Geschichte der

 

 

Meineringhäuser Schule

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schule im Januar 2014

 

 

 

Zusammengestellt von Wilhelm Schäfer

 

August 2016

 

 

Vorwort

 

Die Meineringhäuser Schule befand sich bis zum Jahre 1895 im Haus Nr. 43 neben der Kirche.

 

Dieses Gebäude erwies sich als zu klein für die Anzahl der Schulkinder. Auf behördlichen Druck war die Gemeinde gezwungen, ein neues Schulhaus zu bauen. Das neue Gebäude mit der Hausnummer 84, entstand neben dem Gasthaus Kalhöfer und wurde im Jahr 1895 seiner Bestimmung übergeben. Schon im Jahr 1928 war ein großzügiger Erweiterungsbau erforderlich.

 

Nachdem die Schule 1971 geschlossen wurde, kaufte eine Lehrerfamilie die Schule mit Nebengebäuden.

 

Zum Bedauern der Meineringhäuser Bürger verfiel das einst so imposante Gebäude immer mehr.

 

Im Jahr 2014 kaufte die Stadt Korbach die Schule und lies das Gebäude abreißen.

 

 

 

Im folgenden Text soll in groben Zügen etwas über die Meineringhäuser Schule berichtet werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Der Neubau der Meineringhäuser Schule im Jahr 1895

 

 

 

 

 

 

Die Schule nach dem Umbau im Jahr 1928

 

Beschreibung des alten Schulgebäudes, welches sich in der Nähe der Kirche befand durch Lehrer A. Hopff.

 

 

 

Herr Albert Hopff war in den Jahren von 1859 bis 1900 Lehrer in Meineringhausen.

 

 

 

Das Haus Nr. 43 ist die Schule, ein zweistöckiges Gebäude mit einem Anbau. Im 1. Stock ist der Hausflur, links ein kleines Stübchen, geradeaus die Küche mit der Speisekammer und rechts die Schulstube. Sie ist so lang, wie das Schulhaus breit ist. Unter der Schulstube befindet sich ein kleiner ungewölbter Keller.

 

Im 2. Stock befindet sich über der Schulstube die Wohnstube mit Schlafkammer und seitwärts noch 3 Kammern. Zwischen der Wohnstube und den Kammern ist der Gang. Über der Wohnstube ist der Fruchtboden, nebenan der Bänseraum. Die Scheune, worauf nicht gefahren werden kann und wohin ein Gang vom Hausflur geht, liegt unter dem Bänseraum.

 

Der Anbau besteht aus 3 Ställen, darüber ist ein Raum zum Strohschneiden.

 

 

 

Aus der Schulchronik

 

Am 25. April 1888 besuchte Landesdirektor von Selden hiesigen Ort, besonders besah er alle Räume der Schule und machte Bürgermeister Laborenz beim Umgang im Orte aufmerksam, das eine neue Schule nötig sei, weil das Schulzimmer zu niedrig sei und für die Anzahl der Schüler zu klein sei.

 

 

 

Im Juni 1892 besuchte Kreisamtmann Engelhard von Korbach hiesigen Ort und auch die Schule; die Kinder der 1. Klasse hatten Schreibunterricht und Engelhard erklärte, dass der Raum zu klein sei, worauf später Landaufseher Dissel von Korbach kam, die Schule besichtigte und erklärte: die Gemeinde muss ein neues Schulhaus haben. Und so ist es gekommen, dass das Bauen auf dem Papier begann und 1894 zur Ausführung kam. 1895 im Sommer am 4. September der Einzug konnte gehalten werden und am 13. war die Einweihung.

