Se worden morjens von ennem Posten no d`n Familien gebracht un owends wedder affgehollt. De französischen Gefangenen krechten Päckchen ut ärrer Heimat, wo auch Schokolade drinne wor, dovon gawen se uns Kingern manchmol wat. Dat wor wat ganz Besonderes, Schokolade gawed in Deutschland nid te käupen.

 

De Franzosen worden schbäder dörch russische Kriechsgefangene affgelosst. Im Stöcker wurden twei Baracken errichtet, enne graute förr de Gefangenen un enne klennere förr dat Wachpersonal. Auch de russischen Gefangenen wurden jeden Morgen no d`n Buuren gebracht un owends wedder affgehollt. Schbäder dorften de Gefangenen auch bie d`n Buuren wonnen. De Baracken im Stöcker worden no Kriechsenge noch johrelang als Wonnraum vermietet. Bie uns wor de Peter. Owends droopen seck de russischen Gefangenen manchmol bie uns in d`r Waschköcke. Eck ging dann med enner Melkkanne no Kalhöfers un hollte Beer. Unse Peter wor enn sehr leewer Mensch. Eck kann meck erinnern, dat hei ut Holt Häkelnodeln schnitzede un wunderschöne kleine Dischdecken un Pottlappen häkelte.

 

Minn Vatter wor intwischen in d`r Ukraine in Russland als Sonderführer ingesatt, hei hadde de Upsicht öwwer 72 000 ha landwirtschaftliche Fläche. Selten kam hei up Orlaup no Heime, dann wor hei dajelang med d`r Isenbahn ungerwejes. Geschbannt horrte de ganze Familie tau, wenn minn Vatter von d`m riesijen Land Russland un von d`n grauten Sunnenblaumenfeldern vertallte. Sehr nodenklich worde hei, wenn hei von ennem Vörrfall vertallte, de emm balle dat Läwen gekostet hädde. Med anderen Soldoten hadde hei seck tau ennem Utrett veraffredet. Weil hei seck vörrher noch de Hoore schnieden leet, hadde hei seck verschbädt, de anderen woren schonn vörrgeredden un worden alle von Partisanen ümmegebracht.

 

Med d`n russischen Kriechsgefangenen konnte seck minn Vatter up russisch ungerhallen. Hei kannte sogar dat Dorp ennes d`r Gefangenen. Mehrfach nahm hei Breewe medde förr de Angehörijen, wat schdreng verboden wor.

 

1942 worde eck ingeschault. De Lehrer Schulze wor sehr schdrenge un benutzede auch schonn mol d`n Schdock, awwer de Kinger hann vell bie emm gelärt. Wenn mie morjens in d`n Klassenraum kamen, mossden mie als Morjengruss „Heil Hitler“ säjen un de rechte Hand häwen. Als Schaulkinger mossden mie auch Altmaterial un Heilkrüder sammelen wie Kamillen, Schopsgarwe, Gäusefingerkrut, Brennnetteln, Gäusebläumekes, Himpern-un Brombeerbläder, Vojjelbeeren, Tollkirschenwortelen. De Heilkrüder mossde me teheime drüjen un dann in d`r Schaule affläwwern. Auch up d`m Daakbodden d`r Schaule worden Heilkrüder tem Drüjen utgelächt.

 

De Lehrer Schulze häd d`n Kingern dat Fahrradfahren verboden, weil hei meinte, dat Gummi förr de Fahrradreifen würde von d`n Soldoten an d`r Front neudiger gebrucht.

 

Im Laupe det Kriejes worden Benzin un Diesel knapp, un so worden velle Fahrzeuje med ennem Holtvergaser utgeschdattet. Auch de Trecker von Wilhelm un Heinrich Schlömer ut Körbach, de in Meinerkusen de Melk fohren, wor als Holtvergaser ümmegebujjed. Vorne vörr d`r Hauwe wor enn grauter, runder Kättel angebracht, de med ganz kleine gehackeden Holt beheized worde. De Kättel mossde rechttiedich angeheized wären un dann konnte me med Holtgas fahren. So`ne Kraft, wie med Diesel hadden düsse Fahrzeuje nid, am Melme gawed schonn manchmol Schwierichkeiten, dann mossde se anhallen un noheizen.

 

In d`n Johren aff 1943 gawed ümmer öffters Flejeralarm. In Körrbach woren einije Sirenen, de me in Meinerkusen hören konnte. Bie Alarm ging de ganze Familie in d`n Keller, enn Koffer, in d`m wichtije Papeere un andere wichtije Sachen woren, nahm me medde in d`n Keller.

 

Auch de Schaulkinger mossden bie Flejeralarm innen Schaulkeller bis de Sirenen Entwarnung gawen. Mehrfach worden up d`r Bahnschdrecke de Züge von feindlichen Fluchzeugen beschooten.

 

Zwischen d´n Buurenhöwen Hamel un Meyer wurde enn Lastwagen d`r Firma Neuhaus, Läwensmiddelgrauthandel, ut Körrbach von Fluchzeugen angegreppen un beschädicht. Minn Oppa wor 100 Meter entfernt im „Siegen“ med Güülen an Ackern. Hei leet seck nid ut d`r Rugge brengen und häd widdergeackert. Sinn Kommentar: De Deuwel will meck noch nid. Minn Oppa wor, wie hei sächte, enn Anti-Nazi. Hei schannte oft öwwern Hitler, dat hedde emm Kopp un Kragen kosten können. De Name Hitler kam nid öwwer sinne Lippen, hei sächte ümmer: „De Östreicher“.

 

In d`r Nacht vom 16. up 17. April 1943 worde de Edertalschperre von englischen Fluchzeujen angegreppen un schwor beschädicht. Weil de Waterstand im Edersee sehr hauch wor, hadden de gewaltijen Watermassen grauten Schaden angerichtet. Velle Menschen, de vom Water öwwerrasched worden, kamen ümmed Läwen. Eck kann meck dran erinnern, dat dajelang daudet Veih med Lastwajen no d`r Affdeckerrijje in Körrbach gefahren worde. Einije Tied schbäder wor eck med minner Motter in Affoldern un hawwe de schlemmen Verwüstungen gesehn.

 

In Erinnerung geblewwen is mie auch de Luftangrepp up Kassel am 21. Oktober 1943. De Hemmel öwwer Kassel wor von d`n grauten Bränden so helle erlüchtet, dat me dat bis no Meinerkusen sehen konnte. In wennijen Stunden wor Kassel enn riesijer Trümmerhaupen. Als Folje dovon kamen ümmer mehr Utgebombete, vörr allem ut Kassel, no Meinerkusen, wodörch auch de Zahl d`r Schaulkinger ümmer grötter worde.

 

Weil de deutsche Wehrmacht ümmer mehr Güüle bruchde, mossden velle Buuren ärre Güüle affgewwen, so auch mie, Wilhelm Schäfer-Kutschers, als Ersatz krechden mie twei Ossen als Zuchtiere förr de Landwirtschaft.

 

Wenn de Ossen mol richdich arwedden un tehn mossden, lächten se seck einfach henn. Wat häd minn Oppa geschannt.

 

Am 22. April 1944 schbellte seck öwwer Meinerkusen enn Luftkampf aff. Sess Fluchzeuje worden affgeschooten, fief deutsche un enn englisched Fluchzeuch. Se gingen alle uterhalf det Dorpes nedder, sodat et kenne Schäden gaf. Einije Fluchzeuje woren nur beschädicht un nautgelandet, dat wor förr uns Kinger enn besondered Ereichnis. Minn Vatter wor grade up Orlaup un wor an düddem Daach med d`n Güülen up d`r Stejjeräupe. Eck seh noch vörr mie, wie hei med d`n Güülen un Wajen in vullem Galopp d`r Schdroote rupp kam un in de uppenschdonnde Schüre fohr. Auch Hamels Reinhard kam med ennem grauten Schrecken dovon, hei wor up d`m Papendal med d`n Güülen an ackern. Als hei merkede, dat öwwer Meinerkusen enn Luftkampf im Gange wor, schbannte hei de Güüle vörr d`n Wajen un fohr im Galopp no Heime. Korrt vörr d`m Dorpe, etwa an d`r Linge, worde sinn Wajen von enner Kojjel gedroopen. Reinhard Hamel bleff unverletzed, hei schprung vom Wajen un nahm im Grawen vulle Deckung. De Güüle fungen d`n Wäch no Heime alleine, un de Reinhard ging, als et wedder ruhich am Hemmel wor, te faute no Heime.

 

Am 5. Oktober 1944 worden öwwer Körbach Bomben affgeschmetten, 45 Familien worden obdachlos. Ziel det Angrepps woren de Cont-Werke, gedroopen wurde awwer öwwerwiegend dat Gebäude vom VEW.

 

De Rejjerbachbrüjje bie Selbach worde am 18. März 1945 am hellen Daage bombardiert. Von Meinerkusen ut konnte eck sehn, wie de feindlichen Fluchzeuje de Brüjje ümmer wedder anflogen, se worde dann auch schwor gedroopen, sodat kenn dörchgonnder Isenbahnverkehr mehr möchlich wor. Up d`m Rückflug hann de Bomber dann öwwerich geblewwene Bomben öwwer d`m Kettelbusch affgeschmetten. De Bombentrichter sinn hödde noch te sehn. Med Hauchdruck worde sofort angefangen, de Brüjje wedder uptebuggen. Nachts mossden Männer un Kriechsgefangene ut Meinerkusen, auch med Güülegeschbannen, in de Rejjerbach, ümme kriechswichtije Gödder ümmeteladen. Noch im Juli 1945 worde angefangen, de Brüjje wedder te reparieren, aff 22. Juli 1946 konnten de Züje wedder fahren.

 

Gejjer Enge det Kriejes gawed in Meinerkusen un auch in d`n anderen Dörpern plötzlich enne graute Katuffelkäferplaje. De Käfer un auch de Katuffelkäferlarven fraten in korter Tied ganze Katuffelschläje kahl. Weil me freuher de Katuffelkäfer in unser Gejjend gar nid kannten, worde angenummen, dat de Amis odder de Engländer de Käfer ut d`m Fluchzeuch affgeschmetten hädden. De Käfer verbreideten seck schlachartich öwwer`t ganze Land. Schbritzmiddel un Schbritzgeräte tem bekämpfen d`r Käfer gawed öwwerhaupt nid. So bleff nix anderes öwwerich, als de Käfer un Larven intesammelen. De Termin dotau worde in gewissen Affschdänden vom Bürjermeister bekannt gegett. Ut jeder Familie mossde seck enne Person beteilijen. Auch de älleren Schäuler mossden seck med d`r ganzen Klasse dodranne beteilijen.

 

Im Johre 1945 kam de Kriechsfront ümmer nöher. Am Austersunnowend horrten mie, wie de amerikanischen Panzer up d`r Itterschdroote no Körrbach rollten. De Körrbacher Bürjermeister Zimmermann fohr d`n Panzern med enner witten Fahne entgeggen un häd domedde de Schdadt vörr grautem Schaden bewahrt.