 

 

 

Bericht in der Corbacher Zeitung am 17. September 1895

 

Schon längere Jahre hindurch hatte sich in unserer Gemeinde das Bedürfnis eines neuen Schulhauses fühlbar gemacht, da das Alte den an dasselbe zu stellenden Anforderungen nicht mehr genügte. Im vorigen Jahre wurde endlich der Neubau des Schulhauses beschlossen und auch sofort in Angriff genommen. Jetzt steht der Bau in seiner Vollendung da und ist die Zeit herangerückt, denselben seinem Zwecke zu übergeben. Letzteres ist am 13. des Monats geschehen. Der eigentlichen Einweihung ging zunächst eine kirchliche Feier voraus, bei welcher Herr Pfarrer Jäger die Textworte des Psalm 111, Vers 10 zu Grunde legte. Derselbe schilderte in einer vortrefflichen Rede die Schule als Pflanzstätte der Bildung und Erziehung, als eine Anstalt, von der das fernere Wohl der Gemeinde abhängt. Nach Schluss der kirchlichen Feier versammelten sich die Schulkinder und soweit es der Raum erlaubte, auch die Gemeindeglieder im alten Schulhause, um Abschied von demselben zu nehmen. Alsdann schritt man im Zuge zur neuen Schule, in der Herr Pfarrer Jäger dieselbe seinem Zwecke weihete. Mit einem tief ergreifenden Gebete für das Wohlergehen aller derer, die in diesem Hause ein-und ausgehen, schloss der Weiheakt.

 

 

 

Das Schulhaus (Nr. 43) an der Kirche wurde 1895 aufgegeben. Als neues Schulhaus entstand das Haus Nr. 84 neben der Gastwirtschaft Kalhöfer, bestehend aus einem Schulraum und der Lehrerwohnung. Im Jahre 1928 wurde die Schule umgebaut und erweitert zu 3 Klassenräumen und zwei Lehrerwohnungen.

 

Zur Walme hin steht noch ein Stall-und Scheunengebäude mit den Schülerklosetts.

 

 

 

Aus der Schulchronik

 

Der Erweiterungsbau der Schule im Jahr 1928

 

Die Vorarbeiten für den Um-und Erweiterungsbau des Schulgebäudes waren im Laufe des Winterhalbjahres 1927/28 so weit gefördert, dass gleich nach Ostern mit der Ausführung des Planes begonnen werden konnte. Die Bauleitung lag in den Händen des Herrn Architekten Schleicher aus Korbach. Die einzelnen Arbeiten wurden von folgenden Unternehmen durchgeführt: Maurerarbeiten Herr Bauunternehmer Friedrich Fisseler, Korbach. Zimmerarbeiten: Herr Zimmermeister Lückel, Höringhausen. Dachdeckerarbeiten: Herr Dachdeckermeister Urff aus Willingen. Schreinerarbeiten: Gebrüder Graß, Höringhausen, Heinrich Vallbracht und Karl Lückel, Meineringhausen. Klempner-und Installationsarbeiten: Hugo Kalbe, und Saure, Korbach. Anstreicherarbeiten: Nieschalk, Korbach.

 

Alle Unternehmer haben ihre Arbeiten zur Zufriedenheit der Gemeinde erledigt. Das ganze Projekt des Baues war mit 40 000 RM veranschlagt. Zur Unterstützung erhielten wir von der Oberschulbehörde einen Zuschuss von 13 000 RM. Für die Anlage der Zentralheizung für die 3 Räume bekamen wir noch einmal 600 RM und für die neuen Schulbänke 300 RM. Die Zentralheizung ist von der Firma H. Kalbe, Korbach angelegt. Schulbänke bezogen wir von der Schulgerätefabrik Magnus König in Kassel. Es kostete jede Schulbank 45 RM. Die Zentralheizung kostete 2300 RM. Für den Schulsaal der Mittel-und Unterklasse bekamen wir eine neue Wandtafel, dreiteilig, von der Firma Magnus König, Kassel zum Preise von 120 RM.

 

Das Baujahr war recht gut. Der Sommer 1928 zeichnete sich durch ziemliche Trockenheit aus.

 

Die Unterrichtsräume mussten natürlich während der Bauzeit verlegt werden. Die Oberklasse fand Unterkunft in einem leer stehenden Raume des sogenannten Polenhauses, das zum hiesigen Gutshofe gehört. Die Mittel-und Unterklasse wurde in dem zum hiesigen Pfarrhaus gehörigen alten Backhause unterrichtet. Beide Räume waren  für diese Zwecke recht beengt. Während das das Zimmer im Polenhause aber schön sonnig und hell war, war das Backhaus recht dunkel und muffig. Sonne kam nie herein. Kinder und Lehrer atmeten jedes Mal auf, wenn die Stunden abgeschlossen waren.