 

De Menschen im Dorpe woren alle in grösster Angesd, weil se nid wussten, wat kummen wörde. Offwoll eck domols erst nejjen Johre alt wor, hawwe eck ut d`r Hakenkrüzfahne dat Hakenkrüz rutgeschnedden un im Köckenherd verbrannt. Ut d`m Rest von d`m rauden Schdoff häd minne Motter mie schbäder enne Turnhose genäjjed.

 

Als mie am Austersunndachmorjen ut d`m Fenster kuchten, woren de Amis auch in Meinerkusen. Unse Nowerslüde Graß un Höhne un noch andere an d`r Hauptschdroote mossden ärre Wonnungen verlooten, se worden von d`n Amis besatt. Panzer woren im ganzen Dorpe verdeilt, Geschütze un MG-Schdellungen worden ingegrawen. An d`r Hauptschdroote wor ne MG-Schdellung in d`r Kiesgruwe näwen Schären un up d`r anderen Schdrootensiede vörr Elfebers Schüre. Bie Christian Köhler up d`r Wesse näwen d`m Husse woren Geschütze Richtung Melm in Schdellung gebracht.

 

Mie hann uns erst gar nid ut`n Husse getrugged, awwer irjendwanne mossden mie dann doch rut un`t Veih versorjen.Velle Hüsser worden von d`n Amis dörchsocht, auch unsed Hus. Dobie hann se unsen selwergemachten Wien gefungen. Minn Oppa mossde erst enn Glas dovon drinken, domedde se secker woren, dat de Wien nid vergiftet wor. Dann hanse auch dovon gedrunken. Unsen Russen Peter hann se so besoopen gemacht, dat hei dree Daje in d`r Ecke lach. Enn anderer Russe, de bie Köhlers wor un Boris heet, dachte, minn Oppa hädde d`n Peter vergiftet un woll med d`m Messer an minn Oppa. Nur med Möjje konnten mie`n dovon affhallen. Enn Ami hadde im besoopenen Koppe unsen Geldbüdel medde genummen. Am anderen Daage, als hei wedder nüchtern wor, häd hei d`n Geldbüdel weddergebracht un häd seck entschuldicht. Mie Kinger hadden recht balle Kontakt med d`n Amis un krechten auch mol enn Schdücke Schokolade. Geggenöwwer d`n Menschen im Dorpe hann seck de Amis im Grauten un Ganzen korrekt verhallen.

 

1945 gawed de Dorpschdrooten Lärchenweg, Fliederweg un Feldgarten noch nid. Von Köhlers, jedz Forststraße bis an de jedzige Hainstraße un up d`r anderen Siede widder no Schdriekers (Müllers) Willem (jedz Horst Graß) wor alles noch Wesse. Up düsser Wesse schdunden velle Ami-Fahrzeuge.

 

Bie Graßes Willem hadden de Amis enn Motorrad entdecked, domedde sinn se ümmer öwwer ne Wippe gefahren, bissed Motorrad kaputt wor. Bie ennem Jeep hadden de Amis dat Lenkrad so fesde gebungen, datte d`n ganzen Daach im Kreise fohr. Förr uns Kinger gawed ümmer watt te sehn.

 

De Inmarsch d´r Amis hädde fast tau enner Kataschdrofe förr unse Dorp wären können. Enn Luftwaffenoffizier, de bie enner no Meinerkusen evakuierten Familie up Orlaup wor, woll med terüjje marschierenden Soldoten enne Ortsverteidijung organisieren. Hei hadde seck in Körrbach Panzerfäuste besorjed unn erwartete de Ami-Panzer ut Richtung Vöhle odder Sässenhusen in d`r Ermeke. Enn paar ällere Männer ut Meinerkusen hadde de Luftwaffenoffizier Vogt getwungen, in d`r Ermeke Schützengräwen uttehäwen. Als de Amis dann awwer von Frankenberg öwwer Itter no Körrbach fohren, gaf hei up un wor dann verschwunden. Enn Glücke förr Meinerkusen.

 

De russischen Kriechsgefangenen, de im Dorpe bie d`n Buren arwedeten, woren med d`m Inmarsch d`r Amis frie, se blewwen awwer noch in Meinerkusen. Up Hof Lutterbach, wo auch domols enne Schnapsbrennerijje wor, hann de Russen geplündert. Med grauten Melkkannen hollten se seck d`n Sprit, de ennen Alkoholgehalt von 96% hadde. De Folje dovon wor, dat se dajelang besoopen woren. So wor dat auch bie d`m Russen, de bie Vagieners wor. Im besoopenen Koppe feng hei an te randalieren. Vagieners Martha hollte Schosterjaustes Henner un sinnen Vatter tau Hülpe. Schosterjaustes Oppa schloch d`m Russen meddem Schwengel vörrn Kopp. De Lage worde sehr gefährlich, de Russen rotteten seck tesammen, velle woren gewaltbereit. Se heelen auch ennen amerikanischen Militärlastwajen an, de med twei Nejern besatt wor. De Russen versochten, d´n Amis up russisch klar te maken, dat im Dorpe Banditen wören. Verschdonn hann de Amis kenn Wort, awwer se hann d`n Vörrfall widder gemeldet.

 

Im Dorpe worde de Lage ümmer gefährlicher, de älleren Männer, de nid ingetojen woren, kamen tesammen, bewaffneten seck med Graweschüppen un Mistgawwelen un machten Jacht up de Russen. Manche hann seck verschdickelt, andere flüchteden bis no Körrbach, wo up d`m Conti-Gelände enn Upfanglager förr de Russen wor. Schosterjaustes Henner un sinn Vatter mossden seck dagelang verschdickelen, weil de Russen beiden no d`m Läwen trachteden. In d´r Nacht no düddem Vörrfall kamen de Amis wedder in`t Dorp un dörchsochten de Hüsser, se tojen awwer balle wedder aff, weil se nix Verdächtijes gefungen hadden.