 

Als nach Beendigung der Herbstferien die neuen Schulsäle noch nicht bezugsfähig waren, mussten die Ferien um 14 Tage verlängert werden, da es in den beiden Räumen an Heizgelegenheit fehlte. Wie jubelten alle Kinder hoch erfreut auf, als wir am 29. Oktober in die neuen, sonnigen Schulsäle einziehen durften.

 

Den neuen Schulsaal beschreibt ein Kind der Mittelstufe folgendermaßen: Am Montag bezogen wir die neue Schule. „O, wie ist es hier so schön!“ so jubelten wir alle, als wir in den neuen Saal traten. Die Wände sind grün angestrichen. Vier große Fenster machen den Saal recht hell. Vor uns hängt eine neue Wandtafel. Sie ist recht schön. Jetzt ist es nicht mehr so kalt, dass die Kinder die Füße erfrieren, denn wir haben Zentralheizung. Am allerschönsten sind doch unsere Bänke, hier sitzt man recht bequem drin. Auch ein Blumenbrett ist dort. Darauf pflegen die Mädchen die Blumen, die sie mitgebracht haben. Es sind auch recht schöne Bilder darin. Das schönste ist Rotkäppchen.

 

Am 9. Dezember 1928 konnten wir die neue Schule einweihen. Lehrer Walter Krummel war in den letzten Tagen des November mit seiner jungen Gattin in die 2. Lehrerwohnung eingezogen. In den Herbstferien hatte er sich verheiratet. Seine Frau ist die älteste Tochter des Gutsbesitzers Koch in Affoldern.

 

Die Einweihungsfeier setzte sich zusammen aus einem Festgottesdienst und der Feier im Kalhöferschen Saale. Das beigefügte Festprogramm ein Bericht der Waldeckischen Landeszeitung gibt den Verlauf der Einweihungsfeier wieder. Die Gemeindevertretung hatte für diesen Tag 200 RM zur Verfügung gestellt. Für 175 RM war allein Kuchen besorgt. Den Kaffee stellte der Frauenverein. Die ganze Feier nahm vom Anfang bis zum Ende einen recht schönen Verlauf. Möchte die neue Schule eine rechte Segensquelle für die ganze Gemeinde werden!

 

„In schwerster Zeit wir dieses Haus heut weihen, möge Gott drum vielfach Segen ihm verleih`n!“ So lautete der Einweihungsspruch des Lehrers Christian Schulze.

 

 

 

Bericht in der Waldeckischen Landeszeitung zur Einweihung der erweiterten Schule

 

Meineringhausen. 12. Dezember 1928

 

Am Sonntag war der große Tag der hiesigen Gemeinde. Ein Tag, wie ihn dieses und vielleicht auch die nachfolgenden Geschlechter nicht wieder erleben werden. Einweihung des neuen Schulgebäudes.

 

Nachmittags um ½ 2 Uhr versammelten sich die Schulkinder mit ihren beiden Lehrern, dem Ortsschulvorstand und Gemeinderat vor dem Schulgebäude und marschierten geschlossen zum Gotteshaus, welches aus begreiflichen Gründen schon vor dem Läuten überall besetzt war. Einleitend spielte der hiesige Posaunenchor ein längeres passendes Stück. Zwischen den einzelnen Handlungen des Altardienstes legte ein für den Tag zusammengesetzter gemischter Chor zwei stimmungsvolle Chöre ein.