 

Enn Russe, de bie Bäckerchristes gearwedded hadde, kam nochmol terüjje un häd seck bie Bäckerchristes enn schworten Anzuch un enn Zylinder gehollt, dann nahm hei vom Gutshowe d`n Rietgul un jachte im Galopp dörch dat Dorp. Schbäder worde vertallt, dat in Körrbach im Russenlajer de eijenen Lüde emm up ennem Holtklutz d`n Kopp affgeschlajen hann.

 

Während de Amis Meinerkusen besatt hadden, worde noch enn einzelned deutsched Fluchzeuch affgeschoten. De Pilot landete med d`m Fallschirm in enner haujen Pappel bie Jungermanns. Dat Fluchzeuch schdörrtete do aff, wo freuher de Schbortplatz wor. Dat is dat Gelände twischen Lärchenwäch un Feldgooren, wo domols noch Greunland wor. De Schbortverein häd dat Fluchzeuch schbäder utgegrawen un als Schrott verkofft.

 

Am 8. Mai 1945 wor de Kriech te Enge. Deutschland hadde kapituliert. Meinerkusen horrte tau d`r amerikanischen Besatzungszone.

 

In Käkannes Schüre schdund enn defekter Lastwagen d`r Wehrmacht, de med allerlei Utrüstungsgeggenschdänden förr de Soldoten, wie Gasmasken, Koppel, Pistolen-un Paronentaschen, Feldgeschirre usw. beladen wor. Dat wor förr und Junges von d`r Hauptschdroote enn Paradies. Ümmer wedder sinn mie heimleck in de Schüre gegonn un hann uns Sachen gehollt. Natürlich mossden mie höllisch uppassen, dat mie von Amis, de im Dorpe woren, nid erwisched worden. Mie hadden je wägen langen d`r Kriechsjohre kaum Schbellsachen.

 

De Schaule wor von d`n Amis belächt un worde erst im Herwesd 1945 wedder frie gegett. In`t Dorp kamen velle Heimatverdrewwene ut d`n deutschen Ostgebieten un worden bie d`n Meinerküser Familien ungergebracht. De politischen Leiter ut`n Dorpe worden verhaftet un in de Internierungslager in Darmstadt un Ludwigsburg gebracht. Auch unse Lehrer Schulze worde interniert. De Schaulungerricht feng am 1.11.1945 wedder an med d`m ut Schlesien stammenden Oberstudienrat Dr. Behlen un sinner Dochter, Frau Göpel, de als Schaulhelperin ingeschdallt worde. De Schäulerzahl wor up öwwer 100 angewossen.

 

De wirtschaftliche Laje wor sehr schlecht, et fehlte an Läwensmiddeln, Kleidung, Brennstoffen un allem Möglichen. Polnische Zwangsarwedder, de in Körrbach in d`r Kolonie ungergebracht woren, machten de Geggend unsecker, se ungernahmen Raubzüje un Öwwerfälle. Im Ort worden Nachtwachen upgeschdallt, ümme seck dogegger te schützen.

 

Auch 1946 wor de wirtschaftliche Laje noch sehr schlecht. De Bewonner ut d`n grauten Schdädten ungernahmen Hamsterfahrten up de Dörper, ümme Läwensmiddel intetuschen. De Schworthandel blöjjede an allen Ecken. Unse Lehrer Schulze wor intwischen auch entnazifiziert un als Meddeläuper ingeschdufed, hei betahlte enne Geldbuße von 1400.- RM un worde am 1.11. 1946 wedder als Lehrer ingeschdallt. De Schäulerzahl wor up 135 angeschdejjen.

 

Als de Polen Körrbach verlooten hadden, worded wedder ruhijer un seckerer im Lande. Wirtschaftlich ginged langsam, awwer schdetich berchup.

 

Düdde Upteiknungen, de eck im Aller von 67 Johren neddergeschrewwen hawwe, erhäwen kennen Anschpruch up Vullschdändichkeit. Eck hawwe düt alles als Kind erläwed, bie Kriechsenge wor eck grade mol nejjen Johre alt. Förr meck is erschdaunlich, dat doch sovell von düdden schlemmen Ereichnissen in minner Erinnerung haften geblewwen is.

 

Erinnerungen an die Kriegsjahre 1939 – 1945

 

Von Wilhelm Schäfer

 

Als der zweite Weltkrieg im Jahre 1939 begann, war ich erst 3 ½ Jahre alt. Mein Vater musste gleich am Anfang des Krieges zum Militärdienst einrücken. Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern. Zusammen mit Georg Paar wurde mein Vater von Georg Paar sen. mit einem Einspänner nach Korbach zum einem Sammeltransport gebracht. Unsere Familie stand vor dem Haus und hat sich verabschiedet.

 

Noch im Jahre 1939 bekamen wir in Meineringhausen Einquartierung, und zwar aus dem Saarland. Das waren so genannte Rückgeführte, die das westliche Grenzgebiet nach Frankreich verlassen mussten. Zu uns kamen zwei junge Mädchen, die im Haushalt und in der Landwirtschaft tätig waren. Im September 1940 konnten sie wieder zurück in ihre Heimat.

 

Auch als Kind bekam man schon mit, wie der Krieg das Leben veränderte. Abends mussten alle Fenster verdunkelt werden. Es gab nicht mehr alles zu kaufen, für die meisten Waren musste man Lebensmittelkarten oder Bezugsscheine haben. Die Bauern waren so-genannte Selbstversorger, weil sie viele Lebensmittel selber erzeugten. Knapp war vor allem Zucker, man half sich dadurch, dass man als Zuckerersatz Zuckerrübenhonig nahm, den man selber hergestellt hatte.