 

Der Festpredigt lagen drei Gedanken zu Grunde: Das neue Schulhaus als Ausdruck des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung. Nach dem Gottesdienst fand die Besichtigung des Gebäudes seitens der Einwohnerschaft statt. Während die Kinder in dem in das Gebäude hineingebauten Gemeindesaal, der wenn vielleicht in Jahrzehnten eine Vermehrung der Kinderzahl eintreten sollte evtl. als Schulsaal eingerichtet werden soll, mit Kaffee und Kuchen bewirtet wurden, versammelten sich die geladenen Gäste und die Gemeinde in dem geräumigen Kalhöferschen Saale. Auch hier wieder dasselbe Bild: Alle verfügbaren Plätze besetzt. Von den geladenen Gästen waren erschienen Herr Schulrat Graf für die Oberschulbehörde, sämtliche Mitglieder des Kreisschulvorstandes und zwar die Herren Landrat Klapp, die Herren Kreisschulaufseher Schierholz und Euler und Herr Lehrer Spratte sowie die am Bau beschäftigt gewesenen Meister, Gesellen und Arbeiter. Nachdem der Männergesangverein das bekannte „Gott grüße Dich!“ gesungen hatte, begrüßte Herr Bürgermeister Stracke die anwesenden Vertreter der Behörden sowie die ganze Festversammlung und schilderte anschließend die Schulverhältnisse der letzten Jahre wie sie zwangsläufig zum Neubau des Schulgebäudes geführt haben. Herr Lehrer Schulze hielt die eigentliche Festansprache. Leider können wir auf die längere, gedankenreiche Rede nicht näher eingehen. Eine Reihe von Ansprachen der behördlichen Vertreter klangen in der Hauptsache in dem Wunsche aus, dass die neue Schule eine Quelle des Segens für das jetzige und die zukünftigen Geschlechter – und somit ein Segen auch für die Gemeinde und für das Deutsche Vaterland werden möge. Passende Gedichte und Gesänge der Kinder und des Gesangvereins gaben der Feier eine festliche Umrahmung. Kaffee und Kuchen in Bergen aufgetragen, die unmöglich abzutragen waren, trugen wesentlich zur guten Stimmung bei. Nach dem Abendessen kam die Gemeinde noch einmal zusammen. Lichtbilder mit dem neuangeschafften Apparat sorgten für angenehme Unterhaltung. So ist auch dieser hochbedeutsame Tag ins Meer der Vergangnheit versunken. Doch wird er als ein Merkstein in der Geschichte der Gemeinde in der Erinnerung des gegenwärtigen Geschlechts lebendig bleiben.

 

 

 

Schule im Jahr 1936

 

Allen Schulen, deren Kinder bis zu mindestens 90% ihrer Zahl der Hitlerjugend angehören, kann auf Antrag das Recht zur Hissung der H.J. Fahne (Hitlerjugend) verliehen werden. Da die hiesigen Schulkinder, über 10 Jahre alt, seit 1933 geschlossen in der Hitlerjugend sind, wurde der Schule die Fahne am 26. März d. J. verliehen. Zu einer Feierstunde wurde die Fahne in Gegenwart des Jugendbannführers Stolle aus Korbach, des Schulbeirates und des Ortsgruppenleiters zum ersten Male gehisst. Da es dem Jungvolk an einem geeigneten Heim fehlte, wurde im Sommer d. J. im Schulkeller ein solches eingerichtet. Das Heim im Stöcker-Häuschen, das das Jungvolk bisher genutzt hatte, sich aber als für solche Zwecke zu klein erwies, wurde dem großen B,D.M. (Bund deutscher Mädchen) zuerkannt. Der kleine B.D.M. bekam sein Heim in einem der beiden Erkerzimmer der zweiten Lehrerwohnung.

 

Bei jeder Schule soll ein Schülergarten eingerichtet werden. Die hiesige Schule besitzt zwar schon seit dem Schulumbau in 1928 einen solchen. Da sich derselbe aber als zu klein erwies, räumte die Gemeinde einen Teil des alten Friedhofes auf dem Kampe für diesen Zweck ein.

 

 

 

Kriegsjahre

 

Infolge der Räumung der Gefahrenzone im westlichen Grenzgebiet durch die Zivilbevölkerung erhielten wir am 3. September 1939 in unserem Dorf 112 Rückgeführte aus dem Saargebiet. Darunter waren auch 20 Schulkinder und eine Lehrerin, diese wurde zur Mitarbeit in der hiesigen Schule eingesetzt. Zum Schulsaal wurde zuerst der Gemeindesaal eingerichtet. Als wir aber am 6. November auch noch Militär hierher bekamen und der Gemeindesaal dem Militär eingeräumt werden musste, wurde Halbtagsschule eingerichtet. Die Waschküche der Schule wurde dem Militär als Küche eingeräumt. Das Jungvolkheim wurde Speisesaal und Aufenthaltsraum. Es herrschte Hochbetrieb im Schulhause.