 

Süßigkeiten für die Kinder gab es so gut wie gar nicht. Aber irgendwann hatte ich entdeckt, wo die kleinen Mengen Zucker, die man auf Lebensmittelkarten bekam, in unserem Hause versteckt waren. Immer, wenn ich mich unbeobachtet fühlte, naschte ich davon. Am Ende fehlten 100 Gramm Zucker. Das Schimpfen meiner Großmutter klingt mir noch in den Ohren.

 

Auch Kernseife machte man selbst aus Biestmilch, Fettresten und Seifenstein.

 

Alles, was in der Landwirtschaft geerntet wurde, unterlag der amtlichen Kontrolle. Beim „Maschinen“ war ein amtlicher Wieger dabei und stellte das Gewicht des gedroschenen Getreides fest. Dann wurde festgelegt, was man abliefern musste. Als Kraftfutter für das Vieh blieb dann nicht viel übrig. Die Folge davon war, dass die Zunahme bei den Schweinen und die Milchleistung bei den Kühen schlecht waren. Auch die Keller wurden kontrolliert und man bekam Bescheid, was man von den Kartoffeln noch abgeben musste.

 

Fast alle Bauern hatten noch eine Zentrifuge und ein Butterfass, damit konnte man selber Butter herstellen. Um sicher zu stellen, dass die gesamte Milch abgeliefert wurde und man keine Butter für den Eigenbedarf machte, wurden wichtige Teile von der Zentrifuge eingesammelt, mit Namen versehen und auf dem Dachboden der Schule eingelagert.

 

Nach Kriegsende sind Werner Graß und ich (Willi Schäfer) heimlich auf den Schulboden geschlichen und haben unsere Teile wieder geholt. Nun konnten wir wieder selber Butter herstellen.

 

Weil die meisten Männer aus dem Dorf zum Militärdienst eingezogen waren, wurden den Bauern französische Kriegsgefangene zugeteilt. Die Gefangenen waren im Pastorenhause untergebracht. Sie wurden morgens von Wachpersonal zu den Familien gebracht und abends wieder abgeholt.

 

Die französischen Gefangenen bekamen Päckchen aus ihrer Heimat, die mitunter auch Schokolade enthielten. Davon bekamen wir Kinder manchmal etwas ab, das war für uns etwas ganz Besonderes, denn Schokolade gab es in Deutschland nicht zu kaufen.

 

Die Franzosen wurden später durch russische Kriegsgefangene abgelöst. Im Stöcker wurden zwei Baracken errichtet, eine große für die Gefangenen und eine kleinere für das Wachpersonal. Auch die russischen Gefangenen wurden jeden Morgen zu den Bauern gebracht und abends wieder abgeholt. Später durften die Gefangenen auch bei den Bauern wohnen. Die Baracken im Stöcker wurden nach Kriegsende noch jahrelang als Wohnraum vermietet.

 

Bei uns war der Peter. Abends trafen sich die russischen Gefangenen oft bei uns in der Waschküche. Ich ging dann mit einer Milchkanne zu Kalhöfers und holte Bier. Unser Peter war ein sehr lieber Mensch. Ich kann mich erinnern, dass er aus Holz Häkelnadeln schnitzte und wunderschöne kleine Tischdecken und Topflappen häkelte.

 

Mein Vater war inzwischen in der Ukraine als Sonderführer eingesetzt, er hatte die Aufsicht über 72 000 Hektar landwirtschaftliche Fläche. Selten kam er auf Urlaub nach Hause, dann war er tagelang mit der Eisenbahn unterwegs. Gespannt hörte die ganze Familie zu, wenn mein Vater von dem riesigen Land Russland und von den großen Sonnenblumenfeldern erzählte. Sehr nachdenklich wurde er, wenn er über einen Vorfall berichtete, der ihm fast das Leben gekostet hätte. Mit anderen Soldaten hatte er sich zu einem Ausritt verabredet. Weil er sich vorher noch die Haare schneiden ließ, hatte er sich verspätet, die anderen waren schon vorausgeritten und wurden alle von Partisanen umgebracht.

 

Mit den russischen Kriegsgefangenen konnte sich mein Vater auf russisch unterhalten. Er kannte sogar das Dorf eines der Gefangenen. Mehrfach nahm er Briefe für die Angehörigen mit, was eigentlich streng verboten war.

 

1942 wurde ich in Meineringhausen eingeschult. Der Lehrer Schulze war sehr streng und benutzte auch schon mal den Stock. Aber die Kinder haben viel bei ihm gelernt. Wenn wir morgens in den Klassenraum kamen, mussten wir zum Morgengruß „Heil Hitler“ sagen und die rechte Hand heben. Als Schulkinder mussten wir auch Altmaterial und Heilkräuter sammeln wie Kamille, Schafsgabe, Gänsefingerkraut, Brennnesseln, Gänseblümchen, Himbeer- und Brombeerblätter, Vogelbeeren und Tollkirschenwurzeln. Die Heilkräuter musste man zu Hause trocknen und dann in der Schule abliefern. Auch auf dem Dachboden der Schule wurden Heilkräuter zum Trocknen ausgelegt.

 

Der Lehrer Schulze hat uns Kindern das Fahrradfahren verboten, weil er meinte, das Gummi für die Fahrradreifen würde von den Soldaten an der Front nötiger gebraucht.