 

 

 

Im Schulgebäude gab es bereits eine Zentralheizung, die mit Koks betrieben wurde. Im Laufe des Krieges stand kein Koks mehr zur Verfügung, sodass mit Holz geheizt werden musste. Das Holz wurde auf der Walme gelagert, dann gespalten, gesägt und mit der Axt in handliche Stücke gehackt. Von den Schulkindern wurde eine lange Kette von der Walme bis zum Schulkeller gebildet, und so wurde das Holz Stück für Stück in den Schulkeller befördert.

 

Die Koks-Zentralheizung wurde 1962 auf Ölfeuerung umgestellt und ein neuer, größerer Kessel eingebaut, da alle Räume der Lehrerwohnungen an die Heizung angeschlossen wurden.

 

 

 

Der Lehrer Schulze war sehr streng und benutzte auch schon mal den Stock. Aber die Kinder haben viel bei ihm gelernt. Wenn wir morgens in den Klassenraum kamen, mussten wir zum Morgengruß „Heil Hitler“ sagen und die rechte Hand heben. Als Schulkinder mussten wir auch Altmaterial sowie Heilkräuter sammeln. Im Jahr 1944 wurden 75 kg getrocknete Kamille, Schafsgarbe, Gänsefingerkraut, Brennnesseln, Gänseblümchen, Himbeer- und Brombeerblätter gesammelt. Ferner wurden 2 ½ Zentner Tollkirschenwurzeln und 5 ½ Zentner Vogelbeeren abgeliefert. Die Heilkräuter musste man zu Hause trocknen und dann in der Schule abliefern. Auch auf dem Dachboden der Schule wurden Heilkräuter zum Trocknen ausgelegt.

 

Bei Fliegeralarm mussten alle Schulkinder in den Keller der Schule. In Korbach waren Luftschutzsirenen installiert, diese konnte man in Meineringhausen hören oder man nahm das Gebrumm der feindlichen Flugzeuge wahr. Ich kann mich daran erinnern, dass auf der Bahnstrecke eine Lokomotive zerschossen wurde, während wir Schulkinder ängstlich im Schulkeller hockten. Die Zahl der Schulkinder erhöhte sich ständig, weil immer mehr Ausgebombte, vor allem aus Kassel, nach Meineringhausen kamen.

 

Die Zahl der Evakuierten aus den durch feindliche Flieger zerstörten Orten war im Laufe des Jahres in unserem Dorfe auf 135 gestiegen. Seit Oktober 1944 hatten wir noch 110 Mann einer NSKK-Einheit (Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps-Holländer) aufgenommen und am 9.12. kamen noch 51 Evakuierte aus dem Saargebiet hinzu. Die Einwohner hatten also eine ziemlich große Belastung zu tragen. Den Hauptanteil an dieser Lage hatte natürlich wieder unsere Schule zu tragen. Der Gemeindesaal und die Kellerräume waren seit Anfang Oktober von der Wehrmacht belegt.

 

Vom 9.12.1944 an wurden die Schule und der Kindergarten geschlossen und vollständig von der Wehrmacht belegt.

 

 

 

Am 8. Mai 1945 war der Krieg zu Ende. Deutschland hatte kapituliert. Meineringhausen gehörte zur amerikanischen Besatzungszone. Die Schule wurde von den Amerikanern belegt.

 

 

 

Die politischen Leiter aus dem Dorf wurden verhaftet und in die Internierungslager in Darmstadt und Ludwigsburg gebracht. Auch unser Lehrer Schulze wurde interniert.

 

 

 

Die Schule wurde von der amerikanischen Militärverwaltung im Herbst 1945 wieder freigegeben. Der Schulunterricht fing am 1.11.1945 wieder an mit dem aus Schlesien stammenden Oberstudienrat Dr. Behlen und seiner Tochter, Frau Göpel, die als Schulhelferin eingestellt wurde. Die Schülerzahl war auf über 100 angewachsen.