 

Im Laufe des Krieges wurden Benzin und Diesel knapp, und so wurden viele Fahrzeuge mit einem Holzvergaser ausgestattet. Auch der Trecker von Wilhelm und Heinrich Schlömer aus Korbach, die in Meineringhausen die Milch fuhren, war als Holzvergaser umgebaut. Vorne vor der Haube des Treckers wurde ein großer runder Kessel angebracht, der mit ganz klein gehacktem Holz beheizt wurde. Der Kessel musste rechtzeitig angeheizt werden und man konnte dann mit Holzgas fahren. Diese Fahrzeuge hatten nicht so eine Kraft wie die Dieselfahrzeuge, am Melm gab`s schon mal Schwierigkeiten, dann musste man anhalten und nachheizen.

 

In den Jahren ab 1943 gab es immer öfter Fliegeralarm. Die Korbacher Sirenen konnte man in Meineringhausen hören. Bei Alarm ging die ganze Familie in den Keller. Einen Koffer mit allen wichtigen Papieren nahm man mit in den Keller. Auch die Schulkinder mussten bei Fliegeralarm in den Schulkeller, bis die Sirenen Entwarnung gaben. Mehrfach wurden auf der Bahnstrecke die Züge von feindlichen Flugzeugen beschossen.

 

Zwischen den Bauernhöfen Hamel und Meyer wurde ein Lastwagen der Lebensmittelgroßhandlung Neuhaus aus Korbach von Flugzeugen angegriffen und beschädigt. Mein Opa war 100 Meter entfernst im „Siegen“ mit Pferden beim Ackern. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und hat weiter geackert. Sein Kommentar: Der Teufel wollte mich noch nicht. Mein Opa war, wie er sagte, ein Antinazi. Er schimpfte oft über Hitler, das hätte ihn Kopf und Kragen kosten können. Der Name Hitler kam ihm nicht über die Lippen, er nannte ihn immer den „Österreicher“.

 

In der Nacht vom 16. auf den 17. April 1943 wurde die Edertalsperre von englischen Flugzeugen angegriffen und schwer beschädigt. Weil der Wasserstand im Edersee sehr hoch war, haben die gewaltigen Wassermassen großen Schaden angerichtet. Viele Menschen, die vom Wasser überrascht wurden, kamen ums Leben. Ich kann mich erinnern, dass tagelang totes Vieh mit Lastwagen zur Abdeckerei nach Korbach gefahren wurde. Einige Zeit später war ich mit meiner Mutter in Affoldern und habe die schlimmen Verwüstungen gesehen.

 

In Erinnerung geblieben ist mir auch der Luftangriff auf Kassel am 21. Oktober 1943. Der Himmel über Kassel war von den großen Bränden so hell erleuchtet, dass man dieses bis nach Meineringhausen sehen konnte. In wenigen Stunden war Kassel ein riesiger Trümmerhaufen. Als Folge davon kamen immer mehr Ausgebombte, vor allem aus Kassel, nach Meineringhausen. Dadurch wurde die Zahl der Schulkinder immer größer.

 

Weil die deutsche Wehrmacht immer mehr Pferde brauchte, mussten viele Bauern ihre Pferde abgeben, so auch wir (Wilhelm Schäfer, Kutschers). Als Ersatz bekamen wir zwei Ochsen als Zugtiere für die Landwirtschaft. Wenn die Ochsen mal richtig arbeiten und ziehen mussten, legten sie sich einfach hin. Was hat mein Opa da geschimpft.

 

Am 22. April 1944 spielte sich über Meineringhausen ein Luftkampf ab. Sechs Flugzeuge wurden abgeschossen, fünf deutsche und ein englisches Flugzeug. Sie gingen alle außerhalb des Dorfes nieder, so dass es keine Schäden gab. Einige Flugzeuge waren nur beschädigt und notgelandet. Das war für uns Kinder ein ganz besonders Ereignis. Mein Vater war gerade auf Urlaub und war mit den Pferden auf der Stejjeräupe. Ich sehe noch vor mir, wie er mit Pferd und Wagen in vollem Galopp die Straße herauf kam und in die offen stehende Scheune fuhr.

 

Auch Hamels Reinhard kam mit einem großen Schrecken davon, er war auf dem Pfaffental mit den Pferden beim Ackern. Als er merkte, dass über Meineringhausen ein Luftkampf im Gange war, spannte er die Pferde vor den Wagen und fuhr im vollen Galopp nach Hause. Kurz vor dem Dorf, etwa an der Linde, wurde sein Wagen von einer Kugel getroffen. Reinhard Hamel blieb unverletzt, er sprang vom Wagen und nahm im Graben volle Deckung. Die Pferde fanden den Weg allein nach Hause. Reinhard ging, als es wieder ruhig war, zu Fuß nach Hause.

 

Am 5. Oktober 1944 wurden über Korbach Bomben abgeworfen. 45 Familien wurden obdachlos. Ziel des Angriffs waren die Contiwerke, aber getroffen wurde vorwiegend das benachbarte Gebäude des VEW.

 

Die Reiherbach-Eisenbahnbrücke bei Selbach wurde am 18. März 1945 am hellen Tage bombardiert. Von Meineringhausen aus konnte ich sehen, wie die feindlichen Flugzeuge immer wieder ein Ziel anflogen. Die Brücke wurde dann auch schwer getroffen, sodass kein durchgehender Eisenbahnverkehr mehr möglich war. Auf dem Rückflug haben die Bomber übrig gebliebene Bomben über dem Kesselbusch abgeworfen. Die Bombentrichter sind immer noch zu sehen.