 

Unser Lehrer Schulze war inzwischen entnazifiziert und als Mitläufer eingestuft. Er bezahlte eine Geldbuße von 1400 RM und wurde am 1.11.1946 wieder als Lehrer eingestellt. Die Schülerzahl war inzwischen auf 135 angestiegen.

 

 

 

Gegen Ende des Krieges gab es in Meineringhausen und auch in anderen Dörfern plötzlich eine große Kartoffelkäferplage. Die Käfer und auch die Kartoffelkäferlarven fraßen in kurzer Zeit ganze Kartoffelschläge kahl. Weil man früher die Kartoffelkäfer in unserer Gegend nicht kannte, wurde angenommen, dass die Amis oder die Engländer die Käfer aus Flugzeugen abgeworfen hätten. Die Käfer verbreiteten sich schlagartig übers ganze Land. Spritzmittel oder Spritzgeräte zum Bekämpfen der Käfer gab es nicht. So blieb nichts anderes übrig, als die Käfer und Larven einzusammeln. Der Termin dazu wurde in gewissen Abständen vom Bürgermeister bekannt gegeben. Aus jeder Familie musste sich eine Person beteiligen. Auch die älteren Schüler mussten sich mit der ganzen Klasse daran beteiligen.

 

 

 

Beim Lesen dieser Zeilen sollte man bedenken, dass es in den Dorfschulen nur eine Lehrkraft gab, die alle Fächer für alle Jahrgänge abdecken musste. Das bedeutete auch, dass in einem Klassenraum mehrere Jahrgänge mit unterschiedlichen Aufgaben beschäftigt werden mussten. Der Lehrer Schulze, welcher in der Zeit, die der Schreiber dieser Zeilen als Schüler überblicken kann, hat unterrichtet in den Fächern Deutsch, Rechnen, Zeichnen, Heimatkunde, Erdkunde, Naturkunde, Geschichte, Singen. Natürlich haben die Kinder in der Dorfschule auch Gedichte gelernt und deutsche Volkslieder gesungen. Gemeinsam ging man in die Feldgemarkung, um Gräser, Kräuter und Nutzpflanzen zu bestimmen. Man kann also die Arbeit der Volksschullehrer nicht hoch genug einschätzen. Die heutigen Mittelpunktschulen können an diese Arbeit nicht in vollem Umfang anknüpfen.

 

Nicht zu vergessen ist, dass die Mädchen in den Dorfschulen durch eine Lehrkraft in Handarbeit unterrichtet wurden. Die Mädchen lernten Stricken, Häkeln, Sticken, Nähen, Flicken, Knöpfe annähen. Alles Tätigkeiten, die in der damaligen Zeit für die Mädchen im späteren Leben sehr wichtig waren.

 

 

 

Die Schule wurde 1971 geschlossen. Die Meineringhäuser Schulkinder wurden nun mit Schulbussen zu anderen Schulstandorten befördert, zuerst nach Höringhausen, später nach Sachsenhausen.

 

Das Schulgebäude mit allen Nebenräumen wurde an eine Lehrerfamilie für 147 200 DM verkauft. Diese Familie war von Anfang an mit dem Erhalt des großen Gebäudes und der Außenanlagen überfordert. Das ehemals sehr schöne und herausragende Gebäude verfällt immer mehr. Alle Meineringhäuser, die dort einmal zur Schule gegangen sind, sehen das mit großem Bedauern.

 

 

 

Im Jahr 2014 übernahm die Stadt Korbach die Schule und ließ sie abreißen.