 

Mit Hochdruck wurde ab Juli 1945 damit begonnen, die Brücke wieder herzustellen. Nachts mussten Männer und Kriegsgefangene aus Meineringhausen, auch mit Pferdegespannen, zur Reiherbach, um kriegswichtige Güter umzuladen. Nach dem Ende des Krieges wurde die Brücke fertig gestellt, ab 22. Juli 1946 konnten die Züge wieder durchgehend fahren.

 

Gegen Ende des Krieges gab es in Meineringhausen und auch in anderen Dörfern plötzlich eine große Kartoffelkäferplage. Die Käfer und auch die Kartoffelkäferlarven fraßen in kurzer Zeit ganze Kartoffelschläge kahl. Weil man früher die Kartoffelkäfer in unserer Gegend nicht kannte, wurde angenommen, dass die Amis oder die Engländer die Käfer aus Flugzeugen abgeworfen hätten. Die Käfer verbreiteten sich schlagartig übers ganze Land. Spritzmittel oder Spritzgeräte zum Bekämpfen der Käfer gab es nicht. So blieb nichts anderes übrig, als die Käfer und Larven einzusammeln. Der Termin dazu wurde in gewissen Abständen vom Bürgermeister bekannt gegeben. Aus jeder Familie musste sich eine Person beteiligen. Auch die älteren Schüler mussten sich mit der ganzen Klasse daran beteiligen.

 

Im Jahre 1945 kam die Kriegsfront immer näher. Am Ostersamstag hörten wir, wie die amerikanischen Panzer über die Itterstraße in Richtung Korbach rollten. Der Korbacher Bürgermeister Zimmermann fuhr den Panzern mit einer weißen Fahne entgegen, damit hat er die Stadt vor großem Schaden bewahrt.

 

Die Menschen im Dorf waren alle in größter Angst, weil keiner wusste, was geschehen würde. Obwohl ich damals erst neun Jahre alt war, habe ich aus unserer Hakenkreuzfahne das Hakenkreuz herausgeschnitten und sofort im Küchenherd verbrannt. Aus dem Rest von dem roten Stoff hat meine Mutter mir später eine Turnhose genäht.

 

Als wir am Ostersonntagmorgen aus dem Fenster guckten, waren die Amis in Meineringhausen eingerückt. Unsere Nachbarsleute Graß und Höhne und noch andere an der Hauptstraße mussten ihre Wohnungen verlassen, sie wurden von den Amis besetzt. Panzer und andere Fahrzeuge waren im ganzen Dorf verteilt, Geschütze und MG-Stellungen wurden eingegraben. An der Hauptstraße waren MG-Stellungen in der Kiesgrube neben Schären und auf der anderen Straßenseite vor Elfebers Scheune. Bei Christian Köhler auf der Wiese neben dem Haus waren zwei Geschütze in Richtung Melm in Stellung gebracht.

 

Nach dem Einmarsch der Amis am Ostersonntag haben wir uns erst nicht aus dem Haus getraut, aber irgendwann mussten wir dann doch raus und das Vieh versorgen.

 

Viele Häuser wurden von den Amis durchsucht, auch unser Haus. Dabei haben sie unseren selbst gemachten Wein gefunden. Mein Opa musste erst einen Schluck davon trinken, damit sie sicher waren, dass der Wein nicht vergiftet war. Dann haben sie auch davon getrunken. Unsern Russen Peter haben sie so besoffen gemacht, dass er drei Tage in der Ecke lag. Ein anderer Russe, der bei Köhlers war und Boris hieß, dachte, mein Opa hätte den Peter vergiftet. Der Boris wollte meinen Opa mit dem Messer angreifen, nur mit Mühe konnten wir ihn davon abhalten.

 

Ein Ami hatte in besoffenen Zustand unsere Geldbörse mitgenommen. Am anderen Tag, als er wieder nüchtern war, hat er die Geldbörse zurückgebracht und sich entschuldigt.

 

Wir Kinder hatten recht bald Kontakt mit den Amis und bekamen auch schon mal ein Stück Schokolade. Gegenüber den Menschen im Dorf haben sich die Amis im Großen und Ganzen korrekt verhalten.

 

1945 gab es die Dorfstraßen Lärchenweg, Fliederweg und Feldgarten noch nicht. Von Christian Köhler (jetzt Walter Köhler) bis an die jetzige Hainstraße und auf der anderen bis nach Striekers (Müllers) Wilhelm, jetzt Horst Graß, war die ganze Fläche noch Grünland. Auf diesen Wiesen standen viele Ami-Fahrzeuge. Bei Graßes Wilhelm hatten die Amis ein Motorrad entdeckt, damit sind sie solange über eine Wippe gefahren, bis das Motorrad defekt war.

 

Bei einem Jeep hatten die Amis das Lenkrad so festgebunden, dass er den ganzen Tag ohne Fahrer im Kreis fuhr. Für uns Kinder gab es immer etwas zu sehen.

 

Der Einmarsch der Amerikaner hätte fast zu einer Katastrophe für unser Dorf werden können. Ein Luftwaffenoffizier, der bei einer nach Meineringhausen evakuierten Familie auf Urlaub war, wollte mit zurückmarschierenden Soldaten eine Ortsverteidigung organisieren. Er hatte sich in Korbach Panzerfäuste besorgt und erwartete die Amipanzer aus Richtung Vöhl oder Sachsenhausen in der Ermeke. Ein paar ältere Männer aus Meineringhausen hatte der Luftwaffenoffizier Vogt gezwungen, in der Ermeke Schützengräben auszuheben. Als die Amis aber dann von Frankenberg über Itter nach Korbach fuhren, gab er auf und war verschwunden. Ein Glück für Meineringhausen.

 

Die russischen Kriegsgefangenen, die im Dorf bei den Bauern arbeiteten, waren mit dem Einmarsch der Amis frei. Sie blieben aber noch in Meineringhausen. Auf Hof Lauterbach, wo auch damals eine Schnapsbrennerei war, haben die Russen geplündert. Mit großen Milchkannen holten sie den Sprit, der einen Alkoholgehalt von 96 % hatte. Die Folge war, dass sie tagelang besoffen waren. So war es auch bei dem Russen, der bei Vagieners war. Im besoffenen Koppe fing er an zu randalieren. Vagieners Martha holte Schosterjaustes Heinrich und seinen Vater zu Hilfe. Schosterjaustes Opa schlug dem Russen mit einem Schwengel vor den Kopf. Die Lage wurde sehr gefährlich, die Russen rotteten sich zusammen und waren gewaltbereit. Sie hielten auch einen amerikanischen Militärlastwagen an, der mit zwei Negern besetzt war. Die Russen versuchten, den Amis auf russische klarzumachen, dass im Dorf Banditen wären. Verstanden haben die Amis kein Wort, aber sie haben den Vorfall weitergemeldet. Im Dorf wurde die Lage immer gefährlicher. Die älteren Männer, die nicht eingezogen waren, kamen zusammen, bewaffneten sich mit Grabeschaufeln und Mistgabeln und machten Jagd auf die Russen. Manche Russen haben sich versteckt, andere flüchteten bis nach Korbach, wo auf dem Contigelände ein Auffanglager für Russen war. Schosterjaustes Heinrich und sein Vater mussten sich tagelang verstecken, weil die Russen beiden nach dem Leben trachteten. In der Nacht nach diesem Vorfall kamen die Amis wieder ins Dorf und durchsuchten viele Häuser. Sie zogen aber bald wieder ab, weil sie nichts Verdächtiges gefunden hatten.

 

Ein Russe, der bei Bäckerkristes gearbeitet hatte, kam noch einmal zurück und hat sich bei Bäckerkristes einen schwarzen Anzug und einen Zylinder geholt. Dann nahm er vom Gutshof den Reitgaul und jagte im Galopp durchs Dorf. Später wurde erzählt, dass in Korbach im Russenlager die eigenen Leute ihm auf einem Holzklotz den Kopf abgeschlagen hätten.

 

Während die Amis Meineringhausen besetzt hatten, wurde noch ein einzelnes deutsches Flugzeug abgeschossen. Der Pilot landete mit einem Fallschirm in einer hohen Pappel bei Jungermanns. Das Flugzeug stürzte da ab, wo früher der Sportplatz war. Das ist das Gelände zwischen Lärchenweg und Feldgarten, wo damals noch Grünland war. Der Sportverein hat das Flugzeug später ausgegraben und als Schrott verkauft.

 

Am 8. Mai1945 war der Krieg zu Ende. Deutschland hatte kapituliert. Meineringhausen gehörte zur amerikanischen Besatzungszone.

 

In Käkannes Scheune stand ein defekter Lastwagen der Wehrmacht, der mit allerhand Ausrüstungsgegenständen für die Soldaten wie Gasmasken, Koppel, Pistolen und Patronentaschen, Feldgeschirre usw. beladen war. Das war für uns Jungen von der Hauptstraße ein Paradies. Immer wieder sind wir heimlich in die Scheune gegangen und haben uns Sachen geholt. Natürlich mussten wir höllisch aufpassen, dass wir von den Amis, die im Dorf waren, nicht erwischt wurden. Wir Kinder hatten ja wegen der langen Kriegsjahre kaum Spielsachen.

 

Die Schule war von den Amis belegt und wurde erst wieder im Herbst 1945 freigegeben. Ins Dorf kamen viele Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten und wurden bei Meineringhäuser Familien untergebracht. Die politischen Leiter aus dem Dorf wurden verhaftet und in die Internierungslager in Darmstadt und Ludwigsburg gebracht. Auch unser Lehrer Schulze wurde interniert. Der Schulunterricht fing am 1.11.1945 wieder an mit dem aus Schlesien stammenden Oberstudienrat Dr. Behlen und seiner Tochter, Frau Göpel, die als Schulhelferin eingestellt wurde. Die Schülerzahl war auf über 100 angewachsen.

 

 

 

Die wirtschaftliche Lage war sehr schlecht. Es fehlte an Lebensmitteln, Kleidung, Brennstoffen und allem möglichen.

 

Polnische Zwangsarbeiter, die in Korbach in der Kolonie untergebracht waren, machten die Gegend unsicher. Sie unternahmen Raubzüge und Überfälle. Im Ort wurden Nachtwachen aufgestellt, um sich dagegen zu schützen.

 

Auch 1946 war die wirtschaftliche Lage noch sehr schlecht. Die Bewohner aus den großen Städten unternahmen Hamsterfahrten auf die Dörfer, um Lebensmittel einzutauschen. Der Schwarzhandel blühte an allen Ecken.

 

Unser Lehrer Schulze war inzwischen entnazifiziert und als Mitläufer eingestuft. Er bezahlte eine Geldbuße von 1400 RM und wurde am 1.11.1946 wieder als Lehrer eingestellt. Die Schülerzahl war inzwischen auf 135 angestiegen.

 

Als die Polen Korbach verlassen hatten, wurde es wieder ruhig und sicher im Lande. Wirtschaftlich ging es langsam aber stetig bergauf.

 

Diese Aufzeichnungen, die ich im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren niedergeschrieben habe, erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich habe dieses alles als Kind erlebt, bei Kriegsende war ich gerade mal neun Jahre alt. Für mich ist erstaunlich, dass doch so viel von diesen schlimmen Ereignissen in meiner Erinnerung haften geblieben ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Ingefrijjed

 

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