 

 

 

 

Die Schule besitzt nach der Verkoppelung im Jahr 1889 folgende Grundstücke:

 

Flur 1 Parzelle 377/12  An der Walme                     2,02 a

 

Flur 1 Parzelle 378/12  An der Walme                    17,98 a

 

Flur 4 Parzelle 20            Auf der Barte           2 ha 45,20 a

 

                                       #                                        15,11 a

 

                                       #                                        21,90 a

 

Flur 8 Parzelle 20   Hopfengarten                            16,62 a

 

                                                                         3 ha 18,83 a

 

 

 

 

 

 

 

Lehrer in Meineringhausen

 

Joh. Heinrich Tent                     1784 – 1791

 

Joh. Christian Laborenz             1791 – 1818

 

Joh. Christian Laborenz             1818 - 1946

 

Louis Müller                             1846 – 1859

 

Albert Hopff                             1859 - 1900

 

Friedrich Krummel                   1900 – 1925

 

Walter Krummel                        1920 – 1931

 

Christian Schulze                      1925 - 1954

 

Dr. Behlen                                 1945 – 1948

 

Irmtraud Kauer                         1948 – 1970

 

Ursula Göpel                             1948 – 1951

 

Fritz Koch                                 1951 – 1955

 

Emil Klein                                 1954 – 1956

 

Erwin Pachale                           1956 - 1971

 

 

 

Der Ort

 

Aufgeschrieben von Lehrer Hopff, welcher von

 

1859 bis 1900 in Meineringhausen tätig war.

 

 

 

Der hiesige Ort hat den Namen Meineringhausen erhalten und liegt umgeben von der ganzen Gemarkung auf beiden Seiten der Straße von Korbach nach Sachsenhausen. Bei der letzten Statistik 1882 waren daselbst 73 Wohnhäuser, die aber, da es an öffentlichen Plätzen fehlt, eng aneinander gebaut und nicht gut eingerichtet sind; eine Ausnahme davon machen die neuen Gebäude, wie das Postgebäude, gehört W. Schäfer, welches eine freundliche Lage und die schönste Einrichtung hat.

 

Die Straßen im Orte, früher sehr schlechte, nasse Wege, sind seit 1860 mit Steinschlag versehen und trocken; gegenwärtig 1884 wird eine neue Straße im Hohlen Graben gebaut. 1846 hatte der hiesige Ort 70 Wohnhäuser, also bis jetzt eine Zunahme erhalten.

 

Zur Geschichte des hiesigen Ortes ist zu bemerken, dass ums Jahr 1070 und noch später Corwey hier Höfe hatte. Das adelige Burghaus war mit Palisaden, Wassergräben und Zugbrücken versehen und hatte eigene Gerichtsbarkeit, welche 1788 an den Fürsten zurückgegeben wurde.

 

1558 gehörte Meineringhausen und Reckeringhausen (ein eingegangener Ort, wovon nur noch der Name des Feldes noch vorhanden ist) zum Freigericht Corbach  und früher zu Landau.

 

Ermeringhausen, auch ein eingegangener Ort in hiesiger Gemarkung, wovon nur der Flurname noch besteht der „Frauen Brunnen“

 

Der Redlichsche Hof ist ebenfalls eingegangen und 1860 Eigenthum der Gemeinde geworden. Alle übrigen Höfe mit ihren Besitzungen bildeten danach Meineringhausen, welches jetzt zum Kreise und Gericht Corbach gehört.

 

 

 

Berufe im Jahr 1882

 

Schmiede: Friedr. Schäfer   Sachsenhäuser Str.

 

                   Wilhelm Schäfer (Haus Jäger) Sachsenh. Str.

 

 

 

Schreiner: Heinrich Vallbracht       Sachsenhäuser Str.

 

 

 

Wagner: Heinrich Hankel (jetzt Langendorf)  Walmestr.

 

               Jacob Störmer  (jetzt Willi Köhler)  Gutsweg

 

 

 

Kaufläden: Christiane Scherf (jetzt Fleck) Sachsenh. Str.

 

                    Wilhelm Schäfer (Haus Jäger)      Kaufmannsladen und Schmied, Sachsenhäuser Str.

 

                   

 Wirte: Wilhelm Vallbracht  Sachsenhäuser Str.

 

            Familie Buchenstein (früher im Hause des Walter  Lamm). Übernommen von Gastwirt Kalhöfer im Neubau an der Sachsenhäuser Str.

 

            

 

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Der geschickte Spinnrädermacher war Ludwig Geldmacher. Er lebte von 1825 bis 1